cyclic schrieb:Was für mich zusammengenommen auch schwer erklärbar ist: da macht man nach einer Woche im Dschungel, ganz exakt 100 Fotos im Dunkeln, wobei genau nur das eine Bild zw. letztem Tag- und erstem Nachtfoto auf der Speicherkarte fehlt. Scheinbar quetscht man dafür den Akku ziemlich aus (immer längere Intervalle, mE. wegen längerer Blitzlaufladezeit bei schwachem Akku).
Ähnliches "Ausquetschen" der Akkus zeigt sich ggfs. am 10. und 11. April auch bei beiden Handys. Das Samsung war beim letzten Einschaltvorgang am 10. April rappelleer. War auch das iPhone am 11. April nur deswegen 1 Stunde sinnlos in Betrieb, um den Akku zu leeren (zB mit aktivierter Taschenlampe oder voller Displayhelligkeit)? Die Richtigkeit der Aussage des Forensikers, dass das iPhone am 11. April nach dem Ausschalten noch Rest-Akku hatte, ist zumindest fraglich.
Ein als letzte Aktionen getarntes Akkuentleeren der 3 Geräte, verteilt über mehrere Tage, würde als Abschluss einer Lost-Inszenierung Sinn machen. Auch dann, wenn man das Ende einer oder beider Frauen dem Dschungel überließ, immobil, ohne Spuren einer Fremdeinwirkung, ohne Überlebenschance, ohne Chance auf digitale Nachrichten und Notrufe. Motive für eine beabsichtigte falsche Aufklärung gäbe es wie Sand am Meer (u.a. Belohnung, Beenden der Ermittlungen, Beenden oder Ankurbeln der internationalen Aufmerksamkeit, Abschluss für die Eltern, Thrill).
Für K+L machte ein plötzliche Umschwenken von Akkusparen auf Akkuverquasen dagegen keinen Sinn. Ein Flugzeug ist in 5 Minuten vom Himmel verschwunden und bei Geräuschen eines angenommenen Rettungstrupps würde man in alle Richtungen blitzen und zusätzlich das Handy einschalten, um von irgendwelchen mobilen Messungen oder Peilungen erfasst zu werden. Da hätte es mehr Sinn gemacht, ein Video aufzunehmen und die Kamera mit dem Rucksack auf Reisen flussabwärts zu schicken.
Bild #509:
Der erste Sektor des Bildes #510 folgt dem letzten Sektor des Bildes #508, was bedeutet, dass Bild oder Video #509 nicht einfach versehentlich durch die Behörden gelöscht wurde. Es wäre ein Löschen auf einem Computer nötig und zusätzlich das Löschen des ganzen DCIM-Ordners der SD-Karte bzw. ein Formatieren der SD-Karte plus anschließendes Zurückkopieren aller ~500 Fotos (ohne Artefakte von gelöschten Bildern und Videos).
Jedoch fand das NFI auf der SD-Karte der Kamera (bzw. dem Image) Artefakte von 64 gelöschten Bildern und Videos, von denen 40 wiederhergestellt werden konnten, alles (von einer Software unbemerkt erstellte) Miniaturansichten von Bildern zwischen #476 und #609.
Anhand der Sektoren (nach Bild #609) und auch Bildnummern der Artefakte von gelöschten Bildern / Videos und neu erstellten gedrehten Bildern sollte feststellbar sein, was mit der SD-Karte passiert ist. Scheinbar sind ja teilweise auch Artefakte von gelöschten Miniaturansichten von Irgendetwas überschrieben worden. Theoretisch können das nur die neuen gedrehten Bilder sein, insofern nicht ~500 Bilder / Videos mit dem Computer hin- und her kopiert wurden.
Um das beliebte Occam's razor ins Spiel zu bringen:
Das versehentliche Löschen des Bildes / Videos #509 durch die Behörden erfordert komplexe Vorgänge, die nicht nur unsinnig sind, sondern vermutlich auch forensisch nachvollziehbar. Ein technischer Fehler der Kamera ist extrem unwahrscheinlich. Wahrscheinlich und einfach ist dagegen das absichtliche Löschen des Bildes / Videos #509 via Kamera, bevor Bild #510 entstand. Im Standard-Modus wären Bild #508 und #510 dann Sektor an Sektor.
Misslungene Mirador-Fotos hat Lisanne nicht gelöscht, was es unwahrscheinlicher macht, dass sie es bei Bild #509 tat. Gegen ein Löschen durch Dritte (spätestens vor der Nachtsession) hat Occam in o.g. Zusammenhang nix.
