dorfpfarrer schrieb:Beim Fußball wird die gegnerische Mannschaft nunmal beleidigt. Es geht lediglichdarum den anderen runter zu machen, ihm die Spielmoral zu nehmen, ja vielleicht sogaretwas vom Spiel abzulenken, nicht um Rassismus.
Nun Dorfpfarrer, einBeleidigung besteht nun mal in dem Bezeichnen eines Anderen mit einem Wort, dass negativbesetzt ist und wenn Jude eine Beleidigung ist, dann sollte man sich fragen, weshalbdieses Wort negativ besetzt ist. Wenn Dich jemand Bärchen nennen würde wärst Duwahrscheinlich weniger beleidigt.
Alles in allem habe ich häufiger Berichtegehört, dass Jude auch an westdeutschen Schulen als Schimpfwort gilt, jedoch kam dieseher aus der Ecke der arabisch stämmigen Kinder, die die Meinung ihrer Eltern und älterenGeschwister zum Nah-Ost-Konflikt an die Schule getragen haben. Kinder greifen sowas haltunreflektiert auf und tragen es weiter, man muss da aber nicht nur bei den Kleinenansetzen. 14 ist ein Alter in dem man seine soziale Identität zu formieren beginnt.Gerade in diesem Alter sind solche Aussprüche gefährlich.
Ich bin, Deutscher, Judeund arabischer Abstammung, was man mir aber kaum ansieht, in Frankfurt/Main, in einersozusagen Multikulturellen Gesellschaft aufgewachsen und damals war es selten, dass michjemand wegen meines jüdischen Glaubens dumm angemacht hat. Wenn, dann waren es kroatischeUstase Fanatiker oder Islamim. Nichts gegen Kroaten oder Islamim, nur eine Beobachtung.
Aber es stimmt, dass in den letzten Jahren eine gehäufte Aggression gegen Judenaufkommt. Auch unter Deutschen. Selbst im linken Lager kursiert im Zusammenhang mit dengängingen Verschwörungstheorien und dem aufkommenden Antiamerikanismus antisemitischesGedankengut und es ist schwer solchen Überzeugungen entgegen zutreten. Ich habe inHeidelberg einige Nazi-Punks kennengelernt, die Meinungen vertreten haben bei denen sichmir die Fußnägel hochgerollt haben.Jedoch sind das Extremfälle, die meisten wisseneinfach nicht wie sie mit einem Juden umgehen sollen, eben weil wir aus bekannten Gründenso selten sind.
Als ich 2002 nach Ostdeutschland ging, fragte mich mein Bruder,wieso ich ins Naziland gehe, worauf ich zweierlei entgegnete: Erstens kann es so schlimmnicht sein und zweitens wenn wir Juden überall dort verschwinden, wo man uns nicht mag,würde es uns nirgendwo mehr geben (!!!!!!).
Das ist Fakt.
Meine Erfahrungen inOstdeutschland sind ambig. Ich habe dort in einem Studentenstädtchen gelebt und dieStudenten, die meist aus der ganzen BRD dort hin kamen waren relaxed. Ich habe aber,anders als die üblichen Studenten, auch die Einheimischen kennengelernt. Nicht allein,das Fehlen von einer Beziehung zu Menschen jüdischen Glaubens, auch alte Voruteile habendort zu einer grundlegend Befremdeten Haltung gegenüber jüdischen Mitbürgerngeführt.
Hinzu kommt, dass es sich bei den Gemeinde Mitgliedern in Ostdeutschland,gehäuft um Einwanderer aus den GUS-Ländern handelt, die vor Pogromen (!!!) dortflüchteten, was sie schnell in die Ecke der ausländischen Sozialschmarotzer drängt,obwohl die jüdische Wohlfahrtsgesellschaft für sie sorgt. Mit einigen Rechten dort habeich mich unterhalten und sie waren mit gegenüber, der ich immer zu meinem Glauben standund stehe, seltsamerweise auch relaxed. Was sie hinter meinem Rücken über mich sprachen,weiß ich jedoch nicht. Aber ich glaube nicht, dass es gut war, denn wenn ich mit ihnensprach, waren sie meist auf die Weise freundlich, wie die Schlange Ka im Dschungelbuch eszu Mogli war.
