Der Dyatlov-Pass-Vorfall
30.04.2021 um 18:08@Nemon & @all, trotz extrem beschränkter Zeit einige wenige Sachen zum Nachdenken (zu Sogrin und auch Rutschblock):
1.) Sogrin hat den Platz des Zeltes erstmalig am 4. März gesehen (https://dyatlovpass.com/case-files-330-339) – da war das Zelt schon längst abtransportiert und die Umgebung des Zeltes durch die Suchmannschaften umgepflügt. Wie konnte er da noch (offensichtliche) Relikte einer Lawine erkennen können wollen – sofern diese vier Wochen nach dem Vorfall überhaupt noch zu sehen gewesen wären ?
2.) Er schreibt in dem von Dir zitiertem Buch dass eine Lawine von den Suchtrupps sofort ausgeschlossen wurde - wahrscheinlich aufgrund keiner offensichtlichen Zeichen dafür (…da hat man dann aber auch nicht gesucht nach weniger offensichtlichen Zeichen) – er will aber trotzdem selbst noch nach Tiefenreif gesucht haben (das erfordert einigen Aufwand wenn man das richtig macht...) … - er hat das jedenfalls nicht erwähnt in seiner Zeugenaussage.
3.) Zumindest dass (fast) kein Schnee im Zelt gefunden wurde lässt ja darauf schliessen dass das Zelt platt („von Schnee bedeckt“) war bei Verlassen, bei vermutlich halboffenem Eingang und den Schlitzen gibt es keine andere Erklärung für fehlenden schnee im Zeltinneren, der Wind hätte es sonst (im aufgebauten Zustand) vermutlich sogar auch zerfetzt. Und der zerbrochene Skistock ( Beitrag von WladimirP (Seite 414) ) im Zelt kann nicht vom IS oder einer Windwalze zerbrochen wurden sein.
4.) Weiterhin meint Solgrin, oberhalb des Zeltes keine wie auch immer geartete gefährliche Schneeschicht entdeckt zu haben, auch weil Steine zu sehen waren: Dazu: „…Je dünner die Schneedecke, desto anfälliger ist sie für labile, gefährliche Altschneeschichten…. Außerdem wird bei weniger Schnee die Belastung des Tourengehers direkt auf die schwachen Schichten im Schnee übertragen. …Wenn an den Hangrücken noch Sträucher oder Felsen aus dem Schnee schauen, ist dies als Gefahrenzeichen zu werten …“
Quelle: https://www.bergwelten.com/a/gefaehrliches-halbwissen-6-irrtuemer-ueber-lawinen
5.) Bereits früher von mir gepostet – Lawinenkunde Uni Freiburg - der beschriebene Sachverhalt zum Tiefenreif ist einfach nur eine Tatsache:
Bedeutet ganz einfach: Bei z.B. 50 cm Schneedicke reichen 12.5 °C Temperaturunterschied Boden – Luft um die Kristallbildung auf „extreme“ Weise anzustoßen. Es ist dabei egal wo sich die „kalte“ und „warme“ Schicht befindet („oben“ oder „unten“) und es ist keine Option sondern zwangsläufig.
6.) Als gesichert gelten die extremen Temperaturschwankungen im Januar (bei Bedarf auch noch Hinweise in meinem o.g. Beitrag, Puzrin führt dafür 15° C an) sowie die Tatsache dass zu Winterbeginn relativ wenig Niederschlag (Schnee) auf den seit Ende November im Dauerfrost befindlichen Boden fiel – also der Boden „vorgekühlt“ war und die Schneeschicht dann als Isolator mit einem hohen Temperaturgradienten fungierte – und zwar nicht zwischen Tag und Nacht wie von Solgrin als Beispiel (im Tien Schan) gebracht sondern an verschiedenen Tagen mit kälteren und wärmeren Luftströmungen.
