Wraithrider schrieb:Das Argument ist bei 30m und 10m exakt das gleiche.
Nein, das ist falsch.
Bei einer Geschwindigkeit von 50km/h beträgt der Anhalteweg (das ist die Summe aus Reaktions- und Bremsweg) ca.27,5m. Das 2,5m vor dem Kind.
Bei einer Geschwindigkeit von 70km/h beträgt der Anhalteweg 45,5m. Das sind 15,5m hinter dem Kind welches zuvor mit ca. 50-60km/h getroffen wurde.
Somit ist das Ergebnis NICHT exakt das gleiche.
Einwände? Dann bitte detailliert vorrechnen. Danke.
Lichtträger0 schrieb:okay sorry lassen wir das einfach, deine denkweise würde nur sinnmachen wenn ein einarmiger affe am steuer sitzt der bei extremsituationen einfach in einer totenstarre direkt auf sein ziel reinkracht, ohne dabei ausweichen zu wollen
So, nochmal ganz langsam, höflich und so, dass hier keine Misverständnisse auftreten.
Der Test von Autobild läuft wie folgt ab:
Lange Strecke (Vorzugsweise Runways auf ausgedienten Flughäfen), eine markierte Stelle zum Bremsen une eine Anlaufstrecke bei der auf die exakt vorher angesagte Geschwindigkeit erreicht werden kann.
Keinerlei Störfaktoren. Soweit richtig?
Der Fahrer fährt los und beschleunigt auf 100km/h, hält die Geschwindigkeit und latscht bei der Markierung (das kann eine Linie, zwei Verkehrsleitkegel etc. sein) volles Gedeck in den Anker.
Soweit richtig?
Dann haben wir die Strecke, die benötigt wird, um die Karre aus 100km/h zum Stehen zu bringen. Da spricht man von einem Bremsweg. Denn der Fahrer muss nicht reagieren, er handelt geplant, kann die Stelle lange vorher sehen, weiß lange vorher Bescheid.
Wir haben diesen Spaß bei nem Fahrsicherheitstraining auch gemacht. Du hast keinen Reaktionsweg, da ist Anhalteweg = Bremsweg.
Weiterhin hast du hier Idealbedingungen, Landebahnen haben einen hammermäßigen Grip, es ist trocken, beste Temperaturen, neue Autos neue Bremsen, gute Reifen, Top Fahrwerk.
Hier kann man mit nem 911er sicher solche Werte hinbekommen, ein guter Fahrer bestimmt auch mit nem 1er BMW. (der 911er GT2 hat übrigens den gleich kurzen Bremsweg, hab ich irgendwo im Netz vorhin gefunden.)
Diese Top-Bedingungen hast du aber im normalen Straßenverkehr keineswegs.
Das vorab.
Ganz entscheidend ist aber der Reaktionsweg, der unter Testbedingungen nicht da vorhanden ist.
Das Überraschungsmoment fehlt.
Wir dröseln das nun auch mal auseinander.
Egal, wie aufmerksam du fährst (ich will das ja gar nicht in Frage stellen), hast du eine gewisse Reaktionsgeschwindigkeit. Es gibt diverse Tests im Netz, wo das testen kannst und auf ein gewisses Signal hin möglichst schnell die Maus klicken musst. Auch diese Tests sind natürlich eine gewisse positive Verfälschung, da du ja auch hier weißt, dass du gleich klicken musst.
Aber egal. Die Reaktionsgeschwindigkeit liegt auch hier bei 0,5 bis 1 Sek. Je nach dem.
Nun nehmen wir mal dich als Pizzapiloten (nicht böse gemeint) du hast Musik an, keine Zeit, weil die Mafiatorte kalt wird, suchst evtl ne Hausnummer, was weiß ich. Und ZACK steht Meiers Steppke auf der Fahrbahn und spielt Polizei. Die Zeit, diese Information zu verarbeiten, zu entscheiden, was zu tun ist und den Fuß von Gaspedal auf Bremspedal ganz unten zu bewegen, ist der Reaktionsweg.
Das ist eine Zeit von 0,5 (absolut bestenfalls) bis 1,0 Sekunden ( mittelmäßig normal wenn man noch alles ander um die Ohren hat).
Ich hoffe, du kannst dem folgen und stimmst mir da überein.
Weil ich etwas faul bin, nehm ich einfach mal die eine Sekunde, letztendlich ist es zum Erklären fast egal, welchen Wert man da nimmt, geht nur ums Prinzip.
In dieser Zeit, die vergeht von "Scheiße, was macht der Windelkacker auf der Straße?" bist "Fuß" Bremspedal ins Bodenblech stanzen!" (also diese eine Sekunde) fährst du aber mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Du legst also einen Weg zurück. Das sind bei 100km/h und einer Sekunde fast 28m. Da beißt die Maus keinen Faden ab, das ist einfach so. Der Bremsweg wird erst ab dem Drauflatschen berechnet. Der Anhalteweg beinhaltet den Moment in dem Klein-Willi in dein Sichtfeld gerät.
Klar soweit? Wenn nicht, was stimmt daran nicht und kannst du mir das bitte genau und wissenschaftlich fundiert erklären? Denn auch Bild spricht vom Bremsweg.
Lichtträger0 schrieb:aus reinem interesse, wie alt bist du eigentlich? und was genau machst du? um fair zu sein, fange ich mal an:
wie vorhin erwähnt, werde im juli 23 und bin nebenbei pizzafahrer, daher ziemlich viel auf der straße unterwegs
Ich beschränke es aufs Wesentliche, wenns in Ordnung ist.
Ich bin 34 Jahre alt. Ich bin Staatlich geprüfter Techniker für Windenergietechnik.
Seit 1997 habe ich den Führerschein Klasse 3, der 2005 durch BCE aufgestockt wurde.
Seit 1997 fahre ich alle möglichen Autos, da mein Vater lange Zeit im Autohandel tätig war. Ich bin sowohl die letzten Müllkisten als auch den letzten Stand der Technik mit sinnlos viel Leistung und allen möglichen Fahrhilfen mit dieser Wagenladung an Großbuchstaben gefahren.
Ich habe alle Antriebskonzepte ausgiebig getestet, vom Hecktriebler Frontmotor über das normale Frontantrieb Frontmotor Setup über Mittelmotor bishin zu Transaxle. Ebenso Automatik, Schalter und Variomatik (im Auto). Ein Rechtslenker befand sich ebenfalls eine Zeit lang in meinem Besitz.
Ab 2005 kamen Allradgetriebene LKWs bis 21 Tonnen dazu, die unter allen möglichen Bedingungen bishin zu Kriegs- und Krisengebieten gefahren wurden. (Und da wird wirklich aggressiv gefahren)
Während dieser Zeit (ca. 8 Jahre) habe ich mehr als 120.000km pro Jahr ohne ABS und ähnlichen Firlefanz zurückgelegt und würde mich als recht erfahrenen und sicheren Fahrer bezeichnen.
No offense, aber diese "nebenbei Pizzafahrer" sind gemäß meiner Erfahrung ziemlich oft mit Beulen unterwegs. Eben weil es noch recht unerfahrene Fahrer unter Zeitdruck sind..