Das elektronische Beenden einer Freundschaft

Hanne_Lore schrieb:Darf ich mal fragen warum?
Gerade FB sehe ich als angenehme Möglichkeit an, mit Personen, die nicht zum engeren Kreis gehören, in zwangloser Verbindung zu bleiben. Klar hat man da auch sein engeres Umfeld auf der Freundesliste, aber mit diesen kommuniziert man ja virtuell eher per WhatsApp und eben offline. Zur Pflege von lockeren Bekanntschaften finde ich FB ganz praktisch.

Deshalb behielt ich auch fünf Kontakte in der Liste, weil mit diesen auch wirklich nach wie vor Kontakt bestanden hat und besteht.

WhatsApp habe ich nur meinen besten Kumpel und meinen OBL als Kontakt. Vater würde ich gerne noch aufnehmen, aber der hält davon nichts.

Der ganze Rest war eine Anhäufung über Jahre. Da waren sogar noch Kontakte bei, die ich nur über meine letzte Ex geknüpft hatte aber schon lange eingeschlafen waren. Oder alte Party-Kontakte bspw. auch.

@Hanne_Lore

Es wurde damals auch nicht gleich radikal auf fünf reduziert. Nach dem ersten großen Ausmisten verlieben noch um die 30 ca. Wurden dann aber auch nach und nach weniger.

Viele Kontakte waren da auch Bekannte von ehemaligen Bekannten meinerseits und auch schon ewig keinen Kontakt mehr mit gehabt. Da würde höchstens nur mal kommentiert, wenn ich öffentlich oder auch nur was für Freunde gepostet hatte.

Ich treffe meine sozialen Kontakte lieber real als auf Facebook.

Ich spreche lieber mit Menschen als dass ich per WhatsApp kommuniziere.

Telefon, Email, ja sogar Brief - das kann ich alles noch und nutze es auch.

Doors schrieb:Ich treffe meine sozialen Kontakte lieber real als auf Facebook.

So sehe ich das auch, zumindest was die Menschen angeht, die mir lieb und teuer sind.
Da nutze ich WhatsApp auch eher nur um mich im Alltag kurz auszutauschen oder um mich für offline Treffen zu verabreden. Nichts ersetzt da die reale gemeinsame Zeit, WA ergänzt nur und ersetzt, was früher eben die regelmäßigen Telefonate waren.

Aber lockere Bekanntschaften wie z.B. (ehemalige) Kollegen, Kunden, Urlaubsbekanntschaften usw lassen sich über soziale Netzwerke wie FB ja ganz gut händeln.
Deshalb hatte ich @rhapsody3004 ja gefragt, warum er sich ausgerechnet bei FB so auf seinen inner circle reduziert, er ist ja an sich doch ziemlich kommunikativ. Das hatte mich gewundert.
Bei FB ist es ja ähnlich unverbindlich wie hier.

Was ich hier nicht verstehe, es gab scheinbar keinen persönlichen Kontakt mehr. Auf eine Einladung zu einer Feier würde nicht Mal kurz: "sorry, ich kann echt nicht, bei mir ist Land unter" geantwortet.
Es wird sich aber gefragt, warum die Freundschaft virtuell beendet wurde und nicht persönlich...OK.

Ich hätte die Kiste jetzt nicht per SMS oder sonstwas beendet. Warum auch. War doch eh tot von einer Seite her.

Aber sich fragen, warum auf diesem Wege beendet, das finde ich irgendwie witzig.

Abgesehen davon glaube ich, das wurde in der Hoffnung gemacht, dass wenigstens darauf eine kurze Antwort kommt die zeigt, dass es wirklich eine Freundschaft war und es nicht egal ist, wenn diese endet. Das ist aber nur meine Meinung.

Hanne_Lore schrieb:Deshalb hatte ich @rhapsody3004 ja gefragt, warum er sich ausgerechnet bei FB so auf seinen inner circle reduziert, er ist ja an sich doch ziemlich kommunikativ. Das hatte mich gewundert.

Weil wie gesagt viele nur noch mehr oder weniger Platzhalter waren. Da war ja nichts mehr mit Kommunikation. Bei einigen sogar noch nie. Die traf mal hier und dort live und nahm sie danach als Freunde an aber das wars dann auch.

