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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

400 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Einzelgänger ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 00:55
@thropmisan
Hm, enge Freunde haben mich bis jetzt noch nicht ersetzt, ich sie auch nicht.
Auch wenn es in einer Beziehung Mal nicht rund läuft, wird man doch nicht einfach so ersetzt, zumindest nicht in meinem Umfeld.

Das hört sich schon sehr bitter an.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 01:23
Die Aussagen der Einzelgänger in dem Thread machen mir ehrlich gesagt Angst.
Klar sind Menschen unterschiedlich und erleben verschiedenste Dinge und was ich so rauslesen kann ist das wohl bei den meisten schlechte bis grauenvolle Erfahrungen dafür gesorgt haben lieber allein zu sein, ohne engere Beziehungen.
Für mich wäre das ein unglaublicher Verlust. Ich habe auch viel miterleben müssen und habe vor allem letztes Jahr mit dem Gedanken gespielt mich für immer abzukapseln, weil die Probleme mich einfach erdrückt haben und ich keine Lösung ausser Flucht und Isolation gesehen habe.
Man kann sich streiten wie sinnvoll so eine Entscheidung ist und ich will mir nicht das Recht rausnehmen diese Lebensweise in Frage zu stellen, nur ist es mir persönlich völlig fremd zufriedener mit so einer Situation zu sein.
Auch wenn ich immer wieder enttäuscht wurde und fertiggemacht, ist der Wunsch und das Bedürfnis nach Nähe, Freunden, Beziehungen, gemeinsamen Erfahrungen, Liebe,... etc. immer unglaublich stark in mir drin gewesen, auch an meinen Tiefpunkten war das in mir verborgen, nur überschattet von den Problemen.
Ich weiss nicht ob alle Einzelgänger in gewisser Weise so von negativen Erlebnissen beeinflusst wurden sodass ein Leben in Einsamkeit wirklich besser scheint oder ob es eine Art Weltflucht ist oder ein ausgeprägter Schutzmechanismus... etc..  , mir fällt es jedenfalls sehr schwer das nachzuempfinden. Ich kann es nachvollziehen warum man sich dafür entscheidet, aber gefühlstechnisch geht das nicht in meinen Kopf.
Ich fänds persönlich mein Ende. Deswegen empfinde ich eher Mitgefühl. (auch wenn die Personen damit zufrieden sind und kein Mitgefühl wollen, kommt das bei mir einfach)
Die Angst kommt ins Spiel, weil ichs krass finde, dass es zu so etwas überhaupt kommen kann.

Menschen können allerleih verrückte Dinge in anderen Menschen auslösen und die Abgründe der Psyche sind furchteinflößend. Und diese sind mir häufig in anderen Menschen, aber auch in mir begegnet, nur wäre das Einzelgänger-Leben für mich ein extremer Schutzmechanismus.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 06:33
Kommt der Einzelgänger mit sich selbst nicht vielleicht sogar besser klar, als der der irgendwelche Leute um sich rum 'braucht'?
Wozu braucht ihr denn Leute des gleichen Geschlechts? Zur Bestätigung? Zum Spaß haben? Anerkennung? Das muss man für sich selbst mal bis ins Detail hinterfragen was einem das überhaupt bringt. Das gleiche natürlich auch in die andere Richtung.

Niemand ist dein Freund weil nur weil du so 'nett' bist. Niemand ... Und auch du suchst dir keine Freunde aus nur weil sie so 'nett' sind. Da steckt immer ein Geschäft hinter.

Person A ist nett ... wird gemieden.
Person B ist nett ... und lässt ab und zu mal eine Haus-Party steigen ... wird gewählt.
Person C ist nett ... und lässt ab und zu mal eine Haus-Party steigen ... und gibt gerne mal ein aus ... hat ein riesen Umfeld.

usw das kann man ja alles zusammen spinnen wie man will. Hoffe es versteht einer was ich meine.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 09:29
Also ganz einsam bin ich nicht, aber manchmal fürchte ich mich vor der Vereinsamung...
Ich habe zwar genug Freunde aber das ist nicht das gleiche wie eine Familie, bei der Familie ist meiner Meinung mehr Grundvertrauen da. Und da ich hier in Deutschland nur meine Mutter und meinen Stiefvater habe wird mir schon ein bisschen mulmig wenn ich an die Zukunft denke weil es mit dem anderen Geschlecht bei mir so schlecht läuft.

