Lieber
@wab, Ihre intensive Argumentation kontra Schneebrett habe ich mit Interesse gelesen.
Beitrag von wab (Seite 593)Bewertungen aufgrund vorliegender Zahlen, Daten und Fakten schätze ich Berufs wegen sehr und deshalb auch immer Ihre Untersuchungen!
Meine Ausführungen dienten dazu zu zeigen, welche Risiken für Schneeschichten bei instabilen Wetterlagen entstehen und sind - wie von mir ausgeführt - kein Beweis für den Zustand vor Ort in 1959. Wie in meinem Beitrag angesprochen sind konkrete Aussagen zum Schneezustand 1959 aufgrund von Untersuchungen 50 Jahre später fragwürdig, das ist schon für weitaus kürzere Zeitintervalle unmöglich.
Zumal sich das Klima niemals so rasant geändert hat wie in den letzten Jahrzehnten - und das betrifft nahezu jeden Punkt der Erde, auch Sibirien. Dazu nur beispielhaft Temperatur und Niederschläge auf
https://data.giss.nasa.gov/gistemp/maps/index_v4.html (Archiv-Version vom 12.02.2020)https://data.giss.nasa.gov/cgi-bin/precipcru/do_PRCmap.cgi?type=1&mean_gen=1203&year1=2000&year2=2000&base1=1959&base2=1959Deshalb bevorzuge ich für die Bewertung der Schneesituation am Ereignisort 1959 – zumindest der der Schneemenge vor Ort – im Gegensatz zu Ihnen nicht Zustände zum Zeitpunkt X, sondern die Fotodokumentation zum Ereigniszeitpunkt. Ich bin darauf schon früher hier im Forum eingegangen:
1. Der Film von Krivonischenko / #1/ frame №29 (www.dyatlovpass.com) zeigt das aufgebaute Zelt in der Nacht vom 31.01. zum 1.02. . Das bedeutet, dass das Quellen-unbekannte Foto №12 (www.dyatlovpass.com) (…das vermeintlich letzte Foto der Spechte) unmöglich einen Zeltaufbau bereits am 31.01. dokumentiert.
2. Das unbekannte Foto №12 dokumentiert aber einen Zeltaufbau. Als Indiz ist der im Bild vorn links zu sehende umgekehrt in den Schnee gesteckte Skistock (der Skistockteller schaut aus dem Schnee) aufzuführen. Für die Verankerung wurden mehrere solcher Verankerungen für das Zelt benötigt. Es macht sonst keinerlei Sinn, den Skistock (z.B. während einer Rast) umgekehrt in den Schnee zu stecken (siehe dazu auch
@WladimirP) – das Aufstellen einer Theorie dazu unter welchen Umständen jemand vielleicht doch … erübrigt sich meiner Meinung nach aus Vernunftsgründen.
3. Es gibt keinen Anhaltspunkt in den Tagebüchern (Wetter etc.) , dass das unbekannte Foto №11 einen Zeltaufbau vor dem 31.01. dokumentiert.
Das sind drei einfache Fakten, die man ohne Spezialkenntnisse oder vor Ort gewesen sein, nachvollziehen
und zu einer Schlussfolgerung bezüglich Schneemenge zusammenführen kann.
Und genauso ist Fakt, dass bei einem möglichen Kollabieren der bergseitigen Schneewand der Schneegrube das Zelt bergseitig dem Druck des Schnees nicht standhalten wird, 50 kg Schnee mögen da sogar minimal schon ausreichen (weniger als 0.5 m³ Schnee ). Den rutschenden (gleitenden) Schnee nennt man Schneebrett – unabhängig ob flächenmäßg 2 oder 200 m² groß. Mit der von mir erwähnten Skistockmethode (siehe auch meine Links zur Lawinenkunde Uni Freiburg) kann man auch die Hangneigung unmittelbar an der Hangrippe, an der die Schneegrube ausgehoben wurde, bestimmen.