Geschichtlich mysteriöse Personen
11.08.2007 um 09:08
Als im Ungarn des späten 16. Jahrhunderts die Wirren der Reformation (und später Gegenreformation) herrschten, sahen sich die damaligen Machthaber immer noch gegen die Truppen des Osmanischen Reiches unter Sultan Süleiman II kämpfen, ein Zustand der erst durch Kaiser Ferdinand (Kaiser des Heiligen Römischen Reichs) beendet wurde. Bereits ein Jahrhundert zuvor hatte ein weiterer berühmter Mann gegen die Türken gekämpft. Es war ein unsteter Opportunist, der einmal auf der Seite des Sultans stand, dann wieder mit Moldavien paktierte um schließlich der berühmteste Prinz der Walachei und Transsilvaniens zu werden: Vlad Tepes, der Pfähler, Dracula (Sohn des Dracul).
Im Jahre 1560 wurde Erzebeth (Elizabeth) Bathory in eine der wohlhabendsten Familien Ungarns geboren. Ihr Onkel war Ishtvan Bathory, zuerst Prinz von Transsilvanien, danach König Stephan IV von Polen.
Elizabeth wurde bereits im Alter von zehn Jahren mit dem Soldatenfürsten Ferencz Nádasdy verheiratet.Aber die Ehe war nicht gerade glücklich. Der Gemahl war fast immer auf Schlachtfeldern, während Elizabeth den (berühmteren) Namen Bathory beibehielt. Elizabeth war nicht gerade züchtig und bekam allsbald ein Kind, dessen Geburt mit Schweigegeld geheim gehalten wurde.
Nádasdy selbst war ein grausamer Mann, der seine Bediensteten gerne zu foltern pflegte, obgleich er sie nicht (wie seine Gattin) umbringen ließ.
Aber auch Elizabeth war nicht gerade zimperlich. Sie steckte als Strafe gegen Ungehorsam dem oder der Bediensteten gerne ein Blatt Papier zwischen die Zehen und zündete es an.
Auch wird berichtet, dass Elizabeth bereits als Kind unter Krampfanfällen litt (Epilepsie ?), was vielleicht ein Grund ihrer späteren grausamen Abartigkeit angesehen werden muss.
Elisabteh lebte fortan auf Schloss Cséjthe (Tschej-te), das heute in der Slowakei unter dem Namen Cachtice (Tscha kti tse) immer noch zu besuchen ist.
Ihre Anfänge als Folter- undBlutgräfin fand Elizabeth in immer grausameren Strafen, die sie ihren Bediensteten zukommen ließ. Trotz ihres hohen Bildungsstandes (wie er es bei Adligen in ihrem gesamten Umfeld zu beobachten war) hielt sie brennende Kerzen an deren Geschlechtsteile oder sie ließ den Mund einer etwas zu lauten Dienstmagd kurzerhand zunähen. Dienern, die ihre Kleidung nicht richtig zusammenfalteten, ließ sie glühende Brandeisen ins Gesicht drücken und sie "überführte" vermeintliche Diebe, indem sie diese eine glutheiße Münze in Händen tragen ließ. Verbrannten sie sich, waren sie schuldig.
Aber ihre Taten sollten schlimmer werden. Sehr viel schlimmer.
Elizabeth Bathory fand gefallen an der Folter von jungen Mädchen.
Beides, ihre Folterknechte, sowie auch ihre Opfer waren weiblich. Manche Quellen geben eine Anzahl von bis zu 650 getöteten Frauen und Mädchen an. Noch eine viel höhere Zahl junger Frauen überlebte und konnte Zeugnis ablegen, wie grausam und pervers dieSchreckensherrschaft der Gräfin während drei Jahrzehnten war. Trotz all diesen Zeugen war Elizabeth vor dem Gesetz weitestgehend immun, denn der Name Bathory war einer der angesehndsten im ganzen Land.
Die Welt erhielt zuerst Kunde durch die Autoren Raymond T. McNally Radu Florescu, die in ihrem 1970 erschienen Buch "Auf der Suche nach Dracula" die Vorbilder von Bram Stokers berühmter Romanfigur in Vlad Tepes und eben in Elizabeth Bathory finden wollten (zumindest letzteres wird von vielen Kennern der Bathory Geschichte abgelehnt).
In den damaligen Zeiten waren Leibeigene nicht viel mehr wert, als Werkzeug und in besagtem Buch schildert McNally die Folgen eines Aufstandes wie folgt:
[dessen Anführer] wurde bei lebendigem Leibe auf einem eisernen Sitz geröstet, während seine Gefolgschaft dazu gezwungen wurde, sein Fleisch zu essen, bevor sie lebendig verbrannt wurde".
