11.10. Demo in Berlin gegen Überwachung
22.10.2008 um 19:55
"Das hat Antipatico direkt von John Bolton,Wolfowitz und Richard Perle abgeschrieben...ich hab schon nachgeschaut"
"deine neoliberales und neokonservatives Geschwätz ist einfach unglaublich zynisch und ich werde mich morgen ran setzen um es zu zerlegen!"
Das ist wieder einmal Quatsach den ihr da redet. Wer nicht blindlings den Chavisten und anderen als emanzipatorisch ausgegebenen Etatisten und Kollektivisten nachläuft wird als "Neoliberaler", Neocon oder sonstiger Volksfeind denunziert. Wahrscheinlich hegt der Volksgerichtshof unter dem Vorsitzenden Warhead und dem Chefankläger InformerNG noch ganz andere Strafphantasien gegenüber Dissidenten.
Das ihre Staatskritik, auf die sie sich immer so viel einbilden, nur heiße Luft ist, lässt sich doch hier schwarz auf weiß nachlesen. Als Staatsfeind möchte man sich immer dann fühlen, wenn der Staat nicht ihrem Ideal entspricht; wenn er also nicht als allumsorgende Almoseninstitution auftritt; wenn er kalt und emotionslos gegenüber seinen Bürgern agiert; wenn er nicht für die herbeigesehnte Wärme sorgt. Aus selbsternannten Staatsfeinden werden aber sehr schnell Etatisten. Wenn der Staat als hyperkenyesianistische, selbstverständlich bonzenfreie, Versorgungsanstalt auftritt, der natürlich der Gleichheit verpflichtet Gesellschaft aufhebt und zur Gemeinschaft transformiert, ergo ein politisch-moralisches Zwangskollektiv herrichtet, dann, ja dann macht man natürlich mit bei diesem "revolutionären" Unterfangen.
Anstatt auf die Repression gegenüber den PDVSA-Arbeitern, den Machtzuwachs von Chavez Claquere, die Entindividuation bzw. die Unterordnung des Subjekts unter das Kollektiv, das Märchen vom Mitspracherecht, die Staatasabhängigkeit, in die die verarmten Massen getrieben werden; darüber zu reden oder wenigstens die Chavez-Propaganda runterzuleiern - nichts von dem. Stattdessen tut man das, was man nunmal am besten kann: man geht auf die Suche nach Schädlingen und Feinden, schmeißt Dreck und fühlt sich weiter wohl im (linken) Mief. Das ist weder neu noch unbekannt, das macht das kritische Bewusstsein - natürlich im ideologischen Ernstfall gar nicht mehr so kritisch - seit eh und je.
"Der islamische Terror wie du ihn zu bezeichnen pflegst,ist ein Konstrukt,ein Konstrukt der religiösen Rechten die sich diesen Terror auf ihrer Teufelssuche regelrecht herbeigewünscht hat.
Und da es beim Wunsch nicht etwa aufhörte,hat man sich seine Bin Ladens,die Taliban und den Hass der Mullahs selbst aktiv geschaffen.Indem der Cia Mossadegh im Iran wegputschte und den Schah zum Macker im Stuhl machte der sich und seiner Entourage die Milliarden zuschanzte und das Volk darben liess und die Linke zusammenkartätschte,Miltärberater schickte,den Iran aufrüstete.Man half bereitwillig mit,Michel Aflaqu wegzuputschen und stopfte Saddam mit Waffenlieferungen vom Feinsten voll.
Das reichte nicht,die CIA selbst lieferte den Ayatollahs das Bildmaterial über die zu beseitigenden Kader der Volksfedayin,Sozialisten und Sozialdemokraten im Iran.
Ronald Reagan jazzte Bin Laden hoch,die Taliban sind das Werk der CIA,sie wurden mit Milliarden Dollar vollgestopft und bekamen jede logistische Unterstützung die sie sich nur wünschten.Jede Madrasse in Belutschistan wurde erbaut dank der Zuwendungen von Uncle Sam,die Stingerraketen die den Natotruppen jetzt ihre Hubschrauber in Afghanistan wegsprengen,stammen aus den Arsenalen der US-Army,alles schon vergessen??"
Faktisch gesehen hast du recht. Das die USA in der Konstellation des kalten Krieges immer wieder ihre eigenen Werte, und damit die der Freiheit, gebrochen haben - darüber besteht selbst zwischen Kommunisten, die dieses Etikett sich nicht ans Revers heften um sich irgend einem Label unterzuordnen, und den Lautsprechern antiimperialistischer Verkommenheit, also dir, Konsens. Letztendlich wollte man einen kalten Krieg mithilfe einer heißen Affäre, eingegangen zwischen CIA und Gotteskriegern, gewinnen - und tat dies auch.
An deiner Argumentation hinkt nur eines: das sich die Amerikaner einen neuen, einen grünen, Teufel erschaffen wollten, um präventiv für die nächsten drei, vier Jahrzehnte vorzusorgen, ist nicht richtig. Oder anders: den Islamismus, dessen frühe Strukturen und Ideologie sich in den 1930er Jahren herausbildete(n), mussten die Amerikaner nicht erfinden. Was man vor allem in Afghanistan vorfand, und dem man zu Struktur und Technologie verhalf, war bereit, gegen ein einigendes, für die Amerikaner viel größeres und diabolischeres Feindbild, verortet in Moskau, zu kämpfen: gegen die roten Teufel.
