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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

72 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Gleichgültigkeit, Verrohung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

25.07.2017 um 08:05
"4 von 3 deutschen Jungs können nicht richtig rechnen"..... der hat ein wenig gedauert.... :troll: @Quatermass


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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

25.07.2017 um 08:22
Ich kann nicht für alle Welt sprechen.
Verrohende Gesellschaften aufgrund von Kriegen und anderen Nöten, das kann ich mir bei einer Reihe orientalischer und afrikanischer Länder vorstellen.

In West- und Nordeuropa wird der Eindruck von Verrohung aus meiner Sicht eher dadurch erzeugt, dass uns heute jederzeit viel zu viele Informationen zur Verfügung stehen. Naturgemäß, kann man fast sagen, konzentrieren wir uns mehr auf Unglücke und negative Informationen, weil diese eventuell auch für uns Gefahren enthalten könnten oder Hinweise, wie WIR einer Gefahr aus dem Weg gehen können.
Aufgrund der Fülle von Informationen erliegen wir dem falschen Glauben, dass uns ganz persönlich überall Unheil drohen könnte.
Weil uns das früher nicht so bewusst war, weil es einfach nicht diese Masse an Informationen gab, denken wir, dass die Gesellschaft immer brutaler und finsterer würde.

Vielleicht sollten wir mal unsere Eltern/Großeltern, je nach Generation fragen, wie es so Ende des 2. Weltkriegs und in der Nachkriegszeit aussah, wenn es um schlimme und harte Lebensverhältnisse ging...dann würden wir unsere Problemchen vielleicht anders sehen.

Klar ist das asozial und irgendwie schockierend, wenn jemand einfach von hinten eine Frau eine U-Bahntreppe runtertritt oder jemanden vor die S-Bahn schubst oder einfach Unschuldige angreift.
Aber geschah sowas ,,früher" wirklich nie? Waren die Leute da netter miteinander? Ich bin nicht alt genug, um das zu beurteilen.
Aber ich glaube nicht, dass früher alles besser und die Menschen freundlicher waren und es keine Alkis, Junkies und Leute mit Lust an Gewalt gab.

Die Welt ist nicht schlimmer geworden. Wir wissen nur mehr.


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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

25.07.2017 um 10:59
@Kc
Sehr vernünftiger Beitrag!

Ich bin Jahrgang 1966 und kann aus meiner Sicht sagen, dass der Spruch "früher war alles viel besser" nicht stimmt.

Blättert man Zeitungen von früher durch, ab Ende des zweiten Weltkrieges bis Mitte der Achtzigerjahre, kann man lesen, dass Gewalt unter Menschen schon immer ein Thema und ein Problem war.

Gewalt in der Familie, Gewalt unter Jugendlichen, Gewalt in Heimen, Gewalt auf der Straße - Gewalt ist kein Phänomen unserer Zeit, sie ist allgegenwärtig und zeitlos.

Als ich ein Kind und dann Jugendliche war, waren es die "Rocker", die regelrechte Gewaltorgien an unbeteiligten Menschen ausgeübt haben. Die vandalierten, soffen, prügelten und mordeten sich quer durch die Siebzigerjahre. Man stelle sich den klassischen Rocker als langhaarigen, saufenden, Motorrad fahrenden Asozialen vor, vergleichbar mit den heutigen "Hells Angels".

Auch, dass Väter ihre Kinder, Mütter ihre Babies, Lebensgefährten ihre Freundinnen, Ehefrauen ihre Ehegatten schlugen, misshandelten, missbrauchten und töteten, ist kein Alleinstellungsmerkmal der jetzigen Zeit.

Es wurde früher genauso getreten, zerstört, Leute wurden zu Krüppeln geschlagen, ohne erkennbares Motiv wurde vergewaltigt, getötet und Amok gelaufen - es starben in den 70ern, 80ern im Jahr wesentlich mehr Menschen an Totschlag und Mord als jetzt. Und in den Jahren direkt nach dem 2. Weltkrieg war die Verrohung unter den Leuten noch offensichtlicher. Mehrfachmorde aus Not, aus Hunger, weil das eigene Elend so groß war, waren keine Seltenheit. Aber es geschahen eben auch Verbrechen, weil die Situation der Polizei nach dem Krieg alles andere als klar war, weil noch Besatzung herrschte, weil der Alltag unabsichtlich und verworren war.

Vielleicht geschehen Verbrechen heute aus anderen Motiven, aber der Mensch war und ist, wenn er die Möglichkeit hat, wenn es darauf ankommt, wenn er sich vermeintlich gekränkt oder in seiner Ehre verletzt fühlt, im Stande, die schwersten Verbrechen zu begehen.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

25.07.2017 um 15:23
Wenn ich alte Zeitungen durchblättere, in denen die Rede davon ist, dass sich "junge Fabrikarbeiter am Wochenende auf zweifelhaften Tanzvergnügen aufhalten, sich betrinken und Messerstechereien um Mädchen anfangen, ja einzig zu keinem anderen Zwecke als dem des Alkoholkonsums, der Sittenlosigkeit und der Gewalt diese Orte aufsuchen", dann könnte ich statt der alten Osnabrücker Zeitung von 1910 auch die BILD von heute nehmen.

(aus einem alten Beitrag von mir)

@kf1801
@Kc

Als Mummelgreis Jahrgang '54 kann ich nur bestätigen, dass die Welt früher auch kein schönerer Ort war. Allerdings bekam man die "Verrohung" meist nur mit, wenn man selbst das Opfer war oder jemand in der Nachbarschaft. Schon eine Strasse weiter hat es niemanden mehr gekümmert. Es ist halt schon so eine Sache mit den "gefühlten Realitäten" der bösen Welt von heute.


