abberline schrieb:In der ersten Pressekonferenz ging man ja noch davon aus, dass der Tunnel nicht der Tatort sei. Siehe Tagesschau vom 27.03.98, wurde im Thread mal verlinkt. Es gab wohl generell nur zwei kurze Beiträge dort.
Vielen Dank für den Link. Sehr interessant, dass die Kripo zu Beginn davon ausgegangen ist, dass der Tunnel evtl. doch nicht der Tatort war. An sich relativ nachvollziehbar, sobald man sich vor Augen führt, wie wenig Spuren am Tatort tatsächlich vorhanden waren. Das ist (neben der ungewöhnlichen Tatzeit und den Aussagen, dass der Tunnel häufig als Abkürzung genutzt wird) auch der Hintergrund, warum ich das persönlich ebenfalls nochmals hinterfragt hatte. Es ist nämlich immens schwer zu glauben, dass bei einer derartigen Tat wenig bis kaum Spuren hinterlassen werden. Aber gut, das war natürlich der Ersteindruck, wie wir mittlerweile wissen. Im Zuge der weiteren Ermittlungen wird sich dann wohl gezeigt haben, dass der Tunnel mit größter Wahrscheinlichkeit wohl doch der Tatort war und vor allem die Gegebenheiten vor Ort wohl ideal waren, um kaum Spuren zu hinterlassen.
abberline schrieb:Der Rucksack wurde nur von dem Arbeiter am Mast abgestellt, der lag wohl irgendwo rum, vermutlich im Wald bei dem anderen Gerümpel.
Ist das sicher? Falls ja, würde das meine Annahme verstärken, dass
- der Rucksack,
- die DE-Karte in tschechischer Schrift,
- der tschechische Kocher
- und das Messer
doch in Verbindung stehen könnten. Habe mich nämlich des Öfteren gefragt, warum nicht auch das Messer bzw. der Kocher am Strommast abgelegt wurden, sofern sie in Verbindung stehen sollten. Falls jedoch der Rucksack, samt Inhalt, ebenfalls nicht dort lag, dann wird das alles um ein Vielfaches interessanter. Es erweckt in mir die große Hoffnung, dass der Mörder dann durch diese Vorgehensweise und die Ablage der erwähnten Gegenstände sehr wohl eine falsche Spur in Richtung Tschechien legen wollte, damit man sich in Richtung Ausland orientiert und nicht vor der „Haustüre“ in Frankfurt und Umgebung sucht. Alles was der Täter hierfür benötigt hätte, wäre
- die Info bzgl. der tschechischen Arbeiter in Niedernhausen,
- die DE-Karte in tschechischer Schrift
- und eine gewisse Mobilität.
Da kann man den tschechischen Kocher und das Messer sogar außen vor lassen und trotzdem hätte man mit nur wenigen Mitteln einen Verdacht in Richtung Tschechien erzeugt. Zudem wäre man mit dem Wahlort Niedernhausen etwas weiter vom eigentlichen Tatort Höchst entfernt, wenn auch die Entfernung für reisebereite Personen nicht all zu groß ist. Aus Sicht des Täters könnte dies anders sein - eventuell doch weit genug und mit den tschechischen Arbeitern vor Ort auch relativ sicher hinsichtlich zukünftiger Verdächtigungen.
Auch wenn hinsichtlich der Annahme bemängelt wurde, dass der Aufwand für eine derartige Vorgehensweise zu groß wäre, denke ich aus oben genannten und den von
@Banshee202 angeführten Gründen (Zwangsinszenierung, wie auch zu sehen am Tatort) genau das Gegenteil. Ich halte den Aufwand im Hinblick auf einen der schlimmsten Morde der Nachkriegsgeschichte und aufgrund der öffentlichen Fahndungsaktionen für relativ überschaubar und gering. Es handelt sich immerhin nur um 3-5 (und zur Hälfte tschechische) Gegenstände, welche auch noch in der Nähe von tschechischen Arbeitern seitens der Kripo vorgefunden wurden.
Sollte sich die Annahme erhärten können, stellt sich wiederum die Frage, warum die DE-Karte in tschechischer Schrift im Rucksack vorgefunden wurde, während das Messer bzw. der Kocher außerhalb lagen, sofern sie in Verbindung stehen sollten? Es wäre bezogen hierauf sehr interessant zu erfahren, wo genau bzw. in welchen Abständen die Gegenstände in Niedernhausen vorgefunden wurden. Hierzu wird sich die Kripo allerdings wohl höchstwahrscheinlich nicht äußern.
Im Bezug auf die Bilder macht der Rucksack auf mich einen relativ sauberen Eindruck. Im Gegensatz hierzu stehen der tschechische Kocher und die tschechische Karte, welche tatsächlich „vergammelt“ aussehen. Es wirkt schon fast so, als ob die Gegenstände im Zuge von Wanderungen in der näheren Umgebung seitens des Täters vorgefunden wurden. Das würde auch Sinn machen, wenn der Täter wusste, dass tschechische Arbeiter in der Nähe tätig waren und bestimmte Gegenstände entsorgt haben könnten. Aber gut, die Gegenstände hätten auch von Entrümpelungsaktionen oder aus dem Sperrmüll stammen können. Dann entsorgt in der Natur, nehmen diese im Vergleich zum Rucksack und aufgrund der Witterung eben den vorgefundenen Zustand an.
Abgesehen davon habe ich großen Respekt für die Annahme, dass der Rucksack zwischenzeitlich den Besitzer gewechselt haben könnte, immerhin müssen alle Möglichkeiten berücksichtigt werden. Um diese Annahme zu untermauern, fehlen mir persönlich jedoch Anhaltspunkte, welche es kaum zu geben scheint. Es wirkt alles zudem einfach viel zu konstruiert. Mir kommt es so vor, als ob es dem Entsorger des Rucksacks sehr wichtig war, dass darin nach dem Öffnen eine Karte mit dem Verweis auf Tschechien vorgefunden wird. In Ergänzung hierzu finde ich die Idee sehr gut, dass der Rucksack womöglich innerhalb der blauen Mülltüte zum Fundort Niedernhausen transportiert wurde
@seneca22Eventuell durch eine Person, die mit einem blauen Müllsack in der Hand nicht auffällt, da dies womöglich zu seiner Verkleidung bzw. zu seinem Job passen könnte. Da passen die in den vorherigen Beiträgen genannten Berufe wie z.B ein Gartenarbeiter, Energieversorgungsmitarbeiter oder Müllentsorger (?!) relativ gut.
Ich habe ebenfalls meine Schwierigkeiten, den Mörder als intelligent einzustufen. Abgesehen davon bin ich mir allerdings sicher, dass es sich um einen planenden Täter gehandelt hat. Das zeigt schon der gesamte Tatablauf, der auch allein aufgrund der Ausblutung schon aufzeigt, dass der Täter von A-Z planend vorgegangen ist.
Mich stört die Tatsache, dass der Mörder zum einen wie eine Nahkampfmaschine agiert hat und zum anderen, dass dieser derartige, chirurgische Kenntnisse und vor allem aber die Nerven für diese schreckliche Tat besaß. Das stört mich enorm im Hinblick auf die Ein-Täter-Theorie, wobei leider alles möglich erscheint.