Cleanboy schrieb am 09.12.2017:nach einiger zeit Beziehung verschwindet dieses gefühl jedoch, irgendwann lebt man einfach nebeneinander her. aber dieses gefühl wie am anfang kommt nicht mehr zurück. die liebe lässt einfach nach.
Das wurde mir meine ganze Kindheit und Jugend von fast allen Erwachsenen um mich herum vorgebetet und ich war so erzogen nie in Frage zu stellen was Erwachsene sagen.
Heute macht mich das fast schon sauer, denn ich musste in der Beziehung zu meinem Mann feststellen, das das so pauschal nicht stimmt und bei uns sogar umgekehrt läuft.
Sauer macht mich diese falsche Pauschalbehauptung deswegen, weil sie dazu hätte führen können, dass ich mich in einer Beziehung mit einem "falschen Partner" damit zufrieden gegeben hätte, dass man nebeneinander herlebt, wenn doch dauernd behauptet wurde das sei normal.
Cleanboy schrieb am 09.12.2017:glaubt ihr daran das es soetwas wie eine "wahre" liebe gibt? die ein leben lang hält und die sich ein leben lang so anfühlt wie am anfang?
Ich muss dazu sagen, dass weder ich noch mein Mann von dieser "honeymoonphase", Schmetterlingen im Bauch, Rosarote Brille usw irgendwas verstehen.
Eigentlich haben wir beide weder an "die große Liebe" geglaubt noch uns je vorstellen können sowas zu finden und zu leben.
Aber irgendwie fanden wir einander ja wohl interessant genug um uns einige Wochen nachdem wir uns kennengelernt haben zugegeben haben, dass wir wohl doch eher eine Beziehung als eine Affaire miteinander haben.
Irgendwas ließ uns die Entscheidung treffen zusammen zu ziehen.
Irgendwann kam dann der Moment, an den alte Muster nicht mehr "richtig" waren und wir beide Dinge entschieden die keinen Sinn ergaben
;)Ich wollte mit etwas das ich für "zu persönlich" hielt alleine umgehen, log ihn (zum ersten und letzten Mal in unserer Beziehung) an und erzählte ich würde bei einer Freundin übernachten.
Er fand raus was wirklich los war und das war der Zeitpunkt, zu dem wir entschieden zusammenzubleiben.. obwohl er eigentlich klug genug ist um zu laufen so schnell seine Füße ihn trugen.
Wir haben nach einigen Jahren Beziehung geheiratet, weil wir überzeugt waren ein gutes Fundament zu haben.
Und jetzt.. nach all den Jahren.. wissen wir beide immer noch nicht wirklich was "Liebe" genau eigentlich ist (wir sind beide wissenschaftlich, rational und unemotional) aber wir wissen das wir einander lieben und es nicht nur keineswegs weniger wird, nein, es wird stärker und stärker.
Obwohl (oder vielleicht ein bisschen weil) wir eine Beziehung führen (wir führen seit einigen Jahren eine Art offene Ehe) ist alles ganz anders als mir meine ganze Kindheit und Jugend erzählt wurde das es normal sei.
Wir verbringen praktisch jede freie (und auch teilweise berufliche) Minute miteinander. Können auch nach mehreren Jahren noch ganze Nächte durchreden.
Und wenn wir tagsüber (oder gar mal mehr als einen Tag) getrennt voneinander verbracht haben freuen wir uns jedes Mal in einem Ausmaß darauf den anderen wiederzusehen wie es am Anfang unserer Beziehung nie der Fall war.
Also ja, ich glaube an "die wahre Liebe", aber ich glaube nicht an "Liebe auf den ersten Blick". Ich bin eher fest davon überzeugt das man in eine gute, stabile Beziehung gemeinsam hineinwachsen muss UND das "Liebe allein" nicht ausreicht.
knopper schrieb am 10.12.2017:Man schloss daraus das wohl (leider) tatsächlich so was wie den perfekten Partner gibt und diese Paare genau diesen gefunden hatten. Ergo ist es überall da wo nach einiger Zeit die Luft raus ist wohl leider nicht der perfekte bzw. (nennen wir das Kind gleich beim Namen) nicht der /die Richtige.
