feallai
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Angst und Ängstlichkeit nach Ralph Schwarzer
10.10.2013 um 18:02Hallo liebe Allmyaner!
ich beschäftige mich im moment mit angsttheorien und ganz besonders mit theorien zur leistungsangst.
dabei bin ich auf schwarzer getroffen.
leider tendiere ich dazu, zu unkritisch mit mir vorgelegten theorien und modellen umzugehen und da ich ja weiß, dass hier sehr gerne alles sehr kritisch gesehen wird, dachte ich mir, ich frage euch mal, was ihr davon haltet :)
ist ein recht langer text, ich hoffe ihr lest es euch trotzdem durch ;)
dankeschön :)
Angsttheorie nach Ralf Schwarzer
Schwarzer unterscheidet Angst und Ängstlichkeit. Angst wird als Zustand beschrieben, der akut einen unangenehmen Erregungszustand beinhaltet. Es wird eine Bedrohung wahrgenommen. Je bedrohlicher die Situation, desto stärker die Angst. Ängstlichkeit wiederum wird als Wesenszug beschrieben und läuft auf einer allgemeineren Ebene ab. Durch Kognition wird ein Angstzustand chronisch. Die Ängstlichkeit ist individuell ausgeprägt, charakterlich ängstlichere Menschen neigen auch zu höherer Ängstlichkeit. Nach Schwarzer wird Ängstlichkeit innerhalb der Entwicklung zum Erwachsenenalter entwickelt. Angstreaktionen lösen gleichzeitig auch Abwehrvorgänge aus. Diese können offensichtlich nach außen hin sichtbar sein oder innerpsychisch ablaufen. Je häufiger diese Abwehrmechanismen vonnöten sind, desto wahrscheinlicher entwickelt sich eine speziell ausgeprägte Bewältigungsstrategie.
Ängstlichkeit ist immer situations- und personenspezifisch. Es gibt sowohl hochängstliche als auch niedrigängstliche Personen. Zwischen ihnen gibt es keine körperlich messbaren Angstunterschiede, allerdings schneiden Hochängstliche in Leistungssituationen schwächer ab und nehmen ihre Ängste stärker wahr (Schwarzer, 89). Sie richten ihre Aufmerksamkeit mehr auf sich als auf niedrigängstliche Personen. Diese beiden Gruppen interpretieren Angst unterschiedlich, für Niedrigängstliche stellt sie eine Handlungsaufforderung dar, für Hochängstliche eine Schwäche.
Im Leistungsbereich spielen vorangegangene Situationen eine große Rolle. Durch bereits erlebte Erfahrungen erfolgt eine Selbsteinschätzung, dadurch entsteht eine Reaktion, fällt diese negativ aus, kommt es zu Angst. Es wird eine Bedrohung des Selbstkonzepts durch eine Prüfung, eine Rede oder eine Bewertungssituation angenommen. Wird diese Bedrohung verinnerlicht, wird die Angst auf andere Situationen übertragen und vorweg genommen. Schwarzer unterscheidet zwischen Besorgnis und Aufgeregtheit. Besorgnis bedeutet, dass man Selbstzweifel zulässt. Eigene Fähigkeiten werden als negativ oder nicht ausreichend beurteilt. Eine besorgte Person beschäftigt sich gedanklich mit Selbstbezogenem und deren Wahrnehmung. Aufgeregtheit bezieht sich auf die subjektive Wahrnehmung autonomer Erregung. Diese beginnt bei Gefahr stark und wird bei Gewöhnung abgeschwächt.
Diese beiden Emotionen werden durch Selbstaufmerksamkeit wahrgenommen. Dabei steht das Selbst im Mittelpunkt der Empfindungen und Wahrnehmung.
Schwarzer nennt die private Selbstaufmerksamkeit in Abgrenzung zu öffentlicher Selbstaufmerksamkeit.
Private Selbstaufmerksamkeit ist eine private Körperempfindung. Hierbei werden Stimmungen, Einstellungen und Fantasien wahrgenommen. Diese inneren Abläufe werden ausdifferenziert und intensiver wahrgenommen. Dabei werden auch Gefühle verstärkt und rücken in den Vordergrund der Aufmerksamkeit einer Person. Private Selbstaufmerksamkeit kann in hoher oder niedriger Form auftreten. Menschen mit einer hohen privaten Selbstaufmerksamkeit haben eine höhere Selbstkenntnis, da sie über die Fähigkeit der besseren Selbstreflexion verfügen. Dies kann wiederum auch dazu führen, dass eine Person mit hoher privater Selbstaufmerksamkeit sich in seine Gefühle hineinsteigert und diese intensiver wahrnimmt, als sie sind.
