Links oder Rechts, heute in der Politik noch zeitgemässe Begriffe?
31.12.2016 um 00:06@KMüller
Der erste Link zum Interview mit Professor Nassehi war sehr interessant und knüpft auch an vielen Gedanken an, die ich mir seit einiger Zeit mache. Alles was ich jetzt schreibe, schreibe ich aus meiner persönlichen "Bürgersicht".
Ich finde übrigens nicht, dass die politische Landschaft komplexer wird (da hat eher eine Simplifizierung mit dem Schlagwort "Mitte" stattgefunden ). Ich sehe ehrlich gesagt nicht ein, dass ich das Getue um die Inkludierung der Linke oder der AfD in eine mögliche Regierung als "komplexes Problem" ansehe. Die Probleme in der Welt machen uns zu schaffen und die Gesellschaft und die Bedürfnisse sind heterogener - darin liegt die Komplexität. Und da erschöpft sich recht schnell das L/R-Schema.
P.S.: Habe ich mit dem Betrag eine eher rechte oder eine linke Gesinnung? ;-)
Der erste Link zum Interview mit Professor Nassehi war sehr interessant und knüpft auch an vielen Gedanken an, die ich mir seit einiger Zeit mache. Alles was ich jetzt schreibe, schreibe ich aus meiner persönlichen "Bürgersicht".
KMüller schrieb:Die Umwälzung der Parteienlandschaft und der damit zwangsläufig verbundene Disput erfordern - um eine sprachlich einwandfreie Verständigung zu ermöglichen - eine Neuordnung der womöglich überstrapazierten und fehlinterpretierten Begriffe "Links" und "Rechts".Was verstehst du unter Umwälzung? Meinst du damit das Aufkommen der AfD? Oder die Erosion gesellschaftlicher Gewissheiten? Ersteres würde ich nicht als Umwälzung beschreiben, sondern als einen gewöhnlichen Prozess in der Demokratie. Ich denke die Integration neuer Parteien bzw. die Neuordnung der Parteien gehört zum All-Inclusive-Paket der Demokratie hinzu und stellt hoffentlich keinen Betriebsunfall samt Umwälzung dar.
KMüller schrieb:Genügt es für eine grobe Charakterisierung einer Partei, dieser einen solchen Begriff zuzuschreiben oder wird man da dem komplexer werdenden Bild der heutigen politischen Landschaft gar nicht mehr gerecht?Mich stört an solchen Begriffen bzw. Konzepte zunächst die demonstrierte Statik. Es wird mit den Begriffen so getan, als hätten Parteien ein Stückchen von einem imaginierten Parteispektrum gepachtet und zwar für immer. Das finde ich albern. Die Welt ist hochdynamisch. Wie kann man dem mit starren Konzepten begegnen? Es wird zum Teil auch versucht Lösungsansätze und Diskussionsrichtung zu Problemen mit bestimmten Links-/Rechtslabels zu deklarieren. Islamkritik => rechts, Adoptivrecht für Homosexuelle => links usw. Aber ist Islamkritik wirklich rechts? Es gibt auch Argumente dafür, dass Islamkritik eher eine Aufgabe der Linken sein sollte. Andere wiederum würden einwerfen, dass es möglicherweise zwei Islamkritiken gäbe: eine linke Islamkritik und eine rechte Islamkritik. Oder man bezeichnet dies ganz als Blödsinn, weil auch das noch zu undifferenziert ist (meine Haltung). Das Problem ist jedenfalls, dass mit dem Labelling von Rechts und Links eine gesunde Diskussion blockiert werden kann. "Ich bin gegen die Islamisierung des Abendlandes" gilt für viele als eine rechte Parole, obwohl diese These auch von links betrachtet werden sollte (muss). Aber jeder Versuch scheitert, weil das ja als rechte Position gelabelt ist. Wenn ich sagen würde, ich befürchte eine Islamisierung des Abendlandes weil Argument A, B und C, dann würden meine linken Freunde mich ausgrenzen oder zumindest schief ansehen. Nicht der Sache wegen, sondern des Labels wegen. Das führt zu grotesken Situationen, dass z.B. bei Demonstrationen gegen einen Moscheebau bezahlt von Saudi-Arabien (mit fragwürdiger Intention) deutsche Rechte mit arabischen Linke auftreten, um gegen deutsche Linke die indirekt (wenn man das so in das L/R-Schema übersetzen möchte) arabische Recht unterstützen, zu argumentieren. Das ist nur ein Beispielen von vielen, woran ich persönlich merke, dass mir das L/R-Schema nichts taugt zur Labeling von Problemstellungen.
Gibt es mittlerweile nicht Schnittmengen von Parteien, dass diese so gar nicht mehr dem früheren Bild der Parteienlandschaft entsprechen und deshalb eine Einordnung in links oder rechts sogar als eine wenig hilfreiche Verzerrung erscheinen lassen?
Ich finde übrigens nicht, dass die politische Landschaft komplexer wird (da hat eher eine Simplifizierung mit dem Schlagwort "Mitte" stattgefunden ). Ich sehe ehrlich gesagt nicht ein, dass ich das Getue um die Inkludierung der Linke oder der AfD in eine mögliche Regierung als "komplexes Problem" ansehe. Die Probleme in der Welt machen uns zu schaffen und die Gesellschaft und die Bedürfnisse sind heterogener - darin liegt die Komplexität. Und da erschöpft sich recht schnell das L/R-Schema.
P.S.: Habe ich mit dem Betrag eine eher rechte oder eine linke Gesinnung? ;-)