7.) Und nicht zuletzt muss ich nochmal darauf hinweisen, dass eine Rutschblocktest natürlich nicht funktionieren kann wenn die Schneebedingungen von 1958/1959 nicht gegeben sind (bedeutet die Wetterabfolge nicht gegeben ist – welche durch das Klima beeinflusst ist). Es ist doch wohl unbestritten und offensichtlich, dass die Schneeschichtbildung von Winterbeginn an Einfluss auf den Zustand der Schneedecke vom Boden bis zur Oberfläche hat. Und zum Klima kann ich deshalb nur (noch einmal) sagen:
8.) Ich sehe einen Temperaturunterschied z.B. im Quartal 4 der letzten 20 Jahre von ca. +3° C bei dem Mittelwert der Temperatur für unser „Zielgebiet“ großflächig im Ural gegenüber dem Quartal 4 1958. Das sind WELTEN! Bedeutet u.a. als Konsequenz kürzere Winter (…später einsetzender Frost) , aber auch vieles andere mehr. Dazu hatte ich kürzlich ein interessantes Video verlinkt („Rentiere auf dünnem Eis“). Demgegenüber ist der Januar 1959 aber ca. 3° C wärmer als der Januar im Durchschnitt der letzten 20 Jahre…
Wie will man da seriös Feldforschung betreiben unter der Voraussetzung gleiche Bedingungen - oder wenigstens ähnliche - wie 1958/1959 zu haben – ganz abgesehen davon dass natürlich unbedingt auch die Wetterfolge mit Luftfeuchtigkeit, Taupunkt, Wind, Windrichtung stimmen muss.
Zum Ausprobieren nochmal hier:
https://data.giss.nasa.gov/gistemp/maps/ (Archiv-Version vom 03.05.2021)
9.) Und schliesslich: die Schneeplatte die später (oder Teile davon) in Bewegung gekommen sein könnte und die Sogrin nicht erkennen kann (möchte?) ist doch gut zu erkennen bei Anlegen des (vermeintlichen ) Standplatzes für das Zelt: Die abgestellten Rucksäcke sinken überhaupt nicht tief ein in den Schnee (entgegen seiner Einlassung dazu)- einer der Spechte stützt sich sogar offensichtlich am Rand der Grube auf den festen Schnee.
Es tut mir leid, ich weiß dass es überhaupt nicht fair ist hier den Beitrag einfach zu posten und nicht in der Lage zu sein zu antworten - genau deshalb habe ich mich ja schon früher mehrmals verabschiedet.
1.) Sogrin hat den Platz des Zeltes erstmalig am 4. März gesehen (https://dyatlovpass.com/case-files-330-339) – da war das Zelt schon längst abtransportiert und die Umgebung des Zeltes durch die Suchmannschaften umgepflügt. Wie konnte er da noch (offensichtliche) Relikte einer Lawine erkennen können wollen – sofern diese vier Wochen nach dem Vorfall überhaupt noch zu sehen gewesen wären ?
2.) Er schreibt in dem von Dir zitiertem Buch dass eine Lawine von den Suchtrupps sofort ausgeschlossen wurde - wahrscheinlich aufgrund keiner offensichtlichen Zeichen dafür (…da hat man dann aber auch nicht gesucht nach weniger offensichtlichen Zeichen) – er will aber trotzdem selbst noch nach Tiefenreif gesucht haben (das erfordert einigen Aufwand wenn man das richtig macht...) … - er hat das jedenfalls nicht erwähnt in seiner Zeugenaussage.
3.) Zumindest dass (fast) kein Schnee im Zelt gefunden wurde lässt ja darauf schliessen dass das Zelt platt („von Schnee bedeckt“) war bei Verlassen, bei vermutlich halboffenem Eingang und den Schlitzen gibt es keine andere Erklärung für fehlenden schnee im Zeltinneren, der Wind hätte es sonst (im aufgebauten Zustand) vermutlich sogar auch zerfetzt. Und der zerbrochene Skistock ( Beitrag von WladimirP (Seite 414) ) im Zelt kann nicht vom IS oder einer Windwalze zerbrochen wurden sein.
