Meinungsverschiedenheiten in Freundesgruppen

Hatori schrieb:Wie geht ihr denn mit sowas um? Könnt ihr gut mit unterschiedlichen Meinungen umgehen und sie akzeptieren? Streitet ihr euch auch mal oder habt ihr schonmal eine Freundschaft verloren?

Kommt drauf an, ich kann sehr schlecht mit einigen Meinungen umgehen da ich als emotionaler und impulsiver Mensch von manchen Sachen getriggert werde. Da gab es und gibt es immer noch Streitereien zwischen mir und meinen Freunden und Familienmitgliedern und Verwandten sowieso, es gingen auch schon manche Freundschaften und auch Kontakte zu Verwandten verloren.
Bei mir sind Konflikte aber auch vorprogrammiert. Ehemaliger Ultranationalist der im großen Rahmen von sehr konservativ-religiösen und damit verbunden nationalistischen Orthodoxen, Homophoben, Sexisten, teilweise Antisemiten umgeben ist und in Vergangenheit auch mit Neonazis und einer bestimmten Sorte von Faschisten. Da kann man sich mal ausmalen wie es eskalieren kann wenn sich Hardliner zusammensetzen mit unterschiedlichen Meinungen. Ich bin weder homophob, noch antisemitisch, noch sexistisch und ich habe meine eigene Kultur und Religion "verraten" und obendrauf bin ich selber äußerst autoritär und radikal bezüglich mancher Themen die überhaupt nicht zum Konzept von diesen Freunden sowie Verwandten und auch Familienmitgliedern passen. Es ist wirklich besser wenn wir gewisse Themen einfach beiseite lassen denn dann funktioniert es...meistens oder oft zumindest.

Infidel schrieb:Kommt drauf an, ich kann sehr schlecht mit einigen Meinungen umgehen da ich als emotionaler und impulsiver Mensch von manchen Sachen getriggert werde

Oh man ja, da geht es dir so wie mir.

Bin sehr gefühlsbetont und werde je nachdem zu leicht getriggert. Mittlerweile meide ich auch schon einige Threads hier.

Infidel schrieb:Ehemaliger Ultranationalist

Daumen hoch und Respekt, dass du es da rausgeschafft hast! (ehrlich)

Infidel schrieb:und obendrauf bin ich selber äußerst autoritär und radikal bezüglich mancher Themen

Kann ich nachvollziehen.


Würde mich nicht als Linksextremist beschreiben, weil ich Gewalt insbesondere gegen fremdes Leib und Leben ablehne und auch niemals selbst gewalttätig werden könnte. War auch schon immer der Typ, der Schlägereien, wenn vermeidbar, aus dem Weg gegangen ist. Und vor fremdem Eigentum und Besitz lasse ich auch die Finger. Da habe ich mich selbst früher betrunken immer im Griff gehabt.

Dennoch bin ich auch durchaus autoritär und radikal, was manche Themen angeht. Am Ende lasse ich natürlich trotzdem jedem seine Meinung, weil mir ja auch nichts anderes übrig bleibt. Kontakt wird dann halt abgebrochen oder auch nur mal der Raum verlassen.


Würde mich als Ultrasozi bezeichnen.

Infidel schrieb:Es ist wirklich besser wenn wir gewisse Themen einfach beiseite lassen denn dann funktioniert es...meistens oder oft zumindest.

Richtige Freundschaften bspw. könnte ich niemals mit Menschen führen, deren Meinungen und Wertvorstellungen zu weit von den meinen auseinanderliegen würden. Damit funktioniert es für mich am besten.

rhapsody3004 schrieb:Wie ist das bei dir mit den Männern, wenn ich fragen darf?

Ich habe mal per PN geantwortet, um nicht zu sehr ins OT abzudriften.

rhapsody3004 schrieb:War auch schon immer der Typ, der Schlägereien, wenn vermeidbar, aus dem Weg gegangen ist.

Ich war auch nie der Typ für Schlägereien, was aber meine Eltern früher sogar bedauert haben, glaube ich. Aus deren Sicht war ich als Jugendlicher zu "verweichlicht", weil ich mich nicht mit den Nachbarsjungen geprügelt habe, sonderen denen lieber aus dem Weg gegangen bin, wenn ich aggressive Tendenzen verspürt hatte.

martenot schrieb:Aus deren Sicht war ich als Jugendlicher zu "verweichlicht", weil ich mich nicht mit den Nachbarsjungen geprügelt habe, sonderen denen lieber aus dem Weg gegangen bin, wenn ich aggressive Tendenzen verspürt hatte.