Aber auf der anderen Seite liebe ich auch die Ruhe und mit Frau und Kindern steigt enorm der Stresspegel. Weiss nicht, beides hat seine Vor und Nachteile aber einsam im Alter ist glaube ich nicht so schön...


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 09:43
@thropmisan
Dann hast du aber einen komischen Blick auf die Welt.
Klar profitiere ich von meinen Freunden und sie von mir. Wir sind füreinander da, helfen uns gegenseitig. Ich kann mich bei ihnen ausheulen, sie bei mir.

Aber Alk das, was wir füreinander tun, hat keinerlei finanziellen Hintergrund.

Ich jedenfalls wähle meine Freunde nach anderen Prinzipien aus. Mir reicht es, dass der Mensch nett ist, da braucht es keine Party und auch keine Drinks, also symbolisch gesprochen. Ich erwarte nicht wirklich was von meinen Freunden, außer dass sie für mich da sind.
Das tu ich auch für sie.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 11:06
Ich glaube, viele Menschen die allein leben haben ein Nähe-Distanz-Problem und können sich dadurch schwer abgrenzen.
Ich fühle mich schnell Überfordert von meinem Partner der dann Ansprüche stellt, die ich nicht erfüllen kann und in letzter Zeit auch nicht mehr will. Das Leistungsdenken ist längst in der Partnerschaft angekommen und ich habe selten erlebt, dass mich jemand so wie ich bin Akzeptiert, und mich "lässt".

Also was ich sagen will ist, wir haben oft auf beiden Seiten überzogene Erwartungen:

"Der andere muss mich Glücklich machen."

Oftmals hat mich eine Beziehung erdrückt,
wenn die Person klammerte und nix mit sich selbst anzufangen wusste. Dass ist mir zu nah.
Ganz allein kann ich aber auch nicht sein.
Irgendwas dazwischen wäre gut.

Ja, ich lebe auch allein.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 11:26
So freiwillig wird es bei vielen gar nicht sein, sondern eher als "alternativlos" empfunden.
Die Alternative wird wahrscheinlich als unmöglich angesehen oder wurde schon als solche erlebt.

Der Rest ist Schönfärberei. Klar. Wenn ich in den Knast müsste, würde ich auch versuchen, meine Zelle möglichst schön zu machen. Würde Bilder aufhängen usw.
So wird auch die Situation, in der man sich befindet, oft schöngeredet und das "andere" schlecht gemacht, um nicht zu verzweifeln.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 11:48
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Ja, ich lebe auch allein.
Nur zum besseren Verständnis: Lebst du gerne allein? Bist du ein Introvertierter Typ?
Ich hatte da auch so meine Anpassungsprobleme als wir damals zusammen gezogen sind.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 13:42
@Deep_Throat_V2

Ich zeige Vermeidungsverhalten bei allem was über Oberflächlichen Kontakt hinausgeht.

Sonst bin ich eigentlich nicht Introvertiert.


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03.07.2017 um 14:40
Nach paar schlechten Erfahrungen mit Menschen wird man vorsichtiger und da liegt auch das Problem. Manchmal wird man dann zu vorsichtig weil man keine Lust mehr auf die seelischen Qualen eines gebrochenen Herzens hat. Egal von wem es kam, seien es die Eltern, die Ex oder der Ex, das andere Geschlecht oder andere Menschengruppen, irgendwann will man nicht mehr Leiden und zieht sich zurück.
Aber dann fängt ein anderes Leiden an: Das der Einsamkeit.


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03.07.2017 um 14:55
Ich glaube eben, Einsamkeit und Einzelgängertum sind nicht das Selbe. Ich bin eher Einzelgänger, aber ich bin deswegen auf keinen Fall einsam. Ich habe echte Freunde, ich habe Familie, die sind für mich da wenn ich jemanden um mich haben möchte, oder wenn sie jemanden um sich haben möchten - und sich für mich entscheiden. Aber ich verbringe oft Wochenenden mal wirklich für mich und ich fühle mich nie einsam. Ich kann mich auch gut an Feiern, Apéros unterhalten ... und wenn ich keine Lust mehr darauf habe, dann gehe ich einfach. Ich bin nicht introvertiert ... aber manchmal habe ich einfach keine Lust auf Menschen.

