@Le_Ciel @off-peak Ich habe jetzt noch mal ein paar Stunden investiert und in den 50 - 60 Seiten starken Ausarbeitungen gewühlt, die die Route insgesamt bzw. die letzten zwei Etappen untersuchen. Ich muss mir dabei irgendwann auch mal Limits setzen. Es gibt Karten mit einem Gewirr an Referenzpunkten und Foto-Positionen, dann diverse Routen-Optionen, die nebeneinander liegen, gemischt mit historischem Original-Karten, Ergebnisse mehrerer Expeditionen etc. pp.
Das mit den beiden vermeintlichen Zeltbuddel-Fotos wird sich niemals final auflösen lassen. Die wichtigsten Indizien, dass sie nicht den Zeltbau zeigen, ergeben sich bekanntlich aus der Schneehöhe sowie Beschaffenheit des Schnees. Das Zelt befand sich auch nicht in einer solchen Grube und war insgesamt in einem anderen Modus aufgebaut, der zu dem Härtetest-Charakter dieser Etappe passt.
Wenn die Fotos nicht das Aufheben einer Grube für das Zelt zeigen, kann es fast nur noch der Versuch sein, ein Lager oberhalb der Baumgrenze zu schaffen. Das in der Gänze darzustellen, würde an dieser Stelle zu weit führen.
Le_Ciel, sie befanden sich hier in einer Abweichung vom Plan; Slobtsov darf wohl nicht so verstanden werden, dass da gezielt nach gesucht und gefunden wurde. Der Suchtrupp wusste nicht einmal genau, wo er war. Flusslauf Lozva und Nebenarme - das war alles gar nicht genau zu bestimmen. Das Such-Camp wurde ... 2009 oder 2012? ... mit Metalldetektoren gefunden. Auch weiß bis heute niemand, wo genau sich das Lager der Dyatlov-Gruppe befand, über das sie eher zufällig gestolpert sind. Es sind drei Standorte in der Endauswahl, wovon wohl nur einer wirklich plausibel ist. Jeder dieser Standorte erlaubt es aber, die Route am letzten Tag zu vollziehen.
Zur Route: Nachdem sie nicht mehr gemütlich dem vereisten Flusslauf des Lozva folgen konnten, ergab sich eine "intuitive" Routenänderung, die sie am 31. Januar aus dem Tal herauf über die Baumgrenze auf den kahlen Berghang führte. Dieser Intuitiv-Plan erwies sich als zu kühn. Und hier zitiere ich ausnahmsweise mal aus einer der Offline-Quellen den Aufsatz von WAB (Roh-Übersetzung Google):
Am 31. Januar betritt die Gruppe den Springer der Auspiya-Lozva-Interfluve oder kurz sie und der baumlose Teil versuchen, dort ein Lagerhaus zu errichten, aber als sie merkt, dass es auf dem Rückweg aufgrund unzuverlässiger Landmarken und möglicher Schneeverwehungen fast unmöglich sein wird, wieder nach Auspiya abzusteigen, ist sie gezwungen. Das zweimalige Überqueren dieses Springers (später "Traktat des Dyatlov-Passes" genannt) mit voller Ladung war nicht in ihren Plänen enthalten, da dies sehr irrational ist und zusätzliche Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Es stellt sich natürlich heraus, dass der Tag verloren ist, aber das ist nicht fatal für die Kampagne, sie hat gerade erst begonnen, und Sie können es später nachholen, wenn die Gruppe besser in die Arbeit involviert ist und die Rucksäcke leichter werden. Der wichtigste "Lehrer" dieser Situation war das Wetter. In einem Tagebuch für den 31. Januar schreibt Dyatlov:
„Wir haben die Waldgrenze erreicht. Westwind, warm, durchdringend, Windgeschwindigkeit ähnlich der Luftgeschwindigkeit beim Heben eines Flugzeugs. Schlimme, nackte Stellen. Sie müssen nicht einmal an ein Lobase-Gerät denken. Über 4 Stunden. Sie müssen eine Übernachtung wählen. Wir gehen nach Süden hinunter - ins Tal des Auspius. “ (Alternative Roh-Übersetzung Google: "Wir haben die Grenze des Waldes erreicht. Der Wind ist westlich, warm und stechend, die Windgeschwindigkeit ist ähnlich der eines aufsteigenden Flugzeugs. Nasse, nackte Sitze. Man muss nicht einmal über das Gerät des Lobane nachdenken. Es dauert etwa vier Stunden. Sie müssen ein Bett wählen. Wir fahren nach Süden, ins Auspia-Tal.")
Hier diese russische Version des Abschnittes im Tagebuch im Original, Version WAB:
«Мы вышли на границу леса. Ветер западный, теплый пронзительный, скорость ветра подобна скорости воздуха при подъеме самолета. Наст, голые места. Об устройстве лобаза даже думать не приходиться. Около 4-х часов. Нужно выбирать ночлег. Спускаемся на юг - в долину Ауспии.».
"Lobase-Gerät" bzw. "Lobane" meint "Bau eines Labaz".
Zum Vergleich dieser Tagebuch-Abschnitt in der Version von Dyatlovpass.com:
We came out of the tree line. Wind is western, warm, piercing. The speed of the wind is similar to the air draft created by a taking off airplane. Firn, open spaces. I can't even think of setting up a storage. It's close to 4. We have to start looking for a place to pitch the tent. We are going south in Auspiya river valley.
Für mich liest sich das eindeutig dahingehend, dass Dyatlov die Notiz oben am Wendepunkt macht. Anschließend steigen sie wieder ab und errichten in der Dämmerung das Lager, wo sie kein richtiges Feuer mehr machen und im Zelt bleiben. Ich habe kein Problem, das so zu lesen, dass sie versucht haben, das Lager oben zu bauen, es sich aber schnell als sinnlos erwies.
@off-peak Was wir da an Grabung sehen in Relation zur Inventarliste oder zu einer postulierten Größe einer Mulde zu setzen, ist wohl nicht seriös zu bewerkstelligen. Das ist Stochern im Nebel.Wir haben härtere Indizien.
Auf dieser Karte, die ganz oben auf der Map-Seite von Dyatlovpass.com, ist der Knick in der Route zurück Richtung Tal schematisch angedeutet. Ich poste das spezifische, detaillierte Kartenmaterial aus nachvollziehbaren Gründen nicht.