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Das Voynich-Manuskript

1.609 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Buch, Mysteriös, Manuskript ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das Voynich-Manuskript

10.04.2024 um 20:02
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Man hat schon einen logischen Aufbau.
Auf den ersten Blick ja. Aber Lisa Fagin Davis hatte auch erklärt, dass die Reihenfolge der Seiten nicht die originale ist (https://ceur-ws.org/Vol-3313/keynote2.pdf, dort genau beschrieben). Das Buch wurde irgendwann nach dem Zeichnen und Beschriften neu gebunden und dabei die Reihenfolge der Texte und Bilder geändert. Dadurch wurden auch Zusammenhänge gestört, z. B. wurden Folio 78v und 81r auseinandergezogen, obwohl sie ein einziges Bild ergeben. Man achte auf die zwei "Verbindungsrohre" zwischen den Seiten.

Voynich78v81r nebeneinanderOriginal anzeigen (0,2 MB)
https://collections.library.yale.edu/catalog/2002046
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Eine ausführliche Kräuter- und Bäderabteilung, einige einfache astrononische Darstellungen,
Bei den Abbildungen kann man eine Abstufung machen:

- Die Pflanzendarstellungen entsprechen ganz gut dem, was man in "normalen" Büchern dieser Zeit finden kann (was ich zuerst nicht erwartet hatte). Du sahst es ähnlich, wenn ich mich richtig erinnere.

- Die astrologischen/astronomischen Darstellungen haben eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Werken dieser Zeit, aber hier wird es schon schwierig, ihren Sinn zu erkennen. Als Diagramme wären sie zu ungenau, um mehr als nur ganz simple Zusammenhänge abzulesen.

- Die Badeszenen sind am seltsamsten, gerade bei den "organischen" Formen. Mir ist bisher nichts Vergleichbares begegnet. Auch die Leitungssysteme ergeben keinen Sinn, denn wenn man z. B. die Darstellung oben ernst nimmt, würde die eine Gruppe im gebrauchten Wasser der anderen baden. Welche großartigen Informationen kann denn so ein Bild wie oben schon vermitteln? Überhaupt machen gerade die Badeszenen meist einen verspielten und unrealistischen Eindruck.
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Ich denke, die Zeichner hatten schon etwas ernsthaftes im Sinn. Aber dann kam der Schreiber...
An sich keine schlechte Idee, dabei ist aber die Reihenfolge selbst schon ein grundsätzliches Problem, denn der Teufel steckt im Detail:

In den medizinischen Schriften dieser Zeit haben die Bilder keine Rolle als eigenständige Informationsträger. Warum das so ist, hatte ich hier mit Quellen schon beschrieben: Beitrag von Borromini (Seite 61) Inzwischen habe ich noch einiges mehr gelesen und es wurde immer wieder voll bestätigt, was ich dort zusammengefasst hatte. Abbildungen sind nur eine Zugabe zum Text, eher dekorativ und nur mit geringem Informationsgehalt, und wurden praktisch immer erst nach dem Text angefertigt.

Dass beim VM die Zeichnungen zuerst entstanden sind, ist daher an sich schon höchst ungewöhnlich. Da offensichtlich kein Layout angelegt wurde (Hilfslinien fehlen), konnte auch eine passende Position der Zeichnungen im Verhältnis zum Text nicht vorab geplant werden. Bitte auch daran denken, dass das Buch nachweislich vor dem Zeichnen schon gebunden war, d. h. man konnte die Zeichnungsblätter auch nicht während des Schreibens an eine passende Stelle setzen.

Bei den Kräutern im ersten Teil würde die Reihenfolge vielleicht noch funktionieren, da es immer eine Pflanze pro Seite ist und man damit vorausplanen kann. Aber spätestens bei den Badeszenen konnte dabei nur ein Buch herauskommen, das Zeichnungen an weitgehend zufälligen Stellen hat. Ist das nicht ziemlich sinnlos? Und dann soll dieses unfertige, halb leere Buch noch in die Hände eines Schreibers fallen, der mit allem Vorherigen nichts zu tun hatte?


