Spiegelschild schrieb:Es hat vermutlich immer Reisende und Händler gegeben, diese haben sich gewiss auch gekreuzt. So gaben sich vermutlich auch Legenden weitergetragen.
Das ist was anderes. Sowas gibt es auch, aber dabei ändern sich u.a. die Namen oder Funktionen der Hauptfiguren (Nebenfiguren können bleiben). So wird in Babylonien Marduk zum obersten Gott, weil er die Chaosmacht Tiamat besiegt und dadurch die Weltordnung rettet. Er paralysiert diesen Chaosdrachen durch Winde, zerteilt die Tiamat, setzt eine Hälfte an den Himmel, eine unter die Erde und bringt eine Barriere an, die verhindern soll, daß die beiden Wassermassen (aus denen Tiamat bestand) wieder zusammenkommen und Tiamat erneut ersteht. Klingt inhaltlich sehr wie im biblischen Schöpfungsbericht, wo Gottes Geist (Geist heißt im hebräischen auch Wind) über der Tiefe (Tehom) der Wasser hinundher fliegt, und wo Gott die Wasser teilt, eine Hälfte an den Himmel setzt, die andere um die Erde legt, und eine Feste zur Scheidung dieser Wasser anbringt, die er "Himmel" nennt.
Der Chaosdrache heißt in der Bibel Leviathan (lwytn), lebt im Westen im Meer. Bei den Phöniziern, aber auch schon in der Bronzezeit in Ugarit, heißt diese Chaosmacht Lotan (lwtn), ist ein Diener des Meeresgottes. Auch hier wird der Lotan durch den obersten Gott, den Wettergott Baal besiegt, der dadurch überhaupt erst den Thron über die anderen Götter erhält wie Marduk. Bei den Hethitern kommt die selbe Story vor, dort aber sind die Namen anders, der Wettergott heißt Illujanka. Hier kommt noch ein weiteres Erzähldetail dazu. Der Meeresgott stiehlt dem Wettergott ein Stück vom Körper und schwächt ihn so. Das Stück wird im Westen versteckt und von einem Monster bewacht. Doch es wird zurückgestohlen, Illujanka gebracht, der daraufhin heilt und den Meeresgott besiegt. Bei den Griechen stiehlt Typhon dem Zeus etwas vom Körper; seine Tochter Delphyne bewahrt es für ihn auf. Durch eine List erlangt Hermes es von Delphyne zurück, bringt es seinem Vater Zeus, der wieder erstarkt und Typhon in den Tartaros einsperrt. Hat Lotan sieben Köpfe, so hat Typhon hundert.
Der Name kommt übrigens aus Ägypten. Dort wurde in der zweiten Zwischenzeit von Fremdherschern der kanaanäische Wettergott Baal Zephon verehrt und mit Seth identifiziert. Nachdem Ägypten die Fremdherrscher los war, wurde Seth endgültig zu dem Erzschurken und der "Zefon" gleich mit. Sprachlich wurde aus ihm dieser Typhon.Schließlich kommt diese Geschichte auch noch bei Herakles vor. Die Äpfel der Hesperiden finden sich im westlichen Meer auf ner Insel. Herakles soll sie besorgen und muß dafür einen Drachen besiegen, dessen Name ist Ladon. Klingt arg nach Lotan, Leviathan.
Die Erzählungen ähneln sich, bis in Details sind sie geradezu identisch. Dennoch werden sie bei Kulturtransfer verändert. Der Held wird ausgetauscht, z.B. mit dem eigenen obersten Gott bzw. Wettergott ersetzt. Oder es geht nicht mehr um das Besiegen des die Weltordnung bedrohenden Chaos, nicht mehr um das Erlangen des Chefpostens im Götterpantheon. Eine übernommene Geschichte wird an die eigene Kultur angepaßt. Das aber ist was anderes als das Phänomen, wie es sich in den Namen des alten Himmelsgottes und Göttervaters Zeus patêr, Ziu fadr, Jupiter und Dyausch pitar äußert. Hier geht es nicht um wandernde Kulturen, sondern um eine Ursprungskultur, die sich in mehrere Einzelkulturen aufteilt.
Spiegelschild schrieb:Ein besonders tolles Beispiel weiß ich jetzt nicht aber viele wundern sich ja darüber warum es überall Pyramiden gibt. Der eine schlussfolgert das es was überdinnliches sein könnte, aber ein Anderer denkt einfach eine Pyramide, 4 Himmelsrichtungen, nach oben spitz zusammenlaufend, ist vielleicht einfach bei vielen so das einfachste um irgendwas besonderes zu bauen.