Zwei ganz alte Arbeitskollegen hatte ich auch noch in der Liste. Aber als der eine mir sowohl per Kommentar als dann auch später in einer PN auf Facebook blöd gekommen ist, weil auch dem AfD-Hype Ende 2015 erlegen, wurde er gelöscht. Auf dämliche Kommentare und Nachrichten kann ich verzichten.

Und der andere schien es auch nicht mehr für nötig zu halten mal auf eine kurze Nachricht wie was du jetzt eigentlich so machst zu antworten.
Also irgendwann auch wech mit diesem Kontakt.


Dieses ganze Ausmisten nach und nach hatte auch was befreiendes.

@Hanne_Lore
@Groucho

Meine Freundesliste ist mit der Zeit immer mehr geschrumpft, die Blocklist auf FB immer größer geworden, haha.

Bis auf den einen EX-Kollegen aber niemand sonst aus meiner Freundesliste.

Ich bin auf FB auch längst nicht mehr so häufig und lange wie früher. Auch nicht mehr am Kommentieren. Allmystery hatte daran auch wesentlichen Anteil. Die Zeit, die man hier verbracht hat, wurde nach und nach immer mehr.

Auch besser für meinen Puls - haha.

Bei mir ist es bei FB so, dass ich das nicht als den engsten Freundeskreis sehe.
Aber es sind Menschen, die mir in meinem Leben in verschiedenen Ländern begegnet sind und mit denen ich locker in Kontakt bleiben will.
Ohne, dass man mehr oder regelmäßig telefonieren muss/will oder so.
Man verliert sich nicht, weil sich Adresse und Telefonnummer ändern.
Man kann Mal gucken: wurde was gepostet.
Dafür finde ich Facebook gut.

Aber diejenigen die denken, sie haben jetzt 5.000 Facebookfreunde und das sind alles "echte, tiefe" Freundschaften. Nun ja. Das würde ich ich anders sehen.

Karakachanka schrieb:Aber diejenigen die denken, sie haben jetzt 5.000 Facebookfreunde und das sind alles "echte, tiefe" Freundschaften.

Tja, tausende Freunde auf Facebook - aber keinen im realen Leben. Digitale Einsamkeit!

Doors schrieb:Tja, tausende Freunde auf Facebook - aber keinen im realen Leben. Digitale Einsamkeit!

Ja. Für "es brennt gerade, ich brauche bitte Hilfe" hat man nicht 5.000 Facebook-Freunde, sondern ne handvoll "echte".

@Karakachanka

Nach meinen Jahren auf Allmystery weiss ich doch, dass man dazu zunächst einmal einen Thread eröffnet: Feuerdämon im Haus?

Doors schrieb:Nach meinen Jahren auf Allmystery weiss ich doch, dass man dazu zunächst einmal einen Thread eröffnet: Feuerdämon im Haus?

Du bist so genial! Ich lese dich so gerne. Manchmal beneide ich deine Frau ein klein wenig um dich. Vor allem, nachdem unser Haremsding geplatzt ist.

Traurig aber wahr: hier in BG hat echt eine Deutsche in Facebook-Gruppen (nachts) gefragt, was sie tun soll, anstatt die 112 anzurufen. Ihr Mann hatte einen Schlaganfall.
Irgendwann hat ihr irgendwer geraten, sie soll mich anrufen (weil ich teilweise Pflege mache) und ihr meine Nummer gegeben. Ich dachte, ich bin im falschen Film. Einfach 112 anrufen. Oder eben ins nächste Krankenhaus fahren. 112 anrufen habe ich dann für sie (da sind ca 3 Stunden vergangen gewesen) gemacht.
Die Menschen leben teilweise in einer parallelen Cyberwelt. Zumindest empfinde ich das manchmal so.

@Karakachanka

Erinnert mich an unsere frühere hausinterne Kommunikation:

Meine Jüngste wohnte zwar pro forma noch bei mir, war aber selten zu sehen. Wir kommunizierten per Haftzettel am Kühlschrank:

Papa, das Haus brennt!

