So … ich habe das Buch auch gelesen.
Lesen kann man es gut, allerdings hat mich persönlich schon genervt, dass andere Journalisten immer wieder (zu Recht) schlecht gemacht werden, wobei man sich selbst in ominösen Interpretationen verliert. Beispielhaft die Sache mit den Handys. Es wird angeführt, dass diese z.B. bei einem Unfall je nach Sonnenstand eingeschaltet worden sein könnten … aber „viel wahrscheinlicher“ sei es, jemand habe falsche Logs erstellen wollen.
Ich meine, in welcher Welt ist das „viel wahrscheinlicher“?
99 Prozent aller Menschen wissen doch noch nichtmal, dass solche Log-Dateien existieren, geschweige denn wie sie erstellt werden.
Generell macht dieses „Foul-Play“ für mich keinen Sinn. Es müsste sich auf der einen Seite um einen extrem schlauen Täter gehandelt haben (der z.B. eine Ahnung über Logs und Fotos gehabt hätte), aber gleichzeitig so bescheuert gewesen wäre, solche „gefakten“ Beweise zu liefern.
Ich meine, warum sprechen wir 10 Jahre danach immer noch über Kris und Lisanne? Nicht weil deren Schicksal so tragisch wäre. Da gäbe es sehr viel schlimmere.
Wegen der Fotos und der Anrufe. Weil die so seltsam sind. Der Täter hätte so eine gestörte Aktion fabriziert, ohne jegliche Logik und ohne Sinn.
Oder im Sinne von „ich bin besonders schlau“: „wenn ich normale Fake-Anrufe fingiere, dann glaubt das keiner, also mache ich verdächtige Anrufe weshalb man sie zunächst nicht glaubt, dann aber meint, dass keiner so dumm wär solche Fake-Anrufe zu machen.“
Und nein, das glaube ich nicht!
Was für mich tatsächlich unlogisch klingt, ist die Annahme jemand hätte die Geschichte gefaked, Anrufe fingiert und Bilder manipuliert.
Seien wir ehrlich, Hannibal Lector existiert nicht, schon gar nicht im Dschungel vom Panama.
Ein Täter will im Regelfall nicht geschnappt werden.
Wenn man außerdem was faked, dann doch auch was Logisches?
Wozu will eine Geschichte kreieren, bei der die Mädchen noch so viele Tage leben?
Es wäre doch viel logischer, wenn man den Beiden die Handys wegnimmt und sie "online sterben lässt".
Irgendwo hingeht, wo es keinen Empfang gibt, dort dann diverse Male die Notrufnummer wählt. Von einem Handy mit PIN-Eingabe und einmal ohne. Dann legt man das Handy weg und lässt die Akkus leer gehen. Fertig.
Dann würde man denken, die Beiden wären irgendwo abgestürzt, die eine tödlich und die andere habe noch schwer verletzt versucht, den Notruf zu wählen, bis sie selbst gestorben wäre.
Man hätte es sich auch insgesamt sparen können, indem man die Handys z.B. aus großer Höhe fallen lässt, oder diese ins Flusswasser legt, so dass diese kaputt gehen. Ein paar Einschaltversuche. Fertig.
Aber diese Fotos und Anrufe machen keinen Sinn, warum sollte irgendwer das so scripten?
Schlimm finde ich die Anschuldigungen in Richtung Plinio.
Da wird Feliciano, sein Sohn und dessen Freunde eigentlich „grundlos“ (weil man sie nett findet) für unschuldig befunden, gleichzeitig werden Verdächtigungen gegen Plinio groß.
Und ganz ehrlich. Wenn eine Einzelperson wie Annette genau „in dem Teil des Dschungels“ übernachten will, da wird doch jeder Guide hellhörig. Und gerade wenn er eh in Verdacht steht (auch Plinio wird Nachrichten wie Feliciano und Henry erhalten haben), wird man einen zweiten Guide mitnehmen, um Nachher nicht als der Depp dazustehen, der die arme Wanderin sexuell belästigte, wie es vielleicht schon 2014 geschah, oder man sagt es ganz ab. Sehr fragwürdig finde ich es auch auch, dass Plinio später wohl nie weiter gefragt wurde. Vielleicht hätte er auch noch gerne was gesagt …
Und seine Fotos ...
Z.B., dass er sehr ähnliche Fotos gemacht hat, obgleich die Bilder der Mädchen damals noch nicht auftaucht waren.
Er hat 71 Fotos gemacht und da wurde dann sowas hier gefunden:
https://photos.google.com/share/AF1QipOaDcK-zyudR_UXP4xNvvSpKhbEUNHFkl1cvaGaZrvkiKqkgSL0BK5mjUL2SGcDjw/photo/AF1QipNJmqGOoK9acguI9m7HWjbRCBl0yolr-quaaWoD?key=UjkzUHpsRmtLNUc2RlphdjVTWHRZSVEySjNYS0NR Das ist mitnichten gleich.
Alle Bilder, die so „verdächtig“ gleich sein sollen, sind es im Endeffekt nicht.
Und ganz ehrlich Straftäter, auch Mörder, sind keine Monster.
Sie sind im Regelfall umgänglich, sogar sympathisch. Zumindest ist das meine persönliche, in dem Fall berufliche Erfahrung. In einem „netten Gespräch“ findet man nicht heraus, ob jemand schuldig oder unschuldig ist. Die „Interviews“ mit der „Pandilla“ sind ja ganz nett, aber sie sagen nichts aus. Es mag das Gefühl der Autorin sein, mehr nicht.
Man hätte viel mehr „nachfühlen“ können. Auch bei der Mutter von Osman. Warum kam sie im Nachhinein auf die Beschuldigungen? Mag ja sein, dass es einen Grund dafür gab, z.B. dass sie sich bei der ersten Aussage keinen Reim auf die Aussage ihres Sohnes machte. Sie verstand da vielleicht nur die Sache mit der Flasche, später begriff sie den Gesamtzusammenhang.
Das will ich gar nicht unterstellen.
Ich glaube immer noch an die „Lost-Theorie“, aber die Ermittlungen im Buch finde ich schon fragwürdig.
Ich hätte mir auch eine Karte gewünscht. Z.B. zum Wasserfall. Hätten die beiden auf dem Weg dahin gewesen sein können? Oder passt das von den Bildern nicht?