Goldie99 schrieb am 27.01.2020:Nun noch eine Frage zu dem Windchill-Effekt, den Du angesprochen hast.
Was glaubst Du, wieviel Prozent Temperatur-Erniedrigung, trotz des Zeltes, noch im Inneren zu spüren war?
Bei – 20°C draußen, wären draußen rund – 40°C zu erwarten gewesen, bei lediglich 25 m/s Wind.
Apple40 schrieb am 27.01.2020:Ich gebe die Frage deshalb gerne erst einmal weiter. Aber ich drücke mich nicht:-)
Leider hat meine Antwort nun doch etwas länger gedauert, weil ich in meinen Aufzeichnungen zu den Abschätzungen einen dummen Leichtsinnfehler gemacht hatte, den mein Sohn, zum Glück fand. Somit musste ich den Kommentar umschreiben.
Gehen wir einmal davon aus, dass der damalige Baumwoll-Zeltstoff ziemlich luftdicht war. Löcher wirken sich deshalb gravierend aus.
Irgendjemand hatte hier im Forum einmal geschrieben, dass das Zelt voller Risse und Löcher gewesen sei, aussehend wie ein „Schweizer Käse“. Belegt wurde das nicht, soweit ich in Erinnerung habe, somit ist die Aussage eine „Latrinenparole“.
Ich schätze, dass es 1-2 % offene Stellen gab, die nicht vernäht waren. Der Eingang war geknöpft (Holzknebel und gekreppt) und deshalb kamen noch einmal 3% dazu. Zusammen ~ 5 % Öffnung (Zeltfläche ~ 12 m2.)
https://dyatlovpass.com/1959-search#the-tentBei der Gruppe gab es keine Schlafsäcke. Da man dicht beieinander lag, wurde 30 % der Körperfläche durch Partner gut isoliert. Zum Boden hin, lag man schlecht und recht, auf Ski. Das war auch einigermaßen isoliert, da die Luft in den Zwischenräumen blieb.
50 % der Körperoberfläche war aber der Luft im Zelt ausgesetzt. Im Idealfall, kein Wind draußen, der Zeltstoff gut luftdicht, bildete sich eine körpernahe warme Luftschicht, die praktisch nur durch Konvektion weggetragen wurde.
Im Zelt selbst erhöhte sich die Innentemperatur leicht.
Summa summarum schätze ich, dass es im Zelt dadurch zu einer Erhöhung der Temperatur, gegenüber draußen, um + 3 bis + 5 °C gekommen sein könnte. Mit einer leichten Decke über die Körper, wäre die Temperatur, Körpernah, bestimmt nochmal um + 5 °C gestiegen (Summe ~ + 10 °C). Vielleicht hatte man sich mit den abgelegten Kleidern bedeckt.
Ich habe anhand von Filmen abgeschätzt, wie oft ein Zelt im Starkwind flattert. Ein Großzelt flattert ~ 2-mal pro Sekunde. Ein kleines Zelt, geschätzt, mit Sturm, flattert rund 3-4 mal pro Sekunde.
Das Flattern bewirkt ein Herauspumpen von Luft aus dem Zelt, wenn es eingedrückt wird und umgekehrt. Die Positivbilanz von ~ 10 °C im Zelt, siehe oben, ist weg.
Durch das Flattern kommt es zu einer Luftbewegung (Wind-Chill) an den Menschen.
In einer Stunde wären das ~ 15 000 Flatterbewegungen. Völlig konservativ abgeschätzt, werden dadurch 150 m3 Luft in einer Stunde im Zelt umgewälzt.
Ich möchte Folgendes betonen. Der „WInd-Chill“ ist eine hochkomplizierte Größe. Zu seiner Berechnung gehen viele individuelle Größen ein und viele schwierig zu definierende, physikalische Parameter. Seit über 80 Jahren arbeitet man an dem Problem. Ich habe diesbezüglich mehrere Artikel gelesen.
Diesen Effekt dann korrekt auf die Situation im Zelt der Gruppe anzuwenden, ist im Nachhinein unmöglich.
Abschätzen kann man ihn natürlich.
Ich schätze den Effekt auf 20 % bis maximal 30 %, bei der Gruppe, in dem vorhandenen Zelt am ½ Februar 1959 und einer Windgeschwindigkeit von 20 bis 25 m/s.
Bei - 20 °C Außentemperatur ergibt sich dann - 26 °C, gegenüber dem Tabellenwert von rund - 40 °C.
Ein intaktes Zelt und Stark-Wind, ergibt eine Temperatur von - 20 °C + 10 °C (Summe s.o.) => ~ - 10 °C.
Vielleicht ging man in der damaligen Zeit von Außentemperaturen mit – 20° C (+/- 5° C) und von Windgeschwindigkeiten von rund 15 m/s (+/- 10 m/s) aus.
Die Bergregion um den „Kholat“ ist letztendlich nicht sehr schwierig, denn man (Jeder) konnte innerhalb von 1 Stunde immer ins Tal ausweichen. Anders als in Gebirgen mit schroffen Felswänden und Bergen, die bis 8 000 m reichen.
Wieso kam es aber trotzdem zu der Katastrophe?
Es musste sich etwas Gravierendes ereignet haben, denn selbst die – 26 °C im Zelt, hätten die Gruppe nicht getötet.
