Das rätselhafte Verschwinden von Kris Kremers & Lisanne Froon
gestern um 18:48InspektorLemon schrieb:Für dich ist ein, vorsichtig ausgedrückt, absurd anmutendes Nutzungsverhalten der Handys in keiner Weise verdächtig. Für mich eben schon. Ich leite daraus aber eben nicht den Absolutheitsanspruch ab, dass die andere Seite verblendet ist oder Verschwörungstheorien anhängt. Bei dir habe ich da einen anderen Eindruck gewonnen. In beiden Fällen versuchen wir uns an einer logischen, auf Erfahrungsregeln beruhenden, verhaltenstheoretische Bewertung des Nutzungsverhaltens.Lagerdenken ist jetzt nicht meins. Man kann auch mit Leuten vernünftig diskutieren, die anderer Meinung als man selbst sind.
"Verdacht" ist jetzt nochmals eine andere Kategorie, weil er sich gemeinhin ausschließlich auf eine kriminelle Handlung bezieht und insofern schon wertend ist. Ich weiß schlicht nicht, warum das Handy so bedient worden ist, wie es die Datenauswertung nahe legt. Wenn es nach Analyse der Experten keinen Sinn macht, ein Smartphone so zu bedienen, nicht für die beiden Frauen, dann macht es - nach meiner Bewertung - auch keinen Sinn für einen Dritten, der im Zusammenhang mit einer "bösen" Tat Sachherrschaft über die Geräte erlangt hat.
Man kann nun in beide Varianten - Kriss und Lisanne oder Fremder - Erklärungen suchen, wobei für mich eine Fehlbedienung in einem unbekannten Notfall weitaus plausibler ist, als unschlüssige Manipulationsversuche Dritter mit anschließender Fürsorge, die zum Auffinden der Geräte, dem Auslesen und Analyse ihrer Daten führen -- ja, um was aus Tätersicht zu erreichen? Zudem sind die Bedienungsvoraussetzungen für beide Varianten gleich, d.h. die Bedienung erfolgte über Tasten und Touchscreen des Geräts, nicht durch eine nachträgliche Manipulation der Daten. Jedenfalls konnte mir noch niemand wirklich erklären, warum ein Dritter das tun sollte.
Da müsste ich mir einen ganz verrückten Kausalverlauf ausdenken, schwierig, schon weil die Kriminalgeschichte dergleichen bislang eigentlich nicht bietet. - Viel verrückter als die Vorstellung eines von Panik oder Verzweiflung geprägten Verhaltens zweier Frauen, die schlecht ausgerüstet auf der anderen Seite des Mirador im tropischen Regenwald abgestiegen sind und im Funkloch waren.
Wären die Daten vollständig und lückenlos auswertbar, ergäben sich aus einer technischen Analyse vielleicht auch andere Ergebnisse die wesentlich klarer wären. Oder sie hätten größere Evidenz, bei gleichem Ergebnis aber die gleichen Sinnfragen. So frage ich mich - völlig losgelöst von jedem Lagerdenken - ob da nicht ein Fehler im System ist, wenn die Datenanalyse ein so oder so unerklärliches Bedienverhalten ergeben.
SpoilerWenn das Ergebnis einer Berechnung relativ absurd ist, dann stellt sich vielleicht nicht die Frage, ob ich nicht rechnen kann, sondern ob ein Datum, ein Faktor, falsch sind. Meine Rechenmaschine einen Knacks hat. Wird mit Unbekannten gerechnet, gilt das noch mehr.
Ein Fall dazu: Irgendwann in den 1990ern wurde ein Landtagsabgeordneter beschuldigt, für Tausende von Euro (oder DM) sog. 0190er Mehrwertnummern (Sextelefonate) von seinem Diensttelefon aus geführt zu haben. Angeblich biss die Maus da keinen Faden ab, der Computer mit dem Einzelverbindungsnachweis hatte alles gespeichert.
Doch erstaunlich war das Nutzerverhalten: Die Sex-Nummern wurden zum Teil in rascher Folge angewählt, die Verbindungen bestanden länger oder kürzer, oft außergewöhnlich lange oder kurz, dann wurde aufgelegt, und manchmal innerhalb einer Sekunde sofort die nächste Nummer gewählt. Das ging über Stunden so. Das Nutzerverhalten ergab einfach keinen Sinn, auch wenn man noch so viel Libido unterstellte. Zum Teil war auch nicht erklärbar, wie man damals innerhalb einer Sekunde eine völlig neue Nummer eintippen konnte. Ein technischer Fehler? Angeblich ausgeschlossen.
Frage mich nicht, wie die Sache ausgegangen ist, es ist 30 Jahre her.