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Das Voynich-Manuskript

10.04.2024 um 20:15
Noch eine Ergänzung:
Das unten beschriebene Problem hätte nur den Zeichner und den Schreiber eines sinnvollen Textes betroffen. Jemand, der nachträglich Unsinnstext hineinschreibt, hat das Problem beim Text-Bild-Zusammenhang natürlich nicht. Das spricht dagegen, dass das VM zuerst als sinnvolles Buch geplant war.
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Dass beim VM die Zeichnungen zuerst entstanden sind, ist daher an sich schon höchst ungewöhnlich. Da offensichtlich kein Layout angelegt wurde (Hilfslinien fehlen), konnte auch eine passende Position der Zeichnungen im Verhältnis zum Text nicht vorab geplant werden. Bitte auch daran denken, dass das Buch nachweislich vor dem Zeichnen schon gebunden war, d. h. man konnte die Zeichnungsblätter auch nicht während des Schreibens an eine passende Stelle setzen.



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11.04.2024 um 00:03
Ein paar Dinge muss ich noch korrigierend hinterherschicken:
Zitat von BorrominiBorromini schrieb: z. B. wurden Folio 78v und 81r auseinandergezogen, obwohl sie ein einziges Bild ergeben.
Die beiden zusammengehörigen Seiten befinden sich auf dem gleichen Doppelbogen und sind getrennt, weil weitere Bögen darübergebunden wurden:
In the biological section, the bifolio consisting of folios 78 (verso) and 81 (recto) together form an integrated design with water flowing from one folio to the other. This design would have been visible if the bifolio were in the centre of the quire, but it is not
Quelle: https://www.voynich.nu/origin.html
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:dass das Buch nachweislich vor dem Zeichnen schon gebunden war
Genau genommen ist nur für die Kolorierung sicher, dass das Buch zu dem Zeitpunkt schon gebunden war, denn sie hat im frischen Zustand in mehreren Fällen auf der Seite gegenüber einen Abdruck hinterlassen, wie z. B. hier bei 26v und 27r:

Voynich26v27r
https://collections.library.yale.edu/catalog/2002046

Lisa Fagin Davis ordnet diese beiden Seiten aber zwei verschiedenen Schreibern zu:
The next nested bifolium (ff. 27/30) was written by Scribe 1 as well. The next bifolium (ff. 26/31), however, was entirely written by Scribe 2.
Sie meint auch, dass die Schreiber nach Doppelbögen wechseln, nicht nach Seiten:
the scribal work in the botanical section varies by bifolia – not by page, text, or quire. This is utterly atypical and provides additional evidence that the current sequence of bifolia is not original.
Diese Feststellung würde bedeuten, dass die Bögen eher doch zuerst von jeweils einer Person beschrieben, dann gebunden und erst danach koloriert wurden. Allerdings gibt es auch Doppelbögen, die sie zwei verschiedenen Schreibern zuordnet:
Scribe 5 writes the two botanical pages on the outer side of the outermost bifolium (57r and 66v) as well as the text on f. 66r. Scribe 1 writes folio 57v.
Quelle: https://ceur-ws.org/Vol-3313/keynote2.pdf


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11.04.2024 um 15:38
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Genau genommen ist nur für die Kolorierung sicher, dass das Buch zu dem Zeitpunkt schon gebunden war, denn sie hat im frischen Zustand in mehreren Fällen auf der Seite gegenüber einen Abdruck hinterlassen, wie z. B. hier bei 26v und 27r:
Das widerum bedeutet im Umkehrschluß, dass zuerst geschrieben wurde, dann erst gezeichnet und
kolloriert.
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Diese Feststellung würde bedeuten, dass die Bögen eher doch zuerst von jeweils einer Person beschrieben, dann gebunden und erst danach koloriert wurden.
Soweit, so gut.

Dies widerum kann nicht erklären, warum der "Text" so schön angepasst an die Zeichnungen ist.
Hat da jemand ein Layout im Hinterkopf gehabt?
Und das über Jahre?
Oder ist ein mögliches Layout einfach nur über die Jahre verschwunden?

Möglich wäre eine Verwendung mehrerer Schablonen, um das umzusetzen.


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11.04.2024 um 15:52
Zitat von newbeenewbee schrieb:Das widerum bedeutet im Umkehrschluß, dass zuerst geschrieben wurde, dann erst gezeichnet und
kolloriert.
Wie kommst du darauf? Die Zeichnungskonturen und Kolorierungen sind zwei verschiedene Dinge, die auch aus verschiedenen Phasen stammen können. Die Reihenfolge könnte so gewesen sein: Zeichnungen, Text, Bindung, Kolorierung.
Damit haben sich auch die weiteren Fragen dazu erübrigt.


