Tötungsdelikt Steffen Braun (53)

@Anonymouse
Verstehe ich das richtig, dass du beim Prozess dabei warst?

Anonymouse schrieb:Doch es wurden auch Audioaufnahmen von genau solchen Fahrten aufgenommen

Waren die anderenn, kleinen Kinder da auch mit?

Anonymouse schrieb:Auch wenn die Polizei ihn damals dafür bestraft hat, was natürlich auch richtig ist, klingt das für mich nicht nach einem harten Fall der häuslichen Gewalt.

Diese Einschätzung überrascht mich. Ich empfinde das als einen eher außergewöhnlich harten Fall von häuslicher Gewalt.

Anonymouse schrieb:Auch Sätze, wie ich bring dich um, wurden sicher schon in anderen gesunden Beziehungen fallen gelassen, ohne dass sie wirklich so gemeint sind.

Nein, Sätze wie "ich bringe dich um" wurden ganz sicher noch nie in gesunden Beziehungen gesagt.
Wenn solche Drohungen geäußert werden, handelt es sich nicht mehr um eine gesunde Beziehung.

Just in case
Wenn du selbst dich in einer Beziehung befindest, in der solche Sätze zum Alltag gehören und von dir als normal erlebt werden, solltest du dir Hilfe suchen.
Es ist -leider- Teil des Problems, dass solche Drohungen und mitunter auch Übergriffe bagatellisiert werden.
In der Regel folgen nämlich nach solchen Übergriffen, zumindest zu Anfang, überbordende Entschuldigungen, Reuebekenntnisse und emotionale Versöhnungen.
Das geht eine Weile gut, bis es den nächsten Impulsdurchbruch gibt.
In den allermeisten Fällen folgt die Dynamik bei häuslicher Gewalt einer Art festgelegter Choreographie, die sich stets ähnelt.
Nennt sich "Gewaltspirale"

Kreislauf der Gewalt
In einer Gewaltbeziehung gibt es keinen isolierten gewalttätigen Vorfall. Gewalttätigkeiten sind eingebettet in einen Kreislauf aus Spannungsaufbau, Gewalteskalation und Reue, der sich stets wiederholt. Diese Tatsache und zahlreiche andere Faktoren, wie z. B. das Stockholm-Syndrom, erschweren es Frauen, den gewalttätigen Mann zu verlassen.

Quelle: https://www.diagnose-gewalt.eu/haeusliche-gewalt/definition-haeuslicher-gewalt/kreislauf-der-gewalt.html

Entkommen ist gar nicht so leicht
Aber es gibt zahlreiche Unterstützungsangebote.

Wie zu erwarten gewesen hat die Staatsanwaltschaft Trier Revision gegen das Urteil der 36-jährigen Mutter eingelegt:

https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/urteil-toetung-arzt-steffen-braun-gerolstein-landgericht-trier-102.html

Duchovny schrieb am 02.09.2024:Wie zu erwarten gewesen hat die Staatsanwaltschaft Trier Revision gegen das Urteil der 36-jährigen Mutter eingelegt:

Das Urteil gegen die Mutter wurde anscheinend aufgehoben.

Der Bundesgerichtshof hat das Urteil gegen die frühere Lebensgefährtin des getöteten Arztes Steffen Braun aufgehoben. Das berichtet der Trierische Volksfreund. Die 37-Jährige war im ersten Prozess zu zwei Jahren und vier Monaten Haft wegen unterlassener Hilfeleistung und Brandstiftung verurteilt worden. Der Fall muss nun vor einer anderen Kammer des Trierer Landgerichts neu verhandelt werden. Auch über die Revisionen der beiden jugendlichen Haupttäter ist laut BGH noch nicht entschieden.

Mordprozess um Dauner Arzt Steffen Braun wird neu aufgerollt (Antenne Trier)

LackyLuke77 schrieb am 06.11.2025:Das Urteil gegen die Mutter wurde anscheinend aufgehoben

Ja tatsächlich
https://www.wochenspiegellive.de/kreis-vulkaneifel/artikel/prozess-um-toetung-des-dauner-arztes-muss-offenbar-neu-aufgerollt-werden

Legal Tribune Online analysiert, warum der BGH das Urteil gegen die Mutter aufgehoben hat.

Der BGH verweist auf die Überwachungsgarantenstellung:

Sehr wohl komme eine Verurteilung der Mutter als Mittäterin wegen Mordes in Betracht – und zwar durch (unechtes) Unterlassen gemäß § 13 Abs.1 StGB. Die sorgeberechtigte Mutter, so der BGH, habe im Verhältnis zu ihrem minderjährigen Sohn, mit dem sie in häuslicher Gemeinschaft zusammenlebte, eine "Überwachungsgarantenstellung" inne gehabt, die sie dazu verpflichtet hätte, ihn von der Tatausführung abzuhalten.

(...)