Einsam sein stelle ich mir auch schwierig vor, aber Einzelgänger-sein ... warum nicht?! Mein Vater sagte letzthins, alles was man braucht kann man heute kaufen - man ist nicht mehr zwingend auf Familie angewiesen; Pizzakurier, online einkaufen, Putzkraft ... egal was. Voraussetzung natürlich, dass das nötige Kleingeld vorhanden ist :)


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 15:55
Zitat von AzuraAstraeaAzuraAstraea schrieb:Man kann sich streiten wie sinnvoll so eine Entscheidung ist und ich will mir nicht das Recht rausnehmen diese Lebensweise in Frage zu stellen, nur ist es mir persönlich völlig fremd zufriedener mit so einer Situation zu sein.
Auch wenn ich immer wieder enttäuscht wurde und fertiggemacht, ist der Wunsch und das Bedürfnis nach Nähe, Freunden, Beziehungen, gemeinsamen Erfahrungen, Liebe,... etc. immer unglaublich stark in mir drin gewesen, auch an meinen Tiefpunkten war das in mir verborgen, nur überschattet von den Problemen.
Ich weiss nicht ob alle Einzelgänger in gewisser Weise so von negativen Erlebnissen beeinflusst wurden sodass ein Leben in Einsamkeit wirklich besser scheint oder ob es eine Art Weltflucht ist oder ein ausgeprägter Schutzmechanismus... etc..  , mir fällt es jedenfalls sehr schwer das nachzuempfinden. Ich kann es nachvollziehen warum man sich dafür entscheidet, aber gefühlstechnisch geht das nicht in meinen Kopf.
Ich fänds persönlich mein Ende. Deswegen empfinde ich eher Mitgefühl. (auch wenn die Personen damit zufrieden sind und kein Mitgefühl wollen, kommt das bei mir einfach)
Für mich, als Mensch mit stark ausgeprägter Schizoider Persönlichkeitsstörung (Kein besonders guter Text, aber kompakt und einfach erklärt: http://www.medizin-im-text.de/blog/2016/166/schizoide-neurose/ ), gibt es diese Gefühle nicht, die der Gedanke an "Einsamkeit" in dir auslöst. Das fängt schon mit der Begrifflichkeit an - ein freiwilliger Einzelgänger ist nicht einsam (denn Einsamkeit impliziert eine Unfreiwilligkeit), sondern gern allein.

Ich für meinen Teil (und ich bin mir bewusst, dass sich das keineswegs auf die breite und diverse Masse der Einzelgänger übertragen lässt) habe Fühlen und Denken schon im Jugendalter stark voneinander abgespalten, sodass ich dazu in der Lage bin, sowohl meine belastende Vergangenheit als auch heutige, potenzielle Gefühle zu rationalisieren. Ich weiß zwar, dass diese Dinge schlimm waren, ich weiß, dass sie meine Entwicklung beeinträchtigt haben, aber ich fühle es nicht (mehr). Ebensowenig fühle ich heute die Angst oder die Enttäuschung anderen Menschen gegenüber, obgleich ich weiß, dass sie irgendwo tief verborgen noch da sein müsste. Im Großen und Ganzen fühle ich anderen Menschen gegenüber gar nichts (mit wenigen Ausnahmen!) - ich gehe Zweckbündnisse ein, wenn diese erforderlich sind, verspüre darüber hinaus gehend jedoch keine emotionale Verbindung.
So gesehen ist das Einzelgängertum in meinem Fall also alles andere als "leidhaft". Ich bin gerne mit mir allein, weil ich mit anderen sowieso nichts anfangen kann, jedenfalls nicht auf der Gefühlsebene. Das Alleinsein bietet überdies viele Möglichkeiten, sich mit seiner Umwelt zu beschäftigen - mit der Natur, der Welt, der Gesellschaft, der Wissenschaft, der Politik. Ich finde es ungemein spannend, Menschen aus meiner sehr rationalen und gefühlsarmen Position zu beobachten, ihre Handlungen logisch zu analysieren, nachzuvollziehen und in einen Kontext zu setzen. Der Mensch ist unfassbar irrational in all seinen Gedanken und Handlungen, dass es umso spannender ist, sich diese Irrationalitäten mit Hilfe der Psychologie, Psychiatrie und Neurobiologie rational zu erklären.

