@Cleanboy "Die ewige richtige Liebe" ist ein Konstrukt. Über dieses Konstrukt ist man der alleinige Herrscher. Man kann durch die eigenen Handlungen (und die Wahrnehmung der Handlungen des Partners) den Wachstum dieses Konstruktes bewerkstelligen - ebenso wie man die Zerstörung dieses Konstruktes herbeiführen kann.
"Richtige ewige Liebe" ist relativ. Es hängt von der persönlichen Wahrnehmung ab. Es hängt vom Verlauf der Beziehung ab. Es hängt von der persönlichen inneren Einstellung ab. Es hängt vom Miteinander zwischen den beiden direkt beteiligten Personen ab.
Und auch von dem Willen beider beteiligter Personen, gemeinsam daran zu arbeiten - oder aber bestehende Differenzen als Grund zu sehen sich zu trennen.
Das was du da im Eingangsposting beschreibst, das ist zuerst die Honeymoon-Phase (rosarote Brille, verklärte Wahrnehmung). Dann die Phase der Gewöhnung, die Wahrnehmung klärt sich langsam auf, man erlebt den Partner in Alltagssituationen.
In dieser Phase trennt sich die erste Spreu vom Weizen.
Diese Anfangsliebe besteht eigentlich nur aus einem Hormoncoctail. Aufregung über etwas Neues, noch nicht ganz entdecktes. Alles ist noch offen, nichts in trockenen Tüchern. Man kennt den Gegenüber noch nicht soooo gut - und dieser einen auch nicht. Es ist wie mit einem neuen Spielzeug, einer neuen Spielekonsole, einem neuen Videospiel, einem neuen Buch. Man kann noch viel entdecken.
Wenn sich im Körper der Hormonspiegel dann einpendelt, einen gewissen Level gefunden hat, dann verschwindet dieses Gefühlschaos "die rosarote Brille" nach und nach. Man gewinnt einen Blick für das Wesentliche. Das was real/ sichtbar/ wahrnehmbar ist. Das Verhalten des Partners, seine Gewohnheiten, positive und negative Aspekte.
Beispiel: Der Partner schreibt einem von Beginn an immer soooo süße wortreiche Texte. Doch nach ein paar Wochen des Miteinanders beginnt man sich nach klaren Worten, aussagekräftigen Texten zu sehnen... man erkennt das die bisherigen "süßen langen Texte" nichts sind als aufgeschäumter Kitsch.
Oder: Nach einigen Wochen und diversen Übernachtungen miteinander... Man merkt das der Kavalier mit der erotischen Stimme und unglaublichem Talent "im Bett", offenbar absolut unordentlich ist und nebenbei nichts von Leuten hält die "niedere Arbeit" erledigen.
... etc pp... Beispiele gibt es sicherlich unendlich viele. Ich bin mir sicher das jeder mal jemanden kannte bei dem nach einiger Zeit unüberbrückbare Differenzen festgestellt wurden.
Doch nicht jeder kratzt direkt in dieser zweiten Phase die Kurve.
Warum? Aus unterschiedlichen Gründen. Der eine vielleicht aus Angst niemand sonst mehr zu finden. Der andere vielleicht aus Pflichtgefühl/ Ehrgefühl. Wieder ein anderer, weil diesem die entdeckten "negativen Aspekte" des Partners nicht tragisch genug erscheinen. Oder vielleicht hat man gemeinsam grade ganz andere Dinge zu lösen als sich damit auseinanderzusetzen "ob es einem passt das Socken liegen gelassen werden, Popel am Stuhl kleben, oder ähliches".
Wer dann noch weiterhin an der Partnerschaft festhält hat ganz gute Chancen (meiner Meinung nach) das diese Beziehung "eine Zeit länger" anhält (Zeit ist ein dehnbarer Begriff).
Alltag ist völlig normal nach einer Weile. Man beginnt den Partner so wahrzunehmen wie er ist. Mit all den guten und negativen Seiten. Man sieht die "Fehler" (also das was man als Fehler selbst wahrnimmt) und entscheidet für sich ob diese gravierend empfunden werden oder als nichtig eingestuft werden.
Im Alltag findet ein Paar - so gesehen - erst richtig zueinander. Man stimmt sich aufeinander ein, trifft Kompromisse, spielt sich miteinander ein.