Rotmilan schrieb:Völlig abwegig ist die Idee eines Auftragsmordes auch nicht. Alleine der hohe Geldbedarf von KWW und seine Skrupellosigkeit sprechen evtl. dafür.
Ich wollte mit meinem Posting vorhin nur anmerken, dass es auch eben einige Punkte gibt, die dagegen sprechen.
Im Prinzip hätte er doch die Option gehabt, seine Auftraggeber immer wieder, um Geld zu erpressen. Weder HM noch Ehegatte Warmbier hätten dann zur Polizei gehen können.
Aber so wirklich finanziell saniert hat sich KWW nicht, wenn es Auftragsmorde waren. Denn dann wäre Alice nicht nach seinem Suizid April 1993, so schnell zum Hausverkauf wegen seiner Schulden, genötigt gewesen.
Genau, es gibt gute Gründe, sich die Auftragskiller-Theorie anzusehen und genauso sehr viel, sie zu verwerfen. Und selbstverständlich muss dazu ermitteln, um sie ausschließen oder vertiefen zu können.
Ich sehe eher mehr Argumente dafür, zu meinem jetzigen Wissensstand und Erinnerungsvermögen, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass es Auftragskiller gab.
Wenn denn ein Auftraggeber einen Auftragsmörder gesucht hat, dann muss es ja Wege der Kontaktaufnahme gegeben haben. Das wird kein Inserat in der Wochenzeitung gewesen sein. Wenn beispielsweise ein Ehepartner seinen anderen Ehepartner wegen Fremdgehens oder aus anderen Gründen ermorden lassen möchte, dann muss dieser ja den Killer erstmal finden und kontaktieren. Es müssen also irgendwelche tragfähigen Beziehungen zu einer entsprechenden kriminellen Welt bestehen. Dann müssten hierdurch Beziehungen zu KWW und HJW hergestellt werden können und es müsste da auch irgendwie Wissen zu seinem mörderischen Interessen und bisherigen Taten bestehen.
Wenn man diese Ansätze sowohl auf zB BMK und IW wie auch BM bezieht, wären das schon mehrere Auftraggeber, die diese Beziehungen ins kriminelle und organisierte Milieu haben müssten und demnach auch sich selbst offenbarten durch den Auftrag und der Killer sich offenbarte durch die Annahme des Auftrags.
Wenn man dann noch die These der Verwechslung der Opferpaare hinzunimmt, wird es sehr komplex und kompliziert.
Ist es tatsächlich so wahrscheinlich, dass sich innerhalb kürzester Zeit mehrere Auftraggeber an den KWW wenden?
Ist es tatsächlich so wahrscheinlich, dass eben diese Auftraggeber auch alle entsprechende Beziehungen zu kriminellen Organisationen oder Personen hatten?
Ist es tatsächlich so wahrscheinlich, dass es dann ja logischerweise noch weitere Mitwisser in diesen Vermittlern oder Organisationen geben muss?
Oder ist es tatsächlich so wahrscheinlich, dass man sich als Auftraggeber direkt an KWW wandte, weil man schon eine Bekanntschaft pflegte?
Es müsste ja im Hintergrund aller Beteiligten ein enormer Bezug zum kriminellen Milieu bestanden haben und über dieses eine Beziehung zu KWW und HJW usw Das wäre ja ein sehr komplexes Geflecht von gemeinsamen Beziehungen.
Auch wenn ich so sehe, dass KWW in verschiedene kriminelle Richtungen aktiv war und diverse Beziehungen gehabt haben dürfte und dass seine kriminellen und subkulturellen Beziehungen (Drogenmilieu? rechtsextremistisches Milieu? Rotlichtmilieu? Waffen? Autos? Sex/BDSM? usw) komplexer waren, als uns bekannt ist, reicht das um aktiv Aufträge als Mörder zu bekommen?
Es gibt ja unaufgeklärte Fälle, zB in Bremerhaven, die ebenso eine These des Auftragsmords beinhalten könnten und wo auch KWW theoretisch in Frage käme, usw. Das könnte dann die Beziehungen ins Rotlicht- und Drogenmilieu erhärten. Aber wie wahrscheinlich ist das alles in der Summe?
Ist es nicht wahrscheinlicher, dass es einfach einen persönlichkeitsgestörten Mörder mit Helfer gab, der seiner Mordlust und seinem Tötungsdrang und seinem sexuellen Interesse auf unterschiedlicher Weise in diversen Vorgehensweisen und mit unterschiedlichen Tatmustern über viele Jahre hinweg mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten?
Und es gab ja auch weitere Paarmorde in Norddeutschland (und ich meine auch bundesweit) und unaufgeklärte Anhalterinnenmorde und -vermissetnfälle und Prostituiertenmorde und gerade auch um Lüneburg herum diverse unaufgeklärte Morde und Vergewaltigungen usw
Ist es da nicht wahrscheinlicher, dass es einfach nur ein vollkommen gestörtes Mörderpaar oder auch mal wechselnde Einzeltäter (oder wechselnde Paare?) gab, die ihre Fantasien auslebten, ganz situativ? Dass eben diese/r Täter verschiedene Zugänge zu den Opfern suchte und nutzte und dass eben diese/r Täter auf die Pirsch ging und die Chance nutzte, wenn es passende Opfer vor der Flinte gab?