Um mal ein wenig von meiner eigenen Person wegzukommen: Es gibt selbstverständlich, und das hatte ich ja bereits in Klammern dazu geschrieben, unterschiedliche Beweggründe, weshalb Menschen zu Einzelgängern werden. Wenn wir jetzt mal bei den Persönlichkeitsstörungen bleiben, dann lässt sich sagen, dass sowohl Menschen mit ängstlich-vermeidenden bzw. selbstunsicheren Anteilen oder Störungen häufig in ein mehr oder minder freiwilliges Einzelgängertum schlittern, weil sie zwischenmenschliche Kontakte überwiegend als negativ, ängstigend, bloßstellend erleben und diese Gefühle mit allen Mitten "vermeiden" wollen.
Auch Menschen mit Narzisstischer Persönlichkeit neigen dazu, sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen, vorrangig dann, wenn es sich um erfolglosen Narzissmus handelt. Narzissten sind Menschen mit extrem niedrigem und brüchigem Selbstwert, die sich in der Regel ein illusorisches und stark erhöhtes Selbstbild aufbauen und von der permanenten Bestätigung und Anerkennung von Außen angewiesen sind. Dies ist i.d.R. eine Folge von (starken) Abwertungen und gestörten Beziehungen in der Kindheit. Narzisstische Menschen konnten nie ein stabiles Selbstwertgefühl entwickeln und haben oft die Lernerfahrung gemacht: "In Beziehungen wirst du enttäuscht", "Anderen Menschen kann man nicht vertrauen". So geschieht es auch schnell, dass sich eher erfolglose narzisstische Persönlichkeiten aus dem Kontakt zu anderen Menschen zurückziehen, weil sie damit so etwas wie eine "Enttäuschungsprophylaxe" fahren. So vermeiden sie Abwertungen und Kränkungen einfach im Vorfeld, denn wo kein Mensch, da keine Abwertung. Hinzu kommt, auch wenn das mit der Einzelgängerthematik nichts mehr zu tun hat, dass solche Menschen auch oft Leistungen scheuen und verweigern, weil sie lieber gar nichts machen, statt eine Niederlage (und somit persönliche Kränkung) in Kauf zu nehmen.
Zitat von AzuraAstraeaAzuraAstraea schrieb:Menschen können allerleih verrückte Dinge in anderen Menschen auslösen und die Abgründe der Psyche sind furchteinflößend. Und diese sind mir häufig in anderen Menschen, aber auch in mir begegnet, nur wäre das Einzelgänger-Leben für mich ein extremer Schutzmechanismus.
Ja! Es ist ein Schutzmechanismus, ebenso wie viele andere Dinge Schutzmechanismen sind. Sehr interessant dazu zu lesen, falls es dich interessiert (wenn du es nicht sowieso schon kennst):

http://www.seele-und-gesundheit.de/psycho/abwehrmechanismus.html
Zitat von rukuruku schrieb:So freiwillig wird es bei vielen gar nicht sein, sondern eher als "alternativlos" empfunden.
Die Alternative wird wahrscheinlich als unmöglich angesehen oder wurde schon als solche erlebt.

Der Rest ist Schönfärberei. Klar. Wenn ich in den Knast müsste, würde ich auch versuchen, meine Zelle möglichst schön zu machen. Würde Bilder aufhängen usw.
So wird auch die Situation, in der man sich befindet, oft schöngeredet und das "andere" schlecht gemacht, um nicht zu verzweifeln.
Das würde ich auf jeden Fall so unterschreiben. Kein gesund entwickelter Mensch mit stabilem Selbstwert und einer guten Beziehung zu seiner Umwelt und anderen Menschen, wird sich freiwillig aus dem sozialen Gefüge abkapseln und zum Einzelgänger werden. Solch eine Entwicklung ist IMMER eine Reaktion auf indäquate Zustände.
Das, was den unfreiwilligen von dem freiwilligen Einzelgänger unterscheidet, ist die stärke der Abwehrmechanismen, der Verdrängung, Spaltung, etc. Ein freiwilliger Einzelgänger lebt in der Regel ich-synton, also mit seiner abweichenden Persönlichkeit im Einklang und ohne Leidensdruck, während der unfreiwillige Einzelgänger unter seiner Einsamkeit leidet, also ich-dyston lebt. Ich würde behaupten, dass letztere, also die unfreiwilligen Einzelgänger, es letztlich leichter haben, wieder in ein gesellschaftliches Leben zurück zu finden.

