Moredread
Ich versuche mich mal kurz zu halten, weil ich grad wenig Zeit habe. Nun ja wird wohl nicht klappen
:)moredread schrieb:Tja, und genau davon sprach ich: Dieses "Dinge wissen, die man nicht wissen kann" ist die Einbildung. Man hört Dinge und das Bewusstsein strickt eine Geschichte daraus. Hinterher weiß von den Ärzten eh keiner mehr ganz genau, wer wann wo was gesagt hat. Und aus genau diesem Nichtwissen heraus entstehen die Geschichten, die genau von diesem Wissen erzählen. Wie gesagt, es gibt dafür genügend Beispiele, übrigens sogar aus meinem Bekanntenkreis.
Übrigens werfe ich das ja gar nicht den Leuten mit einer Nahtoderfahrung vor. Warum auch? Ich hatte ja selber eine und kann sozusagen aus der ersten Reihe beurteilen, ob die Schilderungen das wiedergeben, was sie wahrgenommen haben. Mein Vorwurf richtet sich gegen Autoren, die diese Geschichten gesammelt haben - häufig auf eine sehr reißerische Art und Weise. Ich kenne da wenige Ausnahmen. Und die haben auch nicht wirklich ernsthaft recherchiert sondern bloß die Aussagen an sich gesammelt.
Letztendlich ist natürlich jede Art der Erkenntnis unsicher. Jedoch muss man sich, wie bereits gesagt, die Grenze selber ziehen. Man sollte nicht alles, was man erlebt, als "absolute Realität" auffassen (würde mich selbst eher als Konstruktivist bezeichnen) - umgekehrt muss man aber auch einen gewissen Grad an Sicherheit erlangen können. Die Möglichkeit, dass die Ärtzte hinterher nicht mehr so genau wussten, was gesagt wurde usw. besteht ja immer. Genauso wie auch die Möglichkeit besteht, dass wir garnicht durch Evolution entstanden sind, sondern dass Aliens uns auf die Erde gebracht und irgendwelche Knochen ausgelegt haben, um uns zu täuschen
:)moredread schrieb:Nein, eher im Gegenteil. Die Studie hat eine Erklärbarkeit belegt, da nichts unerklärbares gefunden wurde. Jedenfalls die Studie, von der ich spreche.
Du redest meines Erachtens von einer Studie, die nicht unter wissenschaftlichen Bedingungen durchgeführt wurde. War das nicht diese Geschichte mit einem Geistlichen, der in einem Krankenhaus Menschen betreut hat und immer wieder über Nahtoderlebnisse stolperte? Falls ja, das hat sich im Sande verlaufen, er hat nicht die Erlaubnis bekommen, die Untersuchungen durchzuführen.
Ich kenne nur die von Pim van Lommel. Und sein Fazit ist, dass es momentan noch keine medizinische Erklärung gibt. In Wikipedia hab ich aber folgende Liste gefunden, habe jedoch nur eben diese eine Studie gelesen. (
http://anomalistik.de/vnahtod.shtml (Archiv-Version vom 18.10.2008))
moredread schrieb:Halt, halt. Zuerst einmal hast Du natürlich recht: Eine negative Aussage lässt das nicht zu. Aber eben auch keine positive. Was Du danach probierst, ist erst einmal Relativierung. Das kannst Du erst machen, wenn Du den Versuchsaufbau kennst (übrigens auch ein Unterschied zur nichtwissenschaftlichen Herangehensweise: Dort gibt es keine Aufzeichnungen über den Versuchsaufbau).
Aber: Mithilfe der wissenschaftlichen Methode kannst Du keine Negativ-Aussagen belegen, das geht grundprinzipiell nicht. Am Beispiel der Existenz Gottes: Gott könnte erscheinen, vor einem wissenschaftlichen Gremium ein paar Tricks vorführen und die Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz wäre erst einmal erledigt. Existenz bewiesen, Thema durch.