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12.04.2024 um 00:26
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Die Reihenfolge könnte so gewesen sein: Zeichnungen, Text, Bindung, Kolorierung.
Ah, verstehe!
Du meinst also das die Konturen der Zeichnungen und der Text quasi gemeinsam entstanden sind.
Dann wurde es gebunden und jetzt erst ausgemalt.
mhm, ich gehe weiterhin davon aus, dass das VM über einen längeren Zeitraum entstanden ist.
1 - 30 Jahre wohlmöglich?
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Damit haben sich auch die weiteren Fragen dazu erübrigt.
Meine Fragen sicherlich nicht:
WER hat es WANN gemacht und zu welchem ZWECK? :fuya: ;)


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Das Voynich-Manuskript

12.04.2024 um 07:30
Zitat von newbeenewbee schrieb:Du meinst also das die Konturen der Zeichnungen und der Text quasi gemeinsam entstanden sind.
Dann wurde es gebunden und jetzt erst ausgemalt.
mhm, ich gehe weiterhin davon aus, dass das VM über einen längeren Zeitraum entstanden ist.
1 - 30 Jahre wohlmöglich?
So könnte es ungefähr gewesen sein.
Zitat von newbeenewbee schrieb:Meine Fragen sicherlich nicht:
Ich meinte natürlich nur die Fragen nach Schablonen usw.


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12.04.2024 um 17:16
Zitat von newbeenewbee schrieb:Hat da jemand ein Layout im Hinterkopf gehabt?
Und das über Jahre?
Ja, es musste geplant und finanziert werden. Ein Stapel Pergament war vermutlich der Anfang. Die Verwendung einer Schablone wäre möglich, man deckt die Bereiche ab, die man nicht verwendet. Dann hat man später einen sauberen freien Bereich. Und es gibt einen Bereich, ich glaube es heißt Seitenspiegel, der Bereich außen auf der Seite den man nicht beschreibt. Bzw. ist der Seitenspiegel das Innere. Auch das kann man abdecken.
Bestimmt gab es einen Chef, und vielleicht hat er nach Querelen im seinem Laden einen Fremden engagiert, der zwar gut, aber unlesbar schreiben konnte.


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Das Voynich-Manuskript

12.04.2024 um 18:36
Zitat von newbeenewbee schrieb:Hat da jemand ein Layout im Hinterkopf gehabt? Und das über Jahre?
Zu erkennen ist jedenfalls keines. Layouts wurden damals mit Hilfslinien angelegt, die im VM aber fehlen. Deshalb sind die Textzeilen nicht ganz gerade und überhaupt wirkt das VM ziemlich spontan, verglichen mit anderen handgeschriebenen Büchern.

Ein Beispiel aus der gleichen Zeit, das ich schon mal erwähnt hatte, ist das Architekturtraktat (auch mit Mechanik) von Francesco di Giorgio Martini (1439-1502). Da kann man gut erkennen, wie so ein Buchlayout angelegt wurde und wie ein professionell gemachtes, handgeschriebenes Fachbuch in dieser Zeit aussah: Hilfslinien für jede Zeile und Spalte, vorgeplante Felder für die Abbildungen. Francesco hatte zur Verbreitung seines Buches eine Werkstatt mit Kopisten, es sind ca. 120 Abschriften davon erhalten. Ich würde sagen, der Unterschied zum VM in der Herstellung ist nicht zu übersehen.

Francesco9Original anzeigen (0,5 MB)
Francesco8Original anzeigen (0,4 MB)
Francesco7Original anzeigen (0,3 MB)

Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, MS 282 (Ashburnham 361)
Bildquelle: https://www.facsimilefinder.com/facsimiles/treatise-on-architecture-by-francesco-di-giorgio-martini-facsimile


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Das Voynich-Manuskript

12.04.2024 um 23:02
Ich bin rein zufällig auf einen Print-Text gestoßen, in dem behauptet wird, dass "Hypnerotomachia Poliphili" (1499) an den italienischen Renaissancehöfen als meistgelesener Liebesroman seiner Zeit galt (Regina Erbentraut: "Kunst 2024", Harenberg-Verlag, Kalenderblatt vom 18.3.24).

