Kephalopyr schrieb:Hast Du dazu mal eine Quelle, wo genau dies steht? Handelt es sich um eine von so einigen Annahmen zum Leben?
Halt nen Strohhalm ins Wasser, und schon hast Du einen Fall von Entropie-Abnahme. Der Wasserspiegel innerhalb des Strohhalms wird ein klein wenig höher sein als außerhalb. Je enger der Strohhalm, desto größer der Unterschied zwischen innen und außen. Enthalpie oder Negentropie, also die Verringerung von Entropie, liegt jedes Mal vor, wenn "Differenzen vergrößert" werden statt abgebaut. In einer Batterie müssen auf der einen Seite deutlich mehr Elektronen je Protonen vorkommen als auf der anderen Seite, damit die Elektronen, indem sie von der einen Seite zur anderen hin fließen und ihre Verteilungsdifferenz ausgleichen, ne Lampe zum leuchten bringen können. Energie abgeben können. Arbeit verrichten können.
In der Chemie kennen wir als chemische Grundreaktionen die Oxidation und die Reduktion. Bei der Reduktion mß man viel Energie zuführen, damit energiereichere Moleküle gebildet werden können, deren Energielevel also höher ist als das der Ausgangsmoleküle zuvor. Oxidation dagegen ist es, wenn diese höherenergetischen Moleküle dann wieder reagieren und die zuvor gespeicherte Energie wieder abgeben. Wenn sie also mit Sauerstoff (Oxygenium) verbrennen, oxidieren. Jede Reduktion ist also Enthalpie.
Nochmal zurück zum Wasser. Das versucht ja immer, sich so zu verteilen, daß die gesamte gemeinsame Oberfläche gleich weit vom Massemittelpunkt der Erde entfernt zum Ligen kommt. In einer Kaffekanne mit hoher Tülle ist der Kaffeespiegel in der Hauptkanne genauso hoch wie der in der Tülle. Und auf den Weltmeeren, die alle miteinander verbunden sind, liegt der Meeresspiegel im Indik auch nicht hundert Meter höher als im Atlantik oder Pazifik. Differenzen werden ausgeglichen. - Weswegen auch das Wasser vom Festland über Flüsse "nach unten" fließt, bis es in die Meere gelangt. Frage: Müßte der Prozeß nicht längst abgeschlossen sein??? Naja, Wasser verdunstet, und so kommt Meerwasser in die Atmosphäre, wird vom Wind übers Festland geweht, wo es wieder abregnet. Dort nun liegt das Wasser höher als "Meeresspiegel" und fließt wieder über kurz oder lang zurück ins Meer.
Der Transport von Wasser aus dem entropischen Endzustand "Meeresspiegelhöhe" in die Höhenlagen des Festlandes ist also ebenfalls Entropieverminderung, Differenzerhöhung. Und der Rückfluß ins Meer ist Energiefreisetzung (merkt man gut, wenn man Staudämme für Wasserkraftwerke baut), wie sie bei Entropiezunahme passiert, also beim Abbau von Differenzen, beim "Rückfließen" von Elektronen oder Wasser...
Entropieabnahme kannst Du also letztlich überall sehen. Und sie findet überall dort statt, wo "jemand anders" Energie hineinsteckt. Beim Verdunsten von Wasser und dem Hochtransport ist dies die Sonne, die Unmassen mehr Energie in sich hat als unsere Erde, und die diese Energiedifferenz abbaut, indem sie diese Energie von sich weg zu uns hin strahlt.
Leben aber funktioniert so, daß nicht nur kurzfristig ein bisserl Wärme mal ein bisserl Wasser ein bisserl höher hinaufträgt, welches dann sofort wieder runterzufließen beginnt. Leben baut mithilfe der herankommenden solaren Energieberieselung energiereiche Moleküle auf - und speichert diese Moleküle. Die verbrennen dann nicht unkontrolliert, wie Wasser, das auf den Boden fällt, sich automatisch und unverzüglich einen Weg zum maximalen Runterfließen sucht. Leben baut Komplexität auf und behält dieses höhere Level, die aufgebauten Differenzen "nach Belieben" bei. Und verbrennt den angesparten Zucker erst dann, wenn es das braucht. Leben ist also mehr als "automatisch passierende Enthalpie, die sich danach gleich wieder in Entropie umwandeln wird". Leben baut "gezielt" Enthalpie auf, ist geradezu eine Enthalpie-Produktionsstätte.
Das ist kein unerklärliches Wunder, aber es ist schon ein Wunderwerk. Es ist letztlich nur stinknormale Enthalpie wie beim irdischen Wasserkreislauf, beim Kapillareffekt und vielem anderen, aber es passiert nicht so willkürlich oder zwangsläufig wie beim Verdunsten, sondern "in geordneten Bahnen". Würde der Teich "entscheiden", wann er die Sonneneinstrahlung wie stark zum Verdunsten einsetzt und wann nicht, wann er es wieder auf sich herabregnen läßt und wann nicht, dann würde er sich genauso wie ein Lebewesen verhalten. Aber bei einem Teich entscheidet nicht das System Teich, wie das mit Enthalpieaufbau und Entropiemehrung, mit Verdunsten und Reinregnen passiert. Deswegen ist so ein Teich eben keine Enthalpiefabrik wie ein lebender Organismus. Auch letzterer bleibt auf die Energieversorgung durch die Sonne angewiesen, aber der regelt selbst, wann Enthalpie passiert und wann Entropie.
Ganz ohne Quellenangabe.