Über den emanzipativen Gehalt der amerikanischen Außenpolitik brauchen wir uns also nicht unterhalten. Für die Amerikaner war in der Konkurrenz zur SU eine antikommunistische Doktrin handlungsleitend; sie ließ sie alles ins Visier nehmen was an Emanzipation denken ließ - und in Wahrheit schon damals so oft Vorbote der Barbarei war. Den kalten Krieg gibts aber nicht mehr, sie haben ihn gewonnen weil sie als einzige und unangefochtene Weltmacht übrig geblieben sind. Mit dem Ende des kalten Krieges hat sich auch die schon immer höchst fragwürdige Hoffnung auf eine am realsozialistischen Weg orientierte Emanzipation vollends zerschlagen; sozialrevolutionäre Bewegungen im Trikont (oder die, die man dafür hielt) sind völkischen Banden gewichen oder haben sich als diese entpuppt. Was den USA heute entgegentritt, verbürgt kein Versprechen auf Befreiung mehr, sondern das blanke, pure konterrevolutionäre Gegenteil: die Barbarei der Völker gegen die Differenz, gegen Israel und auch Amerika.
Am 11.09. nun haben die USA auf schreckliche Weise begriffen. Begriffen, das mit den völkischen Bewegungen, die sie gegen die kommunistischen unterstützten, ihnen ein Feind entstanden ist, dem sie alles zutrauen müssen. Schon aus rein instrumenteller Vernunft befinden sie sich deshalb heute in einem Boot mit Israel gegen die djihadistische und arabisch-faschistische Bedrohung. Nicht aus Altruismus oder purer Menschenfreundlichkeit, sondern aus wohlverstandenem Interesse, was ihnen die Moralisten immer vorwerfen werden, weil sie erstens nicht wissen, das dies im Wesen der bürgerlichen Republik liegt, die sich mit anderen Nationalökonomien messen will (ja muss), und zweitens, weil sie mit Wagner kokettierend eine Sache zu tun, nur um der Sache selbst willen, für richtig erachten. Das Interesse der Amerikaner aber deckt sich in diesem speziellen Fall mit dem Interesse derer, die an der Verteidigung der bürgerlichen Gesellschaft gegen ihre barbarische Regressionsform festhalten.
"Wie brachte es die Krankenschwester in Spottiswoodes Under Fire so treffend...'Vielleicht hätten wir schon viel früher einen Yankeejournalisten abknallen sollen'"
Warhead ist ein richtiger Mann des Volkes. Und als solcher wäre es ihm eine Freude, sich an parasitären Subjekten (Zeitungsfritzen, Bankern, Börsianern etc.), die dafür einstehen das dass Volk auch weiterhin geknechtet bleiben wird, zu zeigen, wie er sich Revolution vorstellt: als Blutschwall, gnadenlos, vom Willen zur Vernichtung angetrieben. Lässt man Leute wie Warhead Revolution machen trifft Kambodscha Reichskristallnacht.
Das Kriegshirn weist alle autoritären Dispositionen auf, die einen erst zum Nazi werden lassen. Seine Beiträge sind von Strafbedürfnis, Gewaltphantasien, infantilen Allmachtsphantasien und Größenwahn durchzogen. Wenn er über den Kapitalismus redet, was er nur im abstrakt-allgemeinen tut, und anhängt, er und seine Genossen haben die Menschen lange genug vor ihm gewarnt, spricht aus ihm der Narziss, der sich mangels Beachtung in seine Ecke zurückzieht und schmollt. Wenn er die kulturelle Selbstinszenierung probt, vergisst er nur, das er nicht gerade der kreativste ist, weil er ein und denselben Witz, nämlich den mit den Nazis und dem Gewaltpark, immer und immer wieder erzählt. (Ich hab ihn schon drei- oder viermal gelesen.) Er wirft anderen schon gern mal vor, sie seien träge und faul, müssten aufstehen und Freiräume erkämpfen - aber wie macht das einer selbst, dessen Anwesendlämpchen immer an ist? (Wie oft er nun wirklich da ist kann ich nicht sagen, er ist aber immer da wenn ich online bin, was nicht sehr häufig der Fall ist. Vielleicht ist das nur Zufall.)
Warhead ist nichts weiter als ein Großkotz, ein Berufsjugendlicher, der sich Bestätigung in der Anonymität des Internets holen will, weil ihm die seiner Genossen (die ihm sicher ist) vielleicht nicht mehr reicht oder anödet. Aufmerksamkeit bleibt nunmal Aufmerksamkeit - ob nun von pickeligen Jugendlichen, rechtschreibschwachen Welterklärern oder Naivlingen.
Natürlich wird Warhead dass in den Bereich der Küchenpsychologie verbannen, was aber auch nicht weiter stört.