Borromini
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Das Voynich-Manuskript
10.04.2024 um 20:02Dancingfool schrieb:Man hat schon einen logischen Aufbau.Auf den ersten Blick ja. Aber Lisa Fagin Davis hatte auch erklärt, dass die Reihenfolge der Seiten nicht die originale ist (https://ceur-ws.org/Vol-3313/keynote2.pdf, dort genau beschrieben). Das Buch wurde irgendwann nach dem Zeichnen und Beschriften neu gebunden und dabei die Reihenfolge der Texte und Bilder geändert. Dadurch wurden auch Zusammenhänge gestört, z. B. wurden Folio 78v und 81r auseinandergezogen, obwohl sie ein einziges Bild ergeben. Man achte auf die zwei "Verbindungsrohre" zwischen den Seiten.
Original anzeigen (0,2 MB)
https://collections.library.yale.edu/catalog/2002046
Dancingfool schrieb:Eine ausführliche Kräuter- und Bäderabteilung, einige einfache astrononische Darstellungen,Bei den Abbildungen kann man eine Abstufung machen:
- Die Pflanzendarstellungen entsprechen ganz gut dem, was man in "normalen" Büchern dieser Zeit finden kann (was ich zuerst nicht erwartet hatte). Du sahst es ähnlich, wenn ich mich richtig erinnere.
- Die astrologischen/astronomischen Darstellungen haben eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Werken dieser Zeit, aber hier wird es schon schwierig, ihren Sinn zu erkennen. Als Diagramme wären sie zu ungenau, um mehr als nur ganz simple Zusammenhänge abzulesen.
- Die Badeszenen sind am seltsamsten, gerade bei den "organischen" Formen. Mir ist bisher nichts Vergleichbares begegnet. Auch die Leitungssysteme ergeben keinen Sinn, denn wenn man z. B. die Darstellung oben ernst nimmt, würde die eine Gruppe im gebrauchten Wasser der anderen baden. Welche großartigen Informationen kann denn so ein Bild wie oben schon vermitteln? Überhaupt machen gerade die Badeszenen meist einen verspielten und unrealistischen Eindruck.
Dancingfool schrieb:Ich denke, die Zeichner hatten schon etwas ernsthaftes im Sinn. Aber dann kam der Schreiber...An sich keine schlechte Idee, dabei ist aber die Reihenfolge selbst schon ein grundsätzliches Problem, denn der Teufel steckt im Detail:
In den medizinischen Schriften dieser Zeit haben die Bilder keine Rolle als eigenständige Informationsträger. Warum das so ist, hatte ich hier mit Quellen schon beschrieben: Beitrag von Borromini (Seite 61) Inzwischen habe ich noch einiges mehr gelesen und es wurde immer wieder voll bestätigt, was ich dort zusammengefasst hatte. Abbildungen sind nur eine Zugabe zum Text, eher dekorativ und nur mit geringem Informationsgehalt, und wurden praktisch immer erst nach dem Text angefertigt.
Dass beim VM die Zeichnungen zuerst entstanden sind, ist daher an sich schon höchst ungewöhnlich. Da offensichtlich kein Layout angelegt wurde (Hilfslinien fehlen), konnte auch eine passende Position der Zeichnungen im Verhältnis zum Text nicht vorab geplant werden. Bitte auch daran denken, dass das Buch nachweislich vor dem Zeichnen schon gebunden war, d. h. man konnte die Zeichnungsblätter auch nicht während des Schreibens an eine passende Stelle setzen.
Bei den Kräutern im ersten Teil würde die Reihenfolge vielleicht noch funktionieren, da es immer eine Pflanze pro Seite ist und man damit vorausplanen kann. Aber spätestens bei den Badeszenen konnte dabei nur ein Buch herauskommen, das Zeichnungen an weitgehend zufälligen Stellen hat. Ist das nicht ziemlich sinnlos? Und dann soll dieses unfertige, halb leere Buch noch in die Hände eines Schreibers fallen, der mit allem Vorherigen nichts zu tun hatte?