@Kc Sehr vernünftiger Beitrag!
Ich bin Jahrgang 1966 und kann aus meiner Sicht sagen, dass der Spruch "früher war alles viel besser" nicht stimmt.
Blättert man Zeitungen von früher durch, ab Ende des zweiten Weltkrieges bis Mitte der Achtzigerjahre, kann man lesen, dass Gewalt unter Menschen schon immer ein Thema und ein Problem war.
Gewalt in der Familie, Gewalt unter Jugendlichen, Gewalt in Heimen, Gewalt auf der Straße - Gewalt ist kein Phänomen unserer Zeit, sie ist allgegenwärtig und zeitlos.
Als ich ein Kind und dann Jugendliche war, waren es die "Rocker", die regelrechte Gewaltorgien an unbeteiligten Menschen ausgeübt haben. Die vandalierten, soffen, prügelten und mordeten sich quer durch die Siebzigerjahre. Man stelle sich den klassischen Rocker als langhaarigen, saufenden, Motorrad fahrenden Asozialen vor, vergleichbar mit den heutigen "Hells Angels".
Auch, dass Väter ihre Kinder, Mütter ihre Babies, Lebensgefährten ihre Freundinnen, Ehefrauen ihre Ehegatten schlugen, misshandelten, missbrauchten und töteten, ist kein Alleinstellungsmerkmal der jetzigen Zeit.
Es wurde früher genauso getreten, zerstört, Leute wurden zu Krüppeln geschlagen, ohne erkennbares Motiv wurde vergewaltigt, getötet und Amok gelaufen - es starben in den 70ern, 80ern im Jahr wesentlich mehr Menschen an Totschlag und Mord als jetzt. Und in den Jahren direkt nach dem 2. Weltkrieg war die Verrohung unter den Leuten noch offensichtlicher. Mehrfachmorde aus Not, aus Hunger, weil das eigene Elend so groß war, waren keine Seltenheit. Aber es geschahen eben auch Verbrechen, weil die Situation der Polizei nach dem Krieg alles andere als klar war, weil noch Besatzung herrschte, weil der Alltag unabsichtlich und verworren war.
Vielleicht geschehen Verbrechen heute aus anderen Motiven, aber der Mensch war und ist, wenn er die Möglichkeit hat, wenn es darauf ankommt, wenn er sich vermeintlich gekränkt oder in seiner Ehre verletzt fühlt, im Stande, die schwersten Verbrechen zu begehen.