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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

25.07.2017 um 15:26
Zitat von DoorsDoors schrieb:Schon eine Strasse weiter hat es niemanden mehr gekümmert. Es ist halt schon so eine Sache mit den "gefühlten Realitäten" der bösen Welt von heute.
Ich denk, vor 50 oder erst recht vor 100 Jahren hätten die wenigsten von uns von diesem Vorfall (Ertrinkender in den USA wird ausgelacht, aber keine Hilfe geholt) erfahren.


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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

25.07.2017 um 16:19
So, wie @Doors und @Kc schreiben, wir wissen heute mehr, weil die Kommunikationswege rascher und immer mehr werden.

Aus meinem Zeitungsfundus von früher habe ich auch gelernt, dass kurz nach Ende des 2. Weltkrieges aus Platzmangel, weil eine Zeitung hatte damals maximal fünf Seiten und Platz war kostbar, nur über die "ganz großen" Verbrechen geschrieben wurde. Da musste schon etwas Aufsehenerregendes passieren, damit in den Zeitungen darüber geschrieben wurde (zB in Österreich der Mord mit der Faschiermaschine oder der Badewannenmord).

Mit der Zeit wurde Papier billiger und die Zeitungen somit dicker. So konnte auch über Vorfälle berichtet werden, die früher wegen Mangel an bedruckbarem Papier keinesfalls jemals Eingang in die Tagesblätter bekommen hätten. Zudem gibt es heute so viele verschiedene Zeitungen, die müssen ja alles was reinschreiben.

Und auch die Zeit ist ein Faktor. Vom Untergang der Titanic im April 1912 konnten die Leser erst zwei Tage, wenn nicht sogar drei Tage später in den Zeitungen lesen. Es musste schon etwas sehr Heftiges geschehen sein, dass eine Zeitung darüber schrieb und sogar einen Reporter losschickte, der vom Ort des Geschehens aus berichtete. Das kostete und war mühsam.

Wenn eine Zeitung sich heute drei Tage lang Zeit lassen würde, und dann schriebe, dass irgendwo auf der Welt irgendwer irgendwas angestellt hat, könnte sie vermutlich sehr bald zusperren.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

25.07.2017 um 18:41
Heute wird Politik (und Meinung) via Twitter gemacht. Keine Zeit zum Nachdenken! 140 Zeichen mussten reichen - bis 2016 jedenfalls.


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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

25.07.2017 um 20:08
Vielleicht ist der Ausdruck Verrohung der Gesellschaft nicht der richtige Ausdruck. Vielleicht passt eher Respektlosigkeit. Ich halte es schon für wichtig, dass über solche Aktionen, wie jetzt in den USA, berichtet wird.
Wenn man das Beispiel Fussball nimmt, da konnten damals 50000 Zuschauer bis zum Spielfeldrand sitzen bzw. stehen und das spiel konnte komplett durchgeführt werden. Heute müssen die Leute schon kilometerweit aneinander vorbei geführt werden.
Es ist mir auch klar, dass die Berichte Nachahmer aktivieren. Trotzdem muss das doch nicht geduldet werden. Die Frage ist doch auch, ob höhere Strafen helfen oder andere Strafen. Es zu dulden ist glaube ich der schlechteste Weg.


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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

26.07.2017 um 08:41
Zitat von DoorsDoors schrieb:Wenn ich alte Zeitungen durchblättere, in denen die Rede davon ist, dass sich "junge Fabrikarbeiter am Wochenende auf zweifelhaften Tanzvergnügen aufhalten, sich betrinken und Messerstechereien um Mädchen anfangen,
Immer noch besser, als Messerstechereien mit Mädchen.
Oder gab es etwa auch schon vor 30, 40 Jahren Frauengangs :D


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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

26.07.2017 um 11:40
@Kc
Frauengangs nicht in dem Sinne. Es gab aber in den Siebzigerjahren in Wien eine Frau, die seinerzeit die einzige weibliche Zuhälterin in Wien (und wohl auch darüber hinaus) galt. Sie hat auch Frauen für sich arbeiten lassen (also im Sinne von "Pferdchen" aufstellen).

Die war berüchtigt, zettelte ua auch Schlägereien, prügelte schon auch einmal einen Mann und saß unzählige Male im Gefängnis.

Reicht das schon als Frauengang?


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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

26.07.2017 um 12:06
kann mich erinnern, dass es früher ('68/ '70 etwa) zum tanz auch schon eine
truppe von auswärts gab, welche eigentlich nur zum "aufmischen" angereist waren.
die kamen vieleicht einmal im monat. und jeder wusste, wie der abend verlaufen wird.
das ging 'ne ganze zeit so, bis der eine oder andere einsitzen musste, wegen noch
weiterer delikte.
also, sowas gab's früher auch schon. auch mit messern...


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Zunehmende Verrohung der Gesellschaft

03.12.2017 um 16:32
Das früher mit Sicherheit nicht alles besser war stimmt. Aber heißt es denn im Umkehrschluss das es in Zukunft auch nicht besser werden soll? Wenn wir davon erfahren das es sinnlose Gewalt gab, und immer noch gibt, sollen, müssen wir doch dafür sorgen das sie eingedämmt wird.

Inzwischen mussten viele lernen das man keine Kinder mehr schlägt, seine Frau ebenfalls nicht, und das es dann halt Konsequenzen gibt. Wenn mildere Strafen nichts bringen sollten wir vielleicht die Toleranz für Gewalt ein wenig nach unten fahren, so in Richtung 0


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