Öffentliche Selbstaufmerksamkeit liegt immer dann vor, wenn sich eine Person mit seinem öffentlichen Auftreten beschäftigt. Dies kann das Verhalten oder das Aussehen betreffen. Öffentliche Selbstaufmerksamkeit zielt darauf ab zu prüfen wie eine Person auf Außenstehende wirkt. Ausgelöst werden kann öffentliche Selbstaufmerksamkeit durch angestarrt werden oder auch durch das ignorieren anderer. Öffentliches Auftreten verstärkt die öffentliche Selbstaufmerksamkeit.
Ein Foto, eine Videoaufzeichnung oder auch ein Spiegel können eine Wahrnehmungsrückmeldung bilden, die zumeist negativ ausfällt.
Schwarzer beschreibt eine Form der Angst als soziale Angst. Diese liegt vor, wenn Beziehungen zu anderen Personen Ängste auslösen. Durch die Annahme der sozialen Inkompetenz wird eine Selbstwertbedrohung erkannt. Insgesamt unterscheidet Schwarzer vier Emotionen innerhalb der sozialen Angst:
Verlegenheit: Bei Verlegenheit liegt eine hohe öffentliche Selbstaufmerksamkeit vor. Eine verlegene Person hält ihr Verhalten für ungeschickt oder unangebracht. Infolge dessen entsteht kurzfristig der Verlust der Selbstakzeptanz.
Scham: Scham ist die Steigerung von Verlegenheit. Sie wird ausgelöst durch das Gefühl der schlechten Leistung oder unmoralischen Handelns. Hierbei entsteht der Verlust der Selbstwertschätzung.
Publikumsangst: Menschen mit geringer Selbstachtung fürchten sich vor öffentlicher Bewertung, sie verstricken sich in öffentlicher Selbstaufmerksamkeit.
Schüchternheit: Eine schüchterne Person ist von seiner sozialen Inkompetenz überzeugt. Diese Selbstwertbedrohung löst Selbstzweifel und verstärkte öffentliche Selbstaufmerksamkeit aus.
Leistungsangst ist laut Schwarzer eine Form der sozialen Angst.
Leistungsangst löst eine fehlgeleitete Aufmerksamkeitssteuerung aus. Die Aufmerksamkeit wird von den zu lösenden Aufgaben abgelenkt und auf sich selbst gerichtet. Die Selbstaufmerksamkeit löst Gedanken zu Mißerfolg, Selbstabwertung und Versagen aus. Dadurch entstehen mehr aufgabenirrelevante Gedanken wie Selbstbeschuldigungen.
Hochängstliche und Niedrigängstliche machen große Unterschiede bei der Ursachenzuschreibung von Leistung. Hochängstliche Schülerinnen und Schüler machen sich bei einem Misserfolg, also einer schlechten Note oder einem misslungenen Vortrag zu sehr dafür verantwortlich, während sie bei einer erfolgreichen Leistung äußere Ursachen und Glück hauptverantwortlich dafür machen. Sie interpretieren ihre Leistungen viel pessimistischer als niedrigängstliche Schülerinnen und Schüler. Leistungsrückmeldungen bedeuten für hochängstliche Schülerinnen und Schüler auch immer eine Rückmeldung über ihre soziale Bewertung. Eine Note oder eine Kritik bedeuten für hochängstliche Schülerinnen und Schüler eine Bewertung ihrer Selbst. Hochängstliche Schülerinnen und Schüler befürchten für unfähig gehalten zu werden.
Niedrigängstliche Schülerinnen und Schüler empfinden eine Bewertung als Rückmeldung darüber, ob sie mehr leisten müssen.