Zu "Hypnerotomachia Poliphili" habe ich dann zahlreiche Aspekte gefunden, die dem Voynich-Manuskript verblüffend ähneln:

Bei diesem gedruckten Werk geht es vordergründig um eine Liebesgeschichte (die sich am Ende als nur geträumt herausstellt) ..
Diese Rahmenhandlung füllt allerdings nur einen kleinen Teil des Werkes aus. Sie ist lediglich die Bühne und das Verbindungsglied für die ausführlichen und detailbesessenen, teils mehrere Seiten des Buches umfassenden Beschreibungen der zauberhaften Orte und Gebäude, die versteckten Rätsel, Metaphern und philosophischen Gedankenspiele. Höchst bemerkenswert sind auch die seltsamen, detailliert beschriebenen wasser- und windgetriebenen Maschinen, die an die Pneumatika des Heron von Alexandria denken lassen, ebenso wie an die Erfindungen Leonardo Da Vincis.
Wikipedia: Hypnerotomachia Poliphili

Bei dem Text, dessen Autor ebenfalls nicht sicher identifiziert werden kann, soll es sich um eine bemerkenswerten Mischung aus Latein, latinisiertem Italienisch und neu erfundenen Latinismen handeln .
Daneben gibt es aber auch Stellen (hauptsächlich Inschriften) in Hebräisch, Arabisch und Griechisch sowie ägyptische Hieroglyphen, mathematische Anmerkungen, geometrische und architektonische Konstruktionspläne, neuzeitliche Hieroglyphen und Bilderrätsel.
Wikipedia: Hypnerotomachia Poliphili

Hier liegt dieses Werk in abfotografierter Form zum Durchblättern vor:
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00039006?page=,1

Wenn dieses Buch so beliebt war und die Kunst und Architektur beeinflusste, spiegelt diese besondere Form des Rätsel-Romans vermutlich auch den damaligen Zeitgeist (zumindest an italienischen Höfen) wider?
Weiß jemand zufällig, ob zu dieser Zeit vielleicht noch mehr Werke mit versteckten Rätseln oder mit diversen Sprachen entstanden sind?
Möglicherweise kam man ja auch erst durch solche Rätsel-Romane auf Idee, dass im Manuskript ein Geheimnis versteckt sein soll?


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Das Voynich-Manuskript

13.04.2024 um 09:20
@kosmonautin
Von dem Roman hatte ich schon gehört, war mir leider völlig entfallen. Das ist jedenfalls ein guter Einwurf. Allerdings hat Hypnerotomachia Poliphili bei aller Rätselhaftigkeit einen lesbaren Text mit Inhalt. Gerade daran hakt es aber beim VM, bei seinem Text sprechen ja schon strukturelle Gründe deutlich gegen einen Inhalt, abgesehen von wenigen realen Wörtern. Hier ist das meiste wahrscheinlich sinnloser Fülltext. Das Rätsel könnte beim VM aber sein, in der Masse die wenigen sinnvollen Elemente zu finden.

Generell passen gelehrte Spielereien bestens in diese Zeit und Gemälde mit rätselhaften Elementen gibt es in der Tat, bei längeren Texten müsste ich noch überlegen.

--------------------
Donato Bramante ließ beim Neubau des Cortile del Belvedere ab 1505 den Namen des Papstes als Friesdekoration in Pseudo-Hieroglyphen darstellen (die mit echten ägyptischen Hieroglyphen natürlich nichts zu tun hatten), es war ein Bilderrätsel.

Giorgio Vasari berichtet darüber:
Bramante hatte den eigenwilligen Einfall, bei einem Fries an der Außenfassade des Belvedere einige Buchstaben nach Art antiker Hieroglyphen anzubringen, um seine Begabung noch besser unter Beweis zu stellen und den Namen jenes Papstes und seinen eigenen dort anzubringen. Folgendermaßen hatte er begonnen: Anstelle des Namens IULIO II. PONT. MASSIMO hatte er ein Bildnis von Julius Cäsar im Profil anbringen lassen und eine Brücke mit zwei Bögen, was IULIO II. PONT. bedeutete, dazu einen Obelisken aus dem Circus Maximus für MAX. Darüber amüsierte sich der Papst und ließ ihn [stattdessen] die heute zu sehenden antikisierenden Buchstaben [...] anbringen [...]
Zitat: Giorgio Vasari, Übersetzung Wagenbach-Verlag

