Ich möchte jetzt noch mal auf die Bedingungen im Tal zu sprechen kommen, und das anhand von ein paar Punkten abarbeiten.
(1) Wir wissen fix (ich beginne ganz grundlegend), dass die Wandergruppe in ihren letzten Tagen in einer eingeschneiten Winterlandschaft unterwegs war. Laut Tagebuch lag die Schneemenge im Nachbartal – wenige hundert Meter vom Unglücksort entfernt – bis zu 1.22 m. Ich denke noch immer, dass das letzte Foto (Personen im hüfthohen Schnee) beim Zelt aufgenommen wurde, und nicht am Vortag, da es dafür keine Anzeichnen gibt und das unnötige Ausheben eines Depotplatzes am Hang gewiss in den Tagebüchern (31.1) erwähnt worden wäre. Allerdings erscheint mir der Punkt auch in Bezug auf die Schneefrage relativ sekundär zu sein, weil die absoulten Abstände zwischen den Punkten sehr gering sind und auch noch aus anderen Gründen, die ich unten noch anführe.
(2) Am Kholat herrscht meist Westwind. Schnee wird folglich vom Gipfel Richtung Westen verweht und lagert sich gravitativ im Tal ab, das von Osten von einem anderen Hang begrenzt ist. Ein völlig normaler Vorgang, der in fast jeder Talsenke oder in jeder Schlucht beobachtet werden kann, sofern der absolute Höhenunterschied zwischen Berg und Tal nicht zu groß ausfällt. Im Falle des Dyatlov-Passes spielen die höhenbedingten Unterschiede bezüglich Niederschläge keine Rolle.
(3)
Die Teilnehmer der im Jänner 2010 durchgeführten Rekonstruktion von der Begehung der „Fluchtroute“ der Spechte (Zelt – Zeder) berichteten, dass die Schneemenge im Tal zunahm, und sie teilweise bis zu den Knien einsanken.
(4)Das hier im Forum einmal gepostete Video vom Abgang vom Zelt ins Tal zeigt deutlich, dass die Schneemengen unten im Tal zunehmen.
!!!!(5) Ivdel Prosecutor Temaplov Aussage spricht in seinem Bericht (Auffundsituation Zelt und Spuren) ausdrücklich davon, dass die Spuren im unteren Bereich des Hanges deswegen verschwinden, weil dort mehr Schnee liegt.
!!!(6) In selbigem Bericht spricht er von 2-6 m !!! Schneemenge im Tal. Offizielles Datum 16. April
„At the bottom of the mountain flows a river up to 70 cm deep in a ravine where the depth of the snow in places reaches 2 to 6 m thick.“
(7) Selbst wenn das Foto, das eine Mindestschneehöhe von ca. 60 cm zeigt, nicht am Zelthang – wie WAB meint - aufgenommen wurde, sondern einige 100 m weiter südlich, gibt es KEINE seriösen Argumente die dafür sprechen würden, dass im Tal kaum Schnee lag. Im Gegenteil: Man muss davon ausgehen, dass im Tal mehr Schnee lag als oben, so wie das auch sonst der Fall ist.
(8) Warum haben die Wanderer versucht den Den in der Nähe von der Ravine zu bauen? Wenn es nur darum gegangen wäre, eine Unterfläche mit jungen Tannen-Bäumchen (KEINE ZWEIGE laut Dokumenten) anzulegen, hätten sie im Wald oder in einer frei zugänglichen Schlucht viel bessere Chancen gehabt zu überleben, da dort mehr Windschutz gegeben wäre. Der den liegt aber in einer relativ ungeschützten Fläche naher der Depression einer (Nebe)nravine. Siehe Fotos anbei
https://dyatlovpass.com/the-denDer Den wurde , denke ich, deswegen dort gebaut, weil dieses Areal vergleichsweise hohe Schneemengen aufwies. Klarerweise wäre der Bau einer Schneehöhle die wohl beste Variante gewesen, um Erfierungen zu entgehen. Wahrscheinlich haben sie das aber nicht geschafft – aber mit ziemlicher Sicherheit konnten sie in einer Tiefschneefläche so viel Schnee zur Seite schaffen, dass sie mit Schneebegrezung darin sitzen konnten.
Der Bodenbelang befand sich übrigens nicht tatsächlich am „Erdboden“, wie hier schon geschrieben wurde, sondern auf einem „feet snow“über dem Boden.
Siehe auch
Notunterkunft im Schnee bauen | LAB SNOW
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Und nun zu den angeblichen Transporten: Es gibt ja auch eine Grafik von WAB, in der ein Maßstab enthalten ist. Man kann daraus entnehmen, dass die Strecke vom so genanten „high slope“ bis zum „den“ mindestens 100 m beträgt. Wenn Kolevatov, wie postuliert, die drei anderen getragen hat, hätte er also insgesamt 500 m zurücklegen müssen – 300 m davon mit getragenen Personen.
https://dyatlovpass.com/ravine-borzenkovDa die Position vom „den“ nicht fix ist, und einige Zeugenberichte eigentlich aussagen, dass sich selbiger östlich der Zeder in einer kleineren Nebenravine befindet, könnten das sogar noch mehr Meter sein.
Hinzu kommen der Weg zur Zeder (weitere 150m?) und die Arbeit, die anfällt den „den“ zu bauen und den Schnee wegzuräumen.
Und hier muss man anmerken, dass, gemäß der These, zu diesem Zeitpunkt die anderen Wanderer wohl schon alle tot waren und nur Kolevatov und die Schwerverletzten übrig waren. Kolevatov hatte keine keine Handschuhe und keine Schuhe, sondern nur Socken auf den Füßen - bei -20°C? – 30°C?.
Man kann also getrost davon ausgehen, dass er spätestens nach 40-60 min draußen seine Hände kaum noch spüren und schwerwiegende Probleme haben musste, seine tauben Füße zu bewegen.
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Ich möchte das nicht polemisch ausdrücken – aber das Ganze ist schlicht hochgradig absurd. Wenn man bei dieser Geschichte – unter Einbeziehung all der verfügbaren Infos – auch nur einen Sportmediziner findet, der dieses Szenario als plausibel erachtet, ist großes Besenfressen angesagt.
Und haben wir noch gar nicht über die Verletzungen gesprochen, die von der großen Mehrheit der Pathologen NICHT als Sturzverletzungen gedeutet werden.