Okay, Caitlin, dann häng' die Zettel an die Scheune. PS: Feg' die Asche zusammen.

rhapsody3004 schrieb:Aber da sage dann auch ich, dass man sich dann nicht wundern sollte.

Sage ich das denn? Nein!
Was ich nicht möchte, erwarte ich auch nicht von Anderen. Wenn ich der Meinung bin, ich möchte mich zB nicht melden, weil ich genau weiß, es könnte eine unangenehme Diskussion entfachen, dann werde ich das durch Enthaltung (für meine Nerven) auch nicht tun. Wenn das Gegenüber dann der Meinung ist, eine Freundschaft oder gar eine Beziehung mit Kinderkacke -SMS oÄ- zu beenden, na dann solls doch bitte so sein? Was verliere ich denn dadurch? NICHTS!

-Anna- schrieb:Da ich keine Geschwister habe, sind einige wenige meiner Freunde tatsächlich auch so was wie Familie.

Das ist bei mir auch so, trotz eines Bruders. Blut und Gene sind nicht alles, was Menschen miteinander verbindet. Meine Freundin seit Kindheit an, hat für mich mehr Priorität und einen größeren Platz in meinem Leben, als leibliche Verwandtschaft.

Und zum Thema, wir verzichten bis heute darauf übers Internet miteinander zu kommunizieren. Wir reden miteinander, am Telefon oder bei Treffen.
Wir haben auch Zeiten gehabt, wo wir in verschiedenen Ländern lebten, da wurden dann auch mal Briefe geschrieben und im Urlaub einander besucht.
Eine Person, die den Kontakt zu mir per SMS z.B.abbricht, wird mir nie nahe gestanden haben, wie in einer Freundschaft. Ich denke, dass das dann auch kein großer Verlust für mich wäre. Ich wäre allerdings über mich selbst verärgert, dass ich nicht schon vorher bemerkt habe, wie diese Person tickt.
Ist mir bisher aber noch nicht vorgekommen, bei den Personen, die mir wirklich nahe stehen, habe ich bisher ein gutes Bauchgefühl gehabt, was sich bisher immer bestätigt hat.

Wobei, wie mir gerade einfiel, nur wirklich enge Personen überhaupt meine Handynummer haben, die kann man an einer Hand abzählen.

@Syringa

Einige meiner Freunde leben in Kroatien, das sind Freundschaften die seit der Schulzeit aufrecht bestehen.
Man sieht sich ein paar Mal im Jahr, je nachdem wie oft ich runter fahre. Den Rest der Zeit halten wir den Kontakt aufrecht, per Telefon und E-Mail. Facebook & Co habe ich nicht, auch keine Messenger. Es gibt eben verschiedene Arten von Freundschaften und manche haben auch dann Bestand, selbst wenn große Entfernungen zwischen uns liegen. Dafür nutzt man eben die Zeit intensiv miteinander, wenn man sich nach längerem wiedersieht.

Karakachanka schrieb:Oder eben ins nächste Krankenhaus fahren. 112 anrufen habe ich dann für sie (da sind ca 3 Stunden vergangen gewesen) gemacht.

Nicht dein Ernst?
Wie blöd/uninformiert kann man sein (also nicht du, sondern die Dame)?

Doors schrieb:Wir kommunizierten per Haftzettel am Kühlschrank:

Mein Sohn schreibt mir gern mal eine sms.
Er sitzt in seinem Zimmer und bittet, ihm eine Cola oder was zu snacken zu bringen.
Nicht dass wir uns missverstehen, ich bin dann nicht unterwegs und soll etwas aus dem Laden mitbringen, ich bin ebenfalls zu Hause und soll den jungen Herrn bedienen.

Syringa schrieb:Das ist bei mir auch so, trotz eines Bruders. Blut und Gene sind nicht alles, was Menschen miteinander verbindet

Meine Frau und ich haben als Paten für unsere Kinder die beste Freundin von ihr und einen meiner besten Freunde gewählt.
Aber keines unserer Geschwister

Do-X schrieb:Was ich nicht möchte, erwarte ich auch nicht von Anderen. Wenn ich der Meinung bin, ich möchte mich zB nicht melden, weil ich genau weiß, es könnte eine unangenehme Diskussion entfachen, dann werde ich das durch Enthaltung (für meine Nerven) auch nicht tun

Also da ich möchte, dass man mir auf Nachrichten und erst recht in denen man was gefragt hat antwortet oder auch auf Einladungen meinerseits überhaupt reagiert, wünsche ich mir das zumindest auch von anderen dann - also den jeweiligen Empfängern.

