Kephalopyr schrieb:Die einzigen Fakten die ich hier sehe, kommen von der Seite Derjenigen, die behaupten es stünde bereits fest, dass Lebensentstehung ein Automatismus IST und außerirdisches Leben wahrscheinlicher ist, als die Möglichkeit, dass wir auch als Leben hier einzigartig im gesamten Universum sein könnten.
Wenn diejenigen das so behaupten, dann liegt hier ein Logikfehler vor, denn wenn Lebensentstehung ein Automatismus IST, dann IST es Fakt, dass es außerirdisches Leben in Anbetracht einer Vielzahl habitabler Himmelskörper gibt, so dass man dann nicht mehr über "wahrscheinlicher" sprechen darf, sondern über "tatsächlich gegeben" sprechen muss. Der Gebrauch von "wahrscheinlich" passt dann also rein logisch nicht mehr.
Kephalopyr schrieb:Wir könnten sogar ein "Fehler" im Universum selbst sein, das dieses gar kein so geeigneter Ort für Leben ist und wir dennoch entstanden sind, was jedoch nicht darauf schließen lässt, dass auch weiteres Leben entstehen kann.
Das ist formal korrekt.
Kephalopyr schrieb:Es KÖNNTE sein, es ist aktuell jedoch nichts gesichert in diese Richtung.
Auch das ist formal korrekt, jedoch ergibt sich aus der Indizienlage, dass für die Position, dass es kein außerirdisches Leben gibt, nur das Indiz der nicht gelungenen Laborsynthese künstlichen Lebens aus anorganischen Ausgangsstoffen heraus vorliegt, während für die Position, dass es eine Vielzahl von Himmelskörpern mit außerirdischen Lebensformen darauf, die sich aus diesen Experimenten ergebenden Zwischenresultate sowie die Befunde aus Materialproben-Untersuchungen von Meteoriten, Asteroiden, Kometen und interstellarem Staub vorliegen, welche zumindest belegen, dass die Bereitstellung des für eine Lebensentstehung notwendigen Materials relativ unkompliziert erfolgt und somit die Ausgangsbedingungen dafür auf einer Vielzahl von Himmelskörpern vorhanden sind.
Daraus folgt noch nicht ein Automatismus, aber daraus folgt das Vorliegen von Bedingungen, die die Chance auf eine Lebensentstehung erhöhen - und je zahlreicher diese Bedingungen vorhanden sind, um so höher ist die Chance, dass Lebensentstehung tatsächlich erfolgt, selbst wenn es sich hierbei um einen Zufallsprozess aus einem deterministischen Chaos heraus handeln sollte und nicht um einen naturgesetzlich determinierten Vorgang (was dann ein Automatismus wäre).
Rein aus der Indizienlage heraus ergibt sich, dass die Position, dass es kein außerirdisches Leben gibt, eine Außenseiterposition bzw. eine randständige Position ist, während die Position, dass es außerirdisches Leben gibt, die plausiblere Position ist. Da es in den Wissenschaften jedoch nicht um Mehrheitsmeinungen geht und man nicht per Beschluss die Richtigkeit einer Position bestimmen oder festlegen kann, kommt es darauf an, hier entsprechende Forschungen voranzutreiben, um eine der beiden Positionen zu falsifizieren, indem man zugleich die Gegenposition verifiziert.
Ich hatte dazu weiter vorn schon mal geschrieben, dass die Position, dass es kein außerirdisches Leben gibt, dazu motivieren sollte, sie zu falsifizieren, indem man gezielt nach außerirdischem Leben sucht, um es zu finden. Man muss also zur Falsifizierung einer These die Gegenthese heranziehen, um Fakten zu finden, die sich aus der Gegenthese ergeben, so dass die zu entkräftende These nachweislich falsifiziert ist. Daran arbeitet man. Ergebnisse muss man abwarten. Ich hatte weiter vorn auch schon mal geschrieben, dass das schwierig sein dürfte, aber dennoch machbar ist, sobald die erforderliche Beobachtungstechnik bereitsteht.
Kephalopyr schrieb:Wir können nur spekulieren, weshalb aktuell auch die Möglichkeit gegeben ist, dass wir einzigartig sein könnten und Leben auch keinem Automatismus folgt, wie es diesem immer schon ganz faktisch nachgesagt wird, fast schon ideologisch...
Na ja, wenn man nur im Spekulieren steckenbleibt, gelangt man nie zu einem verbindlichen Resultat, was die Frage, ob es außerirdisches Leben gibt, beantworten würde. Darum sind Forschungen hier essentiell wichtig, um bei der Beantwortung dieser Frage voranzukommen. Und wie ich vorhin schon angedeutet hatte, muss es sich bei der Lebensentstehung nicht um einen Automatismus handeln, um mehrfach ablaufen zu können.
Kephalopyr schrieb:die ich auch teils von Lakonier zitierte
Ich hatte daraus bereits den Hinweis auf ein Positionsspektrum entnommen, bei dem die Position, dass es kein außerirdisches Leben gibt, einen Extrempunkt dieses Spektrums darstellt. Dem würde ich nicht widersprechen, aber wenn das zutreffend ist, dann ergibt sich daraus eben keine Gleichwertigkeit dieser Position mit der Gegenposition, sondern eine Extremposition, deren singuläre Wertigkeit einer Vielzahl weiterer Positionen des Spektrums gegenüber steht, die ihrerseits je für sich eine singuläre Wertigkeit aufweisen, so dass wir hier nicht ein Verhältnis von 50:50 vorliegen haben, sondern ein Verhältnis von 1 : x, mit x > 1
Das entwertet nicht die Position als gültige Position, aber sie setzt diese Position in ein realistisches Verhältnis zu anderen Positionen, die dieser Position entgegenstehen und gleichermaßen gültige Positionen darstellen. Man kann diese Position vertreten, weil sie richtig sein kann, aber man kann auch jede andere Position dieses Spektrums vertreten, weil auch hier jede einzelne dieser Positionen richtig sein kann, so dass eine einzelne Position einer Vielzahl von gleichwertigen Positionen gegenübersteht, was somit eine 50:50-Wertigkeit unzutreffend werden lässt. Aber wie gesagt: Es geht nicht um Mehrheitsverhältnisse, wenn man der Wahrheit näher kommen will.
Kephalopyr schrieb:Trotz unserer Existenz kann die Wahrscheinlichkeit für weiteres Leben bei NULL liegen, weil wir uns schlicht und ergreifend nicht mit einbeziehen können, solange wir nicht wissen, ob wir als Leben im Universum eine Einmaligkeit darstellen, oder nicht. Solange dies nicht beantwortet werden kann, können wir nicht anhand unserer Existenz aussagen, weiteres Leben wäre wahrscheinlicher.
Das wiederum ist korrekt. Wir müssen uns also um Antworten bemühen mittels einschlägig betriebener Forschung und die Ergebnisse abwarten. Bis dahin ist die Kontroverse müßig und bleibt auf Plausibilitätsabwägungen beschränkt. Und was hier die Indizienlage betrifft, hatte ich bereits ausgeführt, so dass ich nachvollziehen kann, weshalb eine Mehrheit von Menschen - einschließlich der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler - das Vorhandensein von außerirdischem Leben (und darüber hinaus sogar von außerirdischen Intelligenzen) als plausibel erachtet und die Position, dass es kein außerirdisches Leben gibt, für unplausibel.