DerHilden schrieb:Ich will gar nicht sagen, dass man als Beamter keine Vorteile oder Privilegien hat, um Gottes Willen. Nur wenn man wie du zügellose Kritik am Beamtentum übt, sollte man auch etwas Fachwissen besitzen.
Das ist doch ein Knackpunkt und das meine ich nicht mal bissig sondern eher feststellend: Wäre gerade dieses Wissen (auch bei kritischer Einstellung dazu) da, würde meines bescheidenen Erachtens die Kritik nicht in der Form bzw. dem Ton geäußert werden. Diesen Aspekt sehe ich bei vielen Netzdebatten. Beispielhaft sieht man das dann, wenn Personen (hierzulande) von der Polizei in dynamischen Lagen erschossen - gehen wir mal von einem Fall aus, der berechtigt ist - werden und sich undifferenzierte Kritik breitmacht wie "Aber wieso hat man dem herannahenden Angreifer mit dem Messer / Hammer / was auch immer statt dem Torso nicht ins Bein oder die Arme geschossen, er könnte noch leben!!!"
Die Frage kann man eher nur als Laie stellen. Wer mehr weiß, stellt die Frage in der Form nicht so - oder stellt sie zumindest anders, als Grundsatzfrage ob man die Ausbildung dahingehend ändern kann, zielsicherer Gliedmaßen zu treffen obgleich das gerade auch auf öffentlichen Plätzen hohe Risiken birgt. Schüsse die daneben gehen bzw. nicht die ausreichende "Mannstopwirkung" haben treffen zwangsläufig andere, ob nun Passanten die irgendwo dahinter stehen oder Polizisten die dann erreicht und angegriffen, ggf. tödlich verletzt werden.
Ist nur ein Beispiel um das ein wenig zu erläutern.------------------------------
Ich sage es weiterhin: Es kommt halt drauf an. Man kann nicht undifferenziert von Beamten sprechen. Ich kann, kann aber nicht NUR, die Negativbeispiele rauspicken weil es anderen Unrecht tut. Das wäre ja sonst genau die Logik als würde ich eine Ethnie in einen Topf werfen nur weil es unter jenen schwarze Schafe gibt - und das überhaupt oberflächlich auf die Ethnie zu beziehen ist ja dann auch irgendwo Unsinn. In der Regel ist eine Ethnie ja kein "Hivemind", keine Schwarmintelligenz, wo alle gleich im Wesen sind. Ethnien und Berufs- oder Statusgruppen sind natürlich unterschiedliche Dinge, ja, aber das ist nur ein Beispiel um die Grundlogik zu kritisieren.
Wenn ich einen Verwaltungsbeamten habe und ihn mit einem Kaufmann für Bürokommunikation o.Ä. vergleiche, auf "Arbeitsebene", dann kann man sicherlich sagen, dass bei vergleichbarer Arbeit (inhaltlich und anderweitig) Beamte Vorteile haben, Privilegien, etc. Sei es je nach "Dienstherr" (Kommune, Land, Bund) andere oder leichtere Steuerlast, Jobsicherheit, etc. Jetzt kann ich aber auch sofort Beispiele bringen wo du als Beamter (je nach genauer Verwendung) im Vergleich zur Privatwirtschaft eher arme Wurst bist. Bereiche, wo die vermeintlichen Vorteile des Beamtentums dann doch kaum noch Leute hervorlocken weil es woanders bessere Rahmenbedingungen gibt.
Gerade bei Jobs die irgendwo Fachwissen oder Spezialisierung beinhalten. SEK-Polizisten, IT-SEC Spezialisten, etc. Ich hörte zumindest immer du kannst als (ex-)Soldat oder (ex-)Polizist (je nach Verwendung) im PSC/PMC-Bereich mehr raushaben, zu anderen Rahmenbedingungen, und ggf. mehr Freiheiten im Arbeitsablauf oder Alltag. Gleiches für IT-Spezialisten. Oder auch gute Juristen. Vorher jemanden gekannt der im behördlichen Sicherheitsbereich tätig war und dann mit seinem Fachwissen zu IT-Sicherheitsunternehmen gegangen ist, sich sinngemäß eine goldene Nase verdient und auch in leitender oder höherer Position tätig ist. Geld ist natürlich nicht alles aber ich meine auch manche Rahmenbedingungen, die besser in der Wirtschaft sein können oder werden, je nach Job und Stelle bzw. Unternehmen. Ja, ich spiele damit auch ein bisschen auf innerbehördliche oder ministerielle Bürokratie an, was uns ja noch mehr on-topic bringt.
Und weil man rein schriftliche Kommunikation anders als erdacht interpretieren kann der Disclaimer: Ich meine es nicht mal allzu bissig. Ich möchte eher durch erneutes Aufgreifen für mehr Verständnis bei Pauschalkritik(ern) werben.
Ich könnte nun weiter schreiben aber um vorerst zu einem Ende zu kommen kann man meines Erachtens ja gerne Negativbeispiele anführen und ein wenig Wahrheit steckt in vielen Stereotypen. Man kann sie aber nicht nur heranführen. Das ist mein Knackpunkt oder meine Kernaussage. Wer das in dem Fall macht verkennt die Realitäten oder kann/will nicht differenzieren.
Für mich persönlich ist das immer noch etwas befremdlich. Ich persönlich kann etwas auch kritisieren oder dem im Kern negativ gegenüber eingestellt sein aber gewisse Dinge anerkennen oder bedenken, sprich, differenzieren. Wenn ich sonst undifferenziert meckere, was man ja von mir aus auch gerne darf, stelle ich mich potentiell aber selbst ins Abseits. Sinngemäß: Wenn ich auf wen oder etwas penetrant zeige, zeigen oft drei Finger zurück.