@wab Aus meiner Sicht sind nicht mehr viele große Fragen offen. (Wir haben aber auch nicht deine vollständige Theorie auf Russisch bewältigt).
Es ist aber sehr kompliziert, die Informationen und Meinungen zu jedem einzelnen Aspekt immer wieder zusammenzusuchen, wenn man keine eigene Datenbank hat, weil alles stark fragmetiert ist (aber danke an dyatlovpass.com - ohne diese Seite wäre es unmöglich).
Ich nehme an, die größte Frage für alle ist, welche Motivation es gab, das Zelt zu verlassen und ob es einen einzelnen starken Stimulus gab, der zu einer panikartigen oder zumindest impulsiven (irrationalen) Kurzschlussreaktion geführt hat.
Zuerst interessiert mich
@wab deine Meinung zur der Frage der Wetterlage:
Sturm und Kälte sind normal. Holmgren hat den Katabatischen Wind mit einem Temperatursturz als entscheidenden Faktor eingebracht. Du hast das nicht angenommen. Ich möchte aber nicht hierauf eingehen, sondern auf die dezidierte
https://www.magentacloud.de/lnk/JNM4FhT6#file. Du kennst diese Studie und kommst auch darin vor.
Ich erlaube mir, einige wesentliche Thesen aus dieser Studie zu zitieren:
Ich sehe es daher als zwingend an, dass sich die Windverhältnisse am Zelt, in der Nacht vom 1 auf den 2. Februar auf 40 m/s bis 45 m/s belaufen haben, zumindestens in Böen, die ev. zu 80% vorherrschten. Weiterhin ist zu beachten, dass der Sturm am Zeltplatz wahrscheinlich chaotisch walzenförmig war, siehe unten.
Gueni spricht hier auch von Temperaturen von -50°C während des Sturms. Wegen der Textformatierung aus dem PDF zitiere ich nicht weiter. Das erweiterte Fazit aus der Studie findet sich auf Seite 79 ff. im PDF.
1. Wind und Wetter Es ist, gleich in welcher Version, die Rede von einer extremen Wetterlage, die unter Umständen auch das noch deutlich übertrifft, was vor Ort im Winter "normaler Sturm" ist. Aus meiner Sicht sind insbesondere die Schläge von oben auf das Zelt durch die Windwalzen der entscheidende Grund, warum sie nicht im Zelt verharrt haben. Es muss auch für routinierte Bergwanderer Terror gewesen sein. Physisch und psychisch. (Möglicherweise verstärkt durch unterschwellige Infraschall-Effekte.) Und in diesem Terror durch die Windwalzen sehe ich den entscheidenden Stimulus, entgegen besseres Wissen das Zelt zu verlassen.
@wab Stimmst du mit der Theorie von Günter überein und stimmst du meiner Erklärung zu?1.a) Es ergeben sich Anschlussfragen in Details:- Wie war es im Zelt? Feucht? Zeltplane vereist? Hat der Sturm das Zelt so eingedrückt, dass sie meinten, das Zelt aufschneiden zu müssen? Das Zelt war provisorisch aufgebaut und labil. War die Luftqualität so schlecht, dass man unter diesen Bedingungen Beklemmungen bekommen konnte?
1.b) Haben sie das Zelt durch den Eingang verlassen oder durch Schnitte?2. Bekleidung & Gegenstände im Zelt2.a) Ich vertrete schon lange die These, dass man die feuchte, schweißnasse Kleidung vom Tag nicht mehr anziehen konnte bei -30° bis -50°C. Auch wer die Schuhe ausgezogen hat, würde sie nicht mehr anbekommen. Die Velenki waren unter diesem Umständen logisch.
Bei der Enge im Zelt, das vom Wind auch noch eingedrückt wurde, konnten keine 9 Mann noch geregelte Aktionen durchführen: Kleidung sortieren und anziehen, Utensilien zusammenstellen für den Abstieg etc.
2.b) Warum haben sie Utensilien nicht mitgenommen?
Siehe oben: Keine Chance zur Koordination? Du sagst, die Ordnung im Zelt war hergestellt, alles war sortiert.
Ich meine, sie haben de facto Feuer gemacht und sie hatten Messer dabei. Die Axt brauchten sie nicht. Holmgren beschreibt, wie man auch die Zweige einer Zeder bei dieser Kälte problemlos mit der Hand abbrechen kann.
@wab Was sagst du zu diesen Punkten?Ich will nicht überfrachten, es sind noch viele kleine Fragen offen. Einige Fragen, die uns alle beschäftigen, hänge ich noch lose an:
- Welche Originalquellen sind korrekt in der Frage der Fußspuren (sind alle zusammen abgestiegen oder nicht?)
- Du sagt, die 3 waren
nicht auf dem Rückweg zum Zelt (Dyatlov/Slobodin/Kolmogorova). Sind sie auf dem Weg in den Wald erforen? Aber sie lagen in Richtung Zelt...
Danke
@wab :)