sacredheart schrieb:Es ist leider ein bisschen deutsche Mentalität, alles dem Staat aufzuhalsen, anstatt sich selbst innerhalb eigener Grenzen zu kümmern. Viele kümmern sich weit über ihre Grenzen, andere gar nicht.
Die meisten Pflegebedürftigen in der BRD werden von ihren Angehörigen, meist den weiblichen, und unentgeltlich, gepflegt. Sonst wäre unser Pflegesystem schon lange kollabiert.
Allerdings bieten auch viele Kinder keine Garantie für eine Rundumversorgung im Alter oder im Krankheits- bzw. Behinderungsfall. Nicht mal in den Ländern, in denen der Clan das soziale Netz ersetzt, wie mir Menschen aus Afghanistan und Somalia glaubhaft versicherten. Da werden Krankheiten schon mal nicht behandelt, weil's Geld kostet - oder alte Menschen als unnütze Esser dem Hungertod preisgegeben. Was ja irgendwie wieder, zumindest historisch betrachtet, der hiesigen Mentalität nahe kommt.
Wie schrieben schon die Gebrüder Grimm:
Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zittrigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte nichts und seufzte nur. Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus mußte er nun essen. Wie sie da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. "Was machst du da?" fragte der Vater. "Ich mache ein Tröglein," antwortete das Kind, "daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin." Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an Fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.
Quelle und mehr dazu:
https://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/der_alte_grossvater_und_sein_enkel