Ich entschuldige mich vorab, wenn ich in laufende Diskussionen reinplatze, will das aber dennoch teilen.
Ich habe mich in den letzten Tagen wieder vermehrt dem psychologischen Aspekt von Opfern und pot. Täter gewidmet.
Speziell ging es mir um die Frage: Abschiedsbrief ja oder nein?
Ich habe hierzu (bisher erfolglos) versucht, einen Experten zu kontaktieren - kann aber versprechen weiter dran zu bleiben. Dennoch habe ich mir mal die Mühe gemacht, vergleichbare Situationen herauszusuchen, um abzuschätzen welches Verhalten am wahrscheinlichsten ist.
Als Basis diente mir der englischsprachige Wikipedia-Artikel über vermisste Personen.
Quelle:
https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Category:2010s_missing_person_cases&pageuntil=Lytton%2C+David%0ADavid+Lytton#mw-pagesWie bin ich also vorgegangen?
Ich habe lediglich die Fälle betrachtet, bei denen Personen zufällig/verunfallt in eine Notsituation geraten sind.
Ich habe die Artikel und ggf. Quellen auf Informationen über Abschiedsbriefe geprüft.
Ein paar Beispiele hierfür:
Aron Ralstone - vermisster Wanderer und bekannt für die Verfilmung seines Falls in "127"hours. Steckt in einem Canyon fest. Nimmt sich 5 Tage lang mit dem eigenen Camcorder auf und verabschiedet sich auch von seiner Familie darauf.
Amputiert sich später den Unterarm und überlebt.
(Mir ist ein ähnlicher Fall bekannt über eine verirrte japanisch Wanderin - ohne Amputation aber mit Abschiedsnachricht per Videobotschaft. Auch sie wird später gefunden. Die Quelle kann ich aktuell nicht auftreiben, deshalb hier mit aufgeführtRob Hall - Extrembergsteiger und kommerzieller Tourguide. Kommt beim 1996 Mount Everest Unglück um, bei dem ein plötzlicher Wetterumschwung das Leben von 8 Menschen fordert.
Am Morgen verabschiedet er sich völlig entkräftet per Satellitentelefon von seiner Frau.
(im Übrigen für mich ein Indiz, dass auch in einem delirischen Zustand ein Abschied formuliert werden kann. Immerhin befand sich RH zu dem Zeitpunkt eine ganz Nacht lang in über 8500m Höhe)
Jedoch auch hinzuzufügen, dass sich Extrembergsteiger bewusst sind, dass sie in diese Situation kommen können.
Kursk / russisches U-Boot - Dass russische U-Boot sinkt während eines Manövers der russischen Nordflotte.
Später wird ein Brieffragment eines der Besatzungsmitglieder gefunden, von denen 23 zunächst in einer Luftblase überlebt haben.
12. August 2000 15:45
Hier ist es zu dunkel, um zu schreiben,
aber ich versuche es durch Fühlen.
Es scheint keine Chance zu geben, 10–20 Prozent.
Hoffentlich
liest das jemand.
Hier ist eine Liste des Personals der Sektionen,
die in der neunten [Sektion] sind,
und versuchen werden, rauszukommen.
Grüße an alle,
nicht verzweifeln.
Kolesnikow
Quelle:
Wikipedia: Kursk (U-Boot)#Ursache der KatastropheDrei Beispiele, die mit wirklich extremen Situationen verbunden sind und ich hier stellvertretend aufführe.
Aber es gibt auch Gegenbeispiele:
- Harrison Odjegba Okene wird beim Sinken seines Schiffs ebenfalls in einer Luftblase eingeschlossen. Er wird 60 Stunden später gerettet.
Hier kann natürlich angezweifelt werden, wie er eine Nachricht hätte hinterlassen können.
- José Salvador Alvarenga überlebt 14 Monate auf einem Fischerboot, dass abgedriftet ist. Es ist nichts von einem Abschiedsbrief bekannt.
-> Hier passt für mich die Argumentation, dass er die "Hoffnung" nicht aufgeben wollte, wie sie es einige Male hier aufgeführt wird.
Meine Einschätzung, und das ist ganz wichtig zu verstehen, dass es sich um (m)eine subjektive Einschätzung handelt & keine statistische Auswertung, ist die Folgende:
- Damit Menschen einen Abschied formulieren, müssen Sie sich in einer absolut ausweglosen Situation befinden. Ihnen muss quasi bewusst werden, dass sie dem Tod nicht mehr entweichen werden können.
-> Hierzu passt auch das Hinterlassen eines Abschieds bei Selbsttötung, was häufig vorkommt. Hier ist der Tod nämlich gewiss.
- Zudem müssen Sie zwingend die Möglichkeit besitzen, sich zu verabschieden. Also in Besitz von Papier&Stift, Handy, Videokamera etc.
(logisch)
Was bedeutet das für den den Fall rund um L&K?
Auch hier,
meine Interpretation
- Sie hatten tatsächlich die Hoffnung auf eine Rettung und deshalb wurde keine Abschiedsnachricht verfasst.
- Sie hatten keine Möglichkeit diese aufzunehmen.
Dass sie zu schwach waren für diese, halte
Ich übrigens für ausgeschlossen.
Das heißt für mich, dass ein natürlicher Tod plötzlich und unerwartet eingetreten sein müsste. Bei einem langsam eintretenden Tod durch zunehmende Schwäche wäre die Formulierung eines Abschieds bei Verfügbarkeit eines Mediums vmtl. sehr wahrscheinlich
Wie ihr seht, hat diese kleine Recherche kein Stück Klarheit geschaffen
:)Ich wollte es euch dennoch nicht vorenthalten (und dass meine Mühe umsonst war
:D)
Als weitere Anmerkung möchte ich noch dazu sagen, ohne, dass ich dieser Thematik eine Interpretation beifüge:
Unter den >300 geprüften Vermisstenfällen waren etliche Kidnapping/Mord-Fälle dabei.
Bei keinem dieser Fälle gab es Informationen zu einem Abschiedsbrief.