Hier meine Erwiderung. Ich kann natürlich nicht für WAB sprechen, aber er ist eingeladen, ggf. Ergänzungen und Korrekturen vorzunehmen.
passato schrieb am 20.01.2020:- Körperspannung von bewusstlosen Personen
Das Argument, dass Dyatlovs Körper umgedreht worden sei, weil sein einer Oberarm absteht, ist so dermaßen hanebüchen, dass es mir schwerfällt, darauf überhaupt einzugehen. Aber wegen "Anton" aus dem Buch von Wilkins werde ich es trotzdem tun.
Die Antwort lautet: Der Oberarm von Dyatlov war offensichtlich an einem Ast angelehnt. Die Kleidung an der Seite (s.
Foto) wurde vermutlich auch nicht durch Zauberkraft in dieser Form gehalten.
@Nemon hat mich gestern noch auf dieses Foto eines Erfrorenen hingewiesen, wo die Körperhaltung unnatürlicher aussieht als bei Dyatlov:
Mir sei verziehen, dass ich das Buch von Wilkins bzw. "Anton" von nun an nicht mehr berücksichtigen werde.
passato schrieb am 20.01.2020:- Bäumchen > Liegeort Dyatlov- Umweg beim Abstieg
Hier das entsprechende Zitat aus
Atmanakis Zeugenaussage:
The impression was that the person was also trying to go up, judging by the position of the body and also the fact that he had his head in a group of small trees, where he obviously rested, but to get there if he was coming form top he would have to bypass and come back up to get to the place where his body was found.
Sollte Dyatlov tatsächlich einen Ort zum "Ausruhen" gesucht haben, dann ist es letztlich völlig irrelevant, aus welcher Richtung er kam. Wenn er - am Ende seiner Kräfte - den Platz zwischen den kleinen Bäumen bewusst ausgewählt hat, sollte das Geäst ihn offenbar notdürftig vom Schnee isolieren.
Atmanakis Zeugenaussage verleitet zu einer weiteren unzulässigen Schlussfolgerung: dass Kolmogorova in Richtung Zelt marschiert sei, weil ihr Kopf in diese Richtung zeigte. Es wurde hier bereits mehrfach erläutert: Sich in einem späten Stadium der Hypothermie hangaufwärts auszurichten, um den Körper in eine möglichst stabile Lage zu bringen, ist unter den Umständen eine absolut erwartbare Reaktion. Auch, wenn das manchen hier nicht gefällt.
;) Zudem ist zu beachten, dass meines Wissens in WABs Theorie Dyatlov, Kolmogorova und Slobodin keinen bestimmten Punkt im Tal anvisiert haben, weder die Zeder, noch die Schlucht, noch sonst irgendwas. Sie sind ziellos auf der Suche nach den anderen herumgeirrt.
Mazehare hat bereits
einige Beiträge verfasst, die zum Verständnis des geschilderten Szenarios beitragen.
passato schrieb am 20.01.2020:- Mütze Zina / Dyatlov
Da bisher kein Nachweis erfolgt ist, dass Kolmogorova eine Mütze von Dyatlov an ihrem Körper hatte, ziehe ich folgendes Fazit: Bei der Theorie, Kolmogorova habe den toten Dyatlov umgedreht und ihm die Mütze abgenommen, handelt es sich um eine haltlose Spekulation.
Ludovico schrieb am 10.01.2020:Zu der wiederholt, zuletzt von @Nemon auf Seite 588, geposteten Zick-Zack-Grafik: Es gibt nun einmal Zeugenaussagen, dass die Fußspuren mehrere 100 Meter beisammen sichtbar waren, mit kleinen 10-20m-Ausrutschern zur Seite hin. Atamanki: footprints began 20-30 meters down the hill from the tent and were visible for 700-800 meters. Initially footprints separeted into two groupsAus der Aussage von Chernyshov wissen wir zudem, dass die Gruppen (2 Leute und 7 Leute) zunächst nur 20 Meter auseinander waren, und dann schnell zusammen fanden. Laut Ivanov waren die Fußspuren 500 Meter am Hang sichtbar. Wenn man nach der Karte von @Nemon geht, in der das Szenario von WAB geschildert wird, dann sind bereits 50 m talwärts vom Zelt zwei Wanderer (Luda, Kolevatov) ca. !!!150 Meter!!! voneinander (südlich-nördlich) getrennt. Das lässt sich leicht auf Google Earth nachmessen. Diese Zick-Zack-Linien-Karte ist in keiner Weise mit den vorliegenden Fakten in Einklang zu bringen. Es tut mir leid. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass man darüber diskutieren muss, weil die Faktenlage so offensichtlich ist. Den eingezeichneten Linien liegen keine empirischen Daten zugrunde.
Dankenswerterweise hat mir WAB dazu ganz, ganz ausführlich in 2 Beiträgen
hier und
hier geantwortet. <3
Zunächst noch mal die Grafik von WAB:
Und
Chernyshovs Zeugenaussage:
Starting 30-40 m from the tent were found well preserved, clearly distinguishable traces of human feet. The traces stretched in parallel tracks close to each other, as if people were holding on to each other. Footprints stretched in kind of two directions - we counted on the tent down to the valley 6 or 7 pairs of tracks, and 20 m to the left of them went 2 more pair of tracks. Then in 30-40 m these two groups (2 and 7 tracks) came together and do not part.
Traces disappeared on the stone ridges, and below the stones they appeared again, and then were lost. The tracks were very well distinguished. In some footprints could be seen that the person was walking barefoot or in cotton sock, because the toes were imprinted.