4.) Weiterhin meint Solgrin, oberhalb des Zeltes keine wie auch immer geartete gefährliche Schneeschicht entdeckt zu haben, auch weil Steine zu sehen waren: Dazu: „…Je dünner die Schneedecke, desto anfälliger ist sie für labile, gefährliche Altschneeschichten…. Außerdem wird bei weniger Schnee die Belastung des Tourengehers direkt auf die schwachen Schichten im Schnee übertragen. …Wenn an den Hangrücken noch Sträucher oder Felsen aus dem Schnee schauen, ist dies als Gefahrenzeichen zu werten …“
Quelle: https://www.bergwelten.com/a/gefaehrliches-halbwissen-6-irrtuemer-ueber-lawinen
5.) Bereits früher von mir gepostet – Lawinenkunde Uni Freiburg - der beschriebene Sachverhalt zum Tiefenreif ist einfach nur eine Tatsache:
bergfreund schrieb am 12.01.2020:... Die Bildung dieser Becherkristalle ist ein Sublimationsvorgang. Voraussetzung dafür ist ein hoher Temperaturgradient in der Schneedecke (ab 15 °C/m). Je größer der Temperaturgradient ist, desto schneller erfolgt die aufbauende Umwandlung.Quelle: Beitrag von bergfreund (Seite 591)
…
Folgende Voraussetzungen begünstigen die Aufbauende Umwandlung:
…
• Großer Temperaturgradient über 10 °C/m. Gradienten im Bereich von 25 °C/m und mehr bedingen einen extrem starken Aufbau (kalter Winter mit geringer Schneehöhe)
Bedeutet ganz einfach: Bei z.B. 50 cm Schneedicke reichen 12.5 °C Temperaturunterschied Boden – Luft um die Kristallbildung auf „extreme“ Weise anzustoßen. Es ist dabei egal wo sich die „kalte“ und „warme“ Schicht befindet („oben“ oder „unten“) und es ist keine Option sondern zwangsläufig.
6.) Als gesichert gelten die extremen Temperaturschwankungen im Januar (bei Bedarf auch noch Hinweise in meinem o.g. Beitrag, Puzrin führt dafür 15° C an) sowie die Tatsache dass zu Winterbeginn relativ wenig Niederschlag (Schnee) auf den seit Ende November im Dauerfrost befindlichen Boden fiel – also der Boden „vorgekühlt“ war und die Schneeschicht dann als Isolator mit einem hohen Temperaturgradienten fungierte – und zwar nicht zwischen Tag und Nacht wie von Solgrin als Beispiel (im Tien Schan) gebracht sondern an verschiedenen Tagen mit kälteren und wärmeren Luftströmungen.
7.) Und nicht zuletzt muss ich nochmal darauf hinweisen, dass eine Rutschblocktest natürlich nicht funktionieren kann wenn die Schneebedingungen von 1958/1959 nicht gegeben sind (bedeutet die Wetterabfolge nicht gegeben ist – welche durch das Klima beeinflusst ist). Es ist doch wohl unbestritten und offensichtlich, dass die Schneeschichtbildung von Winterbeginn an Einfluss auf den Zustand der Schneedecke vom Boden bis zur Oberfläche hat. Und zum Klima kann ich deshalb nur (noch einmal) sagen:
8.) Ich sehe einen Temperaturunterschied z.B. im Quartal 4 der letzten 20 Jahre von ca. +3° C bei dem Mittelwert der Temperatur für unser „Zielgebiet“ großflächig im Ural gegenüber dem Quartal 4 1958. Das sind WELTEN! Bedeutet u.a. als Konsequenz kürzere Winter (…später einsetzender Frost) , aber auch vieles andere mehr. Dazu hatte ich kürzlich ein interessantes Video verlinkt („Rentiere auf dünnem Eis“). Demgegenüber ist der Januar 1959 aber ca. 3° C wärmer als der Januar im Durchschnitt der letzten 20 Jahre…
Wie will man da seriös Feldforschung betreiben unter der Voraussetzung gleiche Bedingungen - oder wenigstens ähnliche - wie 1958/1959 zu haben – ganz abgesehen davon dass natürlich unbedingt auch die Wetterfolge mit Luftfeuchtigkeit, Taupunkt, Wind, Windrichtung stimmen muss.
Zum Ausprobieren nochmal hier:
https://data.giss.nasa.gov/gistemp/maps/ (Archiv-Version vom 03.05.2021)
9.) Und schliesslich: die Schneeplatte die später (oder Teile davon) in Bewegung gekommen sein könnte und die Sogrin nicht erkennen kann (möchte?) ist doch gut zu erkennen bei Anlegen des (vermeintlichen ) Standplatzes für das Zelt: Die abgestellten Rucksäcke sinken überhaupt nicht tief ein in den Schnee (entgegen seiner Einlassung dazu)- einer der Spechte stützt sich sogar offensichtlich am Rand der Grube auf den festen Schnee.
Es tut mir leid, ich weiß dass es überhaupt nicht fair ist hier den Beitrag einfach zu posten und nicht in der Lage zu sein zu antworten - genau deshalb habe ich mich ja schon früher mehrmals verabschiedet.