ThoFra schrieb:Wenn man mal annimmt, dass sich evtl Mitwisser im Laufe der Jahre von der Hooligan-Szene distanziert haben bzw keine Kontakte (mehr) in 'rechte Kreise' pflegen, möchten diese wahrscheinlich auch nicht mehr mit ihrer (derartigen) Vergangenheit konfrontiert bzw in Verbindung gebracht werden.
Ja, und sicher auch im Sinne von „bringt ja eh nix mehr“.
ThoFra schrieb:Dass die Phantombilder seit 2012 nicht mehr verwendet bzw veröffentlicht werden, wusste ich bisher noch nicht.
Frage mich, ob einfach nicht mehr davon ausgegangen wird, dass diese Phantombilder die Täter zeigen, oder ob die Phantombilder nicht mehr veröffentlicht werden, da dies zu keinem Ermittlungserfolg geführt hat.
Ich leite das einfach aus den beiden TV-Dokus zum Fall Döbler ab.
Die Folge der Sendung
Ungeklärte Morde wurde anscheinend
2003 zum ersten Mal ausgestrahlt. Da ist noch die Rede von einer Person, die aus der Disco kam, und darauf von anderen wegen eines Fahrzeugschlüssels angesprochen wurde; in Folge werden die drei Phantombilder gezeigt.
Die Sendung
Zeugen gesucht ist dagegen von 2012, und hier wurde gesagt, dass ein Zeuge David Döbler beobachtet hatte, wie er um zwei Uhr auf der Straße von zwei Personen angesprochen wurde, die Situation sei aggressiv gewesen. Phantombilder wurden keine mehr gezeigt.
Über den Grund dieser Diskrepanzen können wir nur spekulieren. Hat sich Situation A aufgeklärt oder als unergiebig erwiesen, dafür hat sich in der Zwischenzeit ein anderer Zeuge gemeldet, der Situation B geschildert hat? Wurde ein weiterer Zeuge gefunden, der einer dieser drei als David Döbler identifizieren konnte, aber der „Täterbeschreibung“ des ersten Zeugen nicht zustimmte? Ist der Polizei mittlerweile klar, wer diese beiden Männer sind, und sie sucht nur noch weitergehende Hinweise zur Situation, nicht aber zur Identifizierung? So oder so, die Phantombilder scheinen keine Rolle mehr zu spielen.
oö1990 schrieb:Ein wichtiger Aspekt fehlt noch: Die Polizei geht davon aus, den/die Täter mittels DNA von Zigarettenstummeln überführen zu können. 1000 Partygäste wurden überprüft, die Täter waren nicht darunter. Wie kann es das geben?
ThoFra schrieb:In diesem Zusammenhang fände ich es zunächst mal interessant, wieviele Gäste diese Party insgesamt circa besucht haben?
Woher stammt die Info mit den tausend Partygästen bzw. Überprüften? In der Sendung
Ungeklärte Morde ist von 120 Personen die Rede – Partygästen und Anwohnern. Es waren übrigens nicht 1000 Partygäste, sondern 300.
oö1990 schrieb:Partygäste kamen übrigens von sehr weit her (bis Niedersachsen)
So weit weg finde ich das gar nicht. Das können je nach dem 20 km sein. Ist natürlich nicht gerade um die Ecke, aber es ist ein spärlich besiedeltes Gebiet, in dem es wahrscheinlich nicht allzu häufig Veranstaltungen für junge Leute gibt. Samstagabends 20 km weit in eine Stadt zu fahren um dort zu feiern, würde wohl niemand als ungewöhnlich empfinden.
Ich habe übrigens noch Archivseiten des DJs gefunden, und das scheint ein klassischer Dorfdiscoveranstalter gewesen zu sein. Dass die Disco eine Veranstaltung von Rechtsextremen war, wie hier gemutmaßt wurde, halte ich also für eher unwahrscheinlich.
oö1990 schrieb:Vor allem: Woher weiß die Polizei, dass die Zigarettenstummeln von den Tätern stammen?
Diesbezüglich finde ich die Aussagen auch etwas widersprüchlich. In der 2003-er Doku sagt der Kriminalpolizist, die Stummel seien „wahrscheinlich von dem oder den Tätern verursacht“ worden.
Auch in der 2012er Doku äußert sich der Polizeisprecher nicht so klar in dieser Sache. Auffällig finde ich vor allem die Formulierung, man „hoffe immer noch auf auswertbares DNA-Material“.
Andererseits wird bei
Ungeklärte Morde gesagt, die Spurenlage reiche allemal zur Verurteilung eines Täters. Darum ist mir auch nicht so ganz klar, wie und was damit gemeint ist.
ThoFra schrieb:Finde es allerdings nach wie vor wirklich sehr merkwürdig, dass niemand der Disco-Besucher/ Anwohner die Täter gesehen haben will, wenn diese sich tatsächlich schon eine Weile vor dem (tödlichen) Übergriff auf David dort aufgehalten haben sollten.
Man muss sich vor Augen halten, dass sich das ganze an einer (möglicherweise unbeleuchteten?) Nebenstraße eines Dorfes in einer Winternacht zwischen zwei und drei Uhr abgespielt hat. Man kann davon ausgehen, dass die Anwohner an die Disco gewöhnt waren und nicht aus dem Fenster beobachteten, was spätnachts/frühmorgens dort rundum so abging. Und so wie die Einfahrt gelegen ist, macht es auf der Karte den Eindruck, dass sie noch nicht mal von der Straße vor der Disco aus einsehbar ist, geschweige denn vom ummauerten Innenhof aus.