Landluft schrieb:Eigentlich ist kaum vorstellbar, dass jemand, der Zugriff auf die ganze Bandbreite der Berichterstattung hat, den Müll von RT ernst nimmt oder gar verteidigt.
Es mag kaum vorstellbar sein, ist aber (oftmals leider so).
Gerade die, die sich mit dem politischen System, der Kanzlerin, der Regierung, dem Staat an sich und so weiter Spinnefeind sind finden ihr medial-ideologisches Seelenheil bei RT und Co. Quasi auch eine Art Echokammer, je nach Bericht. Denn da geht es ja öfters gegen das eigene Feindbild (aus Sicht des hier Unzufriedenen) und der Feind meines Feindes ist mein Freund. Formate von RT haben es dann leicht zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Man kann natürlich russische Ansichten (soweit meines Erachtens ok, wenn keine irreführenden Meldungen) verbreiten während man aber das Vertrauen in westliche Regierungen oder westliche Systeme unterminiert indem man den, vereinfacht ausgedrückt, Block der Unzufriedenen bedient und füttert. Langatmige Geopolitik, könnte man sagen.
Während kritische Sichten und Meinungspluralismus zwar irgendwo dazugehören ist das ein wenig perfide weil es abstrakt gesehen Russland politisch in die Hände spielt oder dazu beiträgt, hier Stimmung zu machen. Wer sich mal auch nur sporadisch die gängigen Kommentare unter RT-Videos (meist zu gewissen Reizthemen) anschaut wird auch merken welches Klientel gerne RT konsumiert. Und wer sich öfters den "roten Faden" der Berichterstattung bzw. des Narrativs anschaut, dürfte auch merken, dass es zumeist contra-westlich ist. Das ist zumindest mein Eindruck bei gewissen Reizthemen.
Disclaimer: Ich will RT nicht mal ad-hoc bashen. Meinungspluralismus. Heißt, RT gehört irgendwo dazu. Aber selbst wenn ich den Umstand aussen vor lasse, dass RT ein Einflussmittel russ. Politik auch zur Unterminierung in westl. Systeme werden kann oder nicht - spätestens dann kritisiere ich jene, die RT als einzige Quelle konsumieren und nicht ihren Horizont oder das "Puzzlebild" durch weitere Quellen komplettieren.
Sonst wird das nämlich zu einer ggf. gefährlichen oder einseitigen Echokammer. Und wenn man dann noch unterstellt, es sei oft ein "Sprachrohr" oder potentielle Fake News Schleuder, so werde ich als Konsument ohne Alternativen noch in die Irre geführt.
Ich muss ja manche anderen westlichen Medien nicht toll finden oder hochloben. Auch da kann man je nach Medium Fehler oder Agendas vorfinden oder sie zumindest vermuten. Aber ich muss deswegen auch nicht zwingend RT gucken um auch z.B. regierungskritische Berichterstattung und so weiter zu finden - die finde ich in hier bekannten Medien auch anlassbezogen immer wieder!
Meine abschließende Meinung: Wer unterschiedlichste Quellen betrachtet - dies möglichst oder weitgehend wertfrei - und sich DANN ein Bild macht, geht in der Regel im Zeitalter von Einflussmaßnahmen und Fake News am besten vor. In dem Sinne werde ich hin und wieder natürlich auch Berichte von RT schauen. Wer im Schnitt kritisch berichtet kann auch mal richtig liegen, so nach dem Motto "auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn".
Quintessenz ist, sich nicht nur darauf zu verlassen und die Berichterstattung unterschiedlicher Medien in einen gewissen Kontext zu setzen.