Für hochängstliche Schülerinnen und Schüler bedeutet Erfolg, dass sie härter arbeiten müssen, damit sie nicht irgendwann doch als Unfähig wahrgenommen werden. Dies wirkt motivierend, da die soziale Abwertung verhindert werden konnte. Versagen hochängstliche Schülerinnen und Schüler wirkt dies niederschmetternd auf sie, sie verlieren die Motivation und es stellt sich Hilflosigkeit der Situation gegenüber ein. Hochängstliche sind also, unabhängig von der Bewertung, immer besorgt.
ich beschäftige mich im moment mit angsttheorien und ganz besonders mit theorien zur leistungsangst.
dabei bin ich auf schwarzer getroffen.
leider tendiere ich dazu, zu unkritisch mit mir vorgelegten theorien und modellen umzugehen und da ich ja weiß, dass hier sehr gerne alles sehr kritisch gesehen wird, dachte ich mir, ich frage euch mal, was ihr davon haltet :)
ist ein recht langer text, ich hoffe ihr lest es euch trotzdem durch ;)
dankeschön :)
Angsttheorie nach Ralf Schwarzer
Schwarzer unterscheidet Angst und Ängstlichkeit. Angst wird als Zustand beschrieben, der akut einen unangenehmen Erregungszustand beinhaltet. Es wird eine Bedrohung wahrgenommen. Je bedrohlicher die Situation, desto stärker die Angst. Ängstlichkeit wiederum wird als Wesenszug beschrieben und läuft auf einer allgemeineren Ebene ab. Durch Kognition wird ein Angstzustand chronisch. Die Ängstlichkeit ist individuell ausgeprägt, charakterlich ängstlichere Menschen neigen auch zu höherer Ängstlichkeit. Nach Schwarzer wird Ängstlichkeit innerhalb der Entwicklung zum Erwachsenenalter entwickelt. Angstreaktionen lösen gleichzeitig auch Abwehrvorgänge aus. Diese können offensichtlich nach außen hin sichtbar sein oder innerpsychisch ablaufen. Je häufiger diese Abwehrmechanismen vonnöten sind, desto wahrscheinlicher entwickelt sich eine speziell ausgeprägte Bewältigungsstrategie.
Ängstlichkeit ist immer situations- und personenspezifisch. Es gibt sowohl hochängstliche als auch niedrigängstliche Personen. Zwischen ihnen gibt es keine körperlich messbaren Angstunterschiede, allerdings schneiden Hochängstliche in Leistungssituationen schwächer ab und nehmen ihre Ängste stärker wahr (Schwarzer, 89). Sie richten ihre Aufmerksamkeit mehr auf sich als auf niedrigängstliche Personen. Diese beiden Gruppen interpretieren Angst unterschiedlich, für Niedrigängstliche stellt sie eine Handlungsaufforderung dar, für Hochängstliche eine Schwäche.
Im Leistungsbereich spielen vorangegangene Situationen eine große Rolle. Durch bereits erlebte Erfahrungen erfolgt eine Selbsteinschätzung, dadurch entsteht eine Reaktion, fällt diese negativ aus, kommt es zu Angst. Es wird eine Bedrohung des Selbstkonzepts durch eine Prüfung, eine Rede oder eine Bewertungssituation angenommen. Wird diese Bedrohung verinnerlicht, wird die Angst auf andere Situationen übertragen und vorweg genommen. Schwarzer unterscheidet zwischen Besorgnis und Aufgeregtheit. Besorgnis bedeutet, dass man Selbstzweifel zulässt. Eigene Fähigkeiten werden als negativ oder nicht ausreichend beurteilt. Eine besorgte Person beschäftigt sich gedanklich mit Selbstbezogenem und deren Wahrnehmung. Aufgeregtheit bezieht sich auf die subjektive Wahrnehmung autonomer Erregung. Diese beginnt bei Gefahr stark und wird bei Gewöhnung abgeschwächt.
Diese beiden Emotionen werden durch Selbstaufmerksamkeit wahrgenommen. Dabei steht das Selbst im Mittelpunkt der Empfindungen und Wahrnehmung.
Schwarzer nennt die private Selbstaufmerksamkeit in Abgrenzung zu öffentlicher Selbstaufmerksamkeit.
Private Selbstaufmerksamkeit ist eine private Körperempfindung. Hierbei werden Stimmungen, Einstellungen und Fantasien wahrgenommen. Diese inneren Abläufe werden ausdifferenziert und intensiver wahrgenommen. Dabei werden auch Gefühle verstärkt und rücken in den Vordergrund der Aufmerksamkeit einer Person. Private Selbstaufmerksamkeit kann in hoher oder niedriger Form auftreten. Menschen mit einer hohen privaten Selbstaufmerksamkeit haben eine höhere Selbstkenntnis, da sie über die Fähigkeit der besseren Selbstreflexion verfügen. Dies kann wiederum auch dazu führen, dass eine Person mit hoher privater Selbstaufmerksamkeit sich in seine Gefühle hineinsteigert und diese intensiver wahrnimmt, als sie sind.
