off-peak schrieb:Die wären zum Ausseigen nicht nur zu kurz gewesen, sondern waagrechte Schnitte reißen auch seitlich vertikal ein, wen man sich durch sie zwängt.
Richtig. Auf den vergrößerten Aufnahmen des Stoffes erkennt man, daß für das Zelt relativ grobe Fäden verwendet wurden. Vergleichbar dem British 37er Pattern Webbing (so bei der Bildersuche bei Google/Startpage etc angeben).
Ein senkrechter Schnitt läßt sich in senkrechte Richtung relativ (!) leicht weiteraufreißen, ein waagerechter Schnitt entsprechend waagerecht.
Je öfter ich mir das Bild ansehe, desto weniger sehe ich einen durchgehenden "Notausstieg".
off-peak schrieb:Vielleicht lagen noch nicht alle? Was auch den jeweils unterschiedlichen Bekleidungsstatus erklären könnte.
Es lagen sicherlich noch nicht alle schlafbereit da. Zwei waren ja diensthabend, von daher für kurze Stippvisiten nach draußen angekleidet um zB Schneeverwehungen regelmäßig zu beseitigen, damit die anderen durchschlafen konnten.
Da zumindest einer eine Mahlzeit unterbrochen hatte, gehe ich auch davon aus, daß wenigstens ein Wanderer noch wach war. Vielleicht aber auch alle.
Nemon schrieb:Der Beschreibung zufolge gab es indessen keinen Verschluss. Hinter den zwei Vorhängen hing eine Stoffbahn. Man kommt also ohne Umstände hinein und hinaus.
Auf Bildern sieht man Tüdelbänder am Eingang.
Entweder hat man rechts und links Bänder und verschließt die mit einer Schleife, oder man hat auf einer Seite eine Schlaufe und auf der Gegenseite Knebel oder oder oder.
Manchmal ist der Eingang als Schwalbenschwanz ausgelegt und innen hängt noch ein Vorhang runter, wie bei den britischen 9x9 Tents mit Landrover-Anbauschleuse auf der Rückseite.
Bei den Sowjets gehe ich zu dieser Zeit fast von einfachen Doppelbändern aus.
off-peak schrieb:Nemon schrieb:
Das ist alles hangabwärts.
Auch das stützt eher eine Schneeverwehungs-These als dass es ihr widerspricht.
Das muß man sich jetzt vorstellen.
Wenn von oben Schnee angelagert wird und das Zeltdach mit seinem Gewicht hangabwärts drückt, kann man die Schnitte eigentlich nur nach oben anbringen und oben liegt dann die Hangaufwärtszeltdachseite.
Die mit den Schnitten liegt dann zusammengefallen hangabwärts fast auf dem Boden.
Egal, wie ich mir eine Verwehungssituation vorstelle, wenn ich so auf der Plane verteilt noch Schnitte setzen kann, was soll das bringen im Hinblick auf schnellen Ausstieg? Ich sehe da kein logisches Szenario vor Augen.
lmnop schrieb:Und Reißverschluss hatten diese Art von Zelten mWn zu der Zeit noch nicht, das Öffnen und Schließen ist entsprechend aufwendig gewesen.
Oh, es gab schon Zelte mit Reißverschluß aus Messing, aber sicher nicht bei den Sowjets...und auch sonst war das nicht allgemein gebräuchlich. Aber aus genau den umgekehrten Gründen, wie Du oben anklingen läßt. Ein dreckiger und/oder vereister Reißverschluß ist kaum zu bewegen und ist schnell zerstört. Ist er defekt, hat man auf der gesamten Länge gar keinen Verschluß mehr.
Bänder und Knebel oder Knebel und Knopflöcher funktionieren unter fast allen Bedingungen einfach und sicher und lassen sich im Bedarfsfall leicht reparieren.
Der Übergang waren Zelte, die in der Außenhülle noch das Knebel/Bänder-Prinzip hatten und beim geschützteren Innenzelt dann grobe Kunstoffreißverschlüsse, vgl. das alte Schweizer Militärgebirgszelt. Da sind wir dann Ende 70/Laufe der 80er Jahre, bei manchen Armeen auch erst in den 90er Jahren.
Knebel und Löcher oder Bänder sind unter widrigen Bedingungen erste Wahl.
lmnop schrieb:Wenn genug Zeit und Geduld vorhanden war, den Eingang zu öffnen (was um einiges aufwendiger sein dürfte wie mit Reißverschluss)
Wie oben beschrieben: Hätte das Zelt einen Reißverschluß gehabt, wäre ich der Erste gewesen der davon ausgegangen wäre, daß der vereiste Reißverschluß nicht aufgegangen wäre. Tüdelbänder gehen immer los. Und diese Bänder abschneiden oder abreißen wäre dann wohl um Potenzen angebrachter gewesen als die Zelthaut aufzuschneiden.