Wow. Einer dieser Fälle, wo sich ein Jugendlicher erwachsener verhält als die tatsächlich Erwachsenen.

Pusemuckel schrieb:Einer dieser Fälle, wo sich ein Jugendlicher erwachsener verhält als die tatsächlich Erwachsenen.

Was hat fehlende Courage mit 'Erwachsensein' zutun.
Eben.
Nichts.
Was man da höchstens vorwerfen könnte ist dass die Eltern eben andere Erwartungen an Jungen hatten als das was der eigentliche Charakter des Kindes war.

Berryl schrieb:Was hat fehlende Courage mit 'Erwachsensein' zutun.

Was hat das Aus-dem-Weg-gehen, wenn man aggressive Tendenzen verspürt, mit mangelnder Courage zu tun?
Das nennt man schlicht "Vernunft."
Man kann sich natürlich auch wie der letzte Primitivling verhalten und bei jeder sich bietenden Gelegenheit draufhauen.
Hat dann allerdings mit Niveau oder Reife genau gar nichts zu tun.

Pusemuckel schrieb:Was hat das Aus-dem-Weg-gehen, wenn man aggressive Tendenzen verspürt, mit mangelnder Courage zu tun?
Das nennt man schlicht "Vernunft."
Man kann sich natürlich auch wie der letzte Primitivling verhalten und bei jeder sich bietenden Gelegenheit draufhauen.
Hat dann allerdings mit Niveau oder Reife genau gar nichts zu tun.

Gähn.
Kann man so handhaben.
Wir aber einem immer wieder auf den Latz fallen.
Duckmauserei halt.
Aber ok.
Dafür ist man dann halt kein 'Primitivling'.
Juhu, Erfolg.
Ne.
Man soll kein Schläger sein und von sich aus nix anfangen.
Wehren sollte man sich aber schon können.

Berryl schrieb:Wehren sollte man sich aber schon können.

Gähn.
Davon hat @martenot aber nix geschrieben, sondern von "aus dem Weg gehen " und "aggressiven Tendenzen". Vom Duckmausern oder sich zusammenschlagen lassen ohne Gegewehr hat niemand was gesagt.

Berryl schrieb:Man soll kein Schläger sein und von sich aus nix anfangen.

Ja, das schrieb er doch – oder ich verstehe es falsch:

martenot schrieb:... weil ich mich nicht mit den Nachbarsjungen geprügelt habe, sonderen denen lieber aus dem Weg gegangen bin, wenn ich aggressive Tendenzen verspürt hatte.

Niemand ist ein "Duckmäuser", weil er aggressive Auseinandersetzungen vermeidet.

"Gähn" sind für mich eher erwachsene Menschen, die (voraussehbar) gern über jedes Stöckchen springen, um ihrer Aggression freien Lauf zu lassen. Ob physisch oder verbal.

Pusemuckel schrieb:aus dem Weg gehen

Was das gleiche ist.
Man weicht da dem 'Primitivling'.

Pusemuckel schrieb:Vom Duckmausern o

Das ist Duckmausern.

sooma schrieb:Gähn

Das war eher auf die alte Laier bezogen dass es doch so furchtbar erwachsen ist Stress aus dem Weg zu gehen.
Und überhaupt man ja so 'primitiv' ist wenn man körperlich Gewalt einsetzt.

sooma schrieb:die (voraussehbar) gern über jedes Stöckchen springen, um ihrer Aggression freien Lauf zu lassen. Ob physisch oder verbal.

Das ist halt das andere Extrem.
Ist genauso wenig zielführend.

Berryl schrieb:Das war eher auf die alte Laier bezogen dass es doch so furchtbar erwachsen ist Stress aus dem Weg zu gehen.

Ist es ja auch. Warum sollte man aktiv Stress suchen außer man ist ein Primitivling oder Vollidiot? 🙂

Berryl schrieb:Was hat fehlende Courage mit 'Erwachsensein' zutun.

Fehlende Courage, weil man sich nicht gerne prügelt?
Ich würde sagen, @martenot hat mit 17 oder so "Erwachsen sein" besser verstanden als so mancher Kommentator hier.

Hatori schrieb:Wie geht ihr denn mit sowas um? Könnt ihr gut mit unterschiedlichen Meinungen umgehen und sie akzeptieren? Streitet ihr euch auch mal oder habt ihr schonmal eine Freundschaft verloren?