Nun ja, in letzteres reichen würde. Die meisten würden eh zuerst an einen Trick denken
;) Aber seis drum. Was du Relativierung nennst ist nun mal auch eine berechtigte Anmerkung. Wir haben nichts handfestes über die Wahrnehmung während einer solchen Erfahrung, sollte sie denn echt sein. Ich habe von ähnlichen Versuchen gehört, wo ein paar Zahlen, nur von oberhalb des Bettes sichtbar, angebracht werden sollten. Mit den Mustern sollte es ja ähnlich sein, die gleiche Kritik. Entdeckt es jemand, super. Wenn nicht, dann hat es nicht unbedingt was zu bedeuten (ist natürlich in gewisser Weise auch Immunisierung gegen Kritik, aber das hat der Sachverhalt eben an sich).
moredread schrieb:Einfach etwas behaupten und zu sagen "Jetzt beweis mal das Gegenteil", das ist tiefstes Mittelalter, und dagegen verwehre ich mich. Denn mit exakt dieser Logik wurden im Mittelalter Hexen verbrannt. Die Aufklärung hat uns zu unserer heutigen Sichtweise verholfen. Das es heute Leute gibt, die wieder in das Mittelalter zurückwollen ist bedauerlich, dürfte aber hauptsächlich daran liegen, das sie gar nicht wissen, was sie da fordern.
Ein bisschen komplizierter war es mit den Hexen schon noch
:) Das Problem hierbei ist, dass verschiedene Sachverhalte der wissenschaftlichen Methodik nicht zugänglich sind. Manche Dinge sind nicht wiederholbar, nicht im Labor zu reproduzieren. Dies führt dazu, dass manche die Position vertreten "was man nicht beweisen kann, existiert nicht". Ist natürlich genauso unsinn. Für mich gilt daher der Kompromiss: Wenn jemand aufgrund eigener Erfahrung daran glaubt, dann muss er nichts beweisen. Wenn du ihn davon überzeugen willst, dass er falsch liegt, dann trägst DU die Beweislast. Erst dann, wenn diese Person in die Welt hinausgeht und missioniert, oder Schaden anrichtet, erst dann muss sie sich rechtfertigen. Ihre Erfahrung kann ich wissenschaftlich gesehen ohnehin nicht verifizieren/falsifizieren. Genau das meinte ich auch mit privater und allgemeiner Erkenntnis. Damit etwas allgemein anerkannt wird, bedarf es schon mehr. Aber das ist für die Person ja auch garnicht notwendig. Wenn du für deine Erfahrung wissenschaftliche Erkenntnis verlangst (in einem Bereich wo dies evtl. sogar unmöglich ist), dann ist das ja deine Sache. Aber ich halte niemand für beschränkt, der dies nicht verlangt.
moredread schrieb:Die Erkenntnis der Existenz Gottes oder meinetwillen der Seele ist aber auch nicht ein bisschen geklärt. Es gibt nicht einen handfesten Anhaltspunkt. Zudem - so scheint es mir wenigstens gerade - scheinst Du zu glauben, das Dinge wissenschaftlich erklärbar sein müssen, damit sie von der Wissenschaft akzeptiert werden. Dem ist nicht so. Dinge müssen erst einmal nur nachgewiesen werden. Wenn ich ein Phänomen belege, das sich mit den aktuellen Wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht klären lässt, gerade dann werden Wissenschaftler neugierig. Es gibt aber keinen solchen Beleg. Das Gegenteil ist der Fall. Alle Literatur, die das versucht, ist populärwissenschaftlich gehalten. Und sofern sie nachprüfbar ist, hält sie dem Druck der Prüfung nicht stand.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Oftmals wird die Kritik vorgebracht, wenn es keine Theorie dazu gibt, sind die Ergebnisse zu ignorieren. Genauso bin ich mir nicht sicher, ob du mit dieser Aussage Recht hast. Letztendlich kann man ja viel behaupten und ich will dir da auch nix unterstellen. Fraglich jedoch ob überhaupt schon viel überprüft wurde in diesem Bereich. Du solltest nicht vergessen, dass es ein sehr heikles Thema ist.
Zwei Zitate die ich in diesem Zusammenhang interessant finde:
"The message seemed clear enough. Investigating supernatural events was off limits to scientists, unless the findings proved fraud. Those who chose to ignore that rule - unspoken but strictly enforced - would find themselves off limits as well"
(Deborah Blum aus "Ghost Hunters - William James and the Search for Scientific Proof of Life After Death" )
"The discovery of truth is prevented more effectively, not by the false appearance of things present and which mislead into error, not directly by weakness of the reasoning powers, but by preconceived opinion, by prejudice."