Im konkreten Fall kam der BGH nunmehr zum Ergebnis, dass L. geeignete Mittel zur Erfolgsabwendung zur Verfügung gestanden hätten. "Nach den Darlegungen in den Urteilsgründen hätte sie ihrem Sohn, als sie den von ihm eingeleiteten Angriff auf das Tatopfer erkannte, die Fortsetzung der Tat untersagen können; zusätzlich hätte sie – als examinierte Krankenschwester – eine Erstversorgung vornehmen können." Es hätte die begründete Aussicht bestanden, so der BGH, durch verbales Einschreiten das Leben ihres vormaligen Lebensgefährten zu retten bzw. dieses mehr als nur geringfügig zu verlängern.

Zudem kritisierte der Bundesgerichtshof, dass das LG Trier nicht überprüft habe, ob die Frau einen aktiven Beitrag zur Tötung geleistet habe - dies sei in diesem Fall in Form der psychischen Beihilfe denkbar.

Nach Auffassung des Senates könne schließlich in dem Nicken der Angeklagten auf das Tötungsansinnen ihres Sohnes einige Zeit vor dem eigentlichen Kerngeschehen eine nach § 27 Abs. 1 StGB relevante Tatförderung liegen. Konkret komme eine psychische Beihilfe in Betracht, so der BGH.

Dieser stehe auch nicht entgegen, dass die Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt den Tatentschluss noch nicht gefasst hatten, sondern nur ersichtlich "tatgeneigt" gewesen seien. "Eine solche psychisch vermittelte Hilfeleistung zu einer Zeit zu erbringen, bevor der Haupttäter den Tatentschluss fasst, ist nicht ausgeschlossen", stellte der BGH klar.

Eltern müssen ihre jugend­li­chen Kinder von Straf­taten abhalten (LTO)

Bleibt die Mutter nun in Haft oder wird sie freigelassen?

Oder kommt sie in Untersuchungshaft?

Untersuchungshaft endet erst, wenn das Urteil rechtskräftig wird - was hier durch die eingelegte Revision nicht der Fall gewesen ist. Wobei die Mutter die ursprünglich verhängte Strafe von zwei Jahren und vier Monaten ja fast abgesessen hätte (Festnahme im September '23) - vielleicht war sie schon auf Bewährung draußen?

Interessant finde ich noch, dass Steffen Braun und Julia L. zum Tatzeitpunkt nicht mehr in einer Beziehung waren sondern nur noch zusammen in dem Haus gewohnt hatten. Aus der medialen Berichterstattung während des ersten Prozesses ging das meiner Erinnerung nach nicht hervor.

In dem Haus wohnte die angeklagte Julia L. (damals 35) damals noch zusammen mit ihrem Ex-Lebensgefährten und späteren Mordopfer Steffen B., einem Orthopäden. Beide hatten sich bereits voneinander getrennt, wohnten aber noch unter einem Dach wie in einer Wohngemeinschaft.

(...)

So habe die Frau weder die Stellung einer Beschützergarantin ihrem Ex-Lebenspartner gegenüber gehabt, weil nach der Trennung des Paares ein Zusammenleben ähnlich einer Wohngemeinschaft eine derartige Schutzpflicht nicht begründen könne.

Eltern müssen ihre jugend­li­chen Kinder von Straf­taten abhalten (LTO)

So habe die Frau weder die Stellung einer Beschützergarantin ihrem Ex-Lebenspartner gegenüber gehabt, weil nach der Trennung des Paares ein Zusammenleben ähnlich einer Wohngemeinschaft eine derartige Schutzpflicht nicht begründen könne. Noch sei sie als Überwachungsgarantin verpflichtet gewesen, ihren minderjährigen Sohn von der Straftat abzuhalten. Dieser sei als 16-Jähriger nach seiner sittlichen und geistigen Entwicklung reif genug gewesen, das Unrecht seines Handelns einzusehen und zu erkennen, welche Gefahren davon ausgehen.

Quelle: https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/bgh-3str1125-garantenstellung-eltern-kinder-psychische-beihilfe

Dieses ursprüngliche Urteil gegenüber der Mutter ist erschreckend für mich und zeigt für mich schlichtweg welchen Spielraum es gibt um Recht auszulegen
Die Mutter habe also weder die Aufgabe gehabt ihren Ex-Lebensgefährten vor einem Tötungsdelikt zu bewahren, noch ihren minderjährigen Sohn davor, es zu begehen.

Nach den Feststellungen des Landgerichts (LG) Trier hatte S.-J. mit seiner Mutter bereits Tage vor dem Tattag besprochen, dass er und sein (nicht mit der Mutter verwandter) gleichaltriger Halbruder W. den verhassten B. töten wollen. Am besten durch Schläge von hinten auf den Kopf, lautete der Plan. Die Mutter stimmte per Nicken zu. Dann sagte sie, die beiden Teenager sollten sich "mal überlegen, wie man den B. am besten loswerden könnte."

Wie kann es sein, dass man als Mitwisserin, vielmehr Mitplanerin, eine so geringe Strafe erhält?

Ich bin auf den neuen Prozess und somit das neue Urteil gespannt.