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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

15.767 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vorfall, Dyatlov, Dyatlov Pass ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Dyatlov-Pass-Vorfall

08.03.2021 um 17:50
@wab
Wilkommen zurück! :lv:
Zitat von NemonNemon schrieb:From the tent in the direction of the wind, i.e. in the direction where there were traces of people's feet, at a distance of about 0.5-1 m, we found several slippers from different pairs, and ski caps and other small objects were scattered.
Ich habe Slobtsovs Zeugenaussage schon mehrfach gelesen, aber erst jetzt fällt mir diese Passage auf. Das sind wieder so Details, die völlig unzureichend dokumentiert wurden, aber wichtig wären für die Rekonstruktion des Unglücks. Es regt mich auf.

Letztlich klingt das Zitierte für mich sehr stark nach einer panischen Flucht, bei der noch Mützen, Schuhe usw., die in Reichweite waren, mitgenommen und teilweise wieder verloren wurden. Slobodin hat es immerhin noch geschafft, sich einen Filzstiefel anzuziehen. Auch die Fußspuren, wie sie Slobtsov beschreibt, passen in dieses Szenario.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

08.03.2021 um 17:57
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:wab schrieb:
Grenzwertiger und dann veränderter Bewusstseinszustand,
ALLE auf einmal?
Ich weiß noch nicht, wie ich es verstehen soll. Bei der Rückübersetzung wurde mir klar, dass es 2 Bedeutungen geben könnte:
1.Es ist sofort in der Zeit...
2.Sie schalteten sich alle gleichzeitig ein.

Ich werde Punkt für Punkt antworten:
1. Hier ist die Bedeutung so: es ist ein bestimmtes Zeitintervall für den Übergangsprozess, d.h. er kommt allmählich, aber er braucht nicht viel Zeit. Und wenn bei der ersten Person (übrigens, wie auch bei allen) es langsam dauern kann, dann wird der zeitliche Abstand des Erhaltens aller unbedeutend sein, und die eingeleitete untypische Reaktion des Ersten stimuliert das scharfe Wachstum der Geschwindigkeit der Reaktion der anderen. Dies kann der gleiche "Crowd-Effekt" sein.
2.Wie aus Nr. 1 ersichtlich ist, wird der Zeitunterschied nicht groß sein. Höchstwahrscheinlich Sekunden, oder ein Dutzend bis ein zweites Dutzend Sekunden. Die Umgebung diktiert das Tempo der Situation.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

08.03.2021 um 18:00
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:off-peak schrieb:
wab schrieb:
Grenzwertiger und dann veränderter Bewusstseinszustand,
==============================
ALLE auf einmal?
Nicht wirklich. Lesen Sie zunächst, was ich im vorherigen Beitrag für die Nebenzeiten geschrieben habe.
Dann müssen Sie verstehen, dass der Prozess für alle zur gleichen Zeit abläuft. Es kommt nicht vor, dass in der Mitte eines Feuers einer brennt und der ganze Rest (oder auch nur ein Teil) gefriert. Dies ist im übertragenen Sinne gemeint. Der "Crowd-Effekt" stimuliert nur die anderen und beschleunigt die Zeit des Übergangs der anderen in die "akute" Phase.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:WAB hat im gleichen Beitrag auf den Crowd-Effect hingewiesen. Wenn ich es richtig verstehe, dann ist vorliegend eine Situation gemeint, in der einer (oder wegen mir auch zwei oder drei) in einen veränderten Bewusstseinszustand geraten, dann irgendeine (auch irrationale) Handlung vornehmen, denen sich alle anderen (die diese Bewusstseinszustandsveränderung nicht ergriffen hat) trotzdem anschließen, und zwar deshalb, weil sie von einem ihrer Anführer ausgeführt worden ist.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Dass ALLE von diesem veränderten Bewusstseinszustand (gleichzeitig) betroffen wären, glaube ich nicht (und WAB wohl auch nicht), denn sonst hätte vermutlich jeder irgendwas auf eigene Faust gemacht und es hätte nicht diesen doch relativ geordneten Abstieg ins Tal gegeben.
Wenn wir uns mit dem Herausfinden von Ereignissen beschäftigen, dann ist "glauben" nicht der richtige Begriff für uns. Man muss wissen (oder nicht wissen) - dann ist es Wissenschaft. Und wenn zu glauben (oder nicht zu glauben), dann ist es Religion, dann ist es nicht möglich, etwas herauszufinden, es reicht nur, fanatisch an alles zu glauben.
Es sollte also klar sein, dass es dort keine große Verhaltensvielfalt geben kann. Schon allein deshalb, weil die biologische Evolution nicht viel Variation in den Parametern von Wahrnehmung und Reaktion hergibt. Wer aus einer sehr engen Verbreitung herauskommt, stirbt allmählich aus. Das sind Naturgesetze, die sich seit vielen tausend Jahren entwickelt haben.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

08.03.2021 um 18:21
Zitat von NemonNemon schrieb: WladimirP schrieb:
Die Position der Ski, der Taschenlampe, dem Eispickel, wurde im Heft von Maslenennikov aufgezeichnet.
Wir rekapitulieren:

Maslennikov gibt zu Protokoll:
...
26.02 in the evening a report was received from Slobtsov that Dyatlov group tent was found with all the items, food and skis.
...
27.02 we took off their route Chernyshev
................................................