Hab grad einen ganz ähnlichen Fall. Hatte von Anfang 20 bis Mitte 30 einen sehr guten Kumpel, haben viel zusammen gestartet, waren häufig unterwegs, haben zeitweise in einer WG gewohnt usw. Iwann lief es auseinander, aber nicht im großen Streit (gestritten haben wir damals aber durchaus viel), sondern wie es halt so ist, jeder lebt sein Leben. Den Kontakt haben wir nie ganz verloren, aber er war bei weitem nicht mehr so stark wie die Jahre zuvor.

Jedenfalls haben wir in letzter Zeit wieder mehr Kontakt und unternehmen des Öfteren was zusammen, vermutlich auch ein wenig als Ablenkung, da er mit seiner Ex einen ziemlichen Rosenkrieg um das gemeinsame Kind führt. Andererseits hängt er noch ganz offensichtlich an ihr, was aber wenig überraschend ist, die beiden vollziehen seit rund 15 Jahren das On/Off-Theater in einer ziemlich bescheuerten Fassung. Das am Rande, darüber hinaus sind wir auch meinungstechnisch etwas auseinander gedriftet, z.B. in gesellschaftlicher oder politischer Hinsicht. Was manchmal zwischen uns lange Diskussionen ausbrechen lässt, bei der wir dann auch keinen gemeinsamen Nenner finden.

Ebenfalls ist er jemand, der gerne mal einfach so rumschimpft, hierzulande würde man granteln sagen. Wer ihn kennt, weiß, dass das seine Methode des Dampf ablassens ist -immer schon- daher halte ich manchmal dagegen und manchmal lasse ich ihn einfach labern, meist kriegt er sich schnell ein. Nichtsdestotrotz, obwohl einige thematische Differenzen und Haltungen vorhanden, die uns komplett unterscheiden, intensiviert sich der Kontakt und die Freundschaft blüht nach der Pause wieder auf, was mich sehr freut. Ich mag den Menschen und da wir, obwohl beide Chaoten, es stets schaffen auf Augenhöhe zu 'streiten' oder debattieren, gibts danach kein böses Blut. Ist für mein Empfinden mehr wert, also unterschiedliche Meinungen, sofern es nicht in eine extreme Richtung geht. Und daher nach meiner Wahrnehmung durchaus Basis dafür, was eine gute Freundschaft auszeichnet - selbst wenn sie mal eingeschlafen war.

Pusemuckel schrieb:Ist es ja auch. Warum sollte man aktiv Stress suchen außer man ist ein Primitivling oder Vollidiot?

Das sage ich halt nicht.
Man muss aber auch nicht 'aus dem Weg gehen'.
Das bestärkt Idioten nur.

Stirnsänger schrieb:Fehlende Courage, weil man sich nicht gerne prügelt?

Weil man sich verzupft.

Berryl schrieb:Das bestärkt Idioten nur.

Andere sehen da nur Idioten unter sich. :D

Man kann aggressive Idioten auch gut und gerne auflaufen lassen und sich lieber "verzupfen". Oder erkennt eigene aggressive Anflüge und nimmt sich aus der Situation, um es nicht eskalieren zu lassen. Schont die Nerven und vermeidet Blessuren.

Das hat aber eh alles nichts mit Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen im Freundeskreis zu tun – zumindest nicht in meiner Welt. Da zofft (nicht: kloppt) man auch mal rum, so wie @univerzal das oben auch beschreibt. Sehe das ähnlich: Man muss nicht immer auf einen Nenner kommen.

sooma schrieb:Sehe das ähnlich: Man muss nicht immer auf einen Nenner kommen.

Das sehe ich auch so. Ich habe mich schon seit längerem von dem Anspruch verabschiedet, am Ende einer Diskussion als "Meinungssieger" hervorzugehen. Dementsprechend versuche ich auch nicht, mit Vehemenz darauf zu bestehen, unbedingt recht zu haben. Das führt ggf. nämlich nur zu energieraubenden Streitereien mit einem mehrfachen Hin und Her wie beim Tauziehen: "Ich habe recht". "Nein, du bist blöd, ich habe recht". "Du spinnst wohl, ich habe recht, das muss man doch sehen". Und so weiter.

Deswegen bekräftige ich zwar meine Meinungen und Ansichten und möchte schon gehört werden, aber wenn man keinen Konsens finden kann, dann lasse ich das Thema nach einer Weile auch auf sich beruhen.

