Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)
05.11.2024 um 13:16Zu Temme habe ich mich schon geäußert. Das war ein dummer Zufall.Muerto04 schrieb:Ich glaube auch nicht an einen Deep State oder Verschwörungstheorien. Nur die Behörden haben hier schlecht gearbeitet, schlecht oder gar nicht miteinander kommuniziert und ich behaupte auch, dass Verfassungsschützer/Behörden mehr gewusst haben bzw hätten wissen müssen, als sie behaupten (siehe Aktenvernichtung) oder sie wussten eventuell von den Morden und haben nicht reagiert (siehe A. Temme).
Wer sich nicht mit Ruhm bekleckert hat, war der Verfassungsschutz. Das reicht von den Unsummen, die das BfV Tino Brandt für falsche Infos hinterhergeworfen hat bis hin zu den LfVs Thüringen (die mit dem irren Präsidenten) und Sachsen (die zwischen 1998 und 2000 durchaus ernstzunehmende Hinweise auf B & M und Zschäpe (Z) bekommen haben).
Das LfV Hessen war zwar 2006 dem Polizeipräsidium (PP) in Kassel bei der Aufklärung sehr entgegengekommen, was Temme wohl in dem Internet-Cafè von Hatil Yozgat zu suchen hatte. Als das PP aber - schon von der Unschuld Temmes überzeugt, noch die V-Leute wissen sollte, die Temme geführt hatte, da entschied der Innenminister (Boufièr), Quellenschutz gehe vor. PP und LfV waren sich eh gar nicht grün, Behördenrivalität kommt also hinzu. Letztlich haben dann die Untersuchungsausschüsse den V-Mann aus dem rechtsextremen Spektrum identifiziert, wie gut das dem bekommen ist, das weiß ich nicht.
Ab 2000 gab es jedenfalls aus Sicht der Verfassungsschutzämter keine Hinweise mehr auf B & M & Z.
Damit kommt die Polizei ins Spiel. Da sowohl die Raubtaten als auch die Morde in verschiedenen Bundesländern begangen worden waren, war die Aufklärung Landessache. Bei den Banküberfällen kam man nicht mal auf die Idee, dass es sich um eine Serie handeln könnte. Bei den Morden ermittelte erst mal jede Dienstelle landesspezifisch vor sich hin. Auf Arbeitsebene half man sich enorm, oft unter Umgehung von Datenschutzregeln und Ministerien (gut so!). Es dauerte, bis erst einmal die bayerischen Morde zentralisiert wurden (in Nürnberg) und später, ab 2006, dort eine BAO mit Beteiligung aller Länder zu den 9 bekannten Morden gegründet wurde.
Dazu gibt es auf Youtube ("Das Phantom") eine ZDF-Doku von 2007, auf die ich schon verlinkt habe. Die BAO arbeitete wirklich gut, tippte erstmals auf Einzeltäter mit Motiv Fremdenhass, aber sie hatten keine Chance auf Aufklärung. Das mitbeteiligte BKA blieb aber in der "Organisationsthese" (also Mafia) hängen. Und das LfV Bayern war auch unkooperativ, als es der BAO um die Aufklärung eventueller Netzwerke ging. Tenor: "Rechter Terrorismus? Kennen wir nicht."
Der Mord an Kiesewetter blieb außen vor, weil man ihn wegen der anderen Waffen nicht der Serie zuordnen konnte. Es gab auch nie DNA-Spuren von B & M & Z an einem der Tatorte.
Die meisten Fehler passierten jedenfalls 1998 bis 2000, als man B & M & Z noch relativ leicht hätte fassen können. Es entsteht der Eindruck, die LfVs wollten nicht, vielleicht um andere V-Leute zu schützen. Die Untersuchungsausschüsse in beiden Ländern haben da sicher noch mehr Infos erbracht, als ich im Kopf habe.
Meine Quelle: Die Berichte der vielen Untersuchungsausschüsse (jeweils der Feststellungsteil, nicht der Bewertungsteil der Parteien).