perttivalkonen
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Was ist der "Heilige Geist"?
04.11.2018 um 12:15zweiter schrieb:du kennst seinen plan ?Nun, ich denke mal ganz stark, Niselprim bezieht sich da auf den Plan Gottes zur Erschaffung des Menschen (1.Mose1,26)
Lasst uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen!Und direkt nach der Ausführung dieses letzten Schöpfungsaktes des ersten Schöpfungsberichts (1,27) heißt es dann ausdrücklich (1,31)
Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.während es bei den vorhergehenden Schöpfungsetappen am Ende immer "gut" hieß (Verse 4, 10, 12, 18, 21, 25), ohne "sehr".
In vielen Kulturen wird in den Schöpfungserzählungen die Erschaffung einer perfekten Welt geschildert. Nicht nur mit perfektem Ergebnis, sondern auch perfektem Ablauf der Schöpfung. Manchmal kann der Ablauf der Schöpfung aber auch weniger perfekt stattfinden. Im Enuma Elisch entsteht die Weltordnung aus dem Kampf Marduks mit dem Chaosdrachen Tiamat heraus. In anderen Berichten hat der Schöpfer Schwierigkeiten, einen guten Menschen hinzubekommen und verwirft mißlungene Exemplare. Im zweiten Schöpfungsbericht tut Gott sich ja ebenfalls etwas schwer, dem Menschen eine Hilfe zu geben; die dafür geschaffenen Tiere erfüllen diesen Zweck einfach nicht. Erst beim zweiten Anlauf klappts. Solche erzählerischen Details dienen aber nicht der Aussage, den Schöpfer als Stümper zu bewerten, sie dienen als "retardierendes Moment" dem mit den "mißlungenen Schöpfungen" zugleich auch die Existenz weiterer Elemente der Welt gedeutet. So sind in einem mesoamerikanischen Schöpfungsbericht die Affen das Ergebnis einer fehlgeschlagenen Menschenschöpfung.
Dennoch steht am Ende der meisten Schöpfungsberichte weltweit eine perfekt geordnete Welt als Ergebnis da. Nun erleben Menschen weltweit aber gar nicht alles als so "perfekt". Manches wird geradezu als ungerecht, als schlecht empfunden. Dennoch erlebt man es als feste Weltordnung, als "das ist nun mal so", und das "schon immer so"; also irgendwie seit Schöpfungstagen.
Dafür gibt es in den Kulturen weltweit eine zweite Kategorie von Erzählungen. Nicht Schöpfungserzählungen, sondern Urzeiterzählungen. Es ist eine "Zeit aus den Anfangstagen der Schöpfung", von "vor der Zeit, seit die Welt ist, wie sie (heute) ist". In dieser Zeit entstand all das, was als unangenehm empfunden wird, als "falsch" als "nicht (sehr) gut". Oder auch als "eines perfekten Schöpfers unwürdig". Hier werden Konflikte, Zufälligkeiten oder böse Handlungen erzählt, die eine Änderung der Schöpfungsordnung zur Folge hatten, sodaß seither die Zustände der nicht ganz so perfekten Weltordnung zustandegekommen sind.
In der Bibel ist dies die Geschichte vom "Sündenfall". Und seither gibt es Tod, anstrengende, schweißtreibende Arbeit, Lebensgefährdung durch Schlangenbisse, Wehenschmerzen bei der Geburt und Unterdrückung der Frau durch den Mann (man beachte, die Bibel bezeichnet die patriarchale Weltordnung als etwas schlechtes, als etwas, das "leider so ist", und nicht als etwas, das "gut so" und wünschenswert sei). Die Geschichte von Kain und Abel erzählt, wieso Menschen als Heimatlose ihr Leben fristen, wieso Nomaden von anderen verjagt und bekämpft werden. Die Sintflut erzählt, wieso das durch Tod begrenzte Leben nicht wenigstens auf 1000 Jahre begrenzt ist. Und der Turmbau erzählt, wieso die Menschheit keine friedlich zusammenlebende Einheit ist, sondern in Völker und Sprachen zerteilt, die einander nicht verstehen. In anderen Kulturen werden mitunter andere Ungerechtigkeiten hergeleitet. Aber der Tod kommt (nahezu?) bei all diesen Erzählungen der Kulturen vor.
Selbstverständlich hapert es bei all diesen Erzählungen an einer logisch konsistenten Herleitung des "Übels in der Welt". Man knn immer fragen, wie in einer perfekten Welt denn so ein Unglücksereignis möglich war, welches dann die negative Abänderung der Weltordnung herbeigeführt hat. Aber diese Frage stellen die Erzählungen bzw. die Kulturen, welche diese Erzählungen bilden, nicht. Diese Art zu denken, blieb späteren Generationen vorbehalten.
Eine meiner liebsten Urzeiterzählungen über das Aufkommen des Todes stammt aus irgendeiner afrikanischen Kultur (vergessen, welche).
Eines Tages fiel es dem Schöpfer auf, daß es in der Welt immer voller wurde. "So kann es nicht weitergehen, ich muß den Tod erfinden." Aber sogleich schrien alle Geschöpfe "Aber nicht für uns, laß die anderen sterben!". So beschloß der Schöpfer, nur einzelne Geschöpfe sterblich werden zu lassen. Er wählte die Gewässer aus, die Meere, Seen, Flüsse, Bäche und Weiher. Doch nach einer Weile hörte er es murren. Die anderen Geschöpfe beklagten sich, daß zahlreiche Gewässer faulig stanken; die Fische konnten es darin kaum aushalten, und kaum einer konnte seinen Durst löschen. Da nahm der Schöpfer den Tod von den Gewässern wieder weg und legte ihn auf die Berge, Hügel und Felsen. Doch nach einer Weile bemerkte er erneut ein Murren unter der Schöpfung. Ständig drohte ein Erdrutsch, überall lag Schotter toter Felsen herum, niemand kam irgendwo durch. Da nahm der Schöpfer den Tod wieder von der steinernen Schöpfung weg und gab ihn den Lebewesen. Als erstes starb eine Gazelle. Alle anderen Lebewesen waren sehr betroffen und traurig, es war ein großes Weinen. Der Schöpfer überlegte bereits, den Tod der Lebewesen wieder rückgängig zu machen. Doch dann geschah folgendes. Die trauernden Tiere beschlossen, die Gazelle zu beerdigen. Man baute einen Sarg, legte die Gazelle da hinein. Mehrere Tiere hoben den Sarg und machten sich auf den Weg, ihn an einen Ort zu bringen, wo man ihn in der Erde vergraben wollte. Und alle anderen Tiere folgten dem Zug, traurig und leise weinend. Doch auf dem Weg strauchelte einer der Sargträger. Er fiel beinahe hin, konnte sich aber gerade noch auf den Beinen halten. Die anderen Träger wurden davon aber so mitgerissen, daß die ganze Gruppe plötzlich zur Seite rannte und der Sarg hefig schaukelte. Die Tiere sahen es, und plötzlich zerriß ein Lachen die trauernde Stille. Andere Lacher kamen hinzu, untersetzt von zahlreichem Gekichere; die Aktion hatte halt sehr komisch ausgesehen. Der Schöpfer, der das ebenfalls sah, sagte "Die Lebewesen sind stark. Sie verstehen es, weiterzuleben." Die Wespe aber fand es überhaupt nicht angebracht, bei einer Leichenprozession zu lachen. Erbost stellte sie sich vor die anderen hin, rammte ihre Fäuste in die Hüfte und rief "Wie könnt Ihr nur!" - Und seitdem haben Wespen eine ganz schmale Taille.