Lento schrieb:Die von Dir aufgeführten Dinge sind extrem subjektiv. Die Sache mit dem Telefonanruf ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Erinnerungsschwächen zurück zu führen. Ich glaube da waren wir uns vor ein paar Seiten doch fast einig geworden, warum bringst Du es nun erneut? Wie gesgat, Widersprüche sind einfach normal.
Ich möchte aber wissen, warum man zweimal schnell hintereinander den Hausarzt anruft und binnen einer bzw. zwei Sekunden wieder auflegt. Das ist objektiv festgestellt. Erinnerungsschwächen sind allenfalls seine teils widersprüchlichen Aussagen, warum er überhaupt anrufen wollte und dass er einmal ein "Knacken" und einmal einen "Anrufbeantworter" gehört haben will. Wir werden sehen, wie das bewertet werden wird.
Lento schrieb:Und die Sache mit dem außen steckenden Schlüssel, wie gesagt, der Pflegedienst sagte, das sie die Tür auch schon mal angelehnt hatte (wie oft?). Dass das erst kurz bevor der Pflegedienst erfolgte, kann der Pflegedienst in Wirklichkeit gar nicht wissen. Es wird einen reine Annahme sein. Ich glaube jedenfalls nicht, dass der Pflegedienst Frau K dann immer danach gefragt hat.
Ich weiß nicht, ob das eine Annahme war oder nicht. Wir wissen nur, dass der Pflegedienst in die Wohnung kam, weil:
- entweder LK nach dem Klingeln geöffnet hat
- die Tür angelehnt war
- MG schon in der Wohnung war
- oder der Pflegedienst MG angerufen hat, um aufzusperren
Ein Schlüssel, der außen an der Tür steckte, ist nie aufgefallen (außer wenn MG in der Wohnung war, steckte manchmal sein (!) Schlüssel außen). Laut Zeugenaussagen und auch laut MG sei LK aber ängstlich gewesen, dass jemand in die Wohnung eindringen könne.
Lento schrieb:Du darfst nicht vergessen, niemand wird jedes notwendige Details bei der ersten Befragung erzählen.
Wobei man sagen muss, dass MG freiwillig sehr viel geredet hat. Am Abend, als die Polizei ihn zur Wohnung gerufen hat, redete er ca. eine halbe Stunde ohne Pause.
Und später fielen auch solche Aussagen wie die, dass LK vielleicht irgendwo im Bad dagegen gerumpelt sei (obwohl er nur wissen konnte, dass sie ertrunken war).
Später in der Hauptverhandlung kam auch eine Geschichte, dass LK beim Abholen aus dem Krankenhaus in sein Auto gestiegen sei und "Aua" gerufen hätte (sie habe sich den Kopf gestoßen und er solle sich ein neues Auto kaufen). Das wurde im zweiten Prozess untersucht und es gab keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass sie sich die Hämatome, oder wenigstens eines davon, dadurch hätte zuziehen können. Dagegen sah das Gericht Widersprüche in der Geschichte. Ich fürchte, dass man damit alternative Erklärungen für die Kopfschwartenhämatome anbieten wollte und das ist nach hinten losgegangen.
Lento schrieb:Und dann gibt es natürlich zusätzlich das thermische Gutachten, was auch die Täterschaft weiter unwahrscheinlich macht.
Ich halte das thermische Gutachten für das robusteste Indiz, um eine Verurteilung zu verhindern. Ich glaube, wenn man 2009 alle Fakten hätte, die man heute hat, dann wäre vielleicht nicht mal Anklage erhoben worden.
Um vielleicht meine Position nochmal klarzustellen (da ich einer der wenigen hier bin, der auch potenziell belastende Aspekte nennt): Ich fand die Verurteilungen 2010 bzw. 2012 insoweit nachvollziehbar, als die Gründe m.E. in sich schlüssig waren. Sobald man überzeugt war, dass ein Sturz mit den beiden Hämatomen nicht möglich war, war die Verurteilung zwingend. Ob wirklich kein Platz für vernünftige Zweifel war, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht im Prozess dabei war. Mit den Gutachten, und gerade dem thermischen Gutachten, kann das alles erschüttert werden. Es wird wohl eine Schlacht der Gutachter werden, denn irgendjemand muss sich irren bzw. geirrt haben. Ich kann nicht beurteilen, welche Gutachten richtiger sind. (Als Physiker habe ich natürlich Sympathie für das thermodynamische Gutachten). Und ich war auch nicht dabei als LK in die Badewanne kam. Ich hoffe, dass ich Zeit haben werde, an den ein oder anderen Prozesstagen zuschauen zu können.