Hans Holbein: Die Gesandten
Neben manchen anderen Details fällt das seltsame längliche Gebilde unten auf. Aus einem bestimmen Blickwinkel sieht man, dass es ein perspektivisch verzerrter Schädel ist.
Wikipedia: Die Gesandten

Raffael: Schule von Athen
Die Identifikation der meisten dargestellten Personen ist umstritten. Vor allem für die beiden Schiefertafeln mit Proportionsstudien im Vordergrund links und rechts gibt es viele Deutungsversuche.
Wikipedia: Die Schule von Athen

Piero della Francesca: Geißelung Christi
„Die Geißelung Christi“ gehört in die stattliche Reihe rätselhafter Bilder der italienischen Renaissance, die sich bis heute einer umfassenden und schlüssigen Deutung entzogen haben. Es ist auf unterschiedlichste Weise interpretiert worden und hat bisher keine gültige und in allen Aspekten befriedigende Deutung erfahren. Die Rätselhaftigkeit des Bildes dürfte eine Ursache der ungebrochenen Faszination sein, die es immer wieder neu auf Historiker und Kunsthistoriker ausübt und die zu weit auseinanderliegenden Theorien über den Bildinhalt, über Funktion und Auftraggeber und über vermutete dynastische, politische oder kirchenhistorische Hintergründe geführt hat. Die amerikanische Kunsthistorikerin Marilyn Lavin listet in ihrer 2002 erschienenen Monographie allein 35 unterschiedliche Deutungsvorschläge auf, die zudem größtenteils einander ausschließen. Über das Bild existieren, außer dem Namen des Autors auf dem Bild selbst, so gut wie keine Quellen und Belege, trotzdem gibt es nur wenige Kunstwerke des Abendlandes, über die mehr geforscht, diskutiert und publiziert worden ist.

Der Schlüssel zur Bedeutung des Bildes liegt in ihm selbst, nämlich in der Beziehung der drei Männer im Vordergrund und der Geißelungsszene im Hintergrund.
Quelle: Wikipedia: Die Geißelung Christi (Piero della Francesca)


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Das Voynich-Manuskript

18.04.2024 um 10:38
Schöne Rätsel, es freut sich jeder Mittelalterfan.
Ich bin aber immer noch bei den astrologischen Kreisen und ich habe hier einen, den ich nicht so richtig deuten kann.
Ich kann lesen: De notitia mensure numeri... und etwas von latitude und longitude.
Gibt es hier jemand mit besseren Lateinkenntnissen?

scotus kreisOriginal anzeigen (3,7 MB)

Quelle: Michael Scotus Astrologia cum figuris


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Das Voynich-Manuskript

21.04.2024 um 11:52
Nun veröffentlicht ein Forscherduo mit einem neuen Deutungsansatz seine Erkenntnisse. Das australische Team um Keagan Brewer von der Macquarie University Sydney und Michelle Lewis ist der Ansicht, dass Sex ein darin ausführlich behandeltes Thema ist. Zudem handelt es sich bei einer der größten Darstellungen sowohl um Sex als auch um Empfängnis, schreibt Brewer in einem Beitrag, der im Fachblatt "Social History of Medicine" veröffentlicht wurde.
Quelle: https://www.n-tv.de/wissen/Loest-Sex-These-Raetsel-um-Voynich-Manuskript-article24886024.html

Aus dem Originalartikel, Conclusions:
On the basis of our identifications above—
Rhazes’ five veins, Aristotle’s suns, Galen’s horns, the seven cells, and two menstrual
channels—it may even be possible to triangulate an origin location, tradition, or author(s)
for the Voynich manuscript, but this may not necessarily be possible given the breadth of
transmission of these texts and ideas. We remain cautiously optimistic.
Overall, we infer that the creators of the manuscript, like Hartlieb, felt a mixture of
passionate fascination and abject horror at the taboo subject matters collectively referred
to as women’s secrets. What we hope to have demonstrated in this paper is that amid
the abundance of gynaecological and sexological writing drawn up in late-medieval
Europe, there were large numbers of medical writers and readers who considered ‘wom-
en’s secrets’, or diverse aspects thereof, worthy of obscuration, sometimes in addition to
other subjects such as alchemy, magic, and demons. It is in this varied but broadly enter-
tained nexus of feeling that we must now find the genesis of the Voynich manuscript.
Quelle: https://academic.oup.com/shm/advance-article-abstract/doi/10.1093/shm/hkad099/7633883


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Das Voynich-Manuskript

21.04.2024 um 17:57
Sonderlich originell ist die Idee von Keagan Brewer und Michelle L. Lewis mit den "Frauengeheimnissen" nicht, die hatten ein paar andere schon. Alle verwendeten Zitate sind aus den beiden folgenden Quellen, sofern nicht anders angegeben.