Dies macht schnell glaubhaft, warum Elizabeth mit so einer kleinen Strafe(sie bekam, ähnlich wie Vlad der Pfähler lediglich verschärften Hausarrest) davonkam.
Elizabeth wurde von Kaiser Mathias II. vermutlich aus drei Gründen angeklagt: Erstens, weil es nicht unbemerkt bleiben konnte, dass so viele Frauen unter ihrer Regentschaft auf Cséjthe ums Leben kamen (Und in der Tat gab es bei ihrem Prozess - den sie als Adlige noch nicht einmal zu besuchen brauchte - hunderte von Augenzeugen ihrer Taten. Zweitens, weil sie (wie viele Psychokiller) mit der Zeit nachlässig wurde und ihre Opfer zum Teil einfach nur aus der Kutsche werfen ließ, damit Wölfe sie auffressen konnten. Drittens (und dies war wohl das wichtigste Argument), sie brachte den Kaiser um viel Lehensgeld, auf das er laut Gesetz durch ihren ehemaligen Ehemann Anspruch hatte.
Doch zurück zu Elizabeth Nach dem Tod ihres Gatten im Jahre 1600 sah sich die 40ig Jährige mit der Tatsache ihres Alterns konfrontiert. Die Legende erzählt, dass einmal, als sie eine ihrerBediensteten schlug, ein Tropfen von deren Blut auf Elizabeths Haut kam. Ob es ihre von Perversion und Grausamkeit (und vielleicht auch durch Epilepsie) getrübte Sicht war, Einbildung oder ein dämonischer Zauber: sie entdeckte, dass ihre Haut an jener Stelle besonders jung und glatt zu werden schien.
An dieser Stelle könnten die Autoren einige geschmacklose Witze von Milliarden-Konzernen bringen, die ihr Geld durch die Herstellung solcher "Wundermittel und -salben" verdienen. Aber lassen wir es bei der Faszination von Jungfrauenblut auf Elizabeth bewenden.
Sie ließ nach dieser Erfahrung jene Magd niedermetzeln und ihr Blut in einem Badezuber auffangen. Das war der Beginn einer Jahre langen Karriere als "Vampirgräfin". Die genaue Anzahl ihrer Opfer schwankt zwischen 40 und 650. Ein jedes Opfer wird in ihren berüchtigten Tagebüchern detailliert beschrieben. Die Tagebücher liegen in den Staatsarchiven in Budapest und können jederzeit eingesehen werden. (DasProblem liegt jedoch in der noch fehlenden Übersetzung).
McNally, der für sein Buch "Dracula was a woman" vor Ort recherchierte, fand jedoch in den gesamten Prozessakten kein Wort von Badezubern oder Blutwannen. Dort ist nur vom Mord an den Frauen zu lesen, sowie über deren Folterungen (Manche ihrer Opfer mussten Streifen des eigenen Fleisches essen bevor sie getötet wurden).
Ob Elizabeth mit ihren Gehilfinnen nun 40 oder über 600 Frauen bestialisch gefoltert hatten, ob sie eine bisexuelle oder homosexuelle Psychopathin vom Schlage eines Jeffrey Dahmer oder einer Lizzie Borden war, ob sie einen Hirnschaden hatte, oder ob sie nur eine abergläubische, gelangweilte und perverse Urahnin des modernen Schönheitswahns war: Die historische Wahrheit ihrer Person steht außer Frage. Sie hat gelebt. Genauso wie ihr notorischer Vorgänger Dracula.
Nach ihrem Prozess wurde die "schönste Frau Transsilvaniens in ihren Gemächern eingemauert.
Im August desJahren 1614 wollte einer ihrer Gefängniswächter die schöne Frau durch eine kleine Durchreiche in der Mauer sehen und fand sie tot auf dem Boden liegen.
Nach ihrem Tod wurden alle Akten über sie in Ungarn verschlossen und bis einhundert Jahre nach ihrem Tode durfte kein Mensch ihren Namen laut aussprechen
Nach einigen Recherchen konnten wir einen Nachfahren großväterlicherseits ausfindig machen, einen modernen Komponisten mit Namen Dennis Báthory-Kitsz, der gerade eine Oper mit Namen Erzsébeth komponiert. Von seiner Website stammen auch die Grafiken auf dieser Seite, vor allem die der Burgruine Cséjthe (Cachtice), die Bathory (er lebt in Vermont) wähend seiner Reisen gemacht hatte. Mehr vom Schloss der Blutgräfin und eine reiche Bibliographie (auch Webseiten) gibt es auf Bathory.org
Quelle: bathory.org