PhiloSolver schrieb:Außerdem ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Signalversuche nach so langer Zeit im Dschungel am Ende der Kräfte aus Verzweiflung "auf gut Glück" erfolgten, auch ohne dass konkret Flugzeuge etc. gesehen wurden. Das würde auch erklären warum die Fotos erst zu diesem späten Zeitpunkt (nach 8 Tagen) geschossen wurden und warum so viele (100) Bilder gemacht wurden, um den Akku für den Blitz bis zuletzt "auszuquetschen". Der Kamerablitz war wohl die allerletzte Hoffnung, vielleicht lag Kris schon im Sterben.
Warum hat man in diesem Anflug von totaler Verzweiflung und dem 100-fachen utopischen Anblitzen von Flugzeugen über 2,5 Stunden nicht 1000-fach verfügbare Notrufe mit realistischeren Chancen versucht? Diese Hyperaktivität mit dem Kamerablitz passt nicht wirklich zu der einwöchigen Notruf-Lethargie.
PhiloSolver schrieb:Darauf wurd von FP-Seite noch nie eingegangen, obwohl es mMn das schlüssigste Argument gegen ein "Staging" ist.
Schlüssig im Sinne von Staging wäre es, wenn man die gebastelte Lost-Umgebung und die 3 Fotos, die ohne jede Evidenz eine Anwesenheit bzw. ein Überleben von K+L suggerieren, nur unauffällig und zufällig wirkend in die Blitzer-Session einbaut. Deine aufgeführten Punkte sind schlüssige Argumente gegen eine oscarreife Lost-Inszenierung, worum es bei einer subjektiv realistischen Täuschungsabsicht aber nicht geht.
Wie man das deutet, ist eher reine Geschmacksache und hat nix mit einer logischen Schlussfolgerung oder Wahrscheinlichkeitsbewertung zu tun, ob die Nachtfotos nun von K+L produziert wurden oder nicht. Faktisch beweisen 100 Fotos nicht die Anwesenheit der lebenden K+L. Um auf sich aufmerksam zu machen, würde ich zB erwarten, dass man zigfach sich selbst und die komplette Bodenumgebung anblitzt.
PhiloSolver schrieb:Aber leider ist jede Analyse nur so gut wie die Ausgangsdaten ("garbage-in, garbage-out"). Was wir bräuchten wäre eine (geleakte) 1:1 Kopie der forensischen Speicherabzuges, nicht nur deren Interpretation / Zusammenfassung aus den Akten.
Ein Feldtest ist etwas mehr als eine Interpretation des NFI-Berichts, er erklärt das technische Zustandekommen der vom NFI als Primärquelle aufgeführten Daten. Reale Feldtest-Ergebnisse liegen oberhalb der Aussagen und "Vermutungen" der Forensiker sowie weit oberhalb der Interpretationen der Leute mit Akteneinsicht. Das ist kein "Verlieren in Details", sondern ein evidenzbasiertes Herausstellen von Details und somit die einzig valide Annäherung an die historische Wahrheit.
Ob mit oder ohne DVDs, an der wissenschaftlichen Vorgehensweise des Auswertens komplizierter Details ändert das nix. Die im NFI-Bericht aufgeführten technischen Daten und Logs, separiert von den Aussagen der Forensiker, sind auch kein "garbage-in". Es sind Fakten, aus denen sich Erkenntnisse ableiten lassen. Diese Erkenntnisse ließen sich mit den DVDs zwar erweitern oder präzisieren, aber sie würden sich nicht widersprechen. Jedenfalls soweit man beim NFI eine gewisse Expertise und Professionalität voraussetzt und ausschließlich technische! Daten der Primärquelle verwendet, was bei der Kamera und den Fotos leider nicht möglich ist, weshalb deine Aussage da durchaus treffender ist.
PhiloSolver schrieb:Ich bin mir sicher, dass man damit z.B. der Lösung des "Image #509"-Problems näher kommen könnte
Die Einschätzung teile ich.
augustine schrieb:Für mich persönlich ist offensichtlich, dass es sich in jedem Fall um ein bewusstes Arrangement handelt und nicht um eine zufällige Ansammlung von "Müll".
Das sehe ich auch so. Die Chipsdose und die Boquete-Karte wurden zerkleinert. Papierschnipsel wurden im Hintergrund in S-Form drapiert und mit Gegenständen / Steinen beschwert. Das Basteln eines SOS-Signals liegt nahe, es muss ja am 8. April nicht mehr vollständig intakt gewesen sein. Möglich wäre aber zB auch ein Weichen bzw. Herstellen von Toilettenpapier, dass wir da also quasi das Badezimmer sehen.