(Arthur Schopenhauer)
Und dieses Thema ist noch wesentlich umstrittener als z.B. die Theorie der Kontinentalverschiebung, die erst nach Alfred Wegeners Tod anerkannt wurde, trotz aller guten "Beweise".
Zudem sind wir hier wieder bei dem entsprechenden Punkt. Wissenschaft ist eine Sache, persönliche Erfahrung eine andere. Du magst das ja anders sehen, klar. Wenn jedoch für eine Person solche Dinge "geklärt sind" - und sei es nur auf persönlicher Ebene, dann ist das in meinen Augen ausreichend, solang sie niemand damit schadet. Der Anspruch, auch nur alles NACHWEISEN zu können (selbst wenn man keine Erklärung hat) ist bei solchen Dingen bereits sehr hoch gegriffen.
Aber nochmal. Als Außenstehender kann man die "Spinner" nicht von den anderen unterscheiden. In meinen Augen spielt das aber keine Rolle. Man kann versuchen es zu erforschen, findet man nichts, bedeutet das jedoch nicht, dass es nur "Spinner" gibt.
moredread schrieb:Nur, um es noch mal zu verdeutlichen: Es geht nicht darum, die Existenz eines Gottes/ einer Seele zu widerlegen. Es geht nicht darum, die Existenz zu belegen. Es geht darum, was man überhaupt als Beleg für irgend etwas heranziehen kann. Frag dazu mal einen Polizisten. Frag ihn, was passiert, wenn er fünf Zeugen eines Autounfalls befragt. Er erhält in aller Regel fünf unterschiedliche Aussagen. Aus eben diesem Grunde sind derartige Aussagen mit Vorsicht zu behandeln. Als Beleg kann ich sie nicht akzeptieren. Nicht einmal, wenn ich selbst der Zeuge bin.
Richtig, den Unfall haben sie jedoch alle gesehen, sonst wären sie keine Zeugen. Dass alle etwas anderes sehen ist völlig normal und wenn du sagst, dass du nicht einmal selbst sicher sein kannst, so wirst du von mir keinen Widersprich hören (siehe Konstruktivismus). Ich jedoch sage, zur persönlichen "Glücksfindung" reicht das u.U. aus. Ab etwa 60% Wahrscheinlichkeit, kann man einen Verdächtigen in Untersuchungshaft nehmen. Wieviel ist notwendig um an Seele zu glauben usw? Das ist doch sehr subjektiv. Natürlich können alle auf der Welt, die solche Erfahrungen gemacht haben, sich das nur einbilden. Aber da es dazu keine wissenschaftliche Untersuchungen gibt (und wohl auch keine geben kann, weil man eine Erfahrung nicht reproduzieren kann, unter genau den selben Umständen) bleibt das offen.
moredread schrieb:Schon darüber herrscht Uneinigkeit. Einige gehen davon aus, das Gott derjenige ist, der den Urknall angestoßen hat. Die Welt selber entstand nach diesem Bild durch einen Entwicklungsprozess. Die biblische Schilderung wird da als bildliche Darstellung verstanden. Zudem, wer sagt, das die christliche Darstellung korrekt ist?
Niemand. Es geht nur darum zu zeigen, dass es prinzipiell, bis zu einem gewissen Grad, einen Konsens gibt. Du hast im Übrigen das "Wie" beschrieben - dass Gott in den Augen der Christen die Welt erschaffen hat, ein bewusstes Wesen usw. ist, ist jedoch davon nicht betroffen.
Also nochmal, ich finde es ist nicht notwendig etwas wissenschaftlich zu untersuchen, um persönliche "Sicherheit" zu haben. Dies gilt soweit, wie dieser "Glaube" keinen Schaden anrichtet. Wenn ich glaube, dass ich eine Seele habe, ist das eine Sache. Wenn ich glaube, dass ich fliegen kann und mich von einem Hochhaus stürze, dann ist das eine andere. Ersteres ist eine Annahme, die man aufgrund von eigener Erfahrung treffen kann und die im Regelfall ohnehin nicht überprüfbar ist. Sie richtet aber auch keinen Schaden an.
Xed