Der Dyatlov-Pass-Vorfall
06.07.2024 um 20:24Nemon schrieb:Hier verstehe ich nicht, was du meinst von wegen winterfest machen.Winterfest machen bedeutet für mich sich vollständig anziehen, bevor man in eine solche Kälte rausgeht. Dafür wäre ja in deiner Theorie Zeit gewesen. Einer fängt an durchzudrehen, dann semmelst du ihm eine oder zwei, damit er wieder runterkommt.
Selbstverständlich war die gesamt Situation lebensbedrohlich und das Wissen darum hat in Verbindung mit der Kälte temporär die typischen Symptome ausgelöst, die dann auftreten. Inklusive Panik. Ich sprach nicht umsonst von irreversibler Kettenreaktion. Einer dreht durch, zerstört das Zelt, was Reaktionen aller erzwingt. Dann nimmt es seinen Lauf.
Wenn das jetzt nicht geklappt hat und der Typ macht das Zelt kaputt, ist dennoch Zeit für die anderen sich richtig anzuziehen. Selbst wenn 2-3 weitere Personen sich anstecken lassen, hätten die Verbleibenden immer noch die Zeit und Kapazität ans Ankleiden zu denken.
Dies ist einer der Punkte weshalb ich Teile deiner Theorie für unstimmig halte. Eine Massenpanik, der alle(!) Anwesenden erliegen ist garnicht so einfach hinzubekommen! Und die Variante, daß einer wegen des Sturmes draußen abdreht, da kommst du nicht bei einer allumfassenden Massenpanik raus.
Das alle im Zelt Hals über Kopf flohen, alles Stehen und Liegen ließen, dazu brauchst Du eine für alle Personen zeitgleiche(!) schwere, um nicht zu sagen tödliche, Bedrohung. Und tut mir leid, wenn einer im Zelt abdreht, ist das nicht diese Bedrohung! Dyatlow und Co. hatten schon anderes er- und überlebt, z.B. Tierangriffe und Schußverletzungen. Das waren nicht Stadtpflanzen von heute, die ohne Handy nicht mal das nächste Eckkiosk finden können. Darum muß es für mich eine akute, für alle gleichermaßen schlimme Bedrohung gewesen sein, die sie zum überstürzten Aufbruch gebracht hat und nicht einer dem mal kurz die Nerven durchgehen.
Nemon schrieb:Nie im Leben bei den gegebenen Sichtlinien und den Funzeln damals, würde ich sagen. Aber ich bitte dich, diese Experimente zu belegen.Müßte ich jetzt nachschauen, in welchem Buch zum Fall ich das gelesen habe, aber als Kurzzusammenfassung: Du unterschätzt bei der Lampe etwas. Die waren weit weg von der Zivilisation. Eine Lichtquelle und sei sie auch schwach, kann in dieser Dunkelheit weit gesehen werden, sobald sich die Augen ans Dunkle gewöhnt haben! Das dauert nicht allzu lange, denn am Ende vom Tag sind wir alle nur die aktuelle Ausbaustufe :-) der etwa 312 Millionen Jahre alten Synapsidenlinie, Dämmerungsjägern.
Probiere es doch selbst einfach mal aus, Du wirst überrascht sein, wie weit und wie relativ gut du im Dunkeln draußen sehen kannst, sobald deine Augen adaptiert haben. Jedenfalls hat eine Forschergruppe die Probe aufs Exempel gemacht, eine Lampe am Zeltplatz abgelegt und gewartet bis es Dunkel ist. Von der Feuerstelle aus war der Lichtschein definitiv erkennbar genug, daß man ihm als "Leuchtfeuer" hätte folgen können.
Nemon schrieb:Warum sollte dieser vermeintliche Unterstand nicht an der Zeder und am Feuer gebaut worden sein? Und warum sterben sie dann schwer verletzt ein paar Meter weiter im Bach und weder am Feuer noch am „Unterstand“?Du sprichst den Logikübersprung doch selbst an! Warum sind die 4 schwerstverletzt am Bach gestorben? Zum Beispiel Dubinina hatte massive Verletzungen die sie weder am Zelt noch auf dem Weg den Berg runter erlitten haben kann. Genausowenig am Feuer, der Unterstandsbaustelle oder beim Sturz am Bach (viel zu niedrig für sowas Schweres und noch dämpfende Schneedecke dazu, davon abgesehen das die erlittenen Verletzungen überhaupt nicht zu Sturzschäden passen).
Die einzige plausible Verision liefert da für mich die 4+2+1+1+1 These. Warum folgst du dieser Version nicht? was stimmt für dich dabei nicht?
Auch Zolotarev und NTB hatten schwerste Verletzungen, alle 3 hatten, nachdem sie die Verletzungen erlitten, noch etwa eine Viertelstunde zu leben, vielleicht etwas länger, vielleicht etwas kürzer. Sie waren aber unter den Letzten(!), die starben, daher können sie diese Verletzungen erst unmittelbar vor ihrem Ableben, d.h. Stunden(!) nachdem sie das Zelt verlassen hatten, erlitten haben. Im Nirgendwo der Taiga, was hat sie dermaßen zugerichtet? Denn dort am Dyatlowpass giab es nichts, daß ihnen diese schweren Verletzungen hätte zufügen können.
Warum haben sie den Unterstand nicht angefangen näher am Feuer zu bauen? Gute Frage, siehst du worauf ich hinaus will? Warum haben es gerade die am längsten Überlebenden nicht versucht wieder zum Zelt zu kommen? Sie wußten daß im Zelt Kleidung, Essen und noch ein paar Dinge sind, mit denen sie ein Überleben wahrscheinlicher hätten machen können. Wenn Du weißt wie schlecht deine Chancen stehen im aktuellen Zustand zu überleben, warum nicht das Risiko am Zelt eingehen? Sterben mußt Du sowieso, aber falls man am Zelt Erfolg hat schafft man es vielleicht doch noch.
Ich sage Dir weshalb: Die Bedrohung, vor der sie geflohen waren, verblieb am Zeltplatz und nachdem sie das Feuer unten im Tal wahrnahm, kam sie ins Tal hinab. 5 waren schon tot aufgrund der schlechten Bekleidung und der großen Kälte. Die letzten 4 hatten sich in den Wald zurückgezogen und sich daran gemacht, einen Notunterstand zu bauen. Hätten sie ihn fertigstellen können, wäre es möglich gewesen, daß sie es tatsächlich bis zum Morgen und zur Flucht schaffen. Das wurde dann verhindert.