Ist das Jugendstrafrecht noch zeitgemäß?

Ray. schrieb:Das wäre übrigens das schlimmste was man machen könnte. Für jeden Gefangenen egal ob Kind oder Erwachsenener ist es wichtig Kontakt nach draußen zu behalten. Eine der ganz großen Säulen um eine Resozialisierung zu ermöglichen. Hat man die nicht mehr erhöht sich das Rückfallrisiko extrem.

Könnte man doch trotzdem machen. Würde sich doch nicht ausschließen, nur weil man für die Altersgruppe der 12- und 13-Jährigen gesonderte Strafeinrichtungen schaffen würde, um bspw. auch die Befürchtungen von sacreheart zu minimieren.

rhapsody3004 schrieb:Könnte man doch trotzdem machen. Würde sich doch nicht ausschließen, nur weil man für die Altersgruppe der 12- und 13-Jährigen gesonderte Strafeinrichtungen schaffen würde, um bspw. auch die Befürchtungen von sacreheart zu minimieren.

Da wir hier von bundesweit sprachen kommen da ganz schnell 500 km und mehr bei raus. Da ist nichts mehr mit regelmäßigen Besuchen.

Ray. schrieb:Da wir hier von bundesweit sprachen kommen da ganz schnell 500 km und mehr bei raus. Da ist nichts mehr mit regelmäßigen Besuchen.

Da müsste man natürlich den jeweiligen Kapazitäten vorausgesetzt eine weitestgehende ortsnahe Unterbringung in jedem Einzelfall versuchen möglich zu machen.

Das würde natürlich bedeuten, dass es nur mit ein paar Einrichtungen bundesweit nicht getan wäre.

@Ray.

Ray. schrieb:Es ist und bleibt leider eine nische diese höchst kriminellen Kinder. Egal was man machen wird... sie sind die Verlierer.

Die Verlierer sind in erster Linie mal die Opfer der Straftaten.

In zweiter Linie sind da erst junge Täter zu nennen.

Aber tatsächlich wird es da keine perfekte Lösung geben.

Natürlich hast Du recht, dass eine bundesweite Einrichtung für nur geraten vielleicht 10 oder 15 Kinder pro Jahr den Nachteil weiter Wege hätte.

Andererseits kann man sicher nicht sagen, dass deren Umfeld unglaublich stabilisierend wäre, sonst hätten sie gar nicht solche Taten begangen, die sie in die bundesweite Presse bringen.
In Einzelfällen wird sogar ein Bruch mit dem Umfeld vorteilhaft sein.

Jedenfalls würde ich es für falsch halten, die Resozialisierung in die Hände schon vorher überforderter Eltern zu legen oder 13jährige mit 19jährigen Intensivtätern zur Besserung zu vergesellschaften.

sacredheart schrieb:In Einzelfällen wird sogar ein Bruch mit dem Umfeld vorteilhaft sein.

Nur überlege mal welche Auswirkungen der totale bruch für die Zukunft bedeutet. Da kommt ein mittlerweile junger Mensch aus so einer Einrichtung, evtl grade 18 Jahre alt. Er hat keinen Cent in der Tasche, kennt den leichten Weg der kriminellen anderen ehemaligen 13 jährigen und er hat keinerlei familiären Rückhalt...
Da kannst du die Hände für in Feuer halten, dass er rückfällig wird. Überhaupt was macht man mit den Kindern wenn sie dann älter werden?
Glaub mir den weg alleine zu gehen schaffen schon viele Erwachsene nicht. Wie sollen es dann junge Menschen schaffen, die in einer Knast ähnlichen Umgebung groß geworden sind?

Ray. schrieb:Nur überlege mal welche Auswirkungen der totale bruch für die Zukunft bedeutet. Da

@Ray.

Vielleicht hätte ich es näher ausführen sollen.

Bei einigen Jugendlichen unter 14, die schwere Straftaten begehen, stellt sich wahrscheinlich raus, dass das in ihrer Herkunftsfamilie als normal gilt oder massive Gewalt an der Tagesordnung ist.

Und wenn das so ist, halte ich einen passageren Kontabbruch zu so einem Elternhaus evtl mal für sinnvoll, zB für ein Jahr intensiver therapeutischer Aufarbeitung.

Danach kann individuell Kontakt wiederhergestellt werden.

Ich sprach nicht davon, einen 12jährigen bis zur Volljährigkeit aus allen Bindungen zu lösen.

sacredheart schrieb:Ich sprach nicht davon, einen 12jährigen bis zur Volljährigkeit aus allen Bindungen zu lösen.

Indem man 1 Jahr oder auch 2 den Kontakt unterbindet löst man die Bindung allerdings.

Ray. schrieb:Indem man 1 Jahr oder auch 2 den Kontakt unterbindet löst man die Bindung allerdings.

@Ray.

Dann mach doch mal einen Alternativvorschlag, wie man zB einen 12jährigen, der einen schwere Gewaltstraftat begangen hat und der aus einer Familie kommt, in der schwere Gewaltstraftaten die Regel sind, in besseres Fahrwasser führen soll und gar nichts an den Umständen ändern will.

Das würde aus meiner Sicht bedeuten, diesen Jugendlichen aufzugeben.

@sacredheart
Das ist schon schwer und ehrlich gesagt gibt es keine gute Antwort.
Persönlich würde ich spezielle Projekte starten. Unterbringung in Art Jugendherbergen mit strukturierten Abläufen wie Sport, Schule und Hausarbeit. Dazwischen immer mal wieder soziale Komponenten. Würde da 12- 14 jährige reinstecken. Es würde nur leider an den Kosten und am Personal mangeln.

sacredheart schrieb:Dann mach doch mal einen Alternativvorschlag, wie man zB einen 12jährigen, der einen schwere Gewaltstraftat begangen hat und der aus einer Familie kommt, in der schwere Gewaltstraftaten die Regel sind, in besseres Fahrwasser führen soll

In aller Regel sind Tötungsdelikte und andere schwere Straftaten wie Sexualverbrechen keine Ersttaten. Da ist vorher schon ne Menge passiert und eine Menge Möglichkeiten, einzugreifen, hat man ungenutzt verstreichen lassen. Ich persönlich würde mir ein rigoroseres Eingreifen im Vorfeld wünschen. Was zum einen bedeuten kann, den Jugendlichen auch bei geringeren Delikten deutlicher und nachdrücklicher in die Schranken zu weisen, zum anderen aber auch bedeuten kann, ein Kind notfalls aus der Familie zu nehmen, und zwar nicht erst, wie ich derzeit oftmals das Gefühl habe, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern vorher.
Grundsätzlich muss es ja unser Bestreben als Gesellschaft sein, solche Taten zu verhindern, und nicht, sie passieren zu lassen und sie hinterher zu bestrafen. Dann würden ja Taten nur aus Angst vor der Strafe nicht begangen werden und nicht deshalb, weil wir einen ethischen Kodex des Zusammenlebens haben, aus dem heraus mal das Strafgesetzbuch entstanden ist.