@NemonDa der Thread "Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass" für mich nicht zugänglich ist, antworte/frage ich deshalb hier (auch wenn das leider nicht ganz optimal ist). Du hast dort zuletzt (04.03.2021, 22:23h) geschrieben:
Nemon schrieb:Jain — denn sollten nicht alle an der Zeder gewesen sein, ergibt das eine Kette bis hoch zum Zelt. Eine Kette mit großen Lücken. Doch haben wir damit einige Optionen mehr als die überstürzte Flucht von neun Leuten gleichzeitig. Und es gibt keinen physischen Hinweis auf Aufenthalt an der Zeder außer bei den zwei erfrorenen Yuris und Kolevatov. Einige Zeugen meinten halt, das hätte da nach Arbeit von Vielen ausgesehen. Aber was heißt das schon.
(
Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass (Seite 11) (Beitrag von Nemon))
Mir fällt dazu ein, dass Tibo, als er im Bachbett gefunden wurde, nebst seiner eigenen Armbanduhr die Armbanduhr von Yuri Krivonischenko am linken Handgelenk trug.
(Quelle:
https://dyatlovpass.com/watches?lid=1)
Natürlich kann diese Uhrenübertragung zu jedem erdenklichen Zeitpunkt auf der Wanderung stattgefunden haben, mir persönlich erscheint es aber sehr plausibel, dass er die Uhr an sich genommen hat, nachdem Yuri Krivonischenko sich am Feuer unter der Zeder die linke Hand verbrannt hat. Auch wenn es keine Riesenverbrennung gewesen ist, sind Brandverletzungen grundsätzlich sehr schmerzhaft und ich kann mir vorstellen, dass sich die anderen Gruppenmitglieder (also die, die an der Zeder anwesend waren) anschließend notdürftig um ihn gekümmert haben. Auf den Post-mortem-Fotos zu Yuri Krivonischenko ist zu erkennen, dass die Knöpfe am linken Hemdärmel geöffnet sind (am rechten Ärmel nicht; siehe
https://dyatlovpass.com/page.php?language_id=1&id=12786). Beides zusammen genommen (also aufgeknöpfter Hemdärmel und abgenommene Uhr) sieht für mich nach Maßnahmen aus, die verbrannte Hand in gewisser Weise zu versorgen und irgendwie für Linderung zu sorgen. Und es sieht für mich auch danach aus, dass Yuri das nicht selbst gemacht hat, sondern, dass jemand anderes ihm dabei geholfen hat. Und dieser andere könnte eventuell Tibo gewesen sein, weil er die Uhr dann an sein Handgelenk angelegt hat.
Wenn dem so gewesen wäre, wäre das aus einigen Gründen recht interessant. Es könnte bedeuten, dass Tibo tatsächlich am Feuer unter der Zeder war. Es könnte auch bedeuten, dass er zu diesem Zeitpunkt (noch?) nicht schwer am Kopf verletzt war. Er wäre sogar in der Lage gewesen, eine relativ diffizile Aufgabe wie das Ab- und Anlegen einer Armbanduhr durchzuführen (wäre auch ein Hinweis, dass er noch keine von Kälte erstarrten Finger/Hände hatte; er hatte ja auch Handschuhe). Und auch aus psychologischer Sicht wäre es recht interessant: Die Tatsache, dass die Uhr nicht einfach in den Schnee geworfen oder in die Jackentasche gestopft wurde (wo sie hätte verloren gehen können), sondern sicher am Handgelenk verwahrt wurde, zeigt, dass solche Banalitäten zu diesem Zeitpunkt noch wichtig waren, dass sozusagen noch Hoffnung bestand, dass alle die Situation überstehen.
Mir ist natürlich klar, dass das alles sehr gemutmaßt ist, eine gewisse Schlüssigkeit steckt aber schon darin.
Darüber hinaus wäre noch interessant, dass neben Kolevatov auch Slobodin Streichhölzer in den Taschen hatte (
https://dyatlovpass.com/injuries?lid=1). Was natürlich nicht belegt, dass er am Feuer unter der Zeder war, aber theoretisch hätte er am Entzünden eines Feuers beteiligt sein können.
Was ich dann noch interessant finde, ist, dass Zolotaryov neben einer Zeitung kleine Zeitungsschnipsel in den Hosentaschen hatte (
https://dyatlovpass.com/injuries?lid=1). Diese könnten auch dazu gedient haben, ein Feuer (unter der Zeder?) zu entzünden (die, die noch in den Hosentaschen steckten natürlich nicht).
Soviel dazu. Was denkst Du dazu?