Es gibt zwei zentrale Annahmen zum Tatort.
1. Das Treffen am Tatort war geplant
2. Das Treffen war nicht geplant und hat sich spontan ergeben
Ich möchte 2. nochmals genauer beleuchten. Dazu bin ich nochmal die Route durchgegangen. Es ist nicht wirklich entscheidend, aber ich gehe von einer Fahrt von Delhoven nach Kleinenbroich aus.
Dabei habe mich dabei auf das ca. 3 km lange Teilstück Abfahrt A57 bis Kreuzung K37/L381 beschränkt. Und zwar deswegen, weil eine Annahme eines Abfangen und Anhalten auf der Autobahn unrealistisch ist und das Opfer ab Kreuzung K37/L381 zwei Optionen gehabt hätte (weiter auf der L381 oder Abbiegen auf K37). Ein "Abfangen" konnte also nur in diesem Teilstück vorgenommen werden.
Angenommen der Täter wusste dass sich das Opfer auf der Fahrt befindet. Ziel des Täters war es Daniel unterwegs abzufangen. Dafür muss man weiterhin annehmen, dass der Täter keine andere Möglichkeit bzw. keine geeignetere Möglichkeit hatte auf Daniel zu treffen (aber das könnte sich ja zB kurzfristig aus einem Telefonat ergeben haben; halte diese Annahme daher für nicht abwegig). Falls Daniel zB zu seinen Eltern wollte, halte ich ein Abfangen vor deren Haustür zwecks einer Aussprache für ungeeignet.
Das "Abfangen" alleine impliziert noch keine Tötungsabsicht, sondern meint lediglich ein erzwungenes "Gespräch".
Frage: Welche Orte entlang der o.a. Route eignen sich dafür, dass man jmd abpasst bzw. auf jmd am Rand wartet?
Ich habe "nur" 4 Möglichkeiten inkl. dem Tatort dafür ausgemacht. Wobei sich mMn nicht alle gleichermaßen eignen.
Die (4) ist aus Sicht eines Täters der aus der Gegend Korschenbroich bzw. Kleinenbroich kommt am schnellsten zu erreichen. Die Gefahr, dass das Opfer die "Stelle" passiert bevor man als Täter diese selbst erreicht hat ist geringer als bei (1)-(3).
Welche Gründe könnten sonst eine Rolle spielen bei der Wahl des Ortes?
Verkehrsdichte, Geschwindigkeit, Sicht- bzw. Lichtverhältnisse.
Aus dem Stand würde ich behaupten, dass (4) auch bei diesen Kriterien "überzeugt".
Die Verkehrsdichte ist bei (2) - (4) sicherlich ähnlich, nur bei (1) würde ich eine höhere Verkehrsdichte unterstellen. Die Geschwindigkeit ist an allen Punkten ähnlich, sollte der Täter allerdings vermutet haben, dass Daniel in die K37 einbiegt, dann ist (4) die Stelle an der das Opfer die geringste Geschwindigkeit aufweist. Das Thema Sichtverhältnisse ist nicht ganz einfach zu beurteilen. Eine gute Fernsicht ist hier nicht entscheidend, da es Dunkel war. Beleuchtung von Häusern, Firmen und Ampelanlagen spielen hier eher eine Rolle. Aber Häuser und/oder Firmengebäude sind auf diesem Teilstück Mangelware, da es sich nicht um dicht besiedeltes Gebiet handelt. Der Täter könnte selbst mir eingeschaltetem Licht am Rand gestanden haben um vorbeifahrende Autos anzustrahlen.
An Punkt (4) befindet sich eine große Ampelanlage. Dazu kommt ein Firmengebäude mit blauer Leuchtschrift. Stockdunkel ist es im Kreuzungsbereich offensichtlich nicht. Dazu könnte der Täter auf der gegenüberliegenden Seite der K37 an der Kreuzung mit eingeschaltetem Licht und Motor gewartet haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass er schon dabei beobachtet wurde. Möglich, dass der Tatverdächtige ein auffälliges Verhalten in Kauf genommen hat, weil es ihm zunächst nur um ein Abfangen und "Reden" ging.
Wie sich der Stopp dann letztendlich vollzogen hat, das ist wieder ein ganz anderes Thema. Aber vielleicht müssen wir hier wirklich mal einfach denken und die "aggressive Lichthupe" akzeptieren!?