Anmerkung: Menschen, die generell und von Natur aus eher introvertiert sind, aber keine krankhaften Einzelgänger, sind hiermit natürlich aus meinen Schilderungen ausgeschlossen.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 18:38
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:Ich würde behaupten, dass letztere, also die unfreiwilligen Einzelgänger, es letztlich leichter haben, wieder in ein gesellschaftliches Leben zurück zu finden.
Sicher, der Leidensdruck ist eine Motivation.

Ich frage mich, ob ein Schizoider Einzelgänger sehr viel weniger vom Leben hat ?
Wie jemand der einen Film in S/W sieht, und nicht weiss dass er auch in Farbe läuft.
Oder der die Farbe zwar sieht, aber als Information. ??
Negative Emotionen sind weniger, aber auch Positive.
Da kommt mir seltsamerweise der Buddhismus in den Sinn, wo Gefühle weniger beachtet und bewertet werden sollen.

Ist nicht jede Abspaltung Pathologisch ?
Gut, wenn mann es nicht spürt...leidet man nicht.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 18:59
@Hyperborea

Das ist sicherlich zunächst von Person zu Person unterschiedlich. Auch innerhalb einer Persönlichkeitsstörung gibt es ja unterschiedliche Ausprägungen. Und letztlich kommt es wohl auch sehr darauf an, ob jemand sich seiner "Störung" überhaupt bewusst wird (viele Schizoide leben ich-synton und haben weder Leidensdruck noch Krankheitseinsicht) und inwiefern man überhaupt einen "Verlust" in seinem Leben spürt.
Dein Fernseher-Beispiel ist schon nicht schlecht - wenn ich das Leben "der anderen" nicht kenne, dann vermisse ich es in der Regel nicht. Wenn ich gelernt habe, dass man sich auf Menschen nicht verlassen kann, dass man allein besser durch das Leben kommt, dann empfinde ich in meinem Einzelgängertum womöglich sogar noch eine Befriedigung, da ich es vor mir rechtfertige.
Sicherlich ist die Abspaltung irgendwo "pathologisch", auch wenn der Begriff fachlich vermutlich nicht ganz richtig ist. Die Abspaltung ist letztendlich eine Überlebensstrategie des Gehirns. Wenn die negativen Emotionen so stark werden, dass sie nicht mehr aushaltbar werden, können sie abgespalten werden. Sie sind noch immer vorhanden, aber man hat in der Regel keinen oder wenig Zugriff darauf. Das bedeutet nicht, dass man grundsätzlich nichts mehr fühlt, aber der Zugang zu den eigenen Gefühlen ist oft blockiert und eben vom Denken getrennt. Viele Schizoide, mich eingeschlossen, sind absolute Kopfmenschen.
Ich kann nur von mir sprechen. Wenn ich Menschen sehe, lese, höre und ihr Lebenskonzept (Freunde, Familie, Kinder) mit meinem Verständnis von einem zufriedenen Leben vergleiche, dann merke ich die Diskrepanz. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Vielmehr fehlt mir das Verständnis dafür, was an einer Familie mit Kindern so erstrebenswert sein soll. Ich kann auch nicht verstehen, weshalb Menschen unbedingt Geschlechtsverkehr haben müssen, ständig aneinander rumfummeln, sich aufgrund von Trivialitäten mit Freunden streiten, Intrigen Spinnen, etc.
Solche Dinge beobachte ich eher wie jemand, der Fische in einem Aquarium beobachtet - dieser Person wird vermutlich auch nicht das Leben im Wasser fehlen, oder ähnliches.
Allerdings gibt es durchaus auch Momente, und deswegen würde ich meine Störung weder als ich-synton noch als ich-dyston bezeichnen (Krankheitseinsicht ist sehr wohl vorhanden, aber der Leidensdruck hält sich in der Regel in grenzen), in denen kurzweilige Gefühle aufflammen. Manchmal lassen sie sich zuordnen, manchmal nicht. Und manchmal wünsche ich mir auch, ich hätte ein ganz normales Leben gehabt, mit toller Familie und Freunden. Aber so schnell wie diese Gefühle kommen, so schnell sind sie auch meist wieder weg, wenn ich dann tatsächlich von Menschen umgeben bin.