Artikel Keagan Brewer (englisch):
https://theconversation.com/for-600-years-the-voynich-manuscript-has-remained-a-mystery-now-we-think-its-partly-about-sex-227157

Artikel N-TV (deutsch):
https://www.n-tv.de/wissen/Loest-Sex-These-Raetsel-um-Voynich-Manuskript-article24886024.html
Aufwendige Untersuchungen ergaben, dass das Manuskript mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit aus Tierhäuten gefertigt wurde.
Nein, die "aufwändigen Untersuchungen" waren für die Datierung nötig. Pergament als solches erkennen Fachleute mit bloßem Auge. Das hat N-TV aus dem englischen Artikel von Keagan Brewer falsch abgeschrieben.
Ein Abschnitt des Manuskripts enthält Abbildungen, mit Frauen, die Gegenstände an ihre Genitalien halten.
Um das zu "belegen", bringt der Artikel die folgenden Auszüge, die nichts davon zeigen, was da behauptet wird. Die Haltung der Gegenstände hat keinen Bezug zu den Genitalien und verrät nichts über ihre Funktion. Ich halte das für eine wilde Überinterpretation.

Voynich N-TV Voynich N-TV2
Die Lebensdaten von Rudolf II. reichen von 1552 bis 1612. Das bedeutet, dass man wahrscheinlich für mehr als einhundert Jahre nicht nachvollziehen kann, wo und bei wem sich die Manuskripte befanden.
Das kommt bei historischen Schriften schon mal vor und gilt hier nur, falls das VM wirklich schon kurz nach der Herstellung des Pergaments geschrieben wurde, was aber nicht sicher ist.
Die Forschenden halten es für möglich, dass sich Hartlieb, der etwa von 1410 bis 1468 lebte, auch in räumlicher Nähe zu dem oder den Autoren des Voynich-Manuskripts befand. Er selbst schrieb über Pflanzen, Frauen, Magie, Astronomie und Bäder und empfahl die Verwendung von "geheimen Buchstaben" beispielsweise in Form einer Chiffre, eines geheimen Alphabets oder Ähnlichem.
Was alles gegen eine Geheimschrift und generell gegen einen sinnvollen Text spricht, hatten wir ja schon im Thread diskutiert. Zur Erinnerung, Geheimschriften aus vormoderner Zeit sind heute ziemlich einfach zu knacken:
Beitrag von Borromini (Seite 54)
Denn alles, was zu dieser Zeit unter dem Oberbegriff 'Frauengeheimnisse' niedergeschrieben worden war, wurde kurz darauf zensiert oder von Anfang an nur in geheimer Sprache aufgeschrieben.
Soso, angeblich wurde "alles" zensiert. Wie erklären sich die sogenannten Experten dann die berühmten Schriften über Frauenmedizin von Hildegard oder Trotula?
Trotula ist der Autorenname einer medizinischen Sammelhandschrift (genannt auch Liber Trotula) aus dem 12. Jahrhundert, die bis ins 15. Jahrhundert (in Deutschland und England bis ins 16. Jahrhundert) im Bereich der Frauenheilkunde zu den Standardwerken der Medizin zählte. [...] Wie Hildegard von Bingen arbeitet sie mit einfachen, auch für Mitglieder des einfachen Volkes erschwinglichen Mitteln und Rezepten. [...] Trota schrieb zudem über Geburtenkontrolle und Unfruchtbarkeit. Sie kannte die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage während des weiblichen Zyklus und empfahl ihren Patientinnen Enthaltsamkeit bzw. sexuelle Aktivitäten an bestimmten Tagen, je nachdem ob sie einen Kinderwunsch hatten oder nicht. [...]
Bis ins 16. Jahrhundert galt insbesondere Trotula major an den medizinischen Fakultäten Europas als Standardwerk. Daneben ging das Ensemble in die Volksheilkunde über
Quelle: Wikipedia: Trotula
In den Schriften von Hildegard, insbesondere in „Causae et Curae“, werden zwischen Texten zu Themen wie „Nasenbluten“ oder „Aderlass“ in der gleichen Nüchternheit auch Themen wie „Von der Empfängnis“, „Von der geschlechtlichen Begierde“, oder „Vom nächtlichen Samenerguss“ abgehandelt. Sie beschreibt sehr detailliert die erotischen und sexuellen Handlungen.
Quelle: Wikipedia: Hildegard von Bingen#Sexuelle Begierde und Empfängnis