Due to peculiarities of the winds in the mountains the tracks were well preserved, and they are not visible in the form of depressions but elevations in the form of bars - the snow is compressed under the track and not blown out, and the snow is blown around the tracks. Under the exposure of sunlight the snow tracks further harden and they are stored in this form through the winter. Further down was visible one track in a boot. Very well etched heel and the heel portion, and the intermediate part is not printed.
All the tracks were in direction of the forest, which began on the right side of the ravine. There subsequently were found the bodies.
Was mir zunächst aufgefallen war: Er spricht von Spuren, die parallel und "clearly distinguishable" gewesen seien, ist sich jedoch bei der Anzahl unsicher. Zunächst spricht er von 6 oder 7 Fußspuren + 2, dann von 7 + 2. Tempalov hat sich in seiner
Zeugenaussage auf 8 festgelegt.
WAB hat mir in seiner Antwort erläutert, dass bestimmte Bedinungen erfüllt sein müssen, damit Spuren nach mehr als 3 Wochen noch sichtbar sind: eine feste und eine lockere Schneeschicht, sowie der Einfluss bestimmter Winde. Auf dem Hang gab es von ~ 30 m vom Zelt bis zum 3. Steingrat eine ~ 250 bis 500 m lange Schneise, in der Fragmente von Fußspuren erhalten geblieben sind. WAB hat diese hier eingezeichnet:
Es ist wichtig zu verstehen, dass außerhalb dieses Bereichs die Spuren wahrscheinlich zerstört wurden oder unter dem Schnee nicht mehr sichtbar waren. Demzufolge ist es auch unmöglich, die genauen "Flugbahnen" der einzelnen Gruppenmitglieder nachvollziehen zu können, weswegen WAB betont hat, dass die von ihm eingezeichneten Linien Vermutungen sind und lediglich der Veranschaulichung seiner Theorie dienen. Vorwürfe in diese Richtung gehen also komplett ins Leere.
Die von WAB geschilderte Fragmentierung der Fußspuren lässt sich
hier gut erkennen, wo verschiedene Fußspuren außerhalb eines bestimmten Korridors plötzlich verschwinden. So lässt sich auch erklären, warum es mit Schwierigkeiten verbunden war, sich auf die genaue Anzahl der Fußspuren festzulegen. Diese konnte nur aus der Summe aller Spurenfragmente bestimmt werden.
Der Grund, weshalb in der Theorie mind. 8 Gruppenmitglieder auf denselben Weg "parallel" ins Tal geflohen sind, lässt sich mit dem Wind erklären, der die 8 bis 9 Leute quasi "hinuntergepustet" hat:
Is it possible to confuse the direction to go on the slope? By mistake, go not along the slope, but down?
This one thing that became very clear to me. There is no other way to go but down. First to go down where they came from is much further, and second - the wind is so strong that makes it impossible to consider going to along the slope. They wouldn't have made to the memorial, going down earlier is not much shorter i.e. faster. The immediate goal is really to hide form the wind, and having ascended the previous day they were aware that the wind dies down very quickly once your approach the tree line. I have read this in testimonies, but also experienced it myself.
Quelle.Fazit: Die eingezeichneten Linien von WAB stehen nicht im Widerspruch zu den Zeugenaussagen, da die Augenzeugen lediglich die Fußspuren begutachten konnten, die in einem bestimmten Abschnitt sichtbar geblieben waren. Die Langversion zu der Thematik gibt es in den verlinkten Beiträgen von WAB.
Ludovico schrieb:- Die eingezeichneten bunten Zick-Zack-Linien sind nicht mit den Zeitzeugenberichten in Einklang zu bringen.
Es gibt auf der Grafik keine Zick-Zack-Linien. Rest s. oben.
Ludovico schrieb:- Die mit dem Fall betrauten Forensiker interpretierten die Verletzungen nicht als Sturzverletzungen
Hierzu ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
;)Ludovico schrieb:- Die Gruppe brauchte - laut Rekonstruktion - ewta 30 - 40 Minuten vom Zelt bis zur Zeder. Kolevatov hätte Stunden benötigt, um den Weg ins Tal und die Transporte zu bewältigen und allein den den zu bauen, und er hatte nicht mal Schuhe und auch keine Handschuhe. Das ist undenkbar, wenn man in Rechnung stellt, dass die anderen beim Feuer währenddessen erfrieren.- Zudem hätte er die Schwerverletzten nicht durch den Schnee tragen können, weil man eine Person mit eingedrückten Brustkorb nicht in Dunkelheit durch Tiefschnee tragen wird und kann.
wab schrieb am 12.01.2020:Alle Ereignisse sind in mehrere Intervalle unterteilt:1.Akkumulation und Schaffung eines kritischen Punktes der Auswirkungen.2.Explosivität der Ereignisse (Aufregung, Zeltaufschlitzen, Flucht von dort)3.Das Bewegen auf einem bestimmten Teil des Hangs, danach kommt die Entspannung (Wechsel von ASC zu normalem) Bewusstsein.4.Alle anderen Aktivitäten bezogen sich auf den Versuch zu überleben. [...] Der Zeitabstand zwischen den Punkten 2 und 4 sollte zwischen einer halben Stunde und 1...1,5 Stunden liegen.
Ich halte es in dem Zeitrahmen für machbar, du darfst das natürlich weiterhin "undenkbar" finden.
;)Ludovico schrieb:- Und da im Nachbartal bis 1.2 m Schnee lag, war das auch gewiss ganz ähnlich im Tal der Verunglückten.
Die Spuren sprechen eine andere Sprache. Vor allem der mit Ästen und Kleidung ausgelegte Boden auf dem Grund der Schlucht.