Klingt logisch für mich.
Dogmatix schrieb am 10.12.2017:perfektion gibt es nicht.
Das ist ne Definitionsfrage.
Perfekt kann auch einfach der beste, realistisch erreichbare Zustand sein.
knopper schrieb am 11.12.2017:Wie geht das Zusammen mit der Evolutionstheorie? Nun ja.so richtig nicht, da ein ewiges Zusammenbleiben eher kontraproduktiv ist...was man ja auch bei vielen sieht.
Da es lebenslang monogame Tiere gibt auf die das nicht zutrifft lasse ich hier mal außen vor, dass der Mensch sich vor langer Zeit aus der Evolution ausgekoppelt hat.
Aber: 1. setzt sich auch in der Natur nicht immer das durch was evolutionär von Vorteil ist sondern manchmal sogar genau das Gegenteil und 2. glaube ich nicht, dass der Mensch von seiner Natur her auf eine monogame oder polygame Beziehungsstrutur ausgelegt ist, viel mehr bin ich überzeugt davon, dass das bei Menschen grundsätzlich individuell ist und die "wahre Liebe" nur dann eine langfristige Perspektive hat, wenn man sich in diesem (und so unendlich vielen anderen Punkten) ausreichend ähnlich ist oder zumindest die gleichen Werte teilen.
knopper schrieb am 11.12.2017:und 2. kann dieser Zustand des Verliebtseins auch nach Jahren der Partnerschaft noch Auftreten...natürlich nicht mit Kribbeln /
Wie gesagt, das mit dem "natürlich nicht mit Kribbeln" halte ich für ein Gerücht.
"Frisch verliebt" zu sein heißt für mich neugierig auf den neuen Partner zu sein und seine Zeit damit zu verbringen Gemeinsamkeiten und Gegensätze zu finden, dabei scheint die "Rosarote Brille" (wie gesagt mir ist das Konzept unbekannt) dazu führen zu können, dass man Gegensätze wohlwollend übersieht und Gemeinsamkeiten vermutet wo gar keine sind.
Das Gegensätze sich anziehen mag bei einer oberflächlichen Affaire für manche Menschen aufregend sein, für eine langfristige Beziehung sind Gegensätze meiner Ansicht nach nur dann gesund, wenn es sich um Bereiche handelt in denen man sich in seiner Unterschiedlichkeit ergänzt.
Ich hatte das große Glück von einer unglaublichen Frau erzogen zu werden, die mir seit ich sehr klein bin klar gemacht hat, das man einen anderen Menschen nicht ändern kann und zwar nie, jeder aber sich selbst.
Und mein Mann und ich tun das, was meiner Meinung nach zwangsläufig der Fall sein muss, wenn eine Beziehung auf Dauer eine Chance haben soll:
Wir bringen im jeweils anderen stets das Beste zum Vorschein und zwar nicht weil wir uns füreinander verbiegen, sondern weil wir den jeweils anderen stets und ohne Ausnahme so akzeptieren und stützen, dass er die Möglichkeit hat daran zu arbeiten, dass er das "bestmögliche ich" kennt, danach strebt und es verbessert.
Die größte, tiefste und ehrlichste Liebe bringt meiner Meinung nach langfristig genau gar nichts, wenn dieser "You bring out the best in me - Faktor" fehlt.
Ich für meinen Teil würde lieber als Single durchs Leben gehen als mit einem Partner der nur neben mir her lebt. An einer Beziehung/Partnerschaft/Ehe in der es nicht auch nach Jahren noch so ist, das mein Zuhause kein Ort ist, sondern DIESE Person würde ich persönlich nicht festhalten.