Im Übrigen haben viele Schizoide auch eine sehr rege Fantasie und teilweise ganze Parallelwelten in ihrem Kopf, in die sie sich einen Großteil ihrer Zeit zurückziehen. Woraus diese Welten bestehen, ist natürlich individuell, aber wenn ich von mir ausgehe sowie von Schilderungen aus der Literatur, dann würde ich sagen, dass diese Fantasien häufig das kompensieren, was in der Realität nicht möglich ist.

Diesen Link finde ich übrigens deutlich besser als meinen vorherigen, allerdings ist er deutlich ausführlicher und etwas unordentlich strukturiert: http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/schizoid.html
Und noch mal eine Kurzfassung: https://www.werner-eberwein.de/was-ist-eine-schizoide-persoenlichkeitsstoerung-und-wie-wird-sie-behandelt/


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 20:17
@Hyphaema

Bin da eher Ängstlich-Vermeidend.
Hab aber aus diesen Grund auch mehr die Beobachterrolle. Kühl-Diszanziert nach aussen, beinahe Arrogant.

Allerdings habe ich mit meinen Verdrängten Anteilen schwer zu kämpfen. Sie Somatisieren bevor sie das Bewusstsein erreichen.
Also ich merke sie schon.
Was dir wenig bis nicht Bewusst ist, da halte ich den Deckel drauf. Ich weiss da ist etwas.

Oft fehlt mir auch der Bezug zu meinen Gefühlen, gerade wenn ich unter Stress bin. Da fährt dann ein Notprogramm.

Vermeidend sind wir aber beide.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 20:35
@Hyperborea

Das Problem beim "Deckel-drauf-halten" ist ja leider, dass die verdrängten Gefühle oft anderweitig durchkommen. Wie du schon sagtest, sie "somatisieren" sich. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber als ich noch nicht dazu in der Lage war, meinen sozialen Rückzug so zu leben, wie ich das heute tue, haben sich viele Dinge in psychosomatischen Symptomen, Depressionen und Panikstörungen ausgedrückt. Das Einzelgängertum ist somit auch eine Art Schutzraum, um nicht noch mehr von dem unterdrückten Zeug wieder hoch zu holen.
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Was dir wenig bis nicht Bewusst ist, da halte ich den Deckel drauf. Ich weiss da ist etwas.
Mir sind die Sachen schon bewusst, es ist nur so, dass ich zu den ursprünglichen Gefühlen keinen Draht mehr habe. Und auch aktuelle Gefühle empfinde ich vermindert, wenn ich allerdings lange Zeit gestresst werde, kommen diese Dinge anderweitig an die Oberfläche, weswegen ich auch nicht mehr arbeitsfähig bin.

Letztlich ist aber beides scheiße, würde ich meinen.
Nur muss für eine angemessene "Behandlung" auch erst mal eine Basis vorhanden sein. Wenn man grundsätzlich nicht vertrauen kann und nur sehr schwer eine Verbindung zu einem Menschen herstellen kann, ist es auch gar nicht so einfach jemanden zu finden, der da tatsächlich helfen kann. Ich wurde schon von mehreren Therapeuten als "therapieresistent" oder "nicht therapierbar" eingestuft. Ich würde das nicht so drastisch sehen, aber "den einen" zu finden, der nicht direkt die Dollar-Zeichen in den Augen hat, wenn du den Raum betrittst und der sich wirklich individuell auf dich einlassen kann, ohne Gegenübertragung usw., ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.


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03.07.2017 um 21:01
@thropmisan

Der Unterschied bei uns ist, dass ich mich sehr wohl auf Menschen einlassen kann, und mich dabei auch wohlfühle.
Wenn ich das Gefühl habe Akzeptiert zu sein.

Da bin ich dann so wie ich bin. Auch mal Albern, auch mal ein Arsch...

Nur, und das ist die Krux: Ich kann mir diese Erfahrung nie " Merken", d.h. ich fange in neuen Sozialen Bezügen immer wieder von vorne an !
Wahrscheinlich überwiegt da ein Urmisstrauen das tiefer liegt als frische Erfahrungen.
Das hat mit Bindungsverhalten als Kind zu tun, aber das führt hier wohl zu weit.
Zitat von HyphaemaHyphaema schrieb:meinen sozialen Rückzug so zu leben, wie ich das heute tue,
Wie hast du das geschafft ???


