MajorQuimby schrieb:Ich habe eine Frage an die Mittelamerikaspezialisten hier.
Die Staaten Mittelamerikas sprechen alle spanisch und unterscheiden sich kulturell sicherlich weniger als die Staaten in Europa, wo es ja ziemlich oft Sprachbarrieren gibt und damit auch kulturelle Unterschieden, nach Schengen aber auch wenig Grenzkontrollen.
Wie ist es dort, zwischen Panama und Costa Rica?
Ist es eine schwer bewachte Grenze, oder ist die Grenze so grün wie zwischen Österreich und Deutschland?
Sind Kriminelle, sprich Schmugler, ein Problem, oder könne sie sich, bei entsprechender Ortskenntnis, relativ unbehelligt bewegen?
Schwer bewacht ist etwas anderes. Da kommt einem die Südgrenze der USA in den Sinn, mit Mauern, Zäunen und Patrouillen. Ich reise sehr oft in Lateinamerika. Man kann das in der Regel mit Europa vor Schengen vergleichen: es gibt Grenzübergänge, da stehen dann auch Beamte und kontrollieren mal mehr, mal weniger, behindern den Reisefluss von Menschen und Tieren und Waren aber kaum. Ich bin sogar in der sog. covid-Zeit gereist, und habe verblüfft festgestellt, dass, obwohl die Grenze offiziell "geschlossen" war, alles ganz genau so war wie immer: eine Schlange am Grenzübergang, ein paar gelangweilte Beamte, und weiter ging's. "Geschlossen? Aha!" dachte ich.
Augenmerk wird in diesen Ländern fast ausschliesslich auf Drogenschmuggel gelegt, und das meist auch nur auf Druck der USA, wohin diese Drogen ja alle gelangen sollen. Mexico hat letztens auch ab und zu mal versucht, die erhebliche Menge an Menschen, die aus Zentralamerika in Richtung USA unterwegs sind, zu stoppen, das aber schnell wieder aufgegeben.
Und beim Drogenschmuggel geht es nicht um ein paar Joints in der Hosentasche, sondern um Lastwagenladungen etc.
Zwischen Panama und Kolumbien im Süden liegt das Darien Gap, eine extrem gefährliche und unwegsame Gegend, die von den Drogenkartellen beherrscht wird. Die Aktivitäten der Behörden sind selbst da sehr marginal.
MajorQuimby schrieb:Falls Schmuggler sich eigentlich nicht durch die Behörden gestört fühlen, hätten die dann einen Grund gehabt, zwei Touristinnen zu ermorden, weil sie Zeugen von irgendwas waren?
Nein. Sicherlich nicht. Das ist so eine typische These, die immer mal auftaucht: "sie haben was gesehen, was sie nicht hätten sehen sollen..." Das ist in meinen Augen Unsinn. Die Drogenkartelle arbeiten professionell und sehr versteckt, der typische europäische Tourist bekommt diese nie zu sehen, und sollte er "etwas" sehen, weiss er vermutlich gar nicht, wie er interpretieren soll, was er da "sieht."
Mir ist zwar bewusst, dass ich ausgerechnet oft da reise, wo sehr viel Drogenschmuggel stattfindet, aber ich bin wissentlich noch nie einem Schmuggler begegnet (unwissentlich bestimmt schon), die Touristen werden normalerweise in Ruhe gelassen und ignoriert.
Wenn so etwas passiert sein sollte, wäre es wohl eher umgekehrt: Ein Drogenschmuggler sieht etwas, was ihm gefällt: zwei sehr schöne blonde, junge Touristinnen, die offensichtlich im Nirgendwo unterwegs sind...