Auch das ist aber wieder von N-TV verfälschend abgeschrieben, im Originalartikel ist nur von "widespread censorship" die Rede. Trotzdem sind diese Fälle von Zensur nicht verallgemeinerbar, wie allein schon die beiden berühmten Beispiele zeigen.
Aus dieser Perspektive heraus kommt das Autorenteam zu dem Schluss, dass die Illustration der Rosetten, die als größte und aufwendigste Illustration des Manuskripts eingestuft wird, ein spätmittelalterliches Verständnis von Sex und Empfängnis darstellt.
Das liest sich im Original so:
In late-medieval times the uterus was believed to have seven chambers, and the vagina two openings (one external and one internal). We believe the nine large circles of the Rosettes represents these, with the central circle representing the outer opening, and the top-left circle representing the inner opening. The eight outer circles have smooth edges since they represent internal anatomy, while the central circle has a shaped edge since it represents external anatomy.
The castles and town walls may represent wordplay on the German term schloss, which had meanings including “castle”, “lock”, “female genitalia” and “female pelvis”.
Also angeblich eine anatomische Darstellung des weiblichen Fortpflanzungsapparates mit einem aus sieben Kammern gedachten Uterus und einer inneren und einer äußeren Vaginalöffnung, dabei soll das "Schloss" im übertragenen Sinn zu verstehen sein.

Nur ergeben die Anordnung der Elemente und ihre Verbindungen untereinander bei dieser Theorie keinen Sinn.
Aber mit wilder Phantasie kann man natürlich alles darin sehen, was man sehen will.


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Das Voynich-Manuskript

22.04.2024 um 17:32
Wenn überhaupt wird der weibliche Sexualtrieb, Verhütung, Abtreibung und Sterilisation
doch nur in einem sehr kleinen Umfang dargstellt.
Wobei ich das nicht erkennen kann.
Selbst wenn, erklärt es doch ohnehin nicht den ganzen Rest.


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Das Voynich-Manuskript

16.09.2024 um 16:30
Das Allerneueste ist jetzt anscheinend eine Untersuchung mit einem multispektralen Bildgebungsverfahren, dem das Dokument unterzogen wurde. Darüber berichtet die Mediävistin Lisa Fagin Davis:
https://manuscriptroadtrip.wordpress.com/2024/09/08/multispectral-imaging-and-the-voynich-manuscript/

Die Dateien sind auch hier direkt abrufbar:
https://drive.google.com/drive/folders/1mNQGKQDSCR4M_c2M2JrsU5soghvYwMig

Ich sage erst mal nichts weiter dazu, habe es mir noch nicht richtig angesehen.

Beispiel von der obigen Seite:

screenshot-691Original anzeigen (0,9 MB)


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Das Voynich-Manuskript

16.09.2024 um 17:21
@Nemon
Danke für den link. Sehr interessant, das Alphabet am rechten Rand der ersten Seite. Ob das weiterführt?

Allerdings ist die Zuordnung zur Handschrift von Marci unfassbar naiv, frei von jedem Wissen und inhaltlich herbeigezwungen.

Die Buchstabenformen sind EXTREM unterschiedlich. Allein die Schrägstellung ist extrem charakteristisch. Oder die Verzierungen bei h oder v. ...
Es gibt keine Ähnlichkeit, die über gröbste Allgemeinheiten hinausginge.

Ich habe selbst Hunderte Handschriften aus der Zeit untersucht, teils autopsiert und weiss, worauf man da achten muss und wie ähnlich sich manche Autoren sein können.



Wenn man irgendetwas definitiv sagen kann, dann dies: Das Alphabet auf Seite 1 ist mit absoluter Sicherheit NICHT die Hand von Marcus Marci.

Krass, wie sich manche öffentlich zum Löffel machen.


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