At four o'clock Kurikov group carrying a walkie-talkie caught up with us. A radiogram was immediately sent about what happened and the coordinates of the tent.
=============================
Das ist jetzt viel Material.
Ich versuchte zusammenzufassen:
Sehr gut ... Und ich füge noch eine Kleinigkeit hinzu, die daneben lag, aber das Verständnis beeinflusst hat.
Zitat von NemonNemon schrieb:- Maslennikovs Aufzeichnung des Sachverhaltes Taschenlampe ist Hörensagen, aber er war am Zelt, allerdings später.
Abends wurde im Zelt der Suchteilnehmer viel geredet. Maslennikov selbst schreibt, dass er auch am 28. Februar nicht im Zelt war und schnell nach unten ging, wo die Fundstellen der Leichen waren. Er bezieht sich auf Brusnitsin, aber Brusnitsin schreibt allgemein interessante Worte über die Laterne: "Zum Lager brachten sie..... die Laterne, die in der Nähe des Zeltes gefunden wurde...."(c) Dies ist über Slobtsov und Sharavin. Und es wird kein Wort darüber verloren, dass die Laterne auf dem Zelt selbst gefunden wurde! Nun, Sie haben es im Zitat geschrieben...
Zitat von NemonNemon schrieb:- Die Untersuchung des Zeltes begann fand dann am 28.2. statt, nachdem im Zelt schon gewühlt worden war.
Ja, und es brachte auch meine Erinnerungen und mein Verständnis für das, was da war, durcheinander.
Zitat von NemonNemon schrieb:- Slobtsov berichtet über die Taschenlampe für 26.2., Nachmittags
Nein, ist es nicht. Slobtsov meldet es in seinem Bericht am 15. April, obwohl er es als 26. Februar angibt. Es gab viele verschiedene Gespräche und Diskussionen während dieser Zeit. Zusätzlich sollten wir bedenken, dass die vollständigsten Erinnerungen nur im Kurzzeit- und operativen Gedächtnis möglich sind (das sind die in der Physiologie akzeptierten Abschnitte des Gedächtnisses), und sie sind nur innerhalb von 0,5...1 Tag für das Kurzzeit- und 1...2 Tagen für das operative Gedächtnis beteiligt. Das Langzeitgedächtnis (in dem Informationen für lange Zeit gespeichert werden können) behält 1...2% der Informationen und kann mit späteren Informationen überlagert werden.
Zitat von NemonNemon schrieb:- Brusnitzyn, der von Maslennikov als Zeltexperte benannte Mann, datiert das Auffinden des Zeltes durch die Gruppe Slobtsov auf den 25.2.?
Hm ... Es ist interessant, dass Buyanov 2008 versuchte, aus diesem Datum eine Sensation zu machen, aber im August desselben Jahres war ich in Jekaterinburg (früher Swerdlowsk) und sprach mit Vadim Brusnitsin speziell über dieses Thema. Wir haben alle Tage der Suche im Detail aufgeschlüsselt und es blieb alles beim Alten: Das Zelt wurde am 26. Februar gefunden. Übrigens hatten andere Teilnehmer der Suche keine solchen Annahmen (dass es am 25. Februar war).
Zitat von NemonNemon schrieb:Der am Ende des Zitates erwähnte Funkspruch müsste der Slobtsov-Report sein, dert am Anfang des Maslennikov-Zitates steht. Übrigens wurde die Taschenlampe in Bs Version neben dem Zelt gefunden.
Ebenfalls bemerkenswert: Laut Slobtsov waren um das Zelt ja noch mehrere Kleidungsstücke und Gegenstände vertreut - die sie durchaus noch zusammenklauben, aber nicht mehr mitnehmen konnten. Auch interessant, wie Slobtsov Wert darauf legt, dass sich die Spuren zerstreuen. Und dass alle den vereisten Triebschnee ausdrücklich erwähnen und nicht etwa ein Schneebrerett oder eine Lawine, ist auch klar.
Wir hatten eine Menge Gespräche mit Boris Slobtsov zum Thema Suche und er begann schnell, mich zu beleidigen, als ich anfing, nach dieser Taschenlampe zu fragen. Ihm war klar, dass die Batterien in 3 Wochen in der Kälte nicht funktionieren können, und er schrieb das aus Versehen. Noch etwas Interessantes: 2009 hatten wir ein Gespräch mit Mikhail Sharavin und Yuri Yudin nach der Expedition zum Pass (Yudin fuhr dorthin, und Sharavin kam mit dem Auto mit einer Gruppe von Fans des extremen Autoreisens). Ich stellte ihm eine direkte Frage: "Konnten Sie diese Laterne bei der Durchsuchung des Zeltes am 26. Februar anbringen?", er antwortete: "Vielleicht... wir haben die Laterne nicht mitgenommen..." . Ich habe dieses Stück Video. Aber es ist auf Russisch, und wenn Sie es brauchen, gebe ich Ihnen einen Link zu diesem Fragment.
Zitat von NemonNemon schrieb:Ich glaube, wir haben das Puzzle vor langer Zeit schon mal durchgespielt.
Es stellt sich heraus, dass viel darüber geredet wird, obwohl alles nur in Annahmen existiert. Es ist notwendig, nur das aufzunehmen, was das Bild des Geschehens besser klären kann. Und viele verwechseln es absichtlich mit solchem Gemurmel von vagen Worten, auch wenn es Fakten sind. Zunächst einmal müssen wir für genaue und zuverlässige Informationen zu streben, aber es stellt sich heraus, sehr einfach und ähnelt nicht einem fantastischen Film Detektiv.
Zitat von NemonNemon schrieb:Und es gibt weitere Stücke, auf die ich jetzt mal verzichtet habe. Unter anderem das, was Chernychev zu Protokoll gibt, was es nicht klarer macht. Der Exkurs Taschenlampe ist mal wieder wenig ergiebig und auch die Details zum Zelt bekommt man kaum festgenagelt ;)
Das ist ein sehr berechtigtes Argument. Dieses Blitzlicht gibt viel zu reden, trägt aber nichts zu dem bei, was dort passiert ist oder auch nur zu dem Thema, was dort passiert sein könnte. Obwohl das zwei völlig unterschiedliche Konzepte sind.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

08.03.2021 um 19:30
Zitat von wabwab schrieb:Wir hatten eine Menge Gespräche mit Boris Slobtsov zum Thema Suche
Ich sagte schon in einem vorigen Beitrag:
Zitat von NemonNemon schrieb:Die meisten Beteiligten haben noch lange gelebt oder leben noch. Eigentlich hätte es möglich sein sollen, diese Sachverhalte seriös zu klären. (Stattdessen verläuft sich jeder in irgendwelchen Narrativen).
Du hast versucht, alle Details und Widersprüche mit Slobtsov et al. zu klären. Das ist extrem wertvoll und wichtig. Aber es ist festzustellen, dass die fragwürdigen Testimonials immer noch unkommentiert dokumentiert sind. Und die meisten Interessierten speichern eine Version in ihrem Gedächtnis, die oft die Verwirrung nur noch potenziert. Viele vergleichen nicht einmal die widersprüchlichen Aussagen in den Dokumenten. So manifestieren sich Mythen, die gar keinen Kontakt mit der Realität mehr haben. Die andere Taschenlampe, die vom 3. Steingrat, ist sehr wichtig. Aber diese und ihre Bedeutung für die Aufschlüsselung des Geschehens, kennt kaum jemand.
Zitat von YpersephoneYYpersephoneY schrieb:Ich habe Slobtsovs Zeugenaussage schon mehrfach gelesen, aber erst jetzt fällt mir diese Passage auf. Das sind wieder so Details, die völlig unzureichend dokumentiert wurden, aber wichtig wären für die Rekonstruktion des Unglücks. Es regt mich auf.
Ich erkenne ja auch jedes Mal, wenn ich diese Dokumente lese, Einzelheiten, die mir neu sind, obwohl ich es schon gelesen hatte. Es ist zum Verrücktwerden.
Aber gut, dass @wab etwas davon bestätigen oder widerlegen kann 👍


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

09.03.2021 um 13:35
Zitat von NemonNemon schrieb:und es hätte nicht diesen doch relativ geordneten Abstieg ins Tal gegeben.
Hm. Da ist jetzt die Frage, was du unter geordnet verstehst ;)
Deshalb habe ich ja auch geschrieben "relativ geordnet". ;-)
"Ungeordnet" wäre für mich, wenn zwei Spuren nach unten ins Tal, drei nach links, eine nach rechts durch den Hang, eine zum Gipfel und zwei diagonal quer durch die anderen Spuren hindurch geführt hätten. Die Spuren führten allerdings alle nahe beieinander ins Tal, daher "relativ geordnet".

@wab
Ich bin kein Wissenschaftler und habe für mich auch nicht den Anspruch, eigene Forschungsarbeiten zu betreiben. Von daher noch einmal allerhöchsten Respekt vor Deiner wertvollen Arbeit. Trotzdem gehe ich davon aus, dass auch Nicht-Wissenschaftler in diesem Forum willkommen sind. Mein Anspruch besteht darin, wissenschaftliche Analysen (die teils sogar divergierend sind) auf ihre Plausibilität für den vorliegenden Fall zu bewerten (ebenso übrigens wie Zeugenaussagen), und sodann aus diesen Erkenntnissen Folgerungen abzuleiten.

Nach vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, zum Beispiel


"Die Entstehung einer Hypothermie ist in erheblichem Maße von der körperlichen Konstitution, dem Ausmaß bestehender Vorerkrankungen und Kofaktoren abhängig": https://www.springermedizin.de/emedpedia/die-intensivmedizin/unterkuehlung-ertrinken-und-tauchunfaelle?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54675-4_94

Auch die Körpertemperatur schwankt und ist abhängig sowohl von äußeren als auch körperinneren Faktoren, wie zum Beispiel schwerer körperlicher Tätigkeit (dann eine Temperaturerhöhung um bis zu 2 Grad), aber auch abhängig vom Zeitpunkt des Eisprungs (Temperaturerhöhung bis zu 0,5 Grad): https://epub.uni-regensburg.de/31855/1/Dr.Arbeit.pdf

Zu den Auswirkungen einer Hypothermie kann auch "Aggressivität" als ein mögliches Merkmal von vielen gehören: https://www.amboss.com/de/wissen/Hypothermie_und_Erfrierungen


tritt Hypothermie bei unterschiedlichen Menschen zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit unterschiedlichen Auswirkungen zutage.

Was ich damit sagen will: Ich glaube nicht, sondern ich bin überzeugt davon, dass Hypothermie nicht alle Gruppenmitglieder gleichzeitig im Zelt erfasste. Und ich bin überzeugt davon, dass einige Gruppenmitglieder im Zeltbereich überhaupt nicht davon betroffen waren.