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 21:55
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Wie hast du das geschafft ???
Ich wurde frühberentet. :-/
Ist zwar auch scheiße und sicherlich nicht das erstrebenswerteste Leben, aber anders geht es einfach nicht.
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Der Unterschied bei uns ist, dass ich mich sehr wohl auf Menschen einlassen kann, und mich dabei auch wohlfühle.
Wenn ich das Gefühl habe Akzeptiert zu sein.

Da bin ich dann so wie ich bin. Auch mal Albern, auch mal ein Arsch...

Nur, und das ist die Krux: Ich kann mir diese Erfahrung nie " Merken", d.h. ich fange in neuen Sozialen Bezügen immer wieder von vorne an !
Wahrscheinlich überwiegt da ein Urmisstrauen das tiefer liegt als frische Erfahrungen.
Das hat mit Bindungsverhalten als Kind zu tun, aber das führt hier wohl zu weit.
Ging das jetzt wirklich an den TE oder war das ein Versehen?
Ich antworte trotzdem mal darauf.

Es gibt auch bei mir einige Ausnahmen, aber die sind relativ speziell. Ich habe z.B. eine sehr enge Beziehung zu einer Asperger Autistin, die mir in vielen Dingen sehr ähnlich ist. Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb wir so gut miteinander auskommen - wir sind beide sehr rational, wenig emotional und ziemlich direkt - Konflikte lösen wir durch sachlichen Austausch und vernünftige Kompromisse, was unseren Kontakt für mich sehr einfach gestaltet. Ich muss mich in dieser Freundschaft auch nicht verstellen, was mir auch sehr viel Zugewinn gebracht hat. Nichtsdestotrotz sehe ich das als absolute Ausnahme, weil höchstbegabte Asperger Autisten, die noch dazu sehr viele ähnliche Interessen verfolgen, ja nicht unbedingt in Massen vom Himmel fallen.

In deinem Fall klingt das wirklich nach einem ängstlich-vermeidenden Schema. Apropos Bindungsverhalten beim Kind - Kennst du deinen Bindungsstil oder kann man das nicht mehr zurückverfolgen?
Vieles hängt ja auch sehr davon ab, wie man seine Umwelt grundsätzlich erlebt. Du scheinst sie, ebenso wie ich, eher als feindlich-bedrohend zu erleben, weswegen ein Misstrauen in diesem Falle ja auch Sinn macht.

Ansonsten erinnert mich deine Aussage "Nur, und das ist die Krux: Ich kann mir diese Erfahrung nie " Merken", d.h. ich fange in neuen Sozialen Bezügen immer wieder von vorne an !" an das Deprivationssyndrom bei Hunden.
Hunde, die in ihrer Prägephase nicht adäquat sozialisiert wurden, haben oft Probleme mit dem "Generalisieren". Ein normaler Hund lernt 3 nette Männer mit Regenschirmen kennen und wird man 4. Mann davon ausgehen, dass er ebenfalls nett ist. Ein Hund, der nicht generalisieren kann, wird auch beim 4. Mann erst prüfen müssen, ob er feindlich oder nett ist.


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03.07.2017 um 22:12
@Hyphaema

Sorry, ja ich meinte dich.

Ich hatte Deprivations-Erfahrungen als Kleinkind. Kann mich nur( logisch) nicht dran erinnern.

Ja, ich kenne meinen Bindungsstil.


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Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

03.07.2017 um 22:29
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Ja, ich kenne meinen Bindungsstil.
Und bei dir gab es auch von Anfang an einen unsicher-vermeidenden Bindungsstil? Oder einen anderen?

Schade, ich wüsste manchmal auch zu gern, wie das damals so war, aber bekomme darauf keine zufriedenstellenden Antworten. Als Säugling soll ich die meiste Zeit nur gepennt haben, später dann ließ ich mich nicht mehr anfassen und wurde extrem eigenbrötlerisch und kratzbürstig, wenn man mich zu irgendwas zwingen wollte, das ich nicht wollte.
Ich würde aber nicht sagen, dass ich von Anfang an ein Einzelgänger war, das kam erst sehr viel später und ist letztlich das Ergebnis der Summe aller negativen Erfahrungen, die ich gemacht habe.


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