Ich fasse mal für mich zusammen, was ich mir aufgrund der vielen guten Ideen und Überlegungen der Kommentierenden hier weiter überlegt habe:
Folgende Sachverhalte sehe ich für mich als gegeben an:
- Täter war jung
- Täter war aus dem unmittelbaren Umfeld von Heike (und dem Nachbarsjungen, da er die Stimme (evtl.) erkannt hat?)
- Tat war spontan
Soweit ich sehe, wird dies auch von der Polizei mehr oder weniger so angenommen.
Etwas irritiert mich allerdings nachhaltig:
Er [der Nachbarsjunge] glaubte, die Stimme erkannt zu haben. Diese Aussage habe durch die objektive Spurenlage am Tatort aber nicht belegt werden können, auch nicht durch die aktuell gesicherten DNA-Spuren, so Nebendahl.
Quelle:
https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article240605790/Cold-Case-Heike-Wiatrowski-Fuehrt-neue-DNA-Spur-zum-Taeter.htmlIch hänge da fest, weil der Zeuge sich sehr sicher war, auch gut 40 Jahre später. Er hat die Stimme ja "automatisch" erkannt. Er dachte wohl in dem Moment sowas wie "ah, XY ist wieder bei Heike zu Hause und sie spielen". Das scheint mir eigentlich relativ verlässlich, wenn ich eine Stimme erkenne, dann, weil ich sie gut kenne und mein Unterbewusstsein die Zuordnung automatisch macht. Zudem muss ihm ja spätestens heute klar sein, dass er mit seiner Aussage jemandem ganz konkret den Mord unterstellt -- ich persönlich würde das wirklich nur machen wollen, wenn ich mir 150% sicher wäre und hätte selbst dann noch Bedenken.
Wenn man annimmt, dass er sie korrekt identifiziert hat, ergibt sich folgendes:
1. Der Täter muss auch dem Nachbarn sehr gut bekannt gewesen sein, so dass ihm sofort klar war, wer das war. Am logischsten wäre: Jemand aus der direkten Nachbarschaft, oder auch aus der Schule, wobei man sich dann schon sehr gut gekannt haben müsste für eine unbewusste Stimmidentifizierung, also selbe Klasse oder gleiches Hobby/Verein.
2. Falls dem so war, warum aber dann keine Spuren am Tatort? Das konnte ja, wenn ich den Zeitungsartikel richtig verstehe, widerlegt werden, auch wenn ich nicht verstehe, was mit "objektive Spurenlage" gemeint ist. Oder gibt es hier doch interpretativen Spielraum?
Am plausibelsten erscheint mir in diesem Szenario nämlich immer noch jemand, der sehr nahe wohnt, vielleicht sogar in der unmittelbaren Nachbarschaft. Das würde auch erklären, warum der Täter so schnell und unbemerkt verschwinden konnte. Schlimmstenfalls ist es sogar denkbar, dass ein Elternteil des Täters nach der Tat in das Haus rüberging, um die gröbsten Spuren zu verwischen, weshalb keine ("objektiven"?) mehr gefunden werden konnten?
Weiss jemand Genaueres zu den Fingerabdrücken und inwiefern der vom Nachbarsjungen belastete TV definitiv entlastet werden konnte? Das ist für mich immer noch unklar. Hier wird z.B. nur von unzureichenden Indizien gesprochen, falls mit dem TV der vom Nachbarsjungen identifizierte gemeint ist:
Kurz nach dem Mord hatten Ermittler einen Tatverdächtigen. Doch die Indizien reichten nicht aus für eine Anklage.
Quelle:
https://www.swp.de/unterhaltung/tv/aktenzeichen-xy-ungeloest-neue-bewegung-im-mordfall-heike-wiatrowski-72398113.htmlEs wäre hilfreich, zu wissen, ob der TV von damals dieselbe Person war, wie diejenige, die der Nachbarsjunge gehört hat. Weiss jemand dazu mehr, oder habe ich das überlesen/vergessen?
@Teegarden: Diese Regel kannte ich nicht, ich habe den Beitrag entsprechend editiert, hoffe, es ist so in Ordnung.