Es gab eben doch einen, vorher nicht einkalkulierten „Katabatischen Wind“, der die Windgeschwindigkeit auf >/= 35 m/s hochschnellen ließ mit einer Lufttemperatur von mindestens – 25 °C, wie
@RH es auch vermutet.
Перевал Дятлова, январь 2015, сильный ветер
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In diesem Film von
@wab wurde am 27.01.2015 Wind von 35 m/s gemessen, ab 12:37 Minuten!
Hätte die Gruppe diesen Sturm tagsüber erlebt, wäre sie NATÜRLICH sofort ins Tal ausgewichen. Aber es war Nacht und das war das Fatale. Die Gruppe blieb solange wie möglich im Zelt, denn das ist immer das allerbeste.
Durch einen Sturm >/= 35 m/s wurde aber das Flattern des Zeltes um ein Vielfaches stärker. Mit großer Wahrscheinlichkeit kamen extreme Windwirbel dazu. Die Öffnungen waren nach kurzer Zeit bestimmt mehr als 5 % groß. Das umgewälzte Luftvolumen erhöhte sich überproportional.
Den „Wind-Chill“ schätze ich nun auf 60 % ein und dadurch die Wind-Chill-Temperatur, im Zelt, auf – 40 °C.
Das führte unweigerlich, innerhalb von 1-2 Stunden, zu Erfrierungen.
Es war jedem klar, dass es in dieser Nacht, kein Überleben geben konnte. Im Bewusstsein des bevorstehenden Todes, erlitten einige Gruppenmitglieder die „Akute Belastungs-Reaktion“, die durch Gruppendynamik auf Alle übergriff und zu einer gewissen Bewusstseinseinengung, einer eingeschränkten Aufmerksamkeit, einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten, Lethargie und Desorientiertheit führte. Die Folgen sind unlogische, sinnlose Handlungen und Fluchtreaktionen. Diese Reaktion kann innerhalb von Minuten auftreten aber auch innerhalb von kurzer Zeit individuell verschwinden.
@wab beschrieb ein ähnliches Verhalten.
https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-who/kode-suche/htmlamtl2019/block-f40-f48.htmIch würde fast sagen: “Den Rest kennen wir ja!“ Aber angesichts der monatelangen Diskussionen über die "Verletzungsmuster" und "Wanderwege" kommen mir ernste Zweifel.
Deswegen halte ich mich an die Zeit vor dem Verlassen des Zeltes. Die Meteorologie am „Kholat“ kann man in ein paar Jahren messtechnisch voll erfassen. Den Wind-Chill in einem nachgestellten Zelt ebenfalls. Irgendwann kommt wieder ein Zyklon des Weges und meine Theorien, die sich zu 100 % mit den Erkenntnissen von G. Wolf decken, werden belegt. (Und wenn es die Natur will, misst man auch Infra-Schall.) Warten wir es einfach ab:-)
Die Frage von
@Goldie99, hatte ich selbst vorher noch nie so ernsthaft durchdacht, wie jetzt. Aber im Laufe meiner Recherche, die weit über 6 Stunden dauerte, erkannte ich die Wichtigkeit für dieses Ereignis.
Jetzt habe ich doch vor lauter „Wind-Chill“ den Faden im Forum verloren.
Ich glaube zuletzt war die
Pathologie-Gruppe am Diskutieren und man einigte sich darauf, dass man sich nicht einigt.
Ich erinnere mich auch schwach, dass:
Die
UFO-Gruppe stoppt, weil das UFO auf dem Mars zur Reparatur war.
Die
Lawinen-Gruppe stoppt, weil es Diskrepanzen mit der
Schnee-Brett-Gruppe gab.
Die
Yeti-Gruppe stoppt, weil der diensthabende Yeti den Winterschlaf hielt, nach den vielen Autogrammen, im „Kholat-Skigebiet“.
Die
Leuchtkugel-Gruppe,
Blitz-Gruppe und
Teleportations-Gruppe stoppt, da die Mansi die Stromrechnungen 1959 nicht pünktlich bezahlten.
Die
Pilz-Gruppe stoppt, da der Pilz dort nachweislich abgeerntet war und den Mansi als Partydroge diente.
Die
KGB-Agenten-Gruppe stoppt, da die Agenten im Streik waren.
Die
Gulag-Gefängnis-Ausbrecher-Gruppe stoppt, da im Gulag Heizöfen verteilt, ein Kino und ein Bordell eröffnet wurden.
Die
Auseinandersetzungs-Gruppe stoppt, weil der Pathologe „Tumanov“, ein Verwandter von Klitschko ist und somit befangen war.
Die
Vielfraß-Gruppe stoppt, da der Vielfraß eine Magenverstimmung hatte und beim Mansi-Neoshamanen in Behandlung war.
Die
Methanol-Gruppe stoppt, da Methanol ein Grundnahrungsmittel bei Russen ist.
Die
Raketen-Gruppe stoppt, da damals der Treibstoff vom Personal versoffen wurde.
Somit müssten jetzt wieder die
Pfadfinder dran sein? Ich glaube da gab es, nach hunderten von Kommentaren, die Einigung und die Erkenntnis, dass in Zukunft, bei den Karten Norden oben sein sollte, weil man sonst völlig durcheinander käme.
Oh, ich hoffe, dass ich jetzt nicht mehrmals ins Fettnäpfchen getreten habe und ich deshalb ins Kreuzfeuer vieler Gruppen geraten bin und mit einem Mansi-Fluch belastet werde.