Demut und Liebe
01.02.2014 um 19:44Dieser Subtext Dostojewskis
beschreibt in wundersam heilsamer Art und Weise
die menschliche Psyche.
Wenn es einen Thread über Religion geben sollte,
dann sollte dieser Text darin wohl vorkommen.
"Die Brüder Iwan und Aljoscha Karamasow treffen sich in einem Gasthaus. Der jüngere Aljoscha ist ein tief gläubiger Mönch, während Iwan ein atheistischer Intellektueller ist. Er erzählt die Binnenerzählung über den Großinquisitor.
Diese handelt davon, dass Jesus Christus im Sevilla des 16. Jahrhunderts erscheint. Es ist das Zeitalter der Inquisition: Soeben sind hundert Häretiker qualvoll hingerichtet worden. Obwohl Jesus kein Wort spricht, wird er von allen erkannt – auch deswegen, weil er ein Wunder vollbringt. Er wird daraufhin vom Großinquisitor bemerkt und verhaftet. Um Mitternacht kommt es zum Verhör, wobei der Inquisitor Jesus mitteilt, dass er kein Recht habe, auf die Erde zurückzukommen und die Ordnung zu stören, welche die römisch-katholische Kirche in über tausend Jahren errichtet habe. Während Jesus schweigt, führt der Inquisitor das Gespräch Jesu mit dem Teufel in der Wüste fort (Mt 4,1–11 EU): Er wirft Jesus vor, das Brot, das Wunder und die Macht, die der Satan ihm angeboten wurden, zurückgewiesen und damit der Menschheit eine Freiheit gegeben zu haben, mit der diese gar nichts anfangen könne und daher seither im Elend lebe. Er bekennt sich zum Antichrist, mit dessen Hilfe er für die leidende Menschheit das Paradies auf Erden wiederherstellen will. Daraufhin küsst ihn Jesus schweigend und verlässt den Kerker, obwohl der Inquisitor vorgehabt hatte, ihn am nächsten Morgen auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu lassen.
Nachdem Iwan seine Erzählung beendet hat, bekennt er sich zu seiner bis zur Amoralität radikalen Auffassung von Freiheit: „Alles ist erlaubt“. Als er seinen Bruder fragt, ob dieser sich deswegen nun von ihm lossagen werde, küsst ihn dieser als Antwort schweigend, was Iwan als „literarischen Diebstahl“ bezeichnet."
beschreibt in wundersam heilsamer Art und Weise
die menschliche Psyche.
Wenn es einen Thread über Religion geben sollte,
dann sollte dieser Text darin wohl vorkommen.
"Die Brüder Iwan und Aljoscha Karamasow treffen sich in einem Gasthaus. Der jüngere Aljoscha ist ein tief gläubiger Mönch, während Iwan ein atheistischer Intellektueller ist. Er erzählt die Binnenerzählung über den Großinquisitor.
Diese handelt davon, dass Jesus Christus im Sevilla des 16. Jahrhunderts erscheint. Es ist das Zeitalter der Inquisition: Soeben sind hundert Häretiker qualvoll hingerichtet worden. Obwohl Jesus kein Wort spricht, wird er von allen erkannt – auch deswegen, weil er ein Wunder vollbringt. Er wird daraufhin vom Großinquisitor bemerkt und verhaftet. Um Mitternacht kommt es zum Verhör, wobei der Inquisitor Jesus mitteilt, dass er kein Recht habe, auf die Erde zurückzukommen und die Ordnung zu stören, welche die römisch-katholische Kirche in über tausend Jahren errichtet habe. Während Jesus schweigt, führt der Inquisitor das Gespräch Jesu mit dem Teufel in der Wüste fort (Mt 4,1–11 EU): Er wirft Jesus vor, das Brot, das Wunder und die Macht, die der Satan ihm angeboten wurden, zurückgewiesen und damit der Menschheit eine Freiheit gegeben zu haben, mit der diese gar nichts anfangen könne und daher seither im Elend lebe. Er bekennt sich zum Antichrist, mit dessen Hilfe er für die leidende Menschheit das Paradies auf Erden wiederherstellen will. Daraufhin küsst ihn Jesus schweigend und verlässt den Kerker, obwohl der Inquisitor vorgehabt hatte, ihn am nächsten Morgen auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu lassen.
Nachdem Iwan seine Erzählung beendet hat, bekennt er sich zu seiner bis zur Amoralität radikalen Auffassung von Freiheit: „Alles ist erlaubt“. Als er seinen Bruder fragt, ob dieser sich deswegen nun von ihm lossagen werde, küsst ihn dieser als Antwort schweigend, was Iwan als „literarischen Diebstahl“ bezeichnet."