Öffentliche Selbstaufmerksamkeit liegt immer dann vor, wenn sich eine Person mit seinem öffentlichen Auftreten beschäftigt. Dies kann das Verhalten oder das Aussehen betreffen. Öffentliche Selbstaufmerksamkeit zielt darauf ab zu prüfen wie eine Person auf Außenstehende wirkt. Ausgelöst werden kann öffentliche Selbstaufmerksamkeit durch angestarrt werden oder auch durch das ignorieren anderer. Öffentliches Auftreten verstärkt die öffentliche Selbstaufmerksamkeit.
Ein Foto, eine Videoaufzeichnung oder auch ein Spiegel können eine Wahrnehmungsrückmeldung bilden, die zumeist negativ ausfällt.
Schwarzer beschreibt eine Form der Angst als soziale Angst. Diese liegt vor, wenn Beziehungen zu anderen Personen Ängste auslösen. Durch die Annahme der sozialen Inkompetenz wird eine Selbstwertbedrohung erkannt. Insgesamt unterscheidet Schwarzer vier Emotionen innerhalb der sozialen Angst:
Verlegenheit: Bei Verlegenheit liegt eine hohe öffentliche Selbstaufmerksamkeit vor. Eine verlegene Person hält ihr Verhalten für ungeschickt oder unangebracht. Infolge dessen entsteht kurzfristig der Verlust der Selbstakzeptanz.
Scham: Scham ist die Steigerung von Verlegenheit. Sie wird ausgelöst durch das Gefühl der schlechten Leistung oder unmoralischen Handelns. Hierbei entsteht der Verlust der Selbstwertschätzung.
Publikumsangst: Menschen mit geringer Selbstachtung fürchten sich vor öffentlicher Bewertung, sie verstricken sich in öffentlicher Selbstaufmerksamkeit.
Schüchternheit: Eine schüchterne Person ist von seiner sozialen Inkompetenz überzeugt. Diese Selbstwertbedrohung löst Selbstzweifel und verstärkte öffentliche Selbstaufmerksamkeit aus.
Leistungsangst ist laut Schwarzer eine Form der sozialen Angst.
Leistungsangst löst eine fehlgeleitete Aufmerksamkeitssteuerung aus. Die Aufmerksamkeit wird von den zu lösenden Aufgaben abgelenkt und auf sich selbst gerichtet. Die Selbstaufmerksamkeit löst Gedanken zu Mißerfolg, Selbstabwertung und Versagen aus. Dadurch entstehen mehr aufgabenirrelevante Gedanken wie Selbstbeschuldigungen.
Hochängstliche und Niedrigängstliche machen große Unterschiede bei der Ursachenzuschreibung von Leistung. Hochängstliche Schülerinnen und Schüler machen sich bei einem Misserfolg, also einer schlechten Note oder einem misslungenen Vortrag zu sehr dafür verantwortlich, während sie bei einer erfolgreichen Leistung äußere Ursachen und Glück hauptverantwortlich dafür machen. Sie interpretieren ihre Leistungen viel pessimistischer als niedrigängstliche Schülerinnen und Schüler. Leistungsrückmeldungen bedeuten für hochängstliche Schülerinnen und Schüler auch immer eine Rückmeldung über ihre soziale Bewertung. Eine Note oder eine Kritik bedeuten für hochängstliche Schülerinnen und Schüler eine Bewertung ihrer Selbst. Hochängstliche Schülerinnen und Schüler befürchten für unfähig gehalten zu werden.
Niedrigängstliche Schülerinnen und Schüler empfinden eine Bewertung als Rückmeldung darüber, ob sie mehr leisten müssen.
Für hochängstliche Schülerinnen und Schüler bedeutet Erfolg, dass sie härter arbeiten müssen, damit sie nicht irgendwann doch als Unfähig wahrgenommen werden. Dies wirkt motivierend, da die soziale Abwertung verhindert werden konnte. Versagen hochängstliche Schülerinnen und Schüler wirkt dies niederschmetternd auf sie, sie verlieren die Motivation und es stellt sich Hilflosigkeit der Situation gegenüber ein. Hochängstliche sind also, unabhängig von der Bewertung, immer besorgt.