Eine gute Diskussion während man gemütlich mit den Freunden abhängt, macht mega Laune und schweißt auch die richtigen Menschen zusammen. Man erfährt unglaublich viel übereinander und sofern alle sich an die Regeln halten, fällt auch öfter Weisheit für jeden ab.
Es muss halt allen klar sein, dass in einer fruchtbaren Diskussion, Emotionen eher hinderlich sind. Zudem sollte man sich nicht zu sehr mit seiner Meinung identifizieren, da sonst ein Thema zu hart verteidigt werden will und die Emotionen aufkochen.
Provozieren schön und gut, absolutes legitimes Mittel, aber sollte nicht über einem Argument stehen. Ansonsten läuft man Gefahr Taubenschach zu spielen.

Umso heikler das Thema, umso mehr Spaß macht es mir, da es auch umso schwerer wird, sachlich und nicht emotional zu bleiben. Wodurch man auch seine emotionale Seite trainiert, als auch den gegenüber viel besser einschätzen kann. Gerade bei neuen Freunden.

Wenn bei uns jemand neues dabei war, wurde super schnell klar, was für eine art Mensch dieser ist. Ich benutze es heute noch wenn ich jemand näher kennen lernen will. Harte Ego Anteile, Indoktrinationen, festgefahrene Meinungen usw... kommt meist alles zügig ans Tageslicht. Das gute, auch bei einem selbst.

AlexaM schrieb:Ich kenne eine solche Person aus dem näheren Umfeld, da geht es um Übergewicht. Aufgrund dessen schreiten die Einschränkungen immer weiter voran, aber eigenständig etwas verändern will man nicht, lieber eine Fettabsaugung, Magenverkleinerung o. ä. in Betracht ziehen, nur selber bloß nichts zur Problemlösung beitragen, aber dann immer wieder jammern, wie schlecht es einem doch geht. Das zieht sich schon über Jahre, daher fehlt einem irgendwann mal das letzte Verständnis für die Situation.

Beruflich und privat habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, danach zu fragen, ob derjenige einfach nur seinen Kummer von der Seele reden möchte (was auch ok ist) oder ob gemeinsam geschaut werden kann, welche es Veränderungsmöglichkeiten es gibt.

rhapsody3004 schrieb:Bin sehr gefühlsbetont und werde je nachdem zu leicht getriggert. Mittlerweile meide ich auch schon einige Threads hier.

Gut, das habe ich mittlerweile hinter mir mit dem Melden von Threads :D

rhapsody3004 schrieb:Daumen hoch und Respekt, dass du es da rausgeschafft hast! (ehrlich)

Danke. Obwohl, rausgeschafft naja. Ich meine klar, ich vertrete nicht dieselbe Ideologie mehr, aber das ist ja auch nicht alles.

rhapsody3004 schrieb:Kann ich nachvollziehen.


Würde mich nicht als Linksextremist beschreiben, weil ich Gewalt insbesondere gegen fremdes Leib und Leben ablehne und auch niemals selbst gewalttätig werden könnte. War auch schon immer der Typ, der Schlägereien, wenn vermeidbar, aus dem Weg gegangen ist. Und vor fremdem Eigentum und Besitz lasse ich auch die Finger. Da habe ich mich selbst früher betrunken immer im Griff gehabt.

Dennoch bin ich auch durchaus autoritär und radikal, was manche Themen angeht. Am Ende lasse ich natürlich trotzdem jedem seine Meinung, weil mir ja auch nichts anderes übrig bleibt. Kontakt wird dann halt abgebrochen oder auch nur mal der Raum verlassen.


Würde mich als Ultrasozi bezeichnen.

Jetzt stelle dir mal vor du hast einen Fall wie mich im Freundes- und Verwandtenkreis :D Es ist wirklich besser wenn man diese Themen dann bei Treffen weglässt, gerade wenn beide Seiten Hardliner sind bezüglich mancher Themen. Es ist auch energieraubend. In meinem Fall ist es noch energieraubender, dass ich tatsächlich grundsätzlich das schwarze Schaf im Freundschafts- und Verwandten/Familienkreis bin und wenn es mal ordentlich eskaliert muss ich dann oft mit 4-5+ Leuten gleichzeitig argumentieren und streiten.

rhapsody3004 schrieb:Richtige Freundschaften bspw. könnte ich niemals mit Menschen führen, deren Meinungen und Wertvorstellungen zu weit von den meinen auseinanderliegen würden. Damit funktioniert es für mich am besten.

Verständlich. Es ist nun mal sehr anstrengend. Ich weiß nicht wie es bei uns bisher überlebt hat, wahrscheinlich weil wir nicht ständig uns sehen und auch nicht mehr so häufig gewisse Themen ansprechen.