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Erotische Gedichte!
16.12.2012 um 17:29Die Jahreszeiten
Frühling
Ach, wie lieblich ist der Mai!
Läßt das Herz in Glück zerfliessen,
Und, mein Mädchen, wir sind zwei,
Können doppelt so gemessen.
Welche sanfte Frühlingsnacht!
Balsamduft und Nachtigallen —
Und des Mondes Silberpracht,
Zitternd durch die Buchenhallen. -
Alles schwimmt im Ueberfluß
Süsser sehnsuchtvoller Triebe,
Und auch unser keusche Kuß
Fliesse in das Meer der Liebe.
Aus dem Baum' im Blüthenkleid'
Singt ihr Lied uns Philomele:
Sieh, der Tempel ist bereit,
Folge mir, geliebte Seele! —
Sommer
Und das Jahr ist vorgerückt;
Kann man sich entgegenstellen?
Wo uns jüngst die Saat entzückt,
Wogt die Frucht in sanften Wellen.
Alles prangt in Goldesglanz'!
Und die Liebe, heiß und brünstig,
Wände keinen Erntekranz? - -
Auch der Sommer ist ihr günstig.
Wer nur mit gesundem Sinn'
Und dem Herzen sucht, der findet:
Sieh die hübsche Schnitterin,
Die dort rüstig Garben bindet!
Recht von Herzen helf' ich ihr;
Und gefällig, mir zum Lohne,
Reicht sie wol am Abend mir
Reifer Liebe Erntekrone.
Herbst
O, wie ist das Glück mir gut!
Heute wird der Wein gelesen,
Und im frohen Uebermuth'
Treibt der Herbst sein lustig Wesen.
Eile voller Sehnsucht hin,
Daß die liebedurst'ge Seele
Sich die schönste Winzerin
Aus dem Schwarm' der schönen wähle.
Munter, wie das Lied erklingt,
Schaffen wir im grünen Laube,
Und schon eh' der Abend sinkt,
Keltert man die gold'ne Traube.
Doch mein Liebchen, unbelauscht,
Läßt mir süssern Nectar fliessen,
Der das durst'ge Herz berauscht,
Einsam sinnig zu gemessen.
Winter
Endlich tritt der Winter ein,
Schüttelt seine weissen Locken,
Und beim trüben Dämmerschein'
Fällt der Schnee in nassen Flocken.
Ach, wie hat die schnelle Zeit
Doch so wunderbar gewaltet!
Hat der Blüthen Lieblichkeit
Längst zur reifen Frucht gestaltet.
Bei der Mühle Wasserkraft
Wird der Garbe Korn geschroten,
Und der Trauben süsser Saft
Schon im Keller ausgeboten.
Und so sitzt auch jetzt — am Herd',
Bei der stillen Winterflamme, —
Ich bekenn' es unverwehrt —
Manche liebenswerthe Amme.
Rochus Otto Manderup Heinrich zu Lynar