@AnNevis AnNevis schrieb:Leider ein Paradebeispiel, um die Fragen unsachlich lächerlich darstellen zu lassen.
Leider nein. Denn Du hattest doch auf Tatvarianten hingewiesen, die man nicht ausschliessen kann.
Was kann man denn tatsächlich ausschliessen? Auf dieser Basis könnte nie ein Urteil gesprochen werden, weil ja immer noch Restwahrscheinlichkeiten für "Denkbares" da sind.
Es geht aber nicht darum, was irgendwie noch denkbar ist sondern es geht um das, was wahrscheinlich passiert ist.
AnNevis schrieb:Wie aber sind denn aktuell die Fakten über den möglichen Tatablauf (nach den letzten Sichtungen von Peggy)?
Es gibt ein zeitnahes und nicht suggeriertes Geständnis von Ulvi K. über einen massiven Missbrauch an Peggy 4 Tage vor der Tat. Es gibt ein von ihm und von Manuel S. bestätigtes Gespräch über diesen Missbrauch am selben Abend.
Es gibt die stimmigen Aussagen von mehreren Personen über die Anwesenheit von Ulvi K., Peggy und Manuel S. im Ortskern zur interessanten Zeit (Eltern K., Schulfreundin von Peggy, Klassenkameradin und ihr Vater, 2 erwachsene Zeuginnen, Ulvi K. selbst, Manuel S. selbst, Elke S.).
Es gibt die Motivation Ulvi K.s, im Ortskern rumzutrödeln und Peggy abzufangen (Entschuldigung für den Missbrauch (eigene Aussage), Peggy war an den Tagen zuvor nicht mehr aus dem Haus gegangen (Aussage Frau Kn.)).
Nach dieser relevanten Zeit gibt es keinerlei glaubhaftes Lebenszeichen mehr von dem Mädchen. Sie ist weder nach Hause noch zu Freunden gegangen, hat an diesem trüben Tag keine Schulsachen und Schulkleidung zuhause abgelegt, hat nirgends gegessen, getrunken, Konversation gemacht.
Es gibt seitens Manuel S. das indirekte Geständnis, dass es eine Begegnung zu dritt gegeben hatte (abgehörtes Telefonat, bei dem die Vermutung geäußert wurde, dass es doch einen Zeugen für diese Begegnung gibt).
Es gibt verschiedenste Geständnisse von Ulvi K. bezüglich einer Tötung Peggys und diese sind überhaupt nicht alle mit Druck oder Suggestion zu erklären. Insbesondere die Geständnisse, die Manuel S. erwähnen sind soweit ich das sehe alle in einem anderen Rahmen als offiziellen Befragungen bei der Polizei entstanden (Klinik, Therapie, Gutachter, Eltern, Anwalt), gerade so als hätte er sich an eine Vereinbarung gehalten "sag der Polizei nichts". Die Vielzahl lässt hier durchaus ein Muster erkennen und gar nicht so sehr einen Geschichtenerzähler, der einfach so was erfindet.
Die vermeintliche Suggestion kann gar keine gewesen sein, weil eine Suggestion nicht mit nem Fingerschnipsen rückgängig gemacht werden kann. Sein Widerruf des Geständnisses war aber genau das: sehr prompt und ohne Zeit für eine "Rück-"Suggestion. Gerade so als sei hier wieder eine Anweisung im Spiel gewesen: "Streite alles ab". Beides Mal sehr einfache, sehr gut verständliche Anordnungen, die sehr viel wahrscheinlicher wirken als ein kompliziertes Eintrichtern einer stundenlangen, detailreichen Geschichte.
Es gibt interessanterweise sowohl in den Aussagen Ulvi K.s als auch in denen von Manuel S. mehrere Merkmale, die auffallen: Trennung von Tat und Verbringung (was teilnehmende Personen betrifft) und getrennte Entsorgung von Jacke/Schulranzen und Leiche.
Es gibt das Geständnis der Verbringung von Manuel S. sowie die durch die Polizei sichergestellten Spuren am Leichenfundort, anhand derer die Verbringung insgesamt so gut wie sicher Manuel S. nachzuweisen ist. Ergänzend hierzu gibt es das Vatertags"geständnis" (ebenfalls von Manuel S.) sowie die Belastung durch Ulvi K.
Es gibt Manuel S. Fahrt zur Bank, die er abgestritten hatte.
Es gibt die auffällige Namensgleichheit des Nik S. mit Manuel S. (Nik S. war von Ulvi K. als 2. von 3 Verbringern genannt worden), gerade so als sei ihm der Name "S." rausgerutscht und er habe sich dann erst wieder an sein Versprechen erinnert, Manuel S. nicht der Polizei gegenüber zu erwähnen.
Es gibt alle diese anonymen falschen Hinweise, die gefühlt immer dann auftauchten, wenn es gerade günstig für Ulvi K. war, dass andere in den Fokus gerieten.
Es gibt ein absolut merkwürdiges Verhalten von Betreuung/Verteidigung von Ulvi K. und Manuel S. Statt sich über eine greifbare Aufklärung des Falles zu freuen und statt sich wegen der Belastungen durch den jeweils anderen böse zu sein passiert das Gegenteil: eine Verbrüderung mit einem gemeinsamen Feind - den Ermittlern.
Ich gebe ja zu, dass einige der Punkte argumentativ eher schwach sind. Es sind aber meine persönlichen Erklärungen für so manche Sachen und da ich die Ermittlungsakten nicht kenne muss ich mir Lücken mit dem schliessen, was ich kenne: Erfahrungswerte, Berichte über Geistige Behinderungen, Wahrscheinlichkeiten...).
Auch denke ich nicht, dass es ein Fehler ist, auf das zu schliessen, was die Ermittler herausgefunden haben und veröffentlichen.
In jedem Fall zeichnet sich für mich ein rundes Bild ab, auch wenn nicht jedes einzelne Mosaiksteinchen liegt.
Dass diese ganzen Dinge zufällig so stimmig entstanden sind und die Polizei rechtswidrig Druck ausübte, um mehrfach Geständnisse zu erpressen, halte ich für sehr viel weniger wahrscheinlich, als dass sich in den Aussagen und Ermittlungsergebnissen die Wahrheit verbirgt. Sie liegt auf der Hand und leider sind nicht ausreichend Beweise vorhanden.
Statt sich auf einen weiteren möglichen Strafklageverbrauch einzulassen wählte man die einzige Chance, die man noch auf eine juristische Aufarbeitung hat: das Warten auf einen neuen Beweis, mit dem dann die kritische Masse überschritten und eine Anklage möglich ist.