Und bei meinem besten Kumpel und bei ihm war es hoffentlich genau so, habe ich auch noch nie das Gefühl gehabt ich müsste jetzt etwas tun bzw. ich müsste reagieren und mich melden oder zurückmelden. Ich habs immer freiwillig gerne getan, weil er mir ja etwas bedeutet.


Der TE, von dem eh nichts mehr zu lesen ist, sollte sich nun wirklich nicht wundern. Der kann mir auch nicht erzählen, dass er diese Person, bei der er sich dann gar nicht mehr gemeldet hat, noch als echten Freund oder als echte Freundschaft angesehen hat. Wäre dem so, da bin ich mir sicher, hätte er sich wie ganz selbstverständlich anders verhalten und wenns auch nur eine Absage mit kurzer Begründung gewesen wäre.

Und mal Zeit zu haben, sich zu melden, sich zurückzumelden, sollte spätestens auf dem stillen Örtchen oder Abends vom Bett aus immer möglich sein.

Angeblich gar keine Zeit zu haben, sind in der Regel für mich nur faule Ausreden.

Der Umgang mit Freundschaften des TE spiegelt wohl den Umgang mit den erstellten Threads wieder. Ist ja nicht so das der TE seitdem nichts mehr geschrieben hat, aber eben nur nicht hier :)

Weiß man denn immer, wann eine Freundschaft endet? Und warum? Und ist immer jemand Schuld?

Bei mir war es so, dass ich aufgrund schwieriger Familiendynamiken bereits mit 16 auszog und eine Ausbildung machte. Ich lebte sehr ländlich, 120km von meinem Heimatort entfernt, es gab noch kein Internet und telefonieren war mega-teuer - Freunde waren mir sehr wichtig. Meine Lehrherren waren eher unnahbar und distanziert, meine Mit-Azubis sattelten Freitag nach der Arbeit die Pferdchen und kamen erst Montagmorgen wieder und ich war alleine ... daher waren mir meine Freunde wichtig, tagelange Einsamkeit ertrage ich echt sehr schlecht (jetzt mit dem Internet geht es). Früher war man ja wirklich "allein".

Ich traf dann einen Mann, der sehr schnell zum Familienersatz wurde und meine Freunde wurden weniger wichtig. Nach einem knappen Jahrzehnt scheiterte diese Beziehung - und das Ende war sehr hässlich. Wieder war ich dankbar für die Freunde, die ich hatte, die mich auffingen.

Dann traf ich Mr Mary und wurde unvorhergesehen schwanger - all das zu jonglieren: Studium beenden, Geld verdienen, Baby großziehen, Beziehung führen, Haushalt reduzierte die Zeit, die ich zum Pflegen von Freundschaften hatte massiv. Meine Freunde hatten Verständnis - und doch zerbrachen Freundschaften. Das hätte ich nicht in Worte fassen können: "Sorry, wenn die Hausarbeit, das zahnende Baby, die ausstehende Stromrechnung (für die ich mehr arbeiten muss) und die Prüfung nicht wäre, würde ich dich gerne treffen ...".

Andere Beziehungen werden einfach schwierig. Meine Kindergarten-beste-Freundin, mit der ich seit über 40 Jahren befreundet bin, nervt gerade irgendwie. Sie ist auf dem Esoterik Trip, hat völlig andere Themen und ist irgendwie in einer anderen Bubble. Da suche ich nach Entschuldigungen, dass ich nicht mehr so viel Zeit mit ihr verbringen möchte ... Ich will ihr nicht wehtun, aber gerade gibt mir der persönliche Kontakt nichts ... ihre Themen sind nicht meine. Aber elektronisch würde ich ihr das nicht mitteilen.

Beim elektronischen Beenden spart man sich halt die Reaktion des Gegenübers und seinen Schmerz.