Gleichwohl halte ich eintretende Hypothermie in Verbindung mit weiteren, umgebungsrelevanten und situationsbedingten Faktoren für das auslösende Element der Flucht aus dem Zelt.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

09.03.2021 um 18:21
Zitat von YpersephoneYYpersephoneY schrieb: @wab
Wilkommen zurück! :lv:
Vielen Dank! Ich hoffe, ich habe noch ein wenig Energie, um hier zu schreiben...
Zitat von YpersephoneYYpersephoneY schrieb:Nemon schrieb:
From the tent in the direction of the wind, i.e. in the direction where there were traces of people's feet, at a distance of about 0.5-1 m, we found several slippers from different pairs, and ski caps and other small objects were scattered.
===========================
Ich habe Slobtsovs Zeugenaussage schon mehrfach gelesen, aber erst jetzt fällt mir diese Passage auf. Das sind wieder so Details, die völlig unzureichend dokumentiert wurden, aber wichtig wären für die Rekonstruktion des Unglücks. Es regt mich auf.
Leider zeigen die Begleitumstände solcher Fälle und Ereignisse immer wieder solche Beschreibungen. Darin liegt keine Böswilligkeit seitens derer, die schreiben oder sprechen. Es handelt sich in der Regel entweder um ein emotionales Erlebnis in sich selbst, oder um die Unfähigkeit zu sprechen. Im Sinne der Fähigkeit, seine Gedanken präzise und intelligent zu artikulieren.

Sehr oft (wie es viele Beschreibungen von Gesprächen mit Teilnehmern gibt, von denen es in russischen Foren viele gibt) ist dies eine Folge der Unfähigkeit, intelligente Fragen zu stellen oder die Details dessen, was gefragt wird, nicht zu kennen. Es ist notwendig, das gleiche oder sogar ein höheres Maß an Verständnis für die Probleme zu haben als derjenige, an den die Fragen gerichtet sind.

Wir haben ein Sprichwort: Was immer die Frage ist, das ist die Antwort, die man bekommen kann.

Und noch eine Bemerkung: Selbst unter idealsten Bedingungen ist es nie möglich, ideal kompetente Beschreibungen zu erstellen und diese exakt zu dokumentieren. Nichts im Leben ist perfekt, irgendetwas wird immer schief gehen.

Zitat von YpersephoneYYpersephoneY schrieb:Letztlich klingt das Zitierte für mich sehr stark nach einer panischen Flucht, bei der noch Mützen, Schuhe usw., die in Reichweite waren, mitgenommen und teilweise wieder verloren wurden. Slobodin hat es immerhin noch geschafft, sich einen Filzstiefel anzuziehen. Auch die Fußspuren, wie sie Slobtsov beschreibt, passen in dieses Szenario.
Es war nicht nur Slobzow, der darüber sprach. Das habe ich auch von Sharavin und Brusnitsin gehört. Aber das waren Erinnerungen viele Jahre später.
Diese "Pantoffeln und Mützen" mussten nicht während der Flucht aus dem Zelt genommen werden, sie konnten sie entweder beim Herausklettern aus dem Zelt durch die Schnitte oder unmittelbar danach verlieren. Oder sie hätten sie aus dem Zelt schieben können, als sie aus dem Zelt kletterten, wenn sie im Weg waren.
Zum Beispiel kann das Fehlen von Mützen auf den Köpfen vieler Teilnehmer der Dyatlov-Gruppe damit erklärt werden, dass sie beim Herausklettern aus dem Zelt gefallen sind. Dort blieben sie.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

09.03.2021 um 18:40
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb: Nemon schrieb:
und es hätte nicht diesen doch relativ geordneten Abstieg ins Tal gegeben.
Hm. Da ist jetzt die Frage, was du unter geordnet verstehst ;)
==================================
Deshalb habe ich ja auch geschrieben "relativ geordnet". ;-)
==========================
"Ungeordnet" wäre für mich, wenn zwei Spuren nach unten ins Tal, drei nach links, eine nach rechts durch den Hang, eine zum Gipfel und zwei diagonal quer durch die anderen Spuren hindurch geführt hätten. Die Spuren führten allerdings alle nahe beieinander ins Tal, daher "relativ geordnet".
Sie verstehen diese Situation in einem sehr begrenzten Rahmen. Spuren waren nur auf einem kleinen Stück ihres Weges zu sehen (nicht mehr als1/4 oder 1/5) und sie waren nicht kontinuierlich und trafen verschiedene Stücke mit unterschiedlicher Anzahl von Einheiten von Spuren. Weiter als an der dritten Steinsetzstelle waren sie nicht zu sehen. Und die Divergenz in verschiedene Richtungen wird deutlich, wenn wir betrachten, wo verschiedene Personen gefunden wurden. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, und die Tatsache, dass sie zusammen waren, kann nichts Bestimmtes über irgendetwas aussagen. Sie (die Spuren) waren nahe beieinander, aber das bedeutet nicht, dass es nicht ein längeres Zeitintervall zwischen den Menschen gab, in dem sie nicht miteinander interagieren konnten. Wenn Sie die Beschreibungen genau lesen, steht dort, dass die Fußspuren konvergieren, divergieren und übereinander laufen (sich überlappen). Wenn sie (Fußabdrücke) ineinander gelaufen sind, bedeutet das, dass zwei Personen nicht gleichzeitig dorthin gehen konnten.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:@wab
Ich bin kein Wissenschaftler und habe für mich auch nicht den Anspruch, eigene Forschungsarbeiten zu betreiben. Von daher noch einmal allerhöchsten Respekt vor Deiner wertvollen Arbeit.
Danke für diese Einschätzung, aber ich glaube nicht, dass es eine große Sache ist. Ich treffe ständig auf solche Umstände, deshalb versuche ich, meine Beobachtungen mit denen zu teilen, die daran interessiert sind.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Trotzdem gehe ich davon aus, dass auch Nicht-Wissenschaftler in diesem Forum willkommen sind. Mein Anspruch besteht darin, wissenschaftliche Analysen (die teils sogar divergierend sind) auf ihre Plausibilität für den vorliegenden Fall zu bewerten (ebenso übrigens wie Zeugenaussagen), und sodann aus diesen Erkenntnissen Folgerungen abzuleiten.
Dies ist ein sehr richtiger Wunsch und Vorsatz.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Nach vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, zum Beispiel

"Die Entstehung einer Hypothermie ist in erheblichem Maße von der körperlichen Konstitution, dem Ausmaß bestehender Vorerkrankungen und Kofaktoren abhängig": https://www.springermedizin.de/emedpedia/die-intensivmedizin/unterkuehlung-ertrinken-und-tauchunfaelle?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54675-4_94

Auch die Körpertemperatur schwankt und ist abhängig sowohl von äußeren als auch körperinneren Faktoren, wie zum Beispiel schwerer körperlicher Tätigkeit (dann eine Temperaturerhöhung um bis zu 2 Grad), aber auch abhängig vom Zeitpunkt des Eisprungs (Temperaturerhöhung bis zu 0,5 Grad): https://epub.uni-regensburg.de/31855/1/Dr.Arbeit.pdf

Zu den Auswirkungen einer Hypothermie kann auch "Aggressivität" als ein mögliches Merkmal von vielen gehören: https://www.amboss.com/de/wissen/Hypothermie_und_Erfrierungen
Danke! Ich werde versuchen, diese Artikel durchzusehen, aber da ich, wie sie sagen, überhaupt kein Deutsch kann, werde ich es nicht schnell schaffen, aber ich werde versuchen, so viel wie möglich zu verstehen. Auf Englisch wäre es für mich einfacher. Es gibt aber auch viele verschiedene Publikationen auf Russisch, aber ich habe schon sehr viel gelesen. Ich glaube nicht, dass es unterschiedliche Ergebnisse geben wird, wenn man dieselben Phänomene in verschiedenen Ländern untersucht.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:tritt Hypothermie bei unterschiedlichen Menschen zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit unterschiedlichen Auswirkungen zutage.
Ja, das ist in der Tat wahr, aber es gibt allgemeine Muster, und diese überwiegen gegenüber den Einzelfällen.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Was ich damit sagen will: Ich glaube nicht, sondern ich bin überzeugt davon, dass Hypothermie nicht alle Gruppenmitglieder gleichzeitig im Zelt erfasste.
Natürlich sind sie das. Sie trafen alle Maßnahmen, damit sie die Nacht im Zelt normal überstehen konnten. Daher konnte die Kälte und Unterkühlung nicht die Ursache für den Beginn der Ereignisse gewesen sein. Der Hauptfaktor dort war ein anderer.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Und ich bin überzeugt davon, dass einige Gruppenmitglieder im Zeltbereich überhaupt nicht davon betroffen waren.
Natürlich.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Gleichwohl halte ich eintretende Hypothermie in Verbindung mit weiteren, umgebungsrelevanten und situationsbedingten Faktoren für das auslösende Element der Flucht aus dem Zelt.
Nein, Sie liegen hier falsch, wenn Sie glauben, dass die Kälte irgendeinen Einfluss auf den Beginn der Ereignisse hatte.
Und wenn sie schon aus dem Zelt geflohen waren, dann war das die Hauptursache für ihren Tod. Ihr Wärmeabfluss überstieg bei weitem ihre Fähigkeit, diesen Verlust zu kompensieren. Zusätzlich erlitten sie weitere mechanische Verletzungen, die aber im Zusammenhang mit den Ereignissen standen.