Fakt ist, dass immer mehr sogenannte Heimatvereine aus demrechtsradikalen Hintergrund Jugendhäuser in Ostdeutschland eröffnen, dass die NPD inmehreren Bundesländern im Osten im Landtag sitzt, das manche Landkreise inMecklenburg-Vorpommern über 40% Stimmenanteile für die NPD hatten, das weiß ich, weil ichan dieser Wahl teilgenommen habe, und das Viele in ganz Deutschland nicht wissen wie siemit einem Juden umgehen sollen.
Ein Beispiel, ein Ostdeutscher, linker Skinhead amRande bemerkt, steht neben mir in der Kneipe und meint zu mir "Weißt Du was? Ich habe einProblem mit Auschwitz.", worauf hin ich ganz verwundert fragte was ER für ein Problem mitAuschwitz habe. Er erklärte mir, dass sein Problem darin bestehe, dass er nicht verstehe,wie solch eine Grausamkeit möglich sei und das sein Großvater in der SS war und quasidaran teilgenommen hätte. Ich meinte zu ihm, das Auschwitz selbst eben nicht daseigentliche Problem ist, sondern das solcherlei Grausamkeit überhaupt in jedem Landstattfinden kann (!), dass dass sein Großvater in der SS war, zunächst nichts mit ihmzutun hat, er braucht sich nicht für seinen Großvater zu rechtfertigen, solange er nichtsein Gedankengut vertritt und dass er insofern nur ein bedingt ein Problem mit Auschwitzzuhaben braucht, da das einzige Problem, das wir damit haben ist, dass wir dafür Sorgezutragen haben, dass diese Sache nicht verleugnet, verharmlost oder gar wiederholtwird.
Filmtipp: -Ein ganz gewöhnlicher Jude- mit Ben Becker. Zitat:
"DieDeutschen werden den Juden Auschwitz wohl nie verzeihen.".
Das kann man SO zwar nichtstehen lassen, aber in Ansatz hat es einen wahren Kern.
Ich bin dagegen, dassJugendliche, die rechtsgerichtetes Gedankengut wiedergeben, in den Jugendknast wandern.Meine Erfahrung hat gezeigt, das viele die im Knast waren, sich gerade über die dort neugewonnenen Kontakte gefreut haben und dass der Knast mehr eine Kaderschmiede dereinzelnen kriminellen Organisationen ist, als dass er wirklich seinemResozialisierungsauftrag gerecht würde. Man sollte diesen Jugendlichen einen intensivKurs in Kulturwissenschaften und -geschichte geben.
Die wahren Übeltäter sind jene dieschon seit 30 Jahren rechts sind und sie Strippen ziehen.
Es gab einen Vorfall in den90ern, in Westdeutschland, wo ein Beamter aus dem Amt das die Entschädigungen für dieehemaligen KZ- und Arbeitslager-Insassen bewilligt, entlassen wurde, weil er in der NPDwar und eindeutig Antisemit. Das ganze ist nur aufgefallen, weil er in den Jahren indenen er für diese Behörde tätig war, nicht einen Antrag bewilligt hat.
Es gibtüberall Rechte, sogar in Israel, und solange es Menschen gibt, die sich für was Bessereshalten, sei es wegen Herkunft, Glaube oder finanziellem Status, werden die Konfliktenicht aufhören.
@derDULoriginalIn der Öffentlichkeit sehen sie nicht politischaus, aber weißt Du was hinter geschlossenen Türen da abgeht. Ich habe davon nur einenEindruck gewonnen.
Nazis sind Nazis sind Nazis sind Nazis.