Der Erlkönig teilweise pädophil?

Ich denke das darf man nicht so eng sehen diese Gedichte stammen aus anderen Zeiten in denen solche Dinge noch anders gesehen wurden

ShaLu schrieb am 20.09.2014: Dennoch finde ich einzelne Stellen wirklich komisch und naja,irgendwie ekelhaft :)

Auf diese Art und Weise habe ich dieses wunderschöne Gedicht nie gesehen.
Es ist nur ein krankes Kind, dass im Fieberwahn Angst vor dem Elfenkönig hat.

Es kann natürlich sein, dass der alte Goethe da Hintergedanken hatte,
wer weiß das schon.

Also in diesem Licht habe ich das Gedicht noch nie gesehen. Ich kann es sogar auswendig und für mich wird es für immer darüber handeln, wie ein Vater versucht sein sterbendes Kind zu retten und dass der Tod jeden von uns früher oder später zu fassen bekommt. Ich finde es traurig, wenn man einfach Sätze aus dem Kontext reist und alles immer uminterpretieren muss...

Der Gedichtanfang geht ja auch anders:

Wer reitet so spät durch Nacht und Schlick?
Es ist der Jimmy mit seiner Harley, 500 Kubik!

hab das Gedicht auch mal auswendig lernen müssen.....interessant, was man in der heutigen Zeit alles hineininterpretieren kann. Denke eher, dass die heutige Zeit recht krank ist ?!

Mir ist dazu im ersten Moment das Lied Rosenrot von Rammstein eingefallen. Till Lindemann, lässt sich unter anderem auch von klassischer deutscher Literatur inspirieren.
Wenn ich mir das Video dazu angucke, haben die das wahrscheinlich genauso gesehen.

https://youtu.be/af59U2BRRAU

Ich kann mich allerdings noch daran erinnern, dass wir uns im Musikunterricht jeden einzelnen Absatz, zur Interpretation vorgenommen haben. Heute klingt das für mich auch anders.

Aber unser Deutschlehrer hat gesagt, das mit "Ich liebe dich, mir gefällt deine schöne Gestalt. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt" tatsächlich nicht das gemeint war, woran wir dabei alle gedacht haben.

Auf so einen Unsinn muss man erst einmal kommen.

@abberline

Der Erkönig "teilweise pädophil"? Fragt sich nur, ob der von Goethe oder der von Tournier....

Ist eigentlich Nabokovs Lolita teilweise pädophil?

@KimByongsu
Dabei ist der Knabe nur erkält, wie Heinz Erhardt längst belegte

@abberline Ja. Und träumt von einem Erlkönig, der "Ich liebe dich, mich bezirzt deine schöne Gestalt. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt" sagt.

Jemand, den es nicht gibt, kann wohl nicht pädophil sein. Das gilt dann aber auch für pädophile Romanfiguren.

Die Frage ist, ob damit tatsächlich zu Goethes Zeiten irgendein anderer Subtext gemeint sein könnte, als dass fiktive Elfen uns in stürmischen Nächten aufs Feld zerren wollen.
Meinungen dazu?

Linksliberal schrieb:zu Goethes Zeiten irgendein anderer Subtext gemeint

Man könnte den 1782 veröffentlichten Erlkönig als Gegentext zu Goethes Hymne Ganymed von 1774 lesen.
Wo in der älteren Hymne die Knabenliebe des Zeus zu Ganymed Symbol der positiven Beziehung des Individuums zur Natur ist, stellt Goethe im Erlkönig die düsteren, zerstörerischen Nachtseiten der Naturgewalt im Übergriff auf den Knaben heraus. So gesehen ließe sich eine klassizistisch-antikische Haltung Goethes zur dorischen Knabenliebe herauslesen, wenn er sie so frei als Metapher für die positiven wie negativen Naturbeziehungen des Menschen verwendet.

Andererseits stammt der Stoff bekanntlich aus einer dänischen Volksballade und wurde Goethe durch deren Übertragung seines Freundes Herder von 1779 vermittelt. Vielleicht sollte man auch nicht zu viel hineininterpretieren. Zumal Goethe offensichtlich heterosexuell war.

Dem Beitrag von Mau ist zu dem Thema nicht viel hinzuzufügen.