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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

09.03.2021 um 18:44
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb: Nemon schrieb:
und es hätte nicht diesen doch relativ geordneten Abstieg ins Tal gegeben.
Hm. Da ist jetzt die Frage, was du unter geordnet verstehst ;)
==================================
Deshalb habe ich ja auch geschrieben "relativ geordnet". ;-)
==========================
"Ungeordnet" wäre für mich, wenn zwei Spuren nach unten ins Tal, drei nach links, eine nach rechts durch den Hang, eine zum Gipfel und zwei diagonal quer durch die anderen Spuren hindurch geführt hätten. Die Spuren führten allerdings alle nahe beieinander ins Tal, daher "relativ geordnet".
Sie verstehen diese Situation in einem sehr begrenzten Rahmen. Spuren waren nur auf einem kleinen Stück ihres Weges zu sehen (nicht mehr als1/4 oder 1/5) und sie waren nicht kontinuierlich und trafen verschiedene Stücke mit unterschiedlicher Anzahl von Einheiten von Spuren. Weiter als an der dritten Steinsetzstelle waren sie nicht zu sehen. Und die Divergenz in verschiedene Richtungen wird deutlich, wenn wir betrachten, wo verschiedene Personen gefunden wurden. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, und die Tatsache, dass sie zusammen waren, kann nichts Bestimmtes über irgendetwas aussagen. Sie (die Spuren) waren nahe beieinander, aber das bedeutet nicht, dass es nicht ein längeres Zeitintervall zwischen den Menschen gab, in dem sie nicht miteinander interagieren konnten. Wenn Sie die Beschreibungen genau lesen, steht dort, dass die Fußspuren konvergieren, divergieren und übereinander laufen (sich überlappen). Wenn sie (Fußabdrücke) ineinander gelaufen sind, bedeutet das, dass zwei Personen nicht gleichzeitig dorthin gehen konnten.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:@wab
Ich bin kein Wissenschaftler und habe für mich auch nicht den Anspruch, eigene Forschungsarbeiten zu betreiben. Von daher noch einmal allerhöchsten Respekt vor Deiner wertvollen Arbeit.
Danke für diese Einschätzung, aber ich glaube nicht, dass es eine große Sache ist. Ich treffe ständig auf solche Umstände, deshalb versuche ich, meine Beobachtungen mit denen zu teilen, die daran interessiert sind.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Trotzdem gehe ich davon aus, dass auch Nicht-Wissenschaftler in diesem Forum willkommen sind. Mein Anspruch besteht darin, wissenschaftliche Analysen (die teils sogar divergierend sind) auf ihre Plausibilität für den vorliegenden Fall zu bewerten (ebenso übrigens wie Zeugenaussagen), und sodann aus diesen Erkenntnissen Folgerungen abzuleiten.
Dies ist ein sehr richtiger Wunsch und Vorsatz.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Nach vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, zum
"Die Entstehung einer Hypothermie ist in erheblichem Maße von der körperlichen Konstitution, dem Ausmaß bestehender Vorerkrankungen und Kofaktoren abhängig": https://www.springermedizin.de/emedpedia/die-intensivmedizin/unterkuehlung-ertrinken-und-tauchunfaelle?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54675-4_94

Auch die Körpertemperatur schwankt und ist abhängig sowohl von äußeren als auch körperinneren Faktoren, wie zum Beispiel schwerer körperlicher Tätigkeit (dann eine Temperaturerhöhung um bis zu 2 Grad), aber auch abhängig vom Zeitpunkt des Eisprungs (Temperaturerhöhung bis zu 0,5 Grad): https://epub.uni-regensburg.de/31855/1/Dr.Arbeit.pdf

Zu den Auswirkungen einer Hypothermie kann auch "Aggressivität" als ein mögliches Merkmal von vielen gehören: https://www.amboss.com/de/wissen/Hypothermie_und_Erfrierungen[/quote]

Danke! Ich werde versuchen, diese Artikel durchzusehen, aber da ich, wie sie sagen, überhaupt kein Deutsch kann, werde ich es nicht schnell schaffen, aber ich werde versuchen, so viel wie möglich zu verstehen. Auf Englisch wäre es für mich einfacher. Es gibt aber auch viele verschiedene Publikationen auf Russisch, aber ich habe schon sehr viel gelesen. Ich glaube nicht, dass es unterschiedliche Ergebnisse geben wird, wenn man dieselben Phänomene in verschiedenen Ländern untersucht.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:tritt Hypothermie bei unterschiedlichen Menschen zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit unterschiedlichen Auswirkungen zutage.
Ja, das ist in der Tat wahr, aber es gibt allgemeine Muster, und diese überwiegen gegenüber den Einzelfällen.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Was ich damit sagen will: Ich glaube nicht, sondern ich bin überzeugt davon, dass Hypothermie nicht alle Gruppenmitglieder gleichzeitig im Zelt erfasste.
Natürlich sind sie das. Sie trafen alle Maßnahmen, damit sie die Nacht im Zelt normal überstehen konnten. Daher konnte die Kälte und Unterkühlung nicht die Ursache für den Beginn der Ereignisse gewesen sein. Der Hauptfaktor dort war ein anderer.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Und ich bin überzeugt davon, dass einige Gruppenmitglieder im Zeltbereich überhaupt nicht davon betroffen waren.
Natürlich.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Gleichwohl halte ich eintretende Hypothermie in Verbindung mit weiteren, umgebungsrelevanten und situationsbedingten Faktoren für das auslösende Element der Flucht aus dem Zelt.
Nein, Sie liegen hier falsch, wenn Sie glauben, dass die Kälte irgendeinen Einfluss auf den Beginn der Ereignisse hatte.
Und wenn sie schon aus dem Zelt geflohen waren, dann war das die Hauptursache für ihren Tod. Ihr Wärmeabfluss überstieg bei weitem ihre Fähigkeit, diesen Verlust zu kompensieren. Zusätzlich erlitten sie weitere mechanische Verletzungen, die aber im Zusammenhang mit den Ereignissen standen.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

09.03.2021 um 18:46
Zitat von wabwab schrieb:Leider zeigen die Begleitumstände solcher Fälle und Ereignisse immer wieder solche Beschreibungen. Darin liegt keine Böswilligkeit seitens derer, die schreiben oder sprechen. Es handelt sich in der Regel entweder um ein emotionales Erlebnis in sich selbst, oder um die Unfähigkeit zu sprechen. Im Sinne der Fähigkeit, seine Gedanken präzise und intelligent zu artikulieren.