Nope, das Phänomen der weltweiten pyramidenförmigen Großbauten ist tatsächlich eine dritte Variante, wie es zu Ähnlichkeiten bei getrennten Kulturen kommt. Die Erklärungen a) gemeinsamer Ursprung der Kulturen und b) späterer Kulturtransfer scheitern hier, da Pyramiden a) erst nach Aufteilung der verschiedenen Kulturen aufkamen und b) manche dieser Kulturen keine Möglichkeit zum Kulturtransfer hatten. Daß Menschen unter vergleichbaren Bedingungen auf vergleichbare Ideen kommen, ist hingegen sattsam bekannt; so wurden auch Glühlampe, Telefon und manch anderes unabhängig voneinander mehrfach erfunden. Und in der Tat ist die Pyramidenform die simpelste Lösung für einen Großbau. Statische Stabilität eines Sandhaufens, gepaart mit ner rechteckigen Grundfläche eines Gebäudes sowie der Verzicht auf einen beträchtlichen Anteil an Hohlräumen (Zimmer, Etagen...), wie es bei Gebäuden eigentlich sonst vorkommt. Und obwohl Pyramiden weltweit zu unterschiedlichen Zeiten auftauchen, finden sich Pyramiden in einer Kultur dann, wenn diese Kultur relativ frisch in den Status einer Hochkultur gekommen ist. Wenn es also schon den Bedarf an repräsentativen Großbauten gibt, die architektonischen Kenntnisse für Großbauten (Kuppeln, Mehrgeschosser etc.) aber noch in den Kinderschuhen stecken. Diese Korrelation spricht nun mal Bände. Hier liegt also die dritte Erklärung vor, c) vergleichbare Lösungen in vergleichbarer Situation.
Spiegelschild schrieb:Und wenn es in den nächsten Jahren erstmal relativ stichhaltige Beweise für Lebewesen auf anderen Planeten gibt werden eben diese Religionen die alten 2 Dimensionalen, flache Erde Religionen ersetzen. Halt eben für die die dann noch was blind glauben wollen, was wohl auch zunehmend aussterben wird.
Das ist ne ziemlich simpel gestrickte Weltsicht.
Spiegelschild schrieb:Eigentlich ist es klar das es unzählige belebte Planeten gibt allein in unserer Galaxie.
Nope, ist es nicht. Nicht ohne Fundierung. Und nein,
Spiegelschild schrieb:Das einzige das dass immer ausschließen will ist das Ego mancher Menschen die denken wir wären ach so was besonderes und das Universum gibt es nur für uns gottähnlichen Wesen.
das Diffamieren anderer Sichtweisen ersetzt keine Fundierung, es zeigt nur, wes Geistes Kind man selber ist.
Spiegelschild schrieb:Ein Großteil der Menschen würde in irgend eine Menschheitsdepression fallen und vielleicht aufhören sich weiterzuentwickeln wenn wir wüssten das es Lebewesen gibt die uns Millionen Jahre voraus sind.
Stimmt. Sobald jemand glaubt, es gebe, na, sagen wir mal: einen Gott, also was unendlich viel Höheres als unsereins, dann bringenwa uns alle reihenweise selber um. Mann, mann, mann!
Spiegelschild schrieb:Das einzige was die selbsternannten Vertreter Gottes schützt und ihnen ihre Macht erhällt ist die unendliche Entfernung zu anderen Sonnensystemen.
Du hast echt keine Ahnung, was z.B. von Vatikan & co. über Außerirdische gesagt wird. Deine Unkenntnis reicht Dir aber voll zu, Dir die Realität so schön tatsachig zusammenzuschustern.
Spiegelschild schrieb:Und das geheime Organisationen selbstverständlich schon Teleskope im Weltraum haben die besser sind als James Webb ist doch garnicht so unwahrscheinlich.
Jenau, noch ne VT oben drauf!
Spiegelschild schrieb:Das Risiko ist zu groß für uns und wir werden noch lange nicht bereit sein damit klar kommen zu können. Vielleicht hier im Forum die Leute größtenteils, aber der 0815 Häuslebauer hätte doch ne Sinnkriese wenn er sich vorstellt das er bei den Außerirdischen höchstens als Haustier gehalten wird.
Sich selber für was besseres als die Mehrheit der Menschen zu halten stirbt echt nicht aus. Selbst im Gewand eines "die halten sich für was besseres / gottgleich / einzigartig / höchstentwickelte Intelligenz / Krönung der Schöpfung - ich aber nicht" ist das ein Sichfürbesserhalten.
So viele, die sich für besser als die graue, gedankenlose etc. Masse halten, daß der klägliche Rest gar nicht mehr die "große Mehrheit" sein kann. Aber fällt das mal diesen "Besseren" auf, daß der Topos "... als die meisten" gar nicht greift?
Ach ja, das noch. Die Massenpanik in den USA 1938 nach Ausstrahlung von HG Wells' "Krieg der Sterne" findet sich in keinen Dokumenten (Krankenhausakten, Augenzeugenberichte ...), nur in Schlagzeilen und Leitartikeln der damaligen Sensationspresse. Da war ja die noch immer sehr verhaltene "Massenpanik" 2010 in Jordanien nach einer Zeitungsente über eine Alienlandung größer. Aber nicht groß genug, als daß sich da noch viele dran erinnern. - Massenpanik bei Alienankunft macht sich gut in B-Movies, schafft Drama, dient der Unterhaltung. Und da gehört sowas auch hin, in die Unterhaltung, in die Fiktion. Die Realität sieht anders aus...