Sehr oft (wie es viele Beschreibungen von Gesprächen mit Teilnehmern gibt, von denen es in russischen Foren viele gibt) ist dies eine Folge der Unfähigkeit, intelligente Fragen zu stellen oder die Details dessen, was gefragt wird, nicht zu kennen. Es ist notwendig, das gleiche oder sogar ein höheres Maß an Verständnis für die Probleme zu haben als derjenige, an den die Fragen gerichtet sind.
Ich wollte damit auch die betreffenden Personen in keiner Weise kritisieren. Ich verstehe natürlich, dass die Bergung für den Suchtrupp emotional sehr herausfordernd war. Ich ärgere mich über den Umstand der fehlenden/unzureichenden Dokumentation an sich, da ich das Unglück einfach bestmöglich verstehen möchte.
Zitat von wabwab schrieb:Diese "Pantoffeln und Mützen" mussten nicht während der Flucht aus dem Zelt genommen werden, sie konnten sie entweder beim Herausklettern aus dem Zelt durch die Schnitte oder unmittelbar danach verlieren. Oder sie hätten sie aus dem Zelt schieben können, als sie aus dem Zelt kletterten, wenn sie im Weg waren.
Zum Beispiel kann das Fehlen von Mützen auf den Köpfen vieler Teilnehmer der Dyatlov-Gruppe damit erklärt werden, dass sie beim Herausklettern aus dem Zelt gefallen sind. Dort blieben sie.
Stimmt, das wäre ebenfalls möglich.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

09.03.2021 um 19:50
Das würde die Panik der Zeltinsassen noch mal ausdrücklich hervorheben. Nicht nur das essentielle Kleidungsstücke bereits in Reichweite oder sogar im Weg lagen wurden diese nicht mitgenommen. Man könnte vielleicht sogar unterstellen das ein unterschwelliger Automatismus außer Kraft gesetzt wurde, so wie wenn ich fast autom. meine Schuhe anziehe und den Schlüssel einstecke wenn ich das Haus verlasse.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

10.03.2021 um 11:55
Vielen Dank, @wab, für die viele Mühe, die Sie sich machen (vor allem, weil es sich überwiegend um deutsche Texte handelt).
Die Links zu den Hypothermie-Artikeln müssen Sie nicht extra übersetzen. Es ist, wie Sie sagen - die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Hypothermie sind im Russischen die gleichen wie im Deutschen.

Zu den Ursachen der Flucht aus dem Zelt:
Zitat von wabwab schrieb:Nein, Sie liegen hier falsch, wenn Sie glauben, dass die Kälte irgendeinen Einfluss auf den Beginn der Ereignisse hatte.
Sie haben mich auf eine Idee gebracht, WAB. Ob sie letztlich gut ist, weiß ich nicht, aber ich möchte das gerne einmal durchspielen.

Unsere Annahme: Kälte ist keine vorhanden und daher als Ursache für die Zeltflucht auszuschließen.

Wenn es draußen zwar windig gewesen wäre, aber ... sagen wir mal 20 Grad plus. Dann wäre das auslösende Ereignis Ihrer Auffassung nach also trotzdem passiert. Lassen wir die Kälte also mal komplett außen vor.

Es geht starker Wind. Starker Wind aber reicht allein auch nicht zu einer panikartigen Zeltflucht. Wind hätte den erfahrenen, robusten Jungs und Mädels nichts ausgemacht. Sie wussten, dass sie im Zelt noch am besten vor Wind geschützt waren.

Es muss also mehr als Wind gewesen sein. Wir haben in der Annahme also bisher Wind und 20 Grad plus.

Für einen katabatischen Fallwind ist der betroffene Hang zwar wie prädestiniert, fällt als Ursache aber weg, da er zwingend mit zusätzlicher Kälte verbunden ist. Kälte aber lassen wir als Ursache in unserer Annahme außen vor.

Windchill? "Bei höheren Windgeschwindigkeiten (gegeben) genügen schon weniger tiefe Lufttemperaturen oder kürzere Expositionszeiten, um zu Erfrierungen zu führen, da der Wärmeabfluss vom Körpergewebe nach außen mit der Windgeschwindigkeit steigt. Besonders betroffen sind dabei unbedeckte Hautpartien wie etwa das Gesicht. Winddurchlässige Kleidungsstücke, wie eine locker gestrickte Wollmütze oder auch Öffnungen (Ärmelöffnungen, geöffnete Taschen, weite Jacken) erlauben Luftströmungen bis in Körpernähe. Winddichte Kleidung sollte daher besonders am Rand am besten mit Gummisaum eng am Körper anliegen, um die Wirkung des Winds abzuhalten." Aber Kälte lassen wir in unserer Annahme ja außen vor, also war es auch nicht der Windchill.

Kaltlufttropfen? "Der Durchmesser kann von wenigen 100 bis 1500 Kilometern betragen." (https://www.wetter.net/wetterlexikon/eintrag/kaltlufttropfen) In der Regel sind diese zwingend mit anhaltenden, heftigen Niederschlägen verbunden. Davon war in dem betreffenden Gebiet aber keine Rede, auch nicht von den Mansi oder anderen, die sich in relativer Nähe aufhielten. Außerdem haben wir Kälte als Ursache der Zeltflucht in unserer Annahme ja ausgeschlossen.

Lawine? Schneebrett? Sehr unwahrscheinlich, in dem betreffenden Gebiet wurde bis heute kein einziger signifikanter Schneeabgang festgestellt, auch die Suchtrupps von damals schlossen das aus. Lawine / Schneebrett schließen wir also aus.

Für unsere Annahme bleibt es also bei Wind und 20 Grad plus.

Was ist mit Schnee auf dem Zelt, der den Platz im Zelt nach und nach geringer werden ließ und die jungen Leute sukzessive "erdrückte"? Starker Wind, kaum Schneefall, dafür aber Schneeverwehungen, starkes Zeltgeflatter, ein locker gespanntes Zelt – bleibt Schnee auf dem Zelt liegen? Kann sich alternativ Schnee am Zeltrand zum oberen Hang hin aufstauen? Zumindest denkbar.

Hätte das auch zwingend zur Folge, das Zelt panikartig zu verlassen? Ich bin überzeugt davon, dass eine so routinierte Truppe so einen Schneeeintritt auf dem Zelt zu "handeln" gewusst hätte und zumindest einen geordneten Auszug aus dem Zelt und Mitnahme der Jacken hinbekommen hätte, zumal da auch alle Gegenstände im Zelt unbeschadet blieben. (Langsam anwachsenden) Schnee auf dem Zelt als Ursache der Zeltflucht ist daher auszuschließen.

Kommen wir zu Infraschall / Infrasound: Wenn ich es richtig einordne, sind das vor allem nicht hörbare Schallfrequenz, ähnlich der eines sehr tiefen Basses. Oder auch durchgehende Vibrationen. Diese können theoretisch auch Panik auslösen, wenn ich verschiedene Artikel dazu lese. In der Regel aber ist es ein schleichender Prozess, ehe sich die Auswirkungen von Infraschall (insbesondere in der Nähe von Windkraftanlagen) bemerkbar machen. Die mehr als 100 Expeditionen in diesen Nordural-Bereich haben so ein Phänomen bisher nicht belegt. Oder irre ich mich? Falls ja - was waren die Auswirkungen auf die diejenigen, die den Infraschall erlebt haben? Panik? Warum ist dann nicht Gleiches wie den Dyatlovs passiert? Infraschall / Infrasound ist daher eher auszuschließen.

Auf andere Theorien (Yeti, KGB und US-Spione, giftige Gase aus Raketen, Überfälle usw.) möchte ich nicht eingehen, da die Faktenlage diesen Theorien im wahrsten Sinne des Wortes den Wind aus den Segeln nimmt.

Was als Ursache in unserer Annahme bleibt, ist Wind und 20 Grad plus. Kälte schließen wir ja aus.

Was ist mit dem Wind? Es gab gewiss heftige Windgeräusche / ein regelrecht unheimliches Heulen und Pfeifen des Windes, extremes Flattern der Zeltbahn, innen im Zelt verstand man kaum sein eigenes Wort.

Aber reicht das, um eine psychisch stabile Truppe aus dem Gleichgewicht zu bringen? In unserer durchgespielten Annahme sind es 20 Grad plus.

Die Gruppe könnte das Zelt verlassen haben, weil es innen einfach zu laut war, die Windgeräusche unerträglich, wie neben einer Standbox bei einem Konzert von Venom: https://www.youtube.com/watch?v=OE9t-6wEAKE (Video: Venom - Heaven's On Fire)
Schön laut hören. Dann entscheiden, ob man neben dem Lautsprecher stehen bleiben würde oder nicht. Ob man das Zelt panikartig verlassen würde oder nicht. ... ... Ich weiß aber gerade selbst nicht, ob ich das ernst nehmen soll ;-)

Aber Spaß beiseite - gibt es Untersuchungen, die die Lautstärke im Innern eines flatternden Zeltes am Dyatlov-Pass bei starkem Wind nachgestellt haben?

Wenn ich neben so einer Musik an den Lautsprechern stehen würde, ich wüsste jedenfalls, was ich zu tun hätte ... Weg hier. Ohne lange nachzudenken.

Aber voraussichtlich würde ich vorher noch nach meiner teuren Jacke greifen und sie mitnehmen - vorausgesetzt, sie ist in greifbarer Nähe.

Wenn es also weder die durchdringende Kälte noch plötzlich eintretende Schneeereignisse oder sonstige plötzliche Ereignisse waren, wäre für mich dauerhafter ohrenbetäubender Lärm in der Tat ein Grund, das Zelt zu verlassen, zumal da es ziemlich niedrig gespannt war, die Enge käme noch dazu. Man konnte sich nicht "normal" unterhalten, es war schlicht zu laut. Sie mussten ihren Nebenmann quasi anschreien, um überhaupt gehört zu werden.

Sie konnten sich wegen des flatternden Zeltes, das auf einen niederprasselte, auch mit Handzeichen kaum untereinander verständigen.

Was ich auch gerne wüsste: Kann in einer solchen Situation als Faktor hinzukommen, dass einige Teilnehmer das Gefühl hatten, keine Luft mehr zu bekommen? Gibt es Erkenntnisse, die belegen, dass im Innern eines beschädigten und extrem flatternden Zeltes das Gefühl von Atemnot aufkommen kann?

Jemand, der unbedingt rauswollte, aber nicht am Eingang des Zeltes positioniert war, und sich nicht verständlich machen konnte, war dadurch gezwungen, sich selbst zu befreien. Vielleicht waren nachher sogar alle erstmal froh, dass jemand das Zelt aufschnitt und sie endlich diesen extrem lauten und engen Ort, in dem sie eingepfercht waren, verlassen konnten.

Bei diesem Szenario kommt es zwingend auch zu einer Panikreaktion:
"Der ursprüngliche Reiz ist eigentlich harmlos, er erzeugt jedoch eine Massenreaktion, die zu einer Panik führt. Auslöser kann dabei das Phänomen der »psychischen Ansteckung« sein. ... Panik entsteht dann, wenn durch eine Vielzahl von Handlungsimitationen ein Gedränge entsteht, das dann als lebensbedrohlicher Reiz ... wahrgenommen wird."
(https://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-642-15308-2_32)

@wab: Mittlerweile bin ich auch überzeugt davon, dass die Ursache der Zeltflucht in der Tat nicht die Kälte war.

These zur Ursache der Zeltflucht: Es war eine Verkettung aus extremem Lärm und dem Gefühl, durch die rasend schnell flatternde Zeltplane niedergedrückt zu werden und dadurch eingepfercht zu sein mit der Konsequenz, keine Luft mehr zu bekommen.

Ich nenne es einmal die "Noise-Crammed-Theorie".

Ich weiß, es sind jetzt wieder Spekulationen. Mir geht es letztlich um die Frage: Angenommen, es war nicht die Kälte – gibt es Studien zu ohrenbetäubendem Lärm im Innenraum von Zelten?

Au Mann, ich habe jetzt ziemlich viel herumgeschwallt, sorry dafür. Aber ich wollte es einmal bildlich durchspielen und wäre dankbar, wenn wir das Thema Lärm einmal intensiver behandeln würden.

Ich wünsche allen eine gute Zeit!


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

10.03.2021 um 12:16
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Mittlerweile bin ich auch überzeugt davon, dass die Ursache der Zeltflucht in der Tat nicht die Kälte war.
Auch du versuchst, aus der Ursache ein Poster-Motiv zu machen.
Okay, du hast die Kälte mal ausgeklammert. Aber das ist unzulässig. Sie spielt zwangsläufig mit hinein.
Ich zitiere NOCHMALS:
Zitat von NemonNemon schrieb am 05.03.2021:Memo:
It is important to know that a human body produces 40 watts. 9 people can increase the temperature in the tent by more than +15°C if there is no wind and the tent is intact.
Therefore, one would not expect less than - 10°C in the tent. It should be quite clear that otherwise the group would have spent the night in the valley.

But the tent was not intact. Therefore, the conditions changed for the worse.
Around </= 1% of the tent canvas had holes or rope-stitches.
In a storm, a tent flutters about 15 000 times in one hour. The free ends of the cracks in the tent wall oscillate in the audible range.
But the largest part of the air volume of 3-4 m3, oscillate with about 4-5 forced-oscillations per second (4-5 Hz = Infrasonic-Frequency-Range) with a result, there was a strong exchange of air with the outside air. This leads to a "Wind-Chill-Effect" in the tent.

Around 7 pm local time, a "Katabatic Wind" is generated by extremely cooled North-Western hillsides in the western "Pre-Valley" of the Kholat.
The wind speed caused by the inflow of air masses and Bernoulli-Effect at the "Kholat", increases the wind to 35 m/s (+/- 5 m/s) at the tent site. The temperature suddenly drops to -25°C to -30°C.
(Both values were also measured by Dr. Borzenkov (WAB) during an expedition (27.1.2015) and are not unusual at "Kholat" in winter).
R. Holmgren measured a temperature of -43°C in his tent at the campsite of the "Dyatlov group" shortly after he entering it at around 5 pm on 1 February 2019.
(R. Holmgren has completed a film with "Swedish Television" about his "Kholat Expedition" from 27 to 29 January 2019. There I present my latest research on a "Cold Air Drop" that came from 5 000m to 10 000m under the influence of high pressure.)

The American journalist (Joshua Gates) with his USA film team include "Teddy" from "Dyatlov-Pass-Forum" describes the evening on Kholat (09.2.2019) as - 35°C and feeling like - 55°C.

In a tent without damage, the Dyatlov-Group could have survived wind speeds of 35 m/s and temperatures of maximum -30 °C due to body heat. Now, however, the temperature inside the tent drops to -38°C due to the damage. Outside, wind chill brings it down to -45°C.

Around 9 p.m. local, the "Cold-Drop" suddenly breaks through the altitude of 1000 m (Kholat) with extremely cold air of -40°C to -50°C. Inside the tent, the felt temperature dropped to -60°C as result.
Quelle: https://forum.dyatlovpass.com/index.php?topic=542.0
Das alles kannst du nicht wegreden und ausklammern. Es ist Grundvoraussetzung in einem halbwegs komplexen Szenario. Alles zusammen ist der Auslöser. Weder die Kälte, noch der Wind, noch das Flattern der Plane, noch der Lärm und die Enge sind allein der "Mörder mit der Axt", den ich hier als Symbol für die simple, jedermann einleuchtende Erklärung einsetze. Es sind allesamt Faktoren, die zur Eskalation führen. Und am Ende kommt noch Gruppendynamik mit hinzu. Das muss nicht einmal eine Gruppenpsychose sein. Es ist nun einmal zwangsläufig so, dass innerhalb einer Gruppe eine Handlung andere Handlungen triggert. Die irrationale Panik eines Einzelnen kann einen Domino-Effekt auslösen.

Die Kälte/Erfrieren war bei allen die Todesursache. Und sie mussten wissen, dass sie diese Nacht oben auf dem offenen Hang nicht überleben würden mit diesem Zelt und unter diesen Umständen. Wenn man das zitierte Szenario annimmt kann man Kälte als Ursache für fatales Fehlverhalten nicht ausklammern. Sie ist die Grundlage aller Probleme, die sich hier entwickeln. In einem Tropensturm hätten sie sich so gut es geht zusammengekauert und Überlebenschancen gehabt.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

10.03.2021 um 13:26
Danke Nemon.
Die ganze Zeit über war es für mich selbstverständlich, dass die Kälte im Zelt eine bedeutende Rolle bei der Zeltflucht gespielt hat. Den katabatischen Wind und den Windchil-Effekt innerhalb des beschädigten Zeltes halte ich – wie Du – für gegeben (nicht aber den "Cold-Drop", aber sei's drum, der ist nicht kriegsentscheidend).
Aber: Ich halte weder den katabatischen Wind noch den Windchill im Zelt für das entscheidend auslösende Element.
Zitat von NemonNemon schrieb:Die Kälte/Erfrieren war bei allen die Todesursache.
Ja, aber erst, nachdem sie das Zelt verlassen hatten. Die Ursache für die Zeltflucht muss nicht identisch mit der späteren Todesursache sein.
Zitat von NemonNemon schrieb:Und sie mussten wissen, dass sie diese Nacht oben auf dem offenen Hang nicht überleben würden mit diesem Zelt und unter diesen Umständen.
Und genau das ist es: Die Ursache für die Zeltflucht musste also etwas Schlimmeres gewesen sein als Kälte.

Wenn ihnen kalt gewesen wäre, hätten sie im Zelt ihre Jacken angezogen. Also kann die Kälte nicht so schlimm gewesen sein. Und auch bevor Hypothermie eintritt, merkt man, dass einem kalt wird und man versucht, sich wärmer anzuziehen. Auch das ist aber nicht erfolgt.
Zitat von NemonNemon schrieb:In einem Tropensturm hätten sie sich so gut es geht zusammengekauert und Überlebenschancen gehabt.
Na ja. Nochmal die Kälte ausklammern: Sie wussten, dass die Ursache für den Lärm – der Wind – im Tal bei den Bäumen nicht so extrem war wie auf diesem ungeschützten Hang. Sie hatten erstmal nur ein Ziel: Diesem Lärm (und der Enge des niederdrückenden Zeltes) zu entgehen. Mit der Kälte würde man schon irgendwie zurechtkommen – Feuer machen, Unterschlupf suchen und so.

Jetzt wieder weniger wissenschaftlich, sondern spekulativ:
Erst als sie draußen auf dem Weg ins Tal waren, wurde ihnen unterwegs bewusst, dass die Kälte ebenfalls unerträglich war. Bei diesen Verhältnissen umzukehren, war unmöglich (Dunkelheit, Wind, steiniger Weg, Rückorientierung Richtung Zelt). Später merkten einige von ihnen aber, dass Zurückkehren zum Zelt womöglich doch die einzige Überlebenschance gewesen wäre. Es gab womöglich plötzlich unterschiedliche Auffassungen darüber, was in dieser Situation am besten ist. Überlebenskampf pur. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen vom besten Rettungsversuch entwickelt, wenn es um sein eigenes Überleben geht. Alle hatten plötzlich die Ausweglosigkeit wahrgenommen und unterschiedliche (aber untaugliche) Lösungswege gesucht: zwei versuchten es mit einem Feuer (vielleicht zunächst sogar alle neun), drei versuchten zurück zum Zelt zu gelangen (nachdem sie gemerkt hatten, dass es mit dem Feuer nix wird), und die dritte Gruppe versuchte, irgendwo einen Unterschlupf zu finden. Alles rationale Überlegungen.

Die Zusatzannahmen extreme Kälte und daraus abgeleitete Hypothermie mit Gruppendynamik für die Zeltflucht braucht man bei diesem Noise-Crammed-Szenario nicht.

Die Gruppe führte während des GESAMTEN Ablaufes rationale Handlungen aus. Auch das Aufschneiden des Zeltes ist rational, wenn man für sich meint, es IM Zelt einfach nicht mehr auszuhalten (und einen Panik ergreift).

Erst durch die Behauptung von WAB kam ich überhaupt erst auf die Idee, mal ein Szenario ohne Kälte für die Zeltflucht durchzuspielen.

Gegeben ist unzweifelhaft ein sehr starker Wind, der Geräusche im Zelt verursachte. Und eine stark flatternde Zeltplane.

1. Daher auch die grundsätzliche Frage: Kann allein unerträglicher Lärm dafür sorgen, sich von einem Ort zu entfernen?
2. Falls ja: Gab es solch einen unerträglichen Lärm im Zelt?

Vielleicht kann @PGR156 mit seinem großen Erfahrungsschatz weiterhelfen?

Falls dieser Lärm im Zelt bei sich einer stark bewegenden Zeltplane bewiesen werden kann, ist meines Erachtens das Rätsel gelöst.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

10.03.2021 um 13:40
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Auch das Aufschneiden des Zeltes ist rational, wenn man für sich meint, es IM Zelt einfach nicht mehr auszuhalten (und einen Panik ergreift).
Du verschiebst das Tor, bis der Ball im Netz ist.
Wenn du ständig die Begriffe neu definierst und im Spiel die Regeln änderst, habe ich keinen Zweifel, dass du der für dich richtigen Lösung sehr nahe bist ;)

Was nichts daran ändert, dass auch Schalldruck eine Rolle spielt. Nur lässt sich das wiederum nicht von der Gesamtsituation isolieren.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

10.03.2021 um 13:55
@Nemon
Nun, ich bin eigentlich nicht festgelegt auf eine bestimmte Theorie, ich schließe nur die meisten aus. Mir geht es darum, Theorien auf ihre Plausibilität zu untersuchen. Und da bisher keine wirklich gezündet hat, halte ich es für legitim, mal andere Denkrichtungen einzuschlagen.

Ich beharre nicht drauf, dass Lärm die Hauptursache für das Unglück war, aber dieses Thema scheint mir bis jetzt nicht ausreichend untersucht. Immerhin steht fest, dass es Lärm gab, ebenso wie Wind. Und ich bin überzeugt, dass Lärm dazu führen kann, unbedingt von einem Ort wegkommen zu wollen. Die Frage ist daher nur: Gab es Lärm in einer solchen Intensität?

Wenn nicht, ist das Thema für mich geschlossen. Auch nicht schlimm.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

10.03.2021 um 14:19
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Immerhin steht fest, dass es Lärm gab, ebenso wie Wind. Und ich bin überzeugt, dass Lärm dazu führen kann, unbedingt von einem Ort wegkommen zu wollen.
Ja selbstverständlich, davon rede ich schon die ganze Zeit. Aber man kann den Lärm nicht vom Wind und der Kälte und den Schlägen der Plane trennen. Das alles treibt einen in den Wahnsinn.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

10.03.2021 um 17:39
Ich bin mittlerweile überzeugt, dass Hypothermie im Zelt keine Rolle gespielt hat. Auch Kälte nicht. Die Kälte war ihnen völlig egal und machte ihnen im Zelt nichts aus. Sonst hätten sie ihre Jacken angezogen.

Allein der Faktor Wind (extremer Wind --> unglaublicher Lärm; extremer Wind --> Schlagen der Zeltplane bis zum "Erdrücken") war allein-entscheidend für die ergriffenen Maßnahmen.

Ich sehe Wind + Flattern der Zeltplane + Lärm als 1 Paket. Kälte für sich genommen erzeugt kein Flattern der Zeltplane und auch keinen Lärm. Und das Paket Wind / Flattern Zeltplane / Lärm reicht für sich genommen alleine aus, aus dem Zelt flüchten zu wollen.

"Wahnsinnig" machte nicht der Wind in Verbindung mit der Kälte, sondern allein der Wind. Von daher können ... nein, MÜSSEN (!) ... Wind und Kälte getrennt voneinander gesehen werden.

Fazit: Kälte spielte eben gerade keine Rolle bei Ihrer Entscheidung, aus dem Zelt zu flüchten – sonst hätten sie sich zuvor mehr angezogen und wären nicht nach draußen.

Die (möglicherweise: enorme) Kälte kommt erst ins Spiel, nachdem sie auf dem Weg ins Tal waren.

Es kommt noch eines hinzu:
Das Zelt stand an einem kahlen Hang. Weit und breit keine Sträucher, keine Bäume, kein Wald. Bei starkem Wind fliegen ansonsten schon mal unbefestigte Gegenstände unkontrolliert herum. Das war hier nicht der Fall. Sie konnten beim Verlassen des Zeltes an diesem Ort also sicher sein, nicht von herumfliegenden Ästen usw. getroffen zu werden. Das gab eine gewisse Sicherheit. Zelt mitnehmen? Bei diesen Verhältnissen objektiv unmöglich. Geplantes Ziel war es zunächst, in einen windgeschützteren Bereich zu kommen und dann dort die notwendigen Überlebens-Maßnahmen zu ergreifen.

Aber natürlich ist das Wind-/Lärmphänomen nur eine Annahme von mir. Wie weiter oben ausgeführt, wäre ich dankbar zu wissen, ob es konkret dazu schon Studien o.Ä. gibt.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

10.03.2021 um 17:50
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Und ich bin überzeugt, dass Lärm dazu führen kann, unbedingt von einem Ort wegkommen zu wollen.
Wie wärs, wenn man sich was in die Ohren stopft? Mütze auf, Ohrenklappen runter, oder Schal drüber.

Ich halte nur Wind und Lärm, Flattern und die Kälte zusammen nicht für den Auslöser. Beides war nichts unbekanntes, nichts, womit man dort nicht gerechnet hätte. Man war da sicherlich mental drauf vorbereitet, sonst hätte man doch nicht in aller Ruhe Klamotten abgelegt, Speck abgeschnitten und den Ofen aufgebaut.

M.E.n. muß es noch ein zusätzliches, wirklich plötzliches und unerwartetes Ereignis gegeben haben, das Panik zumindest bei einigen ausgelöst hat.
Und diese Panik hat sich dann auf die anderen übertragen.


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Der Dyatlov-Pass-Vorfall

10.03.2021 um 18:38
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Wenn ihnen kalt gewesen wäre, hätten sie im Zelt ihre Jacken angezogen. Also kann die Kälte nicht so schlimm gewesen sein. Und auch bevor Hypothermie eintritt, merkt man, dass einem kalt wird und man versucht, sich wärmer anzuziehen. Auch das ist aber nicht erfolgt.
Das sage ich doch die ganze Zeit.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Erst durch die Behauptung von WAB kam ich überhaupt erst auf die Idee, mal ein Szenario ohne Kälte für die Zeltflucht durchzuspielen.
Die Kälte war ja da, aber nur im Zelt auf Dauer beherrschbar. Draußen nur kurz oder komplett marschfertig angezogen bei Bewegung.
Hypothermie ist ein Prozeß mit mehreren Phasen. Dieses leichte Wärmegefühl kommt kurz vor dem Ende.
Menschen, die erfroren aufgefunden wurden und sich offensichtlich in diesem Zustand befanden, lagen aber nicht in Unterwäsche im Schnee, sondern sie hatten sich dann die Jacke geöffnet oder die Handschuhe ausgezogen.
Wenn man die Gruppe erfroren im Zelt gefunden hätte, ohne Mützen und mit offenen Jacken, dann könnten wir über Hypothermie reden.
Aber in diesem Endzustand läuft man nicht mehr sehr anstrengende 1-2km und versucht dabei zu überleben. Wozu auch? Die wohlige Wärme hat einen doch ganz in Besitz genommen und man kann endlich in Ruhe und Wärme etwas schlafen und sich ausruhen...

Erst ist einem nur kalt. Das macht nichts, wir sind Warmblüter.
Der Körper zeigt anschließend von selbst an, wenn er an den Energien zehrt: Nach dem Frösteln wird richtig gezittert.
Die Muskeln werden in kurzen Intervallen angespannt und entspannt, um Wärme zu erzeugen. Dann wird unkontrolliert gezittert, die Zähne klappern.
Das kennt doch jeder. Und jeder, der noch Klamotten nachlegen kann oder Zugriff auf eine Decke hat, der nutzt sie.
Dann erkennt man beim Nachbarn, daß die Lippen sich verfärben.
Spätestens jetzt ist jeder voll angezogen und es wird der Vorschlag gemacht, doch mal den Ofen aufzubauen. Und wenn es nur für den kommenden Morgen ist.
Die Gruppe ist nicht in der Todeszone vom Mount Everest oder dem K2. Schlaf und Ausruhen bringt Erholung.
Mit Hypothermie startet man keine Aktionen mehr.
Man ist am Rande der Erschöpfung weil man vorher alles gegeben hat, um zu überleben. Man liegt völlig entspannt da, genießt Ruhe und Wohligkeit und schläft für immer ein...
Die Gruppe hat genau das Gegenteil gemacht und zeigt uns mit der Kleidung, die sie bei der Flucht anhatte, daß sie vom Zustand der Hypothermie meilenweit entfernt war.
Klar war ihnen vorher kalt, na und?
Die Hypothermie kann im Tal gekommen sein, aber sie stand am Ende der Aktionen, sie kann nicht am Anfang gestanden haben.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:1. Daher auch die grundsätzliche Frage: Kann allein unerträglicher Lärm dafür sorgen, sich von einem Ort zu entfernen?
2. Falls ja: Gab es solch einen unerträglichen Lärm im Zelt?
HaHa, einen Tod muß man sterben. Unerträglicher Lärm durch eine flatternde Zeltplane schließt große Schneemassen aus. Und bei großen Schneemassen flattert die Zeltplane nicht mehr. Ich weiß, von Schnee gehst Du ja auch nicht aus.
Wie hätten wir es denn gerne ;) ?
Wenn ich mir Bilder von Zelten ansehe, die in vergleichbaren Bedingungen mit einem katabatischen Wind gekämpft haben, waren die anschließend durchweg von Schnee begraben. Ohne Schnee wäre es sicher ziemlich laut im Zelt.
Aaaber:
Diese Zelte waren ausnahmslos Kuppelzelte oder ähnliche Konstruktionen mit Innengerüst. Das heißt, die Zeltplane ist quasi um das stehende Gestänge herumgenäht.
Das haben wir hier aber nicht. Nicht ansatzweise. Wir haben eine Plane mit einem Stock vorne und einem Stock hinten, welche mit ein paar Leinen und Skistöcken leidlich seitlich abgespannt ist.
Jetzt stellen wir uns einen schlimmen Fallwind vor. Und zwar so lange, daß man vom Geräusch so wahnsinnig wird, daß man barfuß aus dem Zelt rennt. Kann diese Plane anschließend noch so ausgebreitet abgespannt dort liegen? Wieso sollte die alte Plane das aushalten? Wieso könnten die Skistöcke und Leinen das aushalten?
Und wenn das Zelt das aushielt, warum dann nicht die Gruppe? Dann kann es ja nicht so schlimm gesesen sein.
Flatternde Plane ist eine Frequenzsache. Dann stützt man von innen was dagegen, spannt das Zelt strammer oder das einfachste: Ich werfe einfach noch zwei Leinen drüber und ziehe die Plane damit nach unten. An den Stellen, wo es am meisten knallt. Also nach dem ersten Viertel und nach Dreiviertel der Zeltlänge.
Und mal ehrlich: Mit Mützen und Kapuzen muß das dann aushaltbar sein, wenn es ohne ganz schlimm ist.
Spätestens 5 Meter neben dem Zelt merkt man doch, daß der Lärm das kleinere Übel ist.
Welche Optionen hatte die Gruppe sonst noch?
Die Skistöcke rausnehmen, das Zelt mit allen Klamotten zum Sack machen und hinter sich her ziehen.
Oder anziehen, packen und abmarschieren.
Ich habe mir alles mit Wind und Schnee und Kombinationen davon hoch und runter durchgespielt. Nichts davon erklärt für mich die Handlungen, die belegt sind.
Es muß eine relativ plötzliche, irrationale Panik die Gruppe erfaßt haben. Wenn es nicht gleichzeitig auf alle wirkte, dann nur kurz zeitversetzt. Und diese Panik wirkte nach der Evakuierung noch eine gewisse Weile nach.
Und dann war es zu spät. Sie hätten das Zelt nicht wieder gefunden.

Eine normal heftig knatternde Plane mag dann das i-Pünktchen gewesen sein.
Oder durch die Frequenz in dieser Hinsicht der Auslöser?
Infraschall?

Übrigens:
Es gibt zwei Gründe, warum Katzen schnurren.
1. Wohlbehagen
2. Krankheit, Angst
Auch hier kommt es wohl auf die Frequenz an, die Katze aktiviert damit ihre Selbstheilungskräfte.
Das soll auch der Grund dafür sein, daß Katzen sich bei ihren Menschen, wenn diese krank sind, auf Bauch, Schoß oder um den Kopf legen und schnurren. Sie wollen "ihrem" Menschen helfen.
Da sind sich die damit beschäftigten Biologen ziemlich einig. Das ist kein Eigenplacebo der Katzen. Das wirkt.
Und beruht anscheinend auch auf Infraschall.
Zitat von Vomü62Vomü62 schrieb:Ich halte nur Wind und Lärm, Flattern und die Kälte zusammen